Die Positionen von Harald Walach waren hier auf Gesundheits-Check schon öfter Thema. Über manche seiner akademischen Holzwege muss man nicht weiter diskutieren, anderes von ihm ist weniger abwegig und in Sachen Homöopathie schreibt er zumindest oft so, dass man sich trotz anderer Position mit seinen Thesen auseinandersetzen kann, ohne Gefahr zu laufen, dabei selbst der Verdünnung jedweden argumentativen Gehalts zum Opfer zu fallen.

Walach hat jetzt zur Homöopathie eine Serie „Die populärsten Irrtümer“ begonnen. Im ersten Beitrag geht es vor allem um das Therapieprinzip der Homöopathie. Dass man nicht wisse, wie die Homöopathie wirke und dass auch sein eigener Erklärungsversuch mit der „verallgemeinerten Quantentheorie“ nicht wirklich weiterhilft, räumt er freimütig ein. Das machen zwar aus taktischen Gründen auch hartgesottene Lobbyisten, aber ich kann nicht in seinen Kopf schauen, vielleicht ist es ihm ja ernst damit.

Wogegen er sich wehrt, ist die Argumentation der Homöopathiekritik, das Ähnlichkeitsprinzip, das Prinzip der Potenzierung und das Individualisierungsprinzip seien wissenschaftlich nicht bewiesen, während die therapeutischen Prinzipien der konventionellen Medizin als rational ableitbar und belegt hingestellt würden.

Ich weiß nicht, was genau mit den „therapeutischen Prinzipien der konventionellen Medizin“ gemeint ist, ich weiß auch nicht, ob man über Prinzipien überhaupt dergestalt sprechen kann, dass sie als belegt oder nicht belegt gelten – je nachdem, wie man den Begriff konkret fasst, haben Prinzipien ja eher methodologisch-normativen Charakter und nicht epistemisch-deskriptiven. Aber das sei einmal dahingestellt, ich will hier nicht in eine Diskussion über seinen Argumentationsgang insgesamt einsteigen, sondern nur kurz eine Anmerkung zu seinen Ausführungen zum Ähnlichkeitsprinzip machen.

Walach schreibt, das Ähnlichkeitsprinzip gäbe es in der konventionellen Medizin auch und verweist auf Desensibilisierungsbehandlungen bei Allergien: „In der Allergologie wird etwa damit gearbeitet, dass Substanzen, die eine Allergie verursachen, in absteigender Verdünnungsreihe als Medikamente verabreicht werden.“

Daran schließen sich zwei Fragen an: Wenn man davon ausgeht, dass hier ausnahmsweise mit Ähnlichem geheilt wird, kann man dann überhaupt von der Anwendung eines Prinzips sprechen? Ein Prinzip sollte sich ja nicht nur im Ausnahmefall zeigen. Und weiter: Geht es bei der Desensibilisierung um „Ähnlichkeit“ im Sinne der Homöopathie, oder um eine Anwendung des Gleichen zum Zwecke einer Gewöhnung des Organismus an eine Exposition? Mir scheint, das sind zwei paar Dinge. Würde man bei Gesunden kleine Dosen der allergisierenden Stoffe anwenden, würden sie auch nicht die Symptome wie bei den Erkrankten hervorrufen, sondern gar keine. Es sei denn, die Allergene sind so potent, dass sie auch in niedriger Dosierung zur Erkrankung führen. Beides entspricht nicht der homöopathischen Arzneimittelprüfung.

