Etwa 70.000 Tote verzeichnet das RKI bis jetzt im Zusammenhang mit der Coronakrise. Bei den Covid-19-Sterbefällen handelt es sich bekanntlich überwiegend um alte und vorerkrankte Menschen. Der Altersmedian der vom RKI dokumentierten Sterbefälle lag mit Stand 23.2.2021 bei 84 Jahren.

In der Todesursachenstatistik wird das Medianalter der Sterbefälle nicht ausgewiesen, nur das mittlere Sterbealter. Es liegt bei vielen Todesursachen nicht allzu weit weg vom Median, bei Covid-19 sollte es etwas unter dem Median liegen. Das ist hier aber nicht weiter relevant.

Das mittlere Sterbealter über alle Todesursachen hinweg lag in Deutschland 2018 bei 78,4 Jahren. In diesem Alter ist die Mehrheit der Menschen multimorbid. Das heißt, nicht nur die im hohen Alter an oder mit Corona Gestorbenen haben zumeist Vorerkrankungen, sondern die meisten im hohen Alter Gestorbenen. Für die Altersgruppe 85 Jahre und mehr fallen übrigens jährlich über 40 Mrd. Euro direkte Krankheitskosten an. Gottseidank verkneifen sich die meisten Leute bisher die Frage, ob sich das bei diesen Menschen noch lohnt, weil sie vielleicht nur noch ein paar Monate zu leben haben – je kränker desto kürzer. Was „lohnt sich“ schon noch bei alten Menschen? Und was ist das für überhaupt für eine Frage? Eine ökonomische? Eine politische? Eine ethische?

Fast die Hälfte aller Sterbefälle in Deutschland wird durch Herz-Kreislauferkrankungen verursacht, mittleres Sterbealter 82,5 Jahre. Es gibt eine ganze Reihe von Krankheiten, die – im Durchschnitt – erst im hohen Alter zum Tod führen, logisch, sonst würden wir im Durchschnitt früher sterben. Infektiöse Darmerkrankungen etwa, darunter die in Pflegeheimen gefürchteten Noroviren, und andere. Leichte wie schwere Krankheiten. Das mittlere Sterbealter liegt dabei mitunter auch über der Lebenserwartung, was natürlich nicht heißt, dass z.B. Demenz das Leben verlängert. Covid-19 auch nicht.

Zahlensalat? Genau, Zahlensalat. Aber bei Covid-19 wird er gerne aufgetischt. Mit den „paar Monaten“ sollte man trotzdem vorsichtig sein. Vor kurzem hat das RKI eine Vergleichsrechnung für die internationale Burden of Disease-Studie vorgenommen und kam, wie andere Studien vorher, zu dem Befund, dass bei den Sterbefällen infolge von Covid-19 etwa 10 Lebensjahre verloren gingen, verglichen mit der Restlebenserwartung (“ferneren Lebenserwartung”) zum Zeitpunkt des Todes. Trotz des hohen mittleren Sterbealters.

Nun sind die Covid-19-Toten sicher keine „durchschnittlichen Alten“. Schon gar nicht jene Hälfte der Covid-19-Toten, die zuletzt im Pflegeheim gelebt hat, wenngleich auch das keine homogen todkranke Gruppe ist. Insofern überschätzt die Differenz zwischen dem Sterbealter der Covid-19-Toten und der ferneren Lebenserwartung (der das Sterbegeschehen aller alter Menschen zugrundeliegt) die durch Covid-19 tatsächlich verlorenen Lebensjahre. Aber die älteren Covid-19-Patienten sind auch keine vom Rest der Älteren völlig verschiedenen Exoten. Wie gesagt, im Alter über 80 ist die Mehrheit multimorbid. Zudem geht auch das frühere Versterben der überdurchschnittlich Kranken in die fernere Lebenserwartung ein, also in den von den Covid-19-Verstorbenen nicht erreichten Referenzwert. Die fernere Lebenserwartung berechnet sich nicht anhand einer kleinen Gruppe ungewöhnlich gesunder Menschen. Auch ein Teil der an Herzinfarkt, Krebs oder COPD Verstorbenen hätte die fernere Lebenserwartung der jeweiligen Altersgruppe nicht ausgeschöpft. Vor allem die nicht mit anderen Vorerkrankungen.

