Entkriminalisierung
Wenn die Polizei sich bei Cannabis mit jährlich 180.000 Delikten herumschlagen muss, während Alkohol- und Tabakkonsum legal sind, kann man in der Tat fragen, wo hier die Logik ist. Aber ist es nicht genauso unlogisch, aus dem liberalen Umgang mit Alkohol und Tabak abzuleiten, man solle dann auch mit Cannabis liberal umgehen? Ist das nicht eine Form von Whataboutism? Was nicht ausschließt, dass es sinnvoller Pragmatismus sein kann. Das Leben ist nur selten logisch konsequent. Das gilt übrigens auch andersherum, wenn die Legalisierungsbefürworter darauf verweisen, dass die Folgen und Kosten bei Tabak und Alkohol doch viel gravierender seien, auch hier darf man die Whataboutism-Frage stellen. Oder man nimmt den Hinweis als Hilfestellung bei der Einordnung des Problems.
Slippery Slopes
Häufig hört man, Cannabis solle nicht legalisiert werden, weil es die Einstiegsdroge für den Konsum harter Drogen ist. Müsste man das Argument nicht auch auf Tabak und Alkohol anwenden? Beide sind vermutlich die häufigsten „Einstiegsdrogen“. Andererseits geben manche Legalisierungsbefürworter eine ganz andere Antwort: Man sollte einfach alle Drogen legalisieren, der „Krieg gegen die Drogen“ sei doch eh verloren. Bei einer umfassenden Legalisierung würde dem kriminellen Drogenhandel der Boden entzogen und der Staat könnte sich auf die Regulation des Konsums konzentrieren, und sogar Geld damit verdienen. Aber wem ist nicht etwas unheimlich bei dem Gedanken, dass der Staat darauf achtet, ob die halluzinogenen Pilze richtig abgewogen wurden, dass Crystal Meth nicht an Schwangere abgegeben wird, welche Inhaltsangaben auf Crack-Packungen stehen und ob sie barrierefrei gestaltet sind?
Zurück auf Anfang
Mir scheint, in der Legalisierungsdebatte taugen viele Argumente letztlich nur als nicht zu Ende gedachte Zutaten einer pragmatischen Abwägung. Das ist aber ein recht sicheres Zeichen dafür, dass es weniger um eine evidenzbasierte Entscheidung als um eine Debatte darüber geht, was gesellschaftlich konsensfähig ist. Sollten wir also erst einmal intensiver darüber nachdenken, welche Rolle Drogen überhaupt in unserer Gesellschaft spielen? Warum wir sie nehmen? Was wir vom „Drogenproblem“ verstanden haben und was nicht? Ich mache mir jetzt einen Kaffee und überlasse alles Weitere den werten Kommentatoren. Heute Abend schaue ich noch mal vorbei, vielleicht bei einem Glas Wein.
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