An Datenersatz-Professoren ist auch sonst kein Mangel. Googelt man nach Diesel und Panikmache, findet man z.B. die Seite „Das rote Heft“, im Wiesenweg in Rösrath zuhause, wo immer das sein mag. Da steht: „Kein Geringerer als Prof. Dr. Hans Draxler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin, hat vor Panikmache gewarnt.“ Der Draxler zieht sich durch den ganzen Text. Wer jetzt zweifelt, ob er aus dem „roten Heft“ zitieren sollte, weil Draxler in Wahrheit Drexler heißt, der kann sich alternativfaktisch bei EIKE bedienen, dem „Europäischen Institut für Klima & Energie“. Das klingt doch eindeutig nach renommierter Wissenschaft und das „Institut“ ist auch einschlägig für seine eigenen allerwahrsten Daten zum Klimawandel bekannt. Es bringt noch einmal den auch hier schon angesprochenen Beitrag von Dirk Maxeiner auf Achgut (ceterum censeo: der Seite mit dem Klagelaut im Titel). Zur Einleitung heißt es: „Dirk Maxeiner von ACHGUT hat sich diese Studie und ihre Macher mal näher angeschaut. Sein Ergebnis in freier Wahrnehmung der EIKE Redaktion: Die Studie ist von Hausmüll nur deshalb zu unterscheiden, weil sie anders als dieser nicht getrennt wurde.“ Versuchen Sie nicht, die Logik dieses Satzes zu verstehen, es gibt keine. Aber darauf kommt es nicht an. Dirk Maxeiner hat sich die Studie des Umweltbundesamtes schließlich näher angeschaut. Wie lange er verständnislos darauf gestarrt hat, ist nicht bekannt.
Die Ethik der Zahlen
Und last but not least die Bildzeitung selbst, der Mund der Wahrheit, auf den sich so viele skeptische Stimmen zur Studie des Umweltbundesamtes beziehen: Bild bringt Lesermeinungen. Warum weiß ich nicht, aber Laienepidemiologie hat bei dem Thema offensichtlich eine hohe street credibility. Gegen Berechnungen, die man nicht versteht, hilft gefühlte Statistik. Der Bild-Leser weiß: die Studie ist Müll, siehe auch EIKE. Ein Wolfgang Bügener aus Oberhausen reflektiert sogar wissenschaftsethisch über den Umgang mit Zahlen: „Es ist doch eigenartig, wie unsere Politiker ihre Wähler veräppeln und belügen. Sie halten sich noch nicht einmal, wenn auch nur vor statistischen, Toten zurück.“ Statistische Leichenschändung. Auf so was kann wirklich nur die Bildzeitung kommen. Aber immerhin werden die statistischen Toten hier einmal ernst genommen.
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