Die Epidemiologie wird uns dazu noch mit vielen Zahlen beglücken. Aber vielleicht sollten wir lieber alle etwas mehr darüber nachdenken, was uns ein paar Monate, ein paar Jahre Leben bedeuten, was wir in dieser Zeit erleben wollen, mit anderen Menschen gemeinsam tun wollen. Man kann auch ein langes Leben sinnlos verbringen. Es ist deswegen übrigens nicht weniger wert.

Kommentare (44)

  1. #1 PDP10
    1. März 2021

    Aber vielleicht sollten wir lieber alle etwas mehr darüber nachdenken, was uns ein paar Monate, ein paar Jahre Leben bedeuten, was wir in dieser Zeit erleben wollen

    Oder wie es jemand – hab’ vergessen wer das war – mal gesagt hat:

    “Ich kenne unzählige Menschen, die nach dem ewigen Leben dürsten, aber mit einem verregneten Sonntagnachmittag nichts anzufangen wissen.”

    Ich jedenfalls schaue gerne dem Regen zu und würden jeden einzelnen “verregneten Sonntagnachmittag” mit Freuden begrüßen, den ich dann noch habe …

    • #2 Joseph Kuhn
      1. März 2021

      @ PDP10:

      Arthur Imhof hat vor 30 Jahren in seinem Buch “Die Lebenszeit. Vom aufgeschobenen Tod und von der Kunst des Lebens” angesichts der historisch einmalig langen Lebenserwartung in der Gegenwart geschrieben (S. 17):

      “Wenn wir diese lange Leben jedoch nicht nur biologisch ausleben, sondern aus ihm auch ein erfülltes langes Leben machen wollen, dann brauchen wir (…) einen mentalen Rahmen, den wir allmählich ausfüllen können.”

      Das gelingt nicht jedem und es ist vor allem der Gesellschaft insgesamt bisher nicht gelungen. Für die Zeit nach der Rente hat sie außer Reisen, gut essen und vielleicht ein bisschen Ehrenamt für die Älteren nicht viel “mentalen Rahmen” anzubieten. Auch das oft jeden Kontakt unterbindende Zusperren der Heime in der ersten Corona-Welle war zu sehr auf das “biologisch ausleben” fixiert. Dagegen wendet sich zu Recht die S1-Leitlinie “Soziale Teilhabe und Lebensqualität in der stationären Altenhilfe unter den Bedingungen der Covid-19 Pandemie”. Der bekannte Spruch, es käme darauf an, den Jahren mehr Leben zu geben, nicht nur dem Leben mehr Jahre, ist in unserer Gesellschaft oft nur eine gedankenlose Floskel.

  2. #3 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    1. März 2021

    > … verglichen mit der Restlebenserwartung …

    Wer hinguckt, dem entgeht sicher nicht, dass ein jeder mit einer größeren Restlebenserwartung stirbt, unabhängig von Corona oder sonstigen Erkrankungen, egal ob bei Regen oder Sonnenschein.

    • #4 Joseph Kuhn
      1. März 2021

      @ Karl Mistelberger:

      “ein jeder”

      Außer die Gestorbenen in der letzten für die Berechnung der Lebenserwartung herangezogenen Altersgruppe (normalerweise 100 und mehr). Wo nichts mehr drüber ist, kann es keinen Durchschnitt drunter geben. In der Gruppe heißt es übrigens eher “eine jede”. Männer werden da oben immer seltener.

  3. #5 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    1. März 2021

    > “ein jeder”

    Dieses ist eine Kurzform von “ein jeder Mensch”. Was die Statistik betrifft bin ich nicht so sicher. Die Erfahrung hat gezeigt, dass selbst ganz alte Leute nur äußerst selten auf der Stelle tot umfallen. Also haben haben sie auch dann eine Lebenserwartung, wenn die Statistik versagt.