Vielleicht auch von Interesse: Vor kurzem hatte ich hier über eine Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing zum Menschenbild in der Medizin berichtet. Der – keineswegs homöopathiekritische – Medizinhistoriker Heinz Schott hat dort darauf hingewiesen, dass die Homöopathie mit Blick auf das Ähnlichkeitsprinzip nicht zur Naturheilkunde gehöre, denn die würde dezidiert durch Gegensätzliches heilen. Der Wadenwickel bei Fieber ist kalt und soll dem Körper Wärme entziehen, man macht ihn nicht heiß. Man kann jetzt natürlich fragen, wie es mit Schwitzkuren bei Fieber aussieht. Wird hier nicht wirklich nach dem Simile-Prinzip geheilt? Das mag sein, aber dann darf man auch zurückfragen, ob das Fieber denn die Krankheit ist, die geheilt werden soll, oder ob man mit der Schwitzkur nur eine Heilungsreaktion des Körpers auf eine ganz andere Krankheit, nämlich eine Infektion, verstärkt. Ist das also ein Fall von „Ähnliches mit Ähnlichem“ heilen?

Walach nennt neben den Allergien ein zweites Beispiel: „Man kann auch die Psychotherapie als eine Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips verstehen, zumindest bestimmte Formen: Der Krankheitsauslöser wird in veränderter Form präsentiert – durch Verstehen, durch Imagination, durch sprachliche Verarbeitung aufbereitet.“ In dem Fall scheint er mir das „Ähnliche“ doch etwas zu sehr zu verallgemeinern. Nach dieser Logik könnte man jede von Menschen verursachte Erkrankung, die geheilt wird, als Heilung nach dem Ähnlichkeitsprinzip ansehen: Ein Tun wird mit einem anderen Tun geheilt. Prinzipien dieser Art sind nichts wert, weil sie so gut wie alles „erklären“ (also nichts). Dass alles zwei Seiten hat und auf Regen auch wieder Sonnenschein folgt, mag man als „Prinzipien“ ansehen, in konkreten Lebenssituationen Fall lässt sich mit solchen gern erteilten Ratschlägen aber meist wenig anfangen. Zudem unterstellt Walach mit seinem Ähnlichkeitsprinzip in der Psychotherapie eine Ätiologie psychischer Störungen, die zu diskutieren ein Thema für sich wäre.

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Kommentare (20)

  1. #1 Mamarok
    Ulm
    13. Januar 2019

    Interessant an den Daten ist, dass man ICD-10 C44 ausnimmt. Es wäre sicher interessant zu sehen, wie die Daten damit aussehen, da man Basaliome (unter anderem in C44) heute ja sehr gut behandeln kann und die Sterblichkeit daran gegen null tendiert.

    • #2 Joseph Kuhn
      13. Januar 2019

      @ Mamarok:

      Beim weißen Hautkrebs sind die Meldedaten aufgrund des meist harmlosen Verlaufs und der guten Behandelbarkeit unzuverlässig. Die Fallzahlen sind allerdings sehr hoch, die Arbeitsgemeinschaft der Epidemiologischen Krebsregister weist für 2014 fast 140.000 Neuerkrankungen aus (https://atlas.gekid.de)*. Man lässt C 44 daher aus den Neuerkrankungsstatistiken, weil sonst die eigentlich relevanten Daten davon überlagert und unbrauchbar würden.

      * Das IQWIG nennt auf seiner Seite gesundheitsinformationen.de (https://www.gesundheitsinformation.de/weisser-hautkrebs.2618.de.html) sogar noch deutlich höhere Zahlen, zu dieser Diskrepanz kann ich im Moment leider nichts sagen. Vermutlich schließen die IQWIG-Zahlen eine geschätzte Dunkelziffer nichtgemeldeter C 44-Fälle ein, falls ich dazu noch etwas erfahre, trage ich es nach.

      —————
      Nachtrag 14.1.2019:

      Die Daten des IQWIG sind aus der RKI-Broschüre Kebs in Deutschland 2017, s. 132. Ob meine Vermutung zutrifft, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.

  2. #3 Lothar
    13. Januar 2019

    Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass die Homöopathie neben den genannten Nachteilen auch viele Vorteile vorweisen kann, diese sind:

    1.) Sie sind frei von Nebenwirkungen

    2.) Schaden durch unachtsame Überdosierung ist bisher noch niemals nachgewiesen worden.

