Seit das Statistische Landesamt Nordrhein-Westfalen vor einer Woche Regionaldaten zur Sterblichkeit für die ersten drei Monate veröffentlicht hatte, werden diese Zahlen von manchen Leuten als Beleg dafür angeführt, es gäbe ja nicht einmal in Nordrhein-Westfalen mit dem Hotspot Heinsberg eine Übersterblichkeit. In der Veröffentlichung des Statistischen Landesamtes NRW war da tatsächlich nichts zu sehen. Im Durchschnitt des März ging alles unter. Schon die Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts zwei Tage später ließ allerdings anderes erkennen.
Gestern hat das Statistische Bundesamt seine zweite Sonderauswertung der Sterbefälle 2016 – 2020 veröffentlicht. Ich habe – ohne jede statistische Prozedur zur Bestimmung einer geeigneten Baseline zur Berechnung der Übersterblichkeit 2020 – einfach einmal die Sterbefälle 2020 auf den Durchschnitt der Jahre 2016-2019 bezogen, für die ersten 15 Kalenderwochen, also bis Ostern, für Nordrhein-Westfalen und Bayern, für die ältere Bevölkerung.
Man sieht, dass es zunächst weniger Sterbefälle gab als im Durchschnitt der Vorjahre – bedingt u.a. durch die starke Grippewellen 2016/2017 und 2017/2018, und dass seit der Kalenderwoche 9, seit Anfang März, die Sterbefälle 2020 relativ zu denen der Vorjahre stetig zunehmen. Würde man die Baseline ohne die starken Influenzajahre bestimmen, wäre die Übersterblichkeit noch ausgeprägter. In den Hotspot-Landkreisen ist die Übersterblichkeit teilweise drastisch höher. Insofern mag man darin auch ein Motiv sehen, warum Laschet und Söder die Situation unterschiedlich bewerten.
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