    Sicher ist übrigens, die schon gestorben sind kommen kein zweites Mal mehr dran.

    • #6 Joseph Kuhn
      1. März 2021

      @ Karl Mistelberger:

      “ganz alte Leute … auch dann eine Lebenserwartung, wenn die Statistik versagt.”

      Früher gab es für viele die Erwartung ans ewige Leben, eine Glaubenssache jenseits der Statistik. In der Hinsicht ging, auch darauf hat Arthur Imhof hingewiesen, mit der Moderne für viele ein enormer Verlust an Lebenserwartung einher 😉

  4. #7 hto
    1. März 2021

    Grundsätzlich leben wir falsch, da haben eben auch die Alten OHNE HINTERFRAGEN das Recht falsch zu leben!!!

  5. #8 noch'n Flo
    Schoggiland
    1. März 2021

    @ JK:

    Ich hätte da noch einen Satz, der inhaltlich völlig korrekt ist, aber bei sehr vielen Menschen im Moment dennoch Schnappatmung auslöst:

    “Es ist völlig normal, dass bei einer Seuche vor allem Alte und Kranke sterben.”

    Vielleicht hast Du dazu auch noch ein paar “lose Gedanken”?

    • #9 Joseph Kuhn
      1. März 2021

      @ noch’n Flo:

      Dazu habe ich einen Gedanken: Der Satz ist empirisch falsch und moralisch gedankenlos zugleich.

  6. #11 Alisier
    1. März 2021

    Eine weitere steile These:
    “Wir bräuchten mal wieder einen richtigen Krieg, damit die Leute merken wie harmlos eine solche Seuche im Vergleich ist!”
    Ich wundere mich in der Tat über die Hartnäckigkeit mit der munter drauf los relativiert wird. Da ist nnF nun wirklich nicht alleine.
    Die Gründe für die fortlaufenden Versuche das Ganze herunterzuspielen bis zur gottgewollten Harmlosigkeit eines unabwendbaren Schicksals sind aber sicher vielfältig, und ich wäre erstmal vorsichtig das moralisch irgendwie zu werten. Ich würde es, zugegeben, aber ganz gerne verstehen.
    Ob Gedankenlosigkeit aus ethischer Sicht immer verwerflich ist kann man ebenfalls diskutieren.
    @ Joseph Kuhn #2
    Ich versuche mich dann auch mal an einer steilen These: Menschen sind durchaus auch selber dafür verantwortlich, was sie mit ihrem Lebensabend so anstellen. Ich sehe es bei geistig und körperlich wenig beeinträchtigten Menschen nicht als Aufgabe der Gesellschaft ihnen Vorschläge zu unterbreiten wie sie sich auf welche Weise auch immer betätigen sollten oder könnten.
    Oder habe ich Dich falsch verstanden?
    Denn dass man Menschen signalisiert, dass sie zur Gemeinschaft gehören und gebraucht werden ( und zwar eben nicht als wohlfeiles Lippenbekenntnis) sollte so oder so selbstverständlich sein und weder and Alter, Herkunft oder Sonstwas gekoppelt werden.

    • #12 Joseph Kuhn
      1. März 2021

      @ Alisier:

      “Ich sehe es (…) nicht als Aufgabe der Gesellschaft ihnen Vorschläge zu unterbreiten.”

      Wie soll ihnen “die Gesellschaft” denn Vorschläge unterbreiten? Sie hat kein Hirn und keinen Mund. Es geht um Altersbilder und die damit nahegelegten Handlungsmöglichkeiten. Dass nach dem Beruf viele noch ein Viertel, vielleicht ein Drittel ihres Lebens vor sich haben, ist auch heute noch nicht in den Köpfen angekommen, wie schon das Wort “Ruhestand” zeigt. Darauf wollte Arthur Imhof hinaus und damit hat er Recht.

      “Denn dass man Menschen signalisiert, dass sie zur Gemeinschaft gehören und gebraucht werden …”

      … ist ein Lippenbekenntnis. Als “Humankapital” haben die alten Menschen meist ausgedient. Wozu braucht “die Gesellschaft” sie denn wirklich? Zum Enkelhüten vielleicht. Gut, manche, Trump, Biden, Kretschmann & Co. bleiben unersetzlich, bis sie umfallen.

