Wenn man so will, propagiert die Querdenkerszene zwei Werte in einer prekären Form: Freiheit und Wahrheit. Heraus kommt dabei die Freiheit von Wahrheit durch eine verquere Wissenschafts- und Politikkritik. Die gleiche Konstellation war schon vorher auf dem Feld des Klimawandels oder des Passivrauchens zu beobachten. Der österreichische Soziologe Alexander Bogner hat dazu ein kleines, sehr lesenswertes Büchlein geschrieben: „Die Epistemisierung des Politischen. Wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet“. Der Rest wieder in sieben Zeilen:
Ich fand Bogners Buch auch mit Blick auf mein berufliches Aufgabenfeld, die Gesundheitsberichterstattung, anregend. Die Gesundheitsberichterstattung soll ja eine Versachlichung gesundheitspolitischer Debatten befördern – wie man sieht, ein Projekt mit einer Kehrseite. Die Dialektik der Aufklärung (Horkheimer/Adorno) lauert überall.
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Zum Weiterlesen:
• Blogbeitrag „Verschwörungstheoretiker als irregeleitete Gesellschaftskritiker?“
• Blogbeitrag „Vom hohen Wert der wissenschaftlichen Unabhängigkeit der STIKO und der Notwendigkeit, in der Politik politisch zu entscheiden“.
• Kuhn J (2005) Gesundheitsberichterstattung als Staatsaufgabe.
• Kuhn J (2009) Gesundheitspolitik zwischen Evidenzbasierung und Bürgerorientierung. Ein Kommentar zu einem Fortschrittsdilemma.
• Michael Sandel: Vom Ende des Gemeinwohls. Wie die Leistungsgesellschaft unsere Demokratien zerreißt. Frankfurt 2020. Michael Sandels Kritik an der Meritokratie kann man gut parallel zu Bogner lesen, es gibt viele interessante gedankliche Querbeziehungen.
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