    3.) Konjunkturprogramm: Laut einer Umfrage kaufen nur 12 Prozent der Personen „Ohne Schul­abschluss“ diese Produkte. Dagegen kaufen 56 Prozent der Personen mit abgeschlossener „Hochschulreife“ diese Produkte. Die Gruppe die diese Prokukte kauft und den meisten Umsatz generiert dürfte also finanziel besser dastehen. Es handelt sich also um ein Konjukturprogramm, welches von Menschen finanziert wird
    die es sich leisten können.

    4) Finanzausgleich:
    Auch zeigt die Befragung, dass Westdeutsche mit 44 Prozent im Vergleich zu Ost­deutschen mit 32 Prozent deutlich häufiger zu solchen Präparaten greifen. Es findet somit ein Finanzausgleich zwischen West und Ost statt.
    Ein Kritikpunkt dabei ist: der Finanzausgleich findet nur durch erhöhte Ausgaben von Westen statt. Optimaler wäre der Finanzausgleich wenn der der Osten von den Einnahmen profitieren würde. Aber immerhin ist es besser als nichts.

    Ich bin der Meinung wenn man die Vor- und die Nachteile berücksichtigt, überwiegen die Vorteile ganz klar.
    Auf alle Fälle steht fest, die Ausage Homöopathie würde keine Wirkung zeigen kann man so nicht gelten lassen.

  3. #4 RPGNo1
    13. Januar 2019

    Setzt Harald Walach tatsächlich die Hyposensibilisierung, wo einer Person Antigene in messbaren Mengen appliziert werden, mit dem Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie gleich, wo der Mensch am Ende nichts (von Wasser oder Milchzucker einmal abgesehen) zu sich nimmt?

    Wenn Walach nicht bereits das Goldene Brett verliehen bekommen hätte, da hätte er es sich glatt noch ein 2. Mal verdient.

  4. #5 ajki
    13. Januar 2019

    Eine Hyposensibilisierung als Vergleichsfall zum “Simile-Prinzip” heranzuziehen ist meiner Meinung nach sowohl unzulässig als auch unmöglich. Jeder, der so etwas im Falle ernsthafter Allergie-Probleme schon mal mitgemacht hat, wird das aus eigener Erfahrung bestätigigen können. Zunächst mal gibt es eine grundsätzliche Kausalitätsbeziehung zwischen (diversen) allergenen Stoffen aller Art, den verschiedenen körpereigenen Abwehrmechanismem und den daraus resultierenden Effekten für eine konkrete Person. Sowohl die Körperchemie als auch die allergenen Stoffe sind über viele Jahrzehnte lang sehr gut beforscht und dokumentiert worden, sowohl hinsichtlich der Arten als auch Mengen und nimmt man noch die Jahrhunderte der “Erfahrungsmedizin” vorher dazu, dann muss die Kausalität von Erregung und Reaktion als gut verstanden gelten. Ebenfalls ist seit Jahrzehnten völlig klar (ich selbst wurde als Kind in den frühen 60ern schon standardisiert getestet), wie man die einzelne Person (den belasteten Patienten) in ihren allergischen Reaktionen zu messen hat – das Ganze ist schon alleine aufgrund der immensen Fallzahlen weltweit völlig gesichertes Wissen. Daraus leitete sich schon vor ebenso vielen Jahrzehnten die Hypothese ab, dass mittels eines durch entsprechende Dosierung genau bestimmbares und bestimmtes “Training” der Körperchemie durch Auslöser-ähnliche Stoffe eine Minderung der zu heftigen Reaktion (sozusagen der fehlerhaften Reaktion) erreicht werden kann. Auch dies ist schon seit Ewigkeiten durch enorm hohe Fallzahlen bestens bestätigt und darf als “gesichertes” Verfahren gelten. Die “Alternativheiler” kritisieren deshalb genau solche Verfahren auch ziemlich durchgängig – weil, was grundsätzlich durchaus stimmt, ja keine “Heilung” erfolgt, sondern schlicht eine Gewöhnung. Die überdies durch ganz reguläre Änderungen in der Körperchemie z.B. durch schlichte Alterung auch nicht auf alle Zeiten gilt (ich musste mich beispielsweise in den Dreißigern “neu” desensibilisiern lassen und dann wieder in den Fünfzigern). Als Verfahren gibt es also benennbare und bezifferbare Ursachen, die auch genauestens gemessen und bestimmt werden können, sowie Techniken, die ebenfals genau bemessen zu einem prognostizierbaren Effekt führen. Und das nicht nur für den jeweiligen Einzelnen, sondern für “alle” (unabhängig davon und wie es statistisch nun mal unvermeidlich ist, dass es an den Rändern der Masse auch eben Misserfolge der Technik gibt).