      “Ob Gedankenlosigkeit aus ethischer Sicht immer verwerflich ist kann man ebenfalls diskutieren.”

      Wer hat von “immer” gesprochen? Es ging konkret um den Satz von noch’n Flo. Wie dessen Normalisierung des infektionsbedingten Sterbens von Alten und Kranken ethisch zu werten ist, kannst du gerne diskutieren. Tu es einfach. Am besten mit ihm, ihr wolltet doch gemeinsam verreisen.

  7. #13 Alisier
    1. März 2021

    …..und ich setze Imhof auf meine Leseliste, hatte ich vergessen zu sagen.
    Danke für den Tipp!

  8. #14 Alisier
    1. März 2021

    @ Joseph Kuhn
    Wir schaffen es doch immer mal wieder so richtig schön aneinander vorbei zu reden. Wahrscheinlich ganz ohne Absicht.

  9. #15 Alisier
    1. März 2021

    @ JK
    Die Reise ist hier nicht Thema!
    Hat der Blogger selbst verfügt, und ich stimme ihm zu.

    • #16 Joseph Kuhn
      1. März 2021

      @ Alisier:

      “Die Reise ist hier nicht Thema!”

      Ich meinte auch nicht, ihr hier über die Reise sprechen sollt, sondern dort über die ethischen Implikationen seines Satzes. Darüber kannst du auch hier diskutieren, wie gesagt, tu es einfach, statt zu sagen, dass man es kann und es dann nicht zu tun.

  10. #17 Alisier
    1. März 2021

    Es gibt Situationen, in denen man aus verschiedensten Gründen lieber den Mantel des Schweigens ausbreitet und es nicht auf die Spitze treibt.

  11. #18 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. März 2021

    @ shader:

    Ausnahmen bestätigen – wie immer – die Regel. Deshalb schrieb ich ja nicht, dass es immer so sei, sowie “vor allem”.

    @ JK:

    Warum sollte ein völlig natürlicher Vorgang “moralisch gedankenlos” sein?

    @ Alisier:

    Warum ist Relativieren falsch?

  12. #19 Alisier
    2. März 2021

    @ noch’n Flo
    Relativieren an sich ist sicher weder falsch noch richtig, sondern es hängt vom jeweiligen Kontext und von der Intention des Relativierenden ab, ob sich daran gestoßen werden kann.
    Das nur als Einleitung.
    Für mich persönlich hängt es im Zusammenhang mit Corona sehr von der Intention ab, ob ich mich überhaupt auf eine Diskussion einlasse, wenn relativiert wird.
    Was also ist Deine Intention? Was glaubst Du?.

  13. #20 hto
    2. März 2021

    @noch’n Flo

    Für Dich seltsamen Arzt formuliere ich meinen Satz #7 nochmal um:

    Grundsätzlich leben wir ohne wirklich-wahrhaftiges Bewusstsein, da haben eben auch die Alten OHNE HINTERFRAGEN das Recht ohne wirklich-wahrhaftiges Bewusstsein zu leben!!!

  14. #21 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. März 2021

    @ Alisier:

    Ich möchte vor allem, dass allmählich mal die Kirche ins Dorf zurückkehrt.

    Der Mensch ist (unseres derzeitigen Wissens nach) das erste Lebewesen auf diesem Planeten, welches in einem solch umfangreichen Ausmass und derartig komplex aktiv Strategien zur Krankheitsbekämpfung bzw. -prävention sowie zur Lebensverlängerung entwickelt hat. Das ist ja auch schön und gut.

    Aber in der jetzigen Pandemie geht immer mehr der Blick für die Verhältnismässigkeiten bachab.

    Schau Dir doch mal die Krebs-Übersterblichkeit seit Pandemiebeginn an – wir haben Mitmenschen geopfert, um andere Mitmenschen zu retten. Und dann diskutieren einige welt- und sachfremde Zeitgenossen über die moralische Vertretbarkeit der Triage?

