Das Ärzteblatt meldet gerade, dass die FDP nun doch am Heilpraktiker in der bisherigen Form festhalten will. Sie schließt sich damit Gesundheitsminister Spahn an, der sich im Bundestag vor einigen Tagen ähnlich geäußert hatte.

Noch Ende letzten Jahres vertrat die Partei eine ganz andere Position und wollte die Heilpraktiker langfristig ganz abschaffen, und zwar „im Sinne der Patientensicherheit“. Ob das notwendig ist oder ob es reichen würde, die Heilpraktikererlaubnis an eine solide medizinnahe Ausbildung zu binden, sei dahingestellt. Aber was die FDP jetzt schreibt, ist nur noch eine Bankrotterklärung gegenüber dem Ansatz der evidenzbasierten Medizin: „Der Begriff des Heilens hat viele Dimensionen und entscheidet sich letztlich am Erleben und Empfinden des Einzelnen.” Und auch das Standardargument der Lobby darf nicht fehlen: „Viele Menschen schätzen die Behandlung durch Heilpraktiker“.

Mit dieser Richtschnur lassen sich auch Geistheilung und Astrologie rechtfertigen. Gerade die Heilpraktiker, die unseriöse Methoden vermarkten, agieren oft in einem sektenartigen Umfeld, in dem auch schwere Gesundheitsschäden nicht öffentlich gemacht werden. Das „Erleben und Empfinden des Einzelnen“ ist eine höchst unzuverlässige Sache. Manche glauben ihren Gurus alles, wenn es sein muss, bis in den Tod. Dass das bei Ärzten aus der esoterischen Ecke nicht anders ist, sei der Vollständigkeit halber auch gesagt, ein tragischer Fall wurde erst vor ein paar Tagen in der Sendung „Maischberger“ geschildert. Die FDP hat vermutlich nicht zugeschaut.

Kurioserweise hält die FDP beim Thema Heilpraktiker wieder die Autonomie des Einzelnen hoch: „Zur Freiheit des Einzelnen gehört auch das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper“. Beim Thema Impfpflicht hat sie sich davon schon seit geraumer Zeit verabschiedet, auch da nach Gefühl statt nach Analyse. Freiheit ist bei der FDP offenkundig ein Beliebigkeitsargument geworden, das man hin und herwenden kann, wie man es gerade braucht. Dass sie vor ein paar Jahren noch Freiheit und Verantwortung zusammengebracht hat, hat die FDP wohl auch vergessen.

Vielleicht besinnt sich die FDP ja noch, aber viel Hoffnung auf Besinnung habe ich im Moment bei gesundheitspolitischen Debatten nicht. Bei dem Thema werden sich auch die 100 Lungenärzte wohl nicht zu Wort melden.

Kommentare (21)

  1. #1 Tim
    16. April 2019

    Letztlich geht es bei dieser Debatte um die Frage, ob man erwachsene Menschen für mündig hält oder nicht. Wenn nicht, kann man ihnen natürlich jede Handlungsoption verbieten, die einem nicht in den Kram passt. Wenn aber doch, muss man in den sauren Apfel beißen und akzeptieren, dass Menschen für sich auch schlechte und sehr schlechte Entscheidungen treffen dürfen.

    Der Arzt ist vom Heilpraktiker gesetzlich sehr genau getrennt. Besser als jedes Verbot ist Aufklärungsarbeit.

  2. #2 ajki
    16. April 2019

    Bei dem misslichen “Heilpraktiker”-Thema ist aus meiner Sicht seit jeher der Streitgegenstand von allen Beteiligten völlig verschoben worden – und daher eine Situation entstanden, in dem die “Parteien” sich in Verschanzungen begeben haben, die sie nicht mehr bereit sind aufzugeben. Tatsächlich scheint die “Heilpraktiker”verteidigerseite unabwendbar davon überzeugt, dass dieser historisch verwachsene “Beruf” und seine Bezeichnung für die kommerzielle Betätigung völlig unverzichtbar ist für sie – deshalb kämpfen sie so sehr auf allen Lobbyebenen für den Beibehalt dieser “Marke”. Und die EBMler haben sich auf diesen “Heilpraktiker”-Mist eingeschossen, weil es diesen unseligen “Berufsstand” nun mal gibt. Tatsächlich wäre natürlich für die Esoteriker, Scharlatane und Betrüger nichts verloren, gäbe es den “Berufsstand” nicht mehr – sie würden dann einfach unter anderen Begriffen fröhlich weitermachen (was weiß ich… irgendwelche nicht-geschützten Titel wie “Guru”, “Lebens-“, “Ernährungs-“, “Gesundheits-Berater / Coaches / Trainer” usw.). Sie würden dann halt über ihre Verbände irgendwelche wilden “Qualitätssiegel” erfinden und alles bliebe für sie wie seit ehedem. Und die EBMler hätten schlussendlich mit hoher Wahrscheinlichkeit zwar nichts Wirkliches “gewonnen”, aber wenigstens wäre die alberne staatliche Segnung des Schwachsinns weg – was die EBMler sicher zunächst mal befriedigen würde, aber vermutlich nicht lange vorhalten würde.

