In Deutschland sind die Infektions- und Sterbezahlen bei Corona im Moment auf einem sehr niedrigen Niveau, Übersterblichkeit gibt es gar keine mehr. Dagegen grassiert SARS-CoV-2 in den USA, in Brasilien, in Indien und vielen anderen Ländern ungebremst. Israel, das die Epidemie vor kurzem noch gut unter Kontrolle hatte, wird gerade von einer zweiten Welle überrollt und irritierenderweise nehmen auch in Japan plötzlich die Fallzahlen zu, einem Land, das früh mit dem Virus in Kontakt kam, früh Maßnahmen ergriff und bislang keine dramatische Entwicklung zu verzeichnen hatte (wenngleich kaum getestet wurde). Vorbei ist die Pandemie also sicher nicht.
Weltweit warten die Politik und viele Menschen auf eine Impfung. Es gibt viele verschiedene Ansätze, zu einem Impfstoff zu kommen, von den bekannten Tot- und Lebendimpfstoffen bis hin zu neuartigen RNA- und DNA-Impfstoffen. Erste Impfstoffkandidaten sind schon in der klinischen Prüfung. Während die einen auf eine Impfung warten, haben andere Bedenken, wie sicher ein in so ungewöhnlich kurzer Zeit entwickelter Impfstoff wohl sein wird, manche warten auch mit Bedenken, und wieder andere nutzen die damit verbundene Unsicherheit für althergebrachte Impfgegnerpropaganda. Aber nicht nur die Impfung ist neu und unbekannt, das ist auch das Virus und derzeit mehren sich beispielsweise die Hinweise darauf, dass noch lange nach der akuten Erkrankungsphase gesundheitliche Beschwerden zurückbleiben können. Inwiefern über eine Impfung überhaupt ein hinreichend lange anhaltender Impfschutz bei SARS-CoV-2 aufzubauen ist, und ob die Wirksamkeit einer Impfung eventuell ähnlich wie bei der Influenza ausgerechnet bei den besonders schutzbedürftigen Älteren gering ist, ist ebenso unklar wie die Antwort auf die Frage, in welchem Umfang eine durchgemachte Infektion Immunität erzeugt. Viele Unbekannte also – und so wird die STIKO, wenn es demnächst Impfstoffe gibt, einiges zu tun haben, um zu guten, trotz aller Unsicherheiten möglichst evidenzbasierten Impfempfehlungen zu kommen. Ethische Abwägungen werden dabei ebenfalls eine Rolle spielen.
In Deutschland ist im Zusammenhang mit der Umsetzung des Nationalen Impfplans vor einigen Jahren die Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLI) eingerichtet worden, ein Bund-Länder-Gremium, das den Nationalen Impfplan fortschreiben soll. Auf der Internetseite der NaLI ist jetzt eine kleine Übersicht über die Corona-Impfstoffentwicklung online. Sie ist gut verständlich und füllt eine Lücke in der Informationslandschaft rund um das Thema Corona-Impfung. Was man hierzulande dazu lesen konnte, war zumeist entweder fachlich sehr voraussetzungsvoll oder, noch häufiger, halbgar aus der Gerüchteküche mit manchmal zweifelhafter Faktenbasis. Vielleicht helfen die Informationen der NaLI, Verunsicherungen abzubauen und auch den Raum für Desinformationen und Verschwörungstheorien ein wenig einzuschränken. Wer tiefer einsteigen will, kann das über weiterführende Links dort tun, und wer will, kann sich auf der NaLI-Seite auch über andere Impfungen informieren. Nur weil wir jetzt alle über Corona reden, sind ja die Masern oder die Influenza nicht verschwunden.
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