    • #22 Joseph Kuhn
      2. März 2021

      @ noch‘n Flo:

      „wir haben Mitmenschen geopfert, um andere Mitmenschen zu retten“

      Ja, vermutlich vor allem in der Dritten Welt. Und sicher auch einige hier in Deutschland durch versäumte Behandlungen.

      Verstehe ich dich richtig, dass du lieber mehr Menschen durch mehr Infektionen geopfert hättest, um die Folgen versäumter Behandlungen zu vermeiden?

      Wenn die Alternative war, Opfer durch versäumte Behandlungen gegen Opfer durch versäumte Prävention abzuwägen, wie hätte man das tun können? Wie war, wie ist die Datenlage? Wie ist ein solches Abwägen ethisch vorzunehmen?

  15. #23 Alisier
    2. März 2021

    @ noch’n Flo
    Zu einer angeblichen Krebs-Übersterblichkeit sowie generell zur These, dass wir Mitmenschen “geopfert” haben, hätte ich dann aber dennoch gerne wasserdichte Daten.

  16. #24 Jolly
    2. März 2021

    @noch’n Flo

    Schau Dir doch mal die Krebs-Übersterblichkeit seit Pandemiebeginn an

    Wo kann man das tun?

    wir haben Mitmenschen geopfert, um andere Mitmenschen zu retten

    Belege? (running gag). Natürlich glaube ich dir.

    Ziel aller Maßnahmen war es ja eigentlich, genau das zu verhinden, das Gesundheitssystem sollte geschützt werden vor Überlastung. Was könnte da schiefgelaufen sein, kam der Lockdown zu spät, war er zu locker, die Schulen zu lange geöffnet?

    dass allmählich mal die Kirche ins Dorf zurückkehrt.

    Du bist die Kirche mein Prophet, du bist im Dorf.

  17. #25 Alisier
    2. März 2021

    @ noch’n Flo
    Ach ja: “Verhältnismäßigkeit” müsste dann ebenfalls noch sauber definiert werden, sowie genau aufgedröselt, was damit wo genau gemeint sein soll.
    Eines oder mehrere Schlagworte reinzuwerfen ist noch kein Argument, könnte aber mit etwas Mühe durchaus noch eines werden.

  18. #26 Alisier
    2. März 2021

    @ Jolly
    Zu Kirche, Dorf und Propheten:
    https://blog.gwup.net/2021/03/02/ich-moechte-mit-ihnen-ueber-gott-corona-wiedergeburt-friseure-sprechen-was-skeptikerinnen-nach-fernsehauftritten-erleben/
    Vor dem Lesen eventuell Kopfschmerztabletten und Baldrian in Mengen einwerfen.

  19. #27 schorsch
    2. März 2021

    Vielleicht könnte man den schönen Satz von noch’n Flo ein wenig modifizieren: “Es ist völlig normal, dass man bei einer Seuche vor allem Alte und Kranke sterben lässt.”

    In dieser Form kann man den Satz auch ganz gewiss nicht mehr als ‘moralisch gedankenlos’ bezeichnen.

  20. #28 RPGNo1
    2. März 2021

    @Jolly

    Wo kann man das tun?

    Ich habe folgende Quelle zum Thema gefunden, die allerdings jede Menge “könnte” und “möglicherweise” enthält.

    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/folge-corona-pandemie-weniger-krebsbehandlungen-helios-100.html

    Bitte berücksichtigen, dass die Datenerhebung Mitte Juni 2020 endet.

  21. #29 Jolly
    2. März 2021

    @Alisier

    Danke für den Link, ist sicher gut gemeint, aber mein Bedarf an Texten zu Fragen des Glaubens ist durch die Kommentare von @noch’n Flo in Sachen Corona ausreichend gedeckt.

    @RPGNo1

    Vor allem enthält die von dir genannte Quelle keine belastbaren Zahlen in Hinsicht darauf, wie viele Mikro-Triagen eventuell gegeneinander verrechnet werden müssten. Mikro-Triagen ergeben sich übrigens auch schon durch Impfpriorisierungen.