    Man müßte den Esoterikern vielleicht einfach nur schmackhaft machen, dass sie keine grossen Risiken für ihre Konten laufen werden, wenn sie auf den staatlichen Unsegen verzichten. Dann käme man vielleicht weiter.

  3. #3 Tom
    16. April 2019

    Das Recht auf Selbstbestimmung, wie sie von der FDP propagiert wird, ist aus verständlichen Gründen für erwachsene Menschen gedacht und nicht für Kinder.

    Beim Bundesparteitag (2017) am Samstag in Berlin beschlossen die Delegierten eine allgemeine Impflicht für alle Kinder bis 14 Jahre.

  4. #4 zimtspinne
    17. April 2019

    Nein, nein nein, diese Trennung ist scheinbar leider manches Mal gar nicht vorhanden und wird sogar von einigen Ärzten ganz bewusst verwischt!!

    Außerdem gibt es einen großen Anteil Heilpraktikergänger, die mit Esoterik gar nicht so viel am Hut haben, zumindest nicht in relevanten Belangen des Lebens.
    Die gehen wirklich dahin, weil sie (oft auch berechtigt!) das Gefühl haben, ihre Ärzte kommen nicht weiter, bemühen sich auch nicht richtig oder sortieren sie einfach unter psychosomatisch/sonstwas ein. Oder oder.
    Hinzu kommt noch der Wunsch nach sanften chemiefreien Behandlungen und schon landen sie beim Heilpraktiker.
    Die gleichen Leute kämen nie auf die Idee, mit gesundheitlichen Problemen zu irgendeinem Coach, Lebensberater oder sowas nebulös klingendem zu marschieren.
    Sie suchen sich ja teilweise auch ganz gezielt (echte!) Ärzte, die zusätzlich den Heilpraktikerkram anbieten und für das Ganzheitliche aufgeschlossen sind.

    Ich bleibe daher dabei, am meisten Erfolg haben neben den ganz krassen Tunichtguten (die Krebsmittel anbieten für Leute, die austherapiert sind) jene Heilpraktiker, die eben genau keinen esoterischen Humbug daherquarken, sondern den Eindruck vermitteln, medizinische Kenntnisse zu haben und zu wissen, was sie tun.
    Klar, gibt auch die Gruppe, die gezielt Schamenen und Quarker und Heiler aufsuchen und denen es um den Esoquark geht, aber die sind ja eh nicht mehr erreichbar.

    Ich habe bei diesem Thema immer wieder das Unbehagen, dass ihr schlicht keine Menschen kennt und mit ihnen auch redet, die tatsächlich Heilpraktiker in Anspruch nehmen, sondern euch einfach was zusammenphantasiert, wie das abläuft.
    Da muss man schon mal genau hinschauen und zuhören, um das besser durchleuchten zu können. Anders kommt man ja an die Infos schlecht ran.

    Ich finde diese Unkenntnis und Falscheinschätzung fast genauso schlimm wie das Geschwurbel über Heilerkrams von Leuten, die daran glauben.

  5. #5 ajki
    17. April 2019

    An zimtspinne #1:

    Als Ergänzung, weil oben anscheinend missverständlich: 1. mit “Esoterikern” meine ich *ausschliesslich* die Anbieterseite, niemals die Kunden – die jeweilige Motivation der Kunden ist mir persönlich egal, jeder Bürger kann von mir aus *sein* Geld (nicht dasjenige aus gemeinschaftlich organisierten Kassen!) dahin bringen, wohin es ihm behagt. 2. Es ist wahr, dass “Esoteriker” hier als (unzulässige) Verkürzung verwandt wurde für eine riesige Vielzahl von Motivlagen (der Anbieter). Ich kann da nur um Nachsicht und gedankliche Erweiterung um alles Mögliche bitten.