    Ursache, Technik, Wirkung, Beschreibbarkeit aller Stufen im Prozess, Messbarkeit auf allen Ebenen, genau bestimmbare Dosis-Wirkungs-Relationen, Allgemeinheitserfüllung in Beschreibung und Wirkung – alles da, was genau der “Alternativheilung” in Gänze abgeht.

  5. #6 Norbert Aust
    Schopfheim
    13. Januar 2019

    Das wesentliche Argument gegen ein wie auch immer geartetes Ähnlichkeitsprinzip, bei manchen Homöopathen wird sogar ein Ähnlichkeitsgesetz daraus, ist die Seltenheit des Vorkommens. Außerhalb der Homöopathie ist eine solche Gesetzmäßigkeit nicht bekannt, auch wenn es gelegentlich Konstellationen geben kann, in die die menschliche Wahrnehmung eine Ähnlichkeit hineininterpretieren kann. Hierin ist auch ein Grund zu sehen, warum es ausgeschlossen ist, dass es je ein Erklärungsmodell für die Homöopathie geben könnte. Dieses Modell müsste erklären, wie diese Ähnlichkeit zustande kommt. Etwa, dass “Küchenzwiebel” oral eingenommen eine heilende Wirkung bei tränenden Augen haben soll, wenn das beim Schneiden von Zwiebeln entstehende Propanthial-S-Oxid im direkten Kontakt die Augen tränen lässt. Oder zermahlene Biene oral eingenommen Hautreizungen therapieren kann, weil Bienengift subkutan zu Rötungen und Schwellungen führt. Und es müsste auch erklärt werden, warum solche abenteurlichen Zusammenhänge nur in der Homöopathie beobachtbar sein sollen.

  6. #7 Joseph Kuhn
    13. Januar 2019

    @ Lothar:

    Nichts für ungut, aber Ihre Punkte würden genauso gelten, wenn wohlhabende Westdeutsche Geld für dreimal gewärmtes und in Mondlicht gehaltenes Schmelzwasser ausgeben würden. Das sollte schon einmal zu denken geben.

    Dass Ihr Argument mit dem Finanzausgleich hinkt, ist Ihnen ja selbst aufgefallen. Von einem “Ausgleich” kann man sinnvollerweise nur sprechen, wenn die einen etwas abgeben, die anderen etwas bekommen. Das ist hier nicht der Fall. Eher könnte man von sozial selektivem Luxuskonsum sprechen.

    Und ich nehme an, dass Ihre Punkte mit dem Blogthema, also der Diskussion des Ähnlichkeitsprinzips, zu tun haben, würden Sie auch nicht behaupten. Insofern haben Sie Ihre positive Einstellung zur Homöopathie kundgetan, das dürfen Sie natürlich, aber schöner wäre es gewesen, Sie hätten sich zum Thema geäußert.

    @ ajki, @ RPGNo1:

    Ob man vom Ähnlichkeitsprinzip in der konventionellen Medizin schon deswegen nicht mehr sprechen kann, weil hier a) mit messbaren Mengen bzw. b) auf zumindest dem Grunde nach nachvollziehbaren Kausalwegen gearbeitet wird? Oder müsste man sagen, das sind zwar Punkte, die sich von der Homöopathie unterscheiden, aber sie sprechen nicht dagegen, von der Anwendung eines Ähnlichkeitsprinzips zu sprechen?