    Es bleibt die ewige Frage, wer suchet, der findet oder wer behauptet, der belegt?

  22. #30 shader
    2. März 2021

    @noch’n Flo, naja, die Spanische Grippe ist schon quasi die Mutter der Pandemien zumindest im 20.Jahrhundert. Und wenn ich mich recht entsinne, hatte es bei der Schweinegrippe um 2009 relativ viele im mittleren Alter in Deutschland erwischt.

  23. #31 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. März 2021

    @ RPGNo1:

    Und wohin nur wenige Wochen Verzögerung in der Krebstherapie führen, hat folgende Studie untersucht:

    https://www.bmj.com/content/371/bmj.m4087

    Jetzt einfach mal 1 und 1 zusammenzählen…

    @ JK:

    Verstehe ich dich richtig, dass du lieber mehr Menschen durch mehr Infektionen geopfert hättest, um die Folgen versäumter Behandlungen zu vermeiden?

    Habe ich nicht behauptet.

    Wenn die Alternative war, Opfer durch versäumte Behandlungen gegen Opfer durch versäumte Prävention abzuwägen, wie hätte man das tun können? Wie war, wie ist die Datenlage? Wie ist ein solches Abwägen ethisch vorzunehmen?

    Das Problem ist, dass wir das endgültige Ausmass der Folgen der getroffenen Entscheidungen erst in Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, erfassen werden können. Und dann sind viele Schäden nicht mehr rückgängig zu machen.

    Dennoch wurde fast immer nur auf die Virologen und Epidemiologen gehört, als wäre dies das einzige Kriterium.

    • #32 Joseph Kuhn
      2. März 2021

      @ noch‘n Flo:

      1. Wenn wir die Folgen erst in Jahren absehen können (was wohl anzunehmen ist), was folgt daraus für die Entscheidungen, die bisher zu treffen waren oder jetzt zu treffen sind?

      2. Dass virologische/epidemiologische Expertise lange zu sehr im Vordergrund stand, stimmt zwar, aber dass die ökonomischen und sozialen Folgen nicht gesehen wurden, ist falsch. Schau dir beispielsweise mal das berühmte BMI-Papier an (nicht das des suspendierten Herrn Kohn, das andere), was da zur Wirtschaft drinsteht. Man hat dieses Papier dummerweise immer nur als Panikkommunikations-Papier abgetan, statt mal den Rest zu lesen. Und man sollte auch nicht vergessen, dass z.B. die Autokonzerne vor dem Lockdown dichtgemacht haben.

      Siehe auch https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2020/08/22/der-lockdown-empfehlung-der-virologen-empfehlung-der-oekonomen/

  24. #33 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. März 2021

    @ JK:

    Dass virologische/epidemiologische Expertise lange zu sehr im Vordergrund stand, stimmt zwar, aber dass die ökonomischen und sozialen Folgen nicht gesehen wurden, ist falsch.

    Komischerweise rutschen seit fast einem Jahr die Psychologen komplett durch. Wo waren die denn in den Beratergremien?

    Heute mittag in den Nachrichten: die Zahl der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungen in D hat in 2020 um 6% zugenommen. Das klingt zwar erst einmal nicht viel, aber das dicke Ende kommt ja erst noch. Und bei den Erwachsenen wird das auch nicht besser aussehen, vor allem, wenn die Insolvenzwelle erst so richtig in Gang kommt.

    Ausserdem:

    Dass virologische/epidemiologische Expertise lange zu sehr im Vordergrund stand

    (Hervorhebung von mir)

    Tut sie das denn nicht mehr? Ich erinnere nur an das neue Positionspapier für die morgigen Bund-Länder-Gespräche, bei denen der Lockdown bis 28.3. verlängert und die 35er-Inzidenz nochmal zementiert werden soll.

    Oh, ja, ich vergass: Museen und Bibliotheken sollen eventuell in Kürze öffnen können. Aber was hat der Grossteil der Bevölkerung ernsthaft davon?

