Die Rolle von Fakten als Orientierungsmarken im Meer der Meinungen ist im Moment in aller Munde. Was – beflügelt durch das Modewort des „postfaktischen Zeitalters“ und der Begriffskreation „alternative Fakten“ durch Trumps Pressefrau Conway – ins allgemeine Bewusstsein gehoben wurde, ist in der Wissenschaft schon lange ein Thema: Aus einer oft nicht konsistenten, manchmal sogar widersprüchlichen Datenlage das herausfiltern, was man trotzdem wissen kann. Die Arbeit der Cochrane-Zentren steht innerhalb des Wissenschaftssystems paradigmatisch für dieses Bemühen, das IQWIG hat solche Aufgaben der Evidenzsynthese in der Beratung der Gesundheitspolitik und versucht mit seinem Angebot „Gesundheitsinformationen.de“ auch der Öffentlichkeit evidenzbasiert zur Seite zu stehen.
Auch Journalisten stehen regelmäßig vor der Frage, was der Stand des Wissens zu einem Thema ist, ohne dass sie immer die Zeit – oder die Kompetenz – haben, sich durch Berge von Studien zu graben. In Brexitannien gibt es bereits seit längerem ein „Science Media Center“, das Journalisten hier unterstützt und in Deutschland arbeitet seit kurzem ebenfalls ein solches Science Media Center. Es will Journalisten z.B. beim Bewerten von Breaking News aus der Wissenschaft unterstützen, oder eben beim Lichten des Gestrüpps im Studiendschungel.
Jetzt hat das Science Media Center ein Fact Sheet zum Thema E-Zigaretten veröffentlicht, ein Thema, über das wir hier auf Gesundheits-Check auch schon mehrfach diskutiert haben. Das Fact Sheet präsentiert in kompakter Weise Informationen zur E-Zigarette, ihrer Funktionsweise, ihren gesundheitlichen Folgen, ihrer Rolle für die Raucherentwöhnung, den offenen Fragen etwa bei den Langzeiteffekten und, sehr interessant, in Bezug auf wichtige Diskussionspunkte eine Zusammenstellung von Pro- und Contra-Argumenten. Letzteres zeigt, dass „Fakten“ eine Diskussion nicht beenden, sondern qualifizieren. Wer mehr weiß, hat die Möglichkeit, besser zu entscheiden. Oder in dem Fall: als Journalist besser zu berichten.
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