    Allerdings sollte schon durchaus klar sein, dass jemand, der sich auf diesem Geschäftsfeld tummelt und nie eine wie auch immer geartete echte Ausbildung durchlaufen hat (Heil- und Pflegeberufe irgendeiner Art) sich selbst darüber sehr wohl im Klaren sein *muss* (meiner Meinung nach), dass er/sie nicht über persönliche Voraussetzungen zur “Behandlung” von anderen verfügt, die auf allgemein anerkennungs*fähigen* Fähigkeiten und Fertigkeiten beruhen (da – sagen wir mal: etliche – ihr Selbstbild im Grunde darauf stützen, “alternativ” zu allgemein Anerkennungsfähigem zu sein, sollte das an sich ins Anbieter-Weltbild gut passen!).

    Wenn ein solcher “Behandler” dies sich selbst gegenüber eingestehen kann (und das sollte er/sie können), dann müsste es ihm/ihr auch im Grunde egal sein, ob sein/ihr Berufsbild zu irgendeinem Label des Gesundheitsberufsbildes gehört oder nicht. Ob man nun unter dem Label “Heilpraktiker” oder “Life Consultant” firmiert, dürfte an der “Berufung” zu sehr “alternativen” Einwirkungsmethoden auf andere nichts ändern.

  6. #6 zimtspinne
    17. April 2019

    .. und wenn jemand aus dem Feld Heil- und Pflegeberufe kommt, befähigt ihn das auch lange noch nicht zur Anwendung von Phytotherapeutika zB…..
    genauso könnte das ja auch meine Oma machen, die hat xxx Jahre Erfahrung mit Heilkräutern und deren Anwendungsgebieten. Ich hege sogar den starken Verdacht, die kennt sich mit der Dosierung, Kontraindikationen und Besonderheiten ihres verwendeten Kräuterarsenals besser aus als so mancher Heilpraktiker, der einfach irgendwelche Tinkturen empfiehlt, ohne die Grunderkrankungen zu beachten und davon mal abgesehen, sind diese Konzentrationen nochmal ein ganz anderes Kaliber (das würde sich meine Oma nie anmaßen, selbst wenn sie eigene Erfahrungen damit hat).
    Genau so einen Fall beobachte ich schon seit einer Weile im Familienumfeld und das ist gar nicht nett.
    Heilpraktikerin ist ehemalige Krankenschwester (langjähirge), die mal kurzerhand zwischendurch Laborbefunde auswertet, ärztliche Empfehlungen korrigiert (zB Vitamin D3 Dosis, festgelegt von einem Facharzt, auch auf Rezept erhalten, wird nun eigenständig neu auf eigene Rechnung im internet bestellt, weil Heilpraktikerin das so für gut und richtig hält).
    Sicher, ich schüttle da auch mit dem Kopf und habe schon tausendmal gesagt, endlich die Ärzte zu wechseln, mit denen man unzufrieden ist, aber das ist scheinbar eine höhere Hürde als zu so einem Heildingser zu tippeln.
    Komischerweise wird da auch nicht an Fehlentscheidungen des Heilers rumkritisiert (wie an denen der Ärzte), das wird einfach so hingenommen und weiterhin dahin gegangen. Alles sehr dubios, aber inzwischen sag ich mir da auch, ich halte mich raus, wenns nicht gar zu arg wird.
    Ich weiß auch nicht, ob man da gesetzlich eingreifen und einen Riegel vorschieben sollte, die Heilpraktiker sollten aber wenigstens ein großes Schild aufhängen, dass sie keine Qualifikation für ihre Tätigkeit haben und die Kundschaft somit auf eigene Verantwortung handelt (so ähnlich wie die Abschrecklabel auf Tabak).
    Wie man das dann mit Medizinern handhabt, die nebenher solchen Kram anbieten… zumindest sind dann die Tinkturen bei denen in etwas besseren Händen. Hoffe ich mal.
    Mit Globuli wird ja eh kein größerer Schaden angerichtet, wenn die fürs Wohlbefinden zusätzlich reingehauen werden. Wer zuviel Geld hat, soll das ruhig tun.

  7. #7 RPGNo1
    17. April 2019

    Hinweis: In Österreich ist die Ausübung des heilpraktikerberufs verboten. Dort füllen Energetiker teilweise die Lücke.
    https://www.psiram.com/de/index.php/Humanenergetiker

  8. #8 Echt?
    17. April 2019

    Nicht die Heilpraktiker sind das Problem, sondern geldgierige Ärzte, die den gleichen Unsinn vertickern. Das macht ja nicht vor Tierärzten halt.