    Man bekommt allmählich den Eindruck, dass die Damen und Herren Politiker*innen im Moment vor allem nach ihren eigenen Interessen öffnen (man erinnere sich an die Öffnung der Coiffeure gestern).

    • #34 Joseph Kuhn
      2. März 2021

      @ noch’n Flo:

      “Komischerweise rutschen seit fast einem Jahr die Psychologen komplett durch. Wo waren die denn in den Beratergremien?”

      Die COSMO-Befragungen von Cornelia Betsch werden jedenfalls von der Politik werden aufmerksam zur Kenntnis genommen und auch in Planungen einbezogen. Ansonsten will ich dir an dem Punkt ja gar nicht widersprechen, wobei sich im Moment die Stimme der Virologen erkennbar nicht durchsetzt.

  25. #35 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. März 2021

    nochmal @ JK:

    Wenn wir die Folgen erst in Jahren absehen können (was wohl anzunehmen ist), was folgt daraus für die Entscheidungen, die bisher zu treffen waren oder jetzt zu treffen sind?

    Dass Politiker maximal bis zur nächsten Wahl denken können?

  26. #36 Herr ɟuǝs
    2. März 2021

    Dass Politiker maximal bis zur nächsten Wahl denken können?

    noch’n Flo ist aber heute optimistisch 😉 z.Zt. monatsrhythmisch

  27. #37 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. März 2021

    @ JK:

    wobei sich im Moment die Stimme der Virologen erkennbar nicht durchsetzt

    Ausser in dem Punkt, dass immer noch völlig realitätsfremde Inzidenzen (35) als Massstab genutzt werden.

    Siehe übrigens auch “No Covid”.

    Dass das in Ozeanien anscheinend gut gefunzt hat – okay. Aber warum wird immer wieder ernsthaft versucht, die daraus gewonnenen Daten auf Europa anzuwenden, wo die geopolitischen Grunddaten so dermassen anders sind, dass es schon rummst?

    Ich erinnere an dieser Stelle an einen Artikel, auf den ich bereits nebenan bei CC verwiesen habe:

    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-02/nocovid-australien-corona-strategie-deutschland-stephen-duckett/komplettansicht

    Zitate:

    Man könnte Zonen innerhalb einer Stadt errichten oder innerhalb eines Bundeslands. Oder man erklärt ein ganzes Bundesland zur Zone. Man könnte versuchen, das Virus in ländlichen Gegenden zu kontrollieren.

    Allein diese Aussage von Herrn Duckett ignoriert völlig, dass man Europa und Australien zwar flächenmässig durchaus vergleichen kann, aber keinesfalls hinsichtlich der Populationsdichte bzw. der regionalen Verflechtungen, die hieraus resultieren (und da machen manche Menschen ein Bohei aus den EU-Grenzgängern… hey: dann schaut mal auf die Grenzgänger zwischen den Bundesländern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten).

    Mal eben ein Bundesland abriegeln – ja klar!
    *kopfauftisch*

    So läuft Epidemiemanagement schon seit Ewigkeiten. Während der Spanischen Grippe hat man ganze Städte unter Quarantäne gestellt.

    Herrn Duckett ist hoffentlich bekannt, wie sich die Bevölkerungsdichte in Europa und Nordamerika in den letzten 100 Jahren entwickelt hat?

  28. #38 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. März 2021

    @ Herr ɟuǝs:

    Ich bin immer optimistisch!

    Sonst hätte ich wohl kaum in den letzten Wochen eine Kalifornien/Nevada/Arizona-Rundreise meiner Familie für Juli/August 2021 und eine Australien/Südpazifik-Reise für Februar 2022 gebucht.

