Mit den Heilpraktiker/innen ist das bekanntlich so eine Sache. Weder weiß man genau, wie viele es gibt, noch was sie tun. Auch die Heilpraktiker/innen selbst wissen vermutlich oft nicht, was sie tun, zumindest hat man den Eindruck, wenn man sich ansieht, was viele, vielleicht sogar die Mehrheit, anbieten. Von Astralreisen bis zur Krebswundermitteln fehlt keine Scharlatanerie im Sortiment. Dass es auch Angehörige der Zunft mit seriösen Angeboten gibt, soll nicht bestritten werden. Sie finden sich vermutlich vor allem unter den Heilpraktiker/innen mit einer sektoralen Erlaubnis, z.B. wenn Physiotherapeuten ohne ärztliche Überweisung arbeiten wollen, oder Psychologen Familientherapie anbieten wollen. Aber, wie gesagt, nichts Genaues weiß man nicht.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet heute über den Fall einer Heilpraktikerin aus Schrobenhausen, der nach langem Hin und Her vor zwei Jahren die Erlaubnis entzogen wurde. Dagegen hat sie Rechtsmittel eingelegt, ihre Praxis existiert weiter, mit ähnlich obskurem Angebot wie eh und je. Der Stand in Sachen Erlaubnisentzug ist mir nicht bekannt. Im Artikel der Süddeutschen geht es um einen Strafprozess wegen Betrugs, der jetzt begonnen hat. Anklagepunkte, so die Süddeutsche, sind u.a. Geschäfte mit dem Mittel BG-MUN und das unberechtigte Führen eines Professorentitels. Das Urteil wird für Februar 2022 erwartet.
Wie dieser Fall auch ausgeht: Der nächste Heilpraktiker-Skandal ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Dass die Politik hier demnächst energisch Unkraut jätet und das Heilpraktikerrecht grundlegend reformiert, ist nicht zu erwarten. Vor der Bundestagswahl sowieso nicht, und danach wird man auch keinen Kampf für die evidenzbasierte Medizin führen, bei dem jede Menge Ärger und nur bedingt Zustimmung in der Bevölkerung zu erwarten ist. Zumal die Alternativmedizin auch viel Sympathie in der Politik selbst genießt. Das Thema bleibt in der Endlosschleife.
Damit hier die fruchtlose Endlosschleife der immer gleichen Argumente etwas schneller durch ist, nehme ich die zwei gängigsten Standardargumente der Szene schon mal vorweg: „Es handelt sich um Einzelfälle“ und „in der Schulmedizin gibt es noch viel schlimmere Fälle“. Bitte ab da weiterdiskutieren.
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