    • #9 Joseph Kuhn
      17. April 2019

      @ Echt?

      “Nicht die Heilpraktiker sind das Problem, sondern geldgierige Ärzte, die den gleichen Unsinn vertickern.”

      Die Logik verstehe ich nicht.

  9. #10 ajki
    17. April 2019

    Vielleicht noch was zur Klarstellung meines oben Geschriebenen: man *kann* keine “alternativen Fertigkeiten/Fähigkeiten” per Lehrbrief oder Ausbildungsgang erwerben – zu so etwas muss man sich “berufen” fühlen, fest an irgendwelche magischen Befähigungen glauben oder auch einfach in vollem Bewußtsein betrügen (oder alle möglichen anderen Crank-Wege beschreiten). Ob das nun ein Gas-/Wasserinstallateur oder ein approbierter Arzt ist, der sich auf “alternativem” Feld sein Auskommen sucht, macht dabei im Grunde keinen Unterschied. Wer diese Einkunftsart (oder auch die unentgeltliche “Hilfe”) für sich wählt, der sollte sich meiner Ansicht nach eben auch darüber im Klaren sein, dass er nach gesellschaftlich etablierten bzw. etablierbaren Qualitätsstufen nicht mehr klassifizierbar ist. Und im Grunde nehmen die auf den “alternativen” Wegen vor sich hin Schreitenden ja genau das für sich in Anspruch – egal, ob es sich um “Channeling”, “Homöopathika” oder sonstiges “alternative” Zeug handelt.

    Ob da jemand “ehrlich” von seinem Können überzeugt ist oder absichtsvoll irreführt ist dann eine Frage, die – genau wie in allen anderen Anbieter/Konsumenten-Fällen – jeweils im Einzelfall auf dem Klageweg ermittelt werden muss, wenn eben ein Kunde sich betrogen/hintergegangen/nicht im angemessenen Gegenwert bedient wurde. Da gibts letztlich keinen Unterschied.

    Ein Unterschied ist es nur, dass aus einer misslichen historischen Lage heraus (“Kurierfreiheit” etc.) sich in Dtschl. ein staatlich anerkanntes Berufsbild namens “Heilpraktiker” entwickelt hat, das nach jedem beliebigen Standard einfach nichts im Gesundheitswesen zu suchen hat. Keine Partei sollte dieses Label noch oder überhaupt unterstützen – auch die freiheitlich Libertären nicht (die schon gar nicht: sie sollten ihrem Herzen folgen und die guten magischen Markkräfte wirken lassen; dazu braucht man ja bekanntlich keine fiesen Staatsregularien, auch nicht im Gesundheitswesen).

  10. #11 zimtspinne
    17. April 2019

    Bin ich hier im falschen Film oder was?
    Wer Empfehlungen, Dosisänderungen .. für wirksame Substanzen ausgibt, muss doch wissen, was er tut?

    Da gibts wohl unterschiedliche Zielgruppen und unterschiedliche Herangehensweisen.

    bitte mal zur Kenntnis nehmen, nicht jeder Kunde da möchte esoterisches Gewabere hören und von Berufenen behandelt werden. Das scheint eher so das gängige Bild zu sein (dachte ich früher ja auch).

    Manche möchten hieb- und stichfeste sanfte Alternativen oder eine ….. hm, Beratungs- und Überprüfungstätigkeit durch Heilpraktiker bezüglich ihres Weges inklusive behandelnder Ärzte, Therapiekonzepte usw.
    Da soll der Heilpraktiker mal regelmäßig drüber schauen (kein Witz, mein “Kandidat” macht diese Termine regelmäßig nach wichtigen ärztlichen Terminen, Verlaufskontrollen, bildgebende Diagnostik etc)
    So erlebe ich das zumindest, kann ja sein, es handelt sich da um einen Einzelfall. Glaub ich aber eher nicht.

    Der Magieansatz ist wieder ein anderer heilpraktischer Zweig. Fällt evtl auch mehr in den Bereich der Energetiker, Heil-Magier und ähnliches. Genau durchblicke ich das noch nicht.

  11. #12 Wetterwachs
    17. April 2019

    zimtspinne, #11
    „Manche möchten hieb- und stichfeste sanfte Alternativen oder eine ….. hm, Beratungs- und Überprüfungstätigkeit durch Heilpraktiker bezüglich ihres Weges inklusive behandelnder Ärzte, Therapiekonzepte usw.
    Da soll der Heilpraktiker mal regelmäßig drüber schauen…“

    Und über seine Kontoauszüge lässt man kritischerweise erst mal sein Milchmädchen drüber schauen, über den Wetterbericht seinen Laubfrosch und bevor man Wahl-/Parteiprogramme als Entscheigungshilfe bei Wahlen liest, schaut man erst mal über die BILD-Schlagzeilen drüber.