  29. #39 Alisier
    2. März 2021

    @ noch’n Flo
    Was ich bei Dir schwierig finde: dass Du öfters kluge Beobachtungen und Bewertungen raushaust, die sehr diskussionswürdig sind und dann aber das Ganze durch Flapsismus wieder teilweise komplett einreißt.
    Es interessiert übrigens niemanden, was Du für Reisen planst. Ich meine in diesem Zusammenhang. Verkneif Dir das doch bitte.
    Um aber noch was zur Diskussion beizutragen: Psychologisch geht nicht nur diese Gesellschaft schon recht lange auf dem Zahnfleisch und eben nicht erst seit Covid. Auch andere Schwierigkeiten treten zwar deutlicher zutage, sind aber eben ebenfalls nicht durch Covid verursacht worden.
    Und dass Menschen tagtäglich zu Tausenden und Zehntausenden sterben, obwohl das vermieden werden könnte, ist eben auch schon sehr lange der Fall. Und es wird noch viel extremer, wenn wir Umweltverschmutzung, Flächenverbrauch und Klimawandel nicht schleunigst in den Griff kriegen.
    Covid ist vor allem ein Symptom, und nicht der Verursacher, sondern die Folge menschengemachter Probleme.
    Das Ganze im Blick zu behalten ist nötig, auch wenn lokale und regionale Entscheidungen getroffen werden müssen, und Millionen Sofapolitiker immer genau wissen, was zu tun wäre, selbst wenn sie sich alle widersprechen.

  30. #40 Jolly
    2. März 2021

    @ Joseph Kuhn

    Verstehe ich dich [@noch’n Flo] richtig, dass du lieber mehr Menschen durch mehr Infektionen geopfert hättest, um die Folgen versäumter Behandlungen zu vermeiden?

    Habe ich nicht behauptet. (@noch’n Flo)

    “1 und 1 zusammenzählen” bitte nur nach direkter Aufforderung.

    Es muss jedem erlaubt sein, von ihm propagierte Maßnahmen auch völlig einseitig zu betrachten, ohne deren negative Konsequenzen zu berücksichtigen. Machen andere auch so.

    Bitte auch nicht versuchen mit @noch’n Flo zu klären, ob versäumte Behandlungen überhaupt mit von Politikern verhängten Lockdownmaßnahmen zusammenhängen, oder nicht doch einfach mit dem Auftreten und der Verbreitung des Virus an sich und damit aufkommenden Ängsten in der Bevölkerung.

    Da fällt mir ein, ich sollte mal wieder zum Zahnarzt gehen.

  31. #41 noch'n Flo
    Schoggiland
    2. März 2021

    @ Alisier:

    und dann aber das Ganze durch Flapsismus wieder teilweise komplett einreißt

    Und das habe ich in diesem Kommentarstrang noch genau wie getan?

    (Das würde mich wirklich sehr interessieren!)

  32. #42 Alisier
    2. März 2021

    @ noch’n Flo
    Das machen wir privat.
    Ich lege Wert darauf das OT nicht zu überziehen und möglichst beim Thema zu bleiben.
    Um mich zu wiederholen: Du bist hier nicht das Thema, und das ist nicht im Geringsten böse gemeint.

  33. #43 rolak
    28. April 2021

    Sich ein paar etwas festere Gedanken, ja, eine ganze recherche du temps perdu haben einige (ua?) MPI Forscher* gemacht: Verlorene Lebenszeit durch Corona.

    Erreichte mich durch die empfehlenswerte, völlig kostenfreie ~Quartals-Publikation Max Planck Forschung.

  34. […] Bei den Coronatoten wird die Frage, ob es sie überhaupt gibt, und wenn, ob es sich nicht bevorzugt nur um alte und kranke Menschen handelt, und ob diese alten und kranken Menschen ohne Corona überhaupt älter geworden wären, unter Querdenkern von Anfang an eifrig diskutiert. Dabei werden immer wieder pseudoepidemiologische Betrachtungen angestellt. Hartnäckig hält sich beispielsweise das „Argument“, das mittlere Sterbealter der Coronatoten läge über der Lebenserwartung, also könne mit Corona kein Risiko für ein vorzeitiges Ableben verbunden sein. Das Argument krankt an einem unheilbaren Denkfehler. Auch 90-Jährige können vom Auto überfahren werden, obwohl sie die durchschnittliche Lebenserwartung weit hinter sich gelassen haben. Und genauso können sie an Corona sterben. […]