    Walach hat nicht behauptet, der Wirkmechanismus sei gleich oder ähnlich. Das könnte er ja schon deswegen nicht, weil er eingestandenerweise auch nicht weiß, wie die Homöopathie wirken sollte. Vielleicht müsste man den springenden Punkt eurer Argumentation erst noch herausarbeiten?

    @ Norbert Aust:

    “Dieses Modell müsste erklären, wie diese Ähnlichkeit zustande kommt.”

    Ist doch klar: “Ähnlichkeit” ist ein kognitives Konzept, bei dem von den konkreten Strukturen der “ähnlichen” Objekte abstrahiert werden muss. Hier kommen also die “geistartigen Kräfte” Hahnemanns ins Spiel – fast möchte man sagen, die Bewährung des Ähnlichkeitsprinzips im Auge des Betrachters* ist der Nachweis der Existenz solcher Kräfte. 😉

    * Diese Bindung an den abstrahierenden Betrachter erklärt übrigens auch, warum der Binnenkonsens hier zweckmäßig ist. Wer sieht, was ist, hat Recht (Hahnemann, Organon, Anhang X).

  7. #8 Alisier
    13. Januar 2019

    ??? Also Lothars Beitrag war doch wohl klar als Satire erkennbar……und schön sarkastisch war er ebenfalls.
    Mir hat er gut gefallen, auch weil es mal was anderes war.
    Sich an Homöopathie weiter abzuarbeiten wie weiland an Gottesbeweisen, obwohl es nichts zu beweisen gibt weil nichts da ist, und von den Betroffenen eh keiner zuhört scheint mir ab einem gewissen Punkt nicht mehr sehr sinnvoll zu sein.
    Sich die Frage zu stellen, wie man die Gläubigen wirklich erreicht schiene mir vernünftiger.
    Außer es geht auch hier lediglich um Selbstvergewisserung.

  8. #9 Joseph Kuhn
    13. Januar 2019

    @ Alisier:

    “Sich die Frage zu stellen, wie man die Gläubigen wirklich erreicht …”

    Zunächst einmal geht es darum, zu verstehen, wovon die Rede ist, wenn das Ähnlichkeitsprinzip angeführt wird. So ganz trivial ist das ja nicht, Norbert Aust hat ja auch auf ein paar wichtige Punkte hingewiesen. Wenn man halbwegs verstanden hat, wovon die Rede ist, kann man versuchen, es anderen zu erklären. In diesem Sinne ist “Selbstvergewisserung” unverzichtbar.

    Die Gottesbeweise sind abgehakte Geschichte. Aber es ist so ähnlich wie das vernünftige Sprechen über Gott. Man streitet mit mehr Gewinn, wenn man weiß, um was es geht. Ob und wie man dann die Gläubigen erreicht, ist eine andere Frage.

  9. #10 ajki
    13. Januar 2019

    Zum Einwand aus #7:

    Das “Simile-Prinzip” der H. nach Herrn Hahnemann lautet (verkürzt), dass “… jede Krankheit durch die Substanz geheilt werden solle, die beim gesunden Menschen der Krankheit ähnliche Symptome hervorruft…”

    Dann möchte ich doch darauf hinweisen, dass wie oben im Blogartikel schon angemerkt wurde, dass hier das Testat (der Gesunde mit ähnlichen Symptomen) wegfällt. Es sei denn, man würde bei (z.B.) einer Riesenladung Pollenstaub, der einen Nicht-Allergiker durchaus auch zum heftigen Niesen zwingen kann, eine Ähnlichkeit zum Allergiker konstatieren – das sind aber schon bei simpler Beobachtung genau keine Ähnlichkeiten. Denn das die Atemwege von Fremdkörpern irgendwelcher Art befreiende Niesen eines Nicht-Allergikers ist a) punktuell und b) völlig unspezifisch. Oder wie käme man von Hautauschlägen, Mattigkeit, schnelle Erschöpfung, Entzündungen und weissderhimmelwas noch auf “Ähnlichkeiten” bei Nicht-Allergikern? Etwa indem man irgendwelche Säuren auf die Haut von “Gesunden” kippt um damit Rötungen oder Pusteln zu produzieren? Das ergibt alles gar keinen Sinn – im besonderen dann nicht, wenn man eben die IgE-Antikörper in der Körperchemie nicht nur sehen und ihrer Funktionsweise beobachten kann, sondern auch zählen.