    Die Frage, ob man hier im richtigen Film ist, diskutiert man vielleicht mal sachkompetent im OLT “Laber an der Sülz”?

    “hieb- und stichfeste” “sanfte” Alternative”? Merkste selber, oder?

  12. #13 zimtspinne
    17. April 2019

    Ironie erkennst du daber schon?
    Ich versuche, mich in die Heilpraktikergänger hineinzudenken erstens und zweitens deren Motive zu beleuchten.
    Einfach draufhauen, wie du das in letzter Zeit nur noch machst, bringt relativ wenig, außer ne Ventil-Sandsackwirkung ist der Plan.

    Und ja, ich hab ein Beispiel, das allerdings auch abhängig von der eigenen Wahrnehmung ist.

    Wadenwickel zum Fiebersenken sind hieb- und stichfest, trotzdem eine sanfte Alternative zu den invasiveren Tabletten mit fiebersenkender Wirkung.
    Der Heilpraktiker würde aber sowieso sagen, gar nichts machen, da Fiebern gesund (Selbstheilungskräfteblabla, richtig erklären, was immunologisch genau abläuft, kann er aber wahrscheinlich auch wieder nicht).

  13. #14 Severin D.
    17. April 2019

    Man könnte ja auch die Heilpraktiker in Hinblick auf Aufklärungspflichten, Dokumentationspflichten, Beweislastumkehr und Haftung den Ärzten gleichstellen.

    Dann würde sich das Problem mangels bezahlbarer Berufshaftpflichtversicherungen vielleicht von alleine lösen.

  14. #15 Hinundweg
    17. April 2019

    Kenne zwar keine HP.
    Aber in Deutschland muss man eine HP Prüfung beim Gesundheitsamt ablegen. Und dabei geht’s rein um “echte” medizinische Themen. Sämtliche Prüfungsfragen seit 2001 sind übrigens im Netz nachzulesen. Die Prüfer beim Gesundheitsamt sind Amtsärzte. Soll vermutlich sicherstellen, dass der HP erkennt, wenn ein Patient mit was wirklich Schlimmem zu ihm kommt. Vom Gesetz her ist auch klar festgelegt, was ein HP behandeln DARF, und was nicht. Meldepflicht und Infektionsschutzgesetz inkl.
    Gruß

    • #16 Joseph Kuhn
      17. April 2019

      @ Hinundweg:

      “Kenne zwar keine HP.”

      Bin aber einer?

      “Vom Gesetz her ist auch klar festgelegt, was ein HP behandeln DARF”

      In welchem Gesetz steht denn so eine Positivliste? Steht da auch was von Astrologie? Geistheilung? Rückführung? Karma-Lösung? Gen-Karma-Transformation? Astralkörper-Reinigung? Lösung von Flüchen? Ganzheitlicher Krebstherapie mit B17? Borderlinetherapie mit Homöopathika? …. All das findet sich in Sekunden auf Heilpraktikerseiten. Aber im Gesetz?

      Aber Ihre Behauptung hat mich auf eine Idee gebracht. Wenn ich mal Zeit habe, sammle ich mal Therapiemethoden, die auf Heilpraktikerseiten stehen.

  15. #17 ajki
    18. April 2019

    “… “echte” medizinische Themen … sämtliche Prüfungsfragen sind … im Netz nachzulesen …”

    Der Kommentar mit u.a. diesen Inhalten war anscheinend gemeint als positive Bewertung der Qualität der “Heilpraktiker”-Prüfung – und damit auch als Qualitätsnachweis für den Berufsstand selbst.

