Am Mittwoch wurde im Bayerischen Landtag über einen Antrag der FDP debattiert, die Homöopathie als Kassenleistung zu streichen und die Apothekenpflicht aufzuheben. Der Antrag wurde von der CSU, den Freien Wählern, der AfD und der Mehrheit der SPD abgelehnt. Bei den Grünen waren überraschenderweise mehr für die Abschaffung der Kassenfinanzierung als dagegen, die Mehrheit der Grünen hat sich allerdings enthalten.
Das Protokoll der Sitzung liest sich wie ein Bullshit-Bingo zur Homöopathie. Jedes noch so abgedrehte „Argument“ wird vorgeführt, vom „es geht doch nur um wenig Geld“ bis hin zum Klassiker „die Leute wollen das“. Regelrecht abstrus sind die gedanklichen Pirouetten, die die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Ruth Waldmann von der SPD, dreht, um vom Wissen, dass Homöopathika nicht wirken, zur Ablehnung des FDP-Antrags zu kommen. Ich erspare mir, diese Peinlichkeiten hier zu diskutieren, sie sind es einfach nicht wert. Wer es nachlesen will, kann es im Landtagsprotokoll 18/27 vom 25.7.2019 tun, ab Seite 3206. Ich warne allerdings: Die Lektüre kann Ihre geistige Ausgeglichenheit gefährden und zu Wutausbrüchen oder Verzweiflung führen.
Bei der Geschichte hat die Homöopathie-Lobby ganze Arbeit geleistet, ihre Beziehungen in die bayerische Politik sind exzellent. Man ahnt, welche Perspektiven sich auftun, wenn Spahns Pläne, künftig verstärkt selbst zu entscheiden, was gute Medizin ist und womöglich innovative Kassenleistung werden soll, Wirklichkeit werden. Da wird es dann in der Tat um ganz andere Summen gehen. Etwas Schadenfreude kann ich mir allerdings nicht verkneifen: Jetzt hat die FDP einmal erlebt, wie es ist, wenn man gegen eine Lobby-Wand läuft und alle Vernunft nicht hilft.
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Edit: Habe meinen Warnhinweis in einer zweiten Version etwas höflicher formuliert.
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