  10. #11 Alisier
    13. Januar 2019

    @ Joseph Kuhn
    Danke für die Erinnerung an die Gottesdiskussion vor ca. einem Jahr. Immer noch ein Highlight aus meiner Sicht.
    Dennoch verstehe ich nicht ganz wozu ich ein Prinzip zu verstehen versuchen sollte, das sich jemand eben mal so aus den Fingern gesogen hat, und deswegen auch gar nicht verstanden werden kann.
    Morgen kommt jemand und hat sich ein anderes ähnlich irres Prinzip ausgedacht, und dann reden wir darüber oder wie?

  11. #12 schlappohr
    14. Januar 2019

    Eines der Grundprinzipien der Homöopathie basiert auf der Annahme, dass Wasser in der Lage ist, Informationen zu speichern, d.h. die Eigenschaften der Substanz speichern kann, die zuvor vollständig heraus verdünnt wurde. Diese Annahme ist unter chemischen (extreme Kurzlebigkeit der Wasserstoffbrückenbindungen) wie physikalischen (Entropiebetrachtungen) Gesichtspunkten unhaltbar. Ein entsprechender Nachweis wurde bislang nicht erbracht, und die Begründung dafür lautet, dass die Methoden der Wissenschaft eben nicht geeignet sind, um die in der Homöopathie zum Tragen kommende Art der Informationsspeicherung zu untersuchen.

    Angesichts dieser Absurditäten frage ich mich, ob die Walach’sche Diskussion zum Ähnlichkeitsprinzip nicht ohnehin obsolet ist. Das ist so, als würde man über die Zimmeraufteilung eines Hauses diskutieren, dessen Fundamente längst im Schlamm versunken sind.

  12. #13 noch'n Flo
    Schoggiland
    14. Januar 2019

    Ich bin gerade so richtig stinkig! Ich habe heute vormittag vertretungsweise eine Patientin gesehen, die – weil ihr Hausarzt in Ferien ist – letzte Woche wegen Hustens und Fieber bei einem anthroposophischen Arzt war. Obwohl dieser die Möglichkeit gehabt hätte, hat er keine Laboranalyse veranlasst, sie stattdessen mit einem Arbeitsunfähigkeitszeugnis für 2 Tage, einem Fläschchen mit anthroposophischen Tropfen, einem Fläschchen mit homöopathischen Kügelchen sowie einem anthroposophischen Nasenspray nach Hause geschickt.

    Heute kam sie zu mir (weil ihr Freund bei mir Patient ist und mich empfohlen hat) mit verschlechterter SItuation und deutlich reduziertem Allgemeinzustand, auf der Lunge rasselte es fröhlich vor sich hin und das Labor ergab einen bakteriellen Infekt – offensichtlich eine Lungenentzündung.

    Behaupten Homöos und Anthros nicht immer, wie wichtig es sei, wenn ihre sog. “Heilkunde” von Ärzten ausgeübt würden, weil die genau wüssten, wann eine “schulmedizinische” Behandlung notwendig ist?

    CIRS geht in jedem Fall noch heute raus!

  13. #14 Alisier
    14. Januar 2019

    Das ist doch nur eine klassische Erstverschlimmerung, noch’n Flo.
    Überelebt sie die Lungenentzündung ist sie nachher vieeeel gesünder, wetten?
    Und wenn nicht, bist Du Schuld! Jawohl! Denn dann haben die bösen Antibiotika sie umgebracht.