    Aus meiner Sicht ist es schon sehr irritierend, wie jemand dieser “Prüfung”, die eben tatsächlich im Internet genau nachgesehen werden kann pro Bundesland, irgenetwas Positives abgewinnen kann. Denn genau aufgrund dieser Bekanntheit des Umfangs und der Inhalte der paar Multiple-Choice-Fragen sollte es an sich jedem klar sein, dass daraus genau gar nichts folgt (genauso wie aus der Vorlage des polizeilichen Führungszeugnisses – eine weitere Voraussetzung zur Erlangung des Labels). Viele werden sich das möglicherweise klarmachen können anhand eines Vergleichs zwischen diesem Multiple-Choice-Test und demjenigen einer theoretischen Fahrerlaubnisprüfung – auch wenn diese bei vielen schon sehr, sehr lange zurückliegt 😉 . Der Umfang an (möglichen) Fragen beim Führerschein dürfte ungefähr das Dreifache des möglichen Fragenkatalogs für den “Heilpraktiker” sein und eine gar nicht kleine Anzahl davon sind auch bei den möglichen Antworten durchaus kniffelig (auch die Führerscheinprüfungen sind im Netz; ich selbst habe vor einiger Zeit mal spasseshalber eine Testprüfung gemacht und bin natürlich mit Pauken&Trompeten untergegangen – trotz vierzigjähriger Fahrpraxis 😉 ).

    Oder andersrum: wenn jemand in irgendeinem Gesundheitsbereich eine drei- oder mehrjährige Ausbildung durchläuft, dann enthält das Curriculum für diese Ausbildung neben dem riesigen Wust an praktischer Tätigkeit buchstäblich *tausende* von Feinlernzielen in vielen Kategorien – von denen dann wiederum in einzelnen Testaten und/oder einer Abschlussprüfung wiederum ein winziger Teil abgefragt wird (auch solche Prüfungsprozedere sind natürlich veröffentlicht, wenn auch nicht unbedingt im “Netz”).

    Im Vergleich also zu echten Ausbildungsgängen des Handels, der Industrie, dem sonstigen Gewerbe und dem akademischen Bereich ist so eine Multiple-Choice-Prüfung noch nicht einmal ein schlechter Witz. Aber das polizeiliche Führungszeugnis reißt es natürlich dann raus 😉

  16. #18 RPGNo1
    18. April 2019

    @ajki
    Ich möchte noch dazu ergänzen, dass der Multiple-Choice-Test (!) lediglich dazu dient zu überprüfen, ob der potentielle Heilprakitker eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt.
    https://www.psiram.com/de/index.php/Heilpraktiker

  17. #19 roel
    18. April 2019

    @ajki

    “Aus meiner Sicht ist es schon sehr irritierend, wie jemand dieser “Prüfung”, die eben tatsächlich im Internet genau nachgesehen werden kann pro Bundesland, irgenetwas Positives abgewinnen kann.”

    Ich sehe da nur ein Problem, wenn die Prüfungsfragen im Vorfeld bekannt sind. Ansonsten ist es Gang und Gäbe, dass vorhergehende Prüfungsfragen verfügbar sind.

  18. #20 Dr. Hans-Werner Bertelsen
    18. April 2019

    Dieser Schritt ist sehr weise und strotzt vor Verantwortungsbewusstsein. Man stelle sich vor, die Laientruppe müsste die Pforten auf Geheiß von Onkel Lindner-Klapperporsche schließen. Wohin dann mit all den Kassen-Patienten, die mit ihren Verdauungsproblemen beim Kassenarzt noch nie zu Wort kamen und nicht zu Wort kommen können, weil ihnen nach spätestens zwei Minuten der Überweisungsschein zur Gastroskopie oder das Rezept für eine Packung SSRI in die Hände gedrückt bekommen würden? Wer soll sich um diese Menschen kümmern? Vor dem Hintergrund, dass dann noch mehr Hausärzte einen klassischen Burn-Out hinlegten, kann ich vor dieser Entscheidung nur den Strohhut ziehen.

  19. #21 Hinundweg
    18. April 2019

    @Joseph Kuhn,

    Nö, bin Softwareentwickler, ( was für manche Zeitgenossen sogar schlimmer ist );-)
    Meine einzigen Kenntnisse im Bereich Medizin sind, neben Interesse, ein nach 35 Jahren wiederholter Erste Hilfe Kurs

    Es ging auch um “Welche Krankheiten” behandelt werden dürfen, und nicht um das “Wie behandelt” wird. Die erwähnten Begriffe kenne ich daher nicht.
    Soweit ich es verstanden habe, müssen sich HP aber an Infektionsschutzgesetz usw. halten.
    https://www.heilpraktikerrecht.com/2017/05/17/behandlungsverbote-des-ifsg/
    Was nicht verboten ist, dürfte daher erlaubt sein.

    Meine Hochachtung an alle, die die Prüfungsfragen zu einfach finden. Mir ging es anders. Musste allerdings die Lektüre auch auf Grund eines spontanen Hypochondrie-Schubes abbrechen 😉

    Gruß
    Holger