  14. #15 shader
    14. Januar 2019

    @noch’n Flo: “Ich habe heute vormittag vertretungsweise eine Patientin gesehen, die – weil ihr Hausarzt in Ferien ist – letzte Woche wegen Hustens und Fieber bei einem anthroposophischen Arzt war. Obwohl dieser die Möglichkeit gehabt hätte, hat er keine Laboranalyse veranlasst”

    Mal eine ganz dumme Frage, ist es denn üblich, dass ein Allgemeinmediziner eine Laboranalyse veranlasst, wenn bei jemanden Husten und Fieber auftritt?

  15. #16 RainerO
    14. Januar 2019

    @ schlappohr

    Eines der Grundprinzipien der Homöopathie basiert auf der Annahme, dass Wasser in der Lage ist, Informationen zu speichern

    Nein, das ist kein Grundprinzip, sondern ein hilfloser Versuch, das vermeintliche Funktionieren der Homöopathie bei Mitteln zu “begründen”, die über die Avogadrogrenze geschlittert sind. Die Erkenntnisse Avogadros hatten sich damals wohl noch nicht bis zu seinem Zeitgenossen Hahnemann durchgesprochen.
    Die Wasserstoffbrückenbindung als Beweis eines Gedächntisse anzuführen ist natürlich ausgmachter Blödsinn. Mit einer durchschnittlichen Bindungsdauer von wenigen Tausendstel Pikosekunden kann man Wasser als ziemlich vergesslich bezeichnen.

    Walach soll mir übrigens bitte einmal das Ähnlichkeitsprinzip anhand des Beispiels Arnica erklären.

  16. #17 RainerO
    14. Januar 2019

    @ shader
    Mein Hausarzt hat bei mir in solchen Fällen immer einen Soforttest (Ergebnis in 10 Minuten) gemacht, um die Notwendigkeit einer Antibiotikagabe festzustellen. Im konkreten Fall hätte so zwei Tage vorher ziemlich sicher auch schon eine bakterielle Infektion festgestellt werden können. Ob der Anthro-Fuzzi die Patientin dann trotzdem mit Placebos heimgeschickt hätte, weiß man natürlich nicht.

  17. #18 shader
    14. Januar 2019

    @RainerO, ich kenne es halt so, dass der Arzt visuell und durch Abtasten, Abhorchen und Nachfragen den Patienten untersucht und ggf. etwas verschreibt (gegen Schmerzen oder Fieber) und dann sagt, wenn es die nächsten Tage nicht besser wird, man wieder vorstellig sein sollte.

    Ich bin kein Arzt, denke aber mal, dass es wie bei allen anderen Dingen auch eine Behandlungsrichtlinie in solchen Fällen gibt. Und mich würde interessieren, ob man bei Symptomen, die einem grippalen Infekt ähneln, stets eine Laboranalyse anfordert.

  18. #19 RPGNo1
    14. Januar 2019

    @shader
    noch’n Flo praktiziert in der Schweiz. Eventuell gibt es dort für den geschilderten Fall andere Richtlinien als in Deutschland.

  19. #20 noch'n Flo
    Schoggiland
    14. Januar 2019

    @ shader:

    Erstens hat hier in der Schweiz praktisch jeder Hausarzt ein Praxislabor, wo innert 5 Minuten ein Blutbild und die Bestimmung des C-reaktiven Proteins (ein Entzündungsmarker) durchgeführt werden können. Zweitens arbeitet der betreffende Kollege in einer nahegelegenen anthroposophischen Klinik, von der ich 100%ig sicher weiss, dass sie so eine Untersuchung durchführen können.

    Und ja: Husten und Fieber rechtfertigen eine solche Labor-Untersuchung in jedem Fall, insbesondere in der Pneumonie-Hochsaison.

    Und mich würde interessieren, ob man bei Symptomen, die einem grippalen Infekt ähneln, stets eine Laboranalyse anfordert.

    Ich ja. Weil ich oft genug erlebt habe, dass der klinische Eindruck auch mal trügen kann.