Die Süddeutsche Zeitung macht heute unter der Überschrift “Investmentbanker erwarten super Bonus-Jahr“ darauf aufmerksam, dass die Banken auch 2021 wieder horrende Boni ausschütten werden. Bei der Deutschen Bank sei mit mehr als 2 Mrd. Euro zu rechnen, pro Kopf gehe es in vielen Fällen um sechs- bis siebenstellige Beträge. Das sei im Wettbewerb nötig, so Bankenkreise. Gerechterweise, und hier geht es ja um Gerechtigkeit, muss man dazu sagen, dass die Boni vor 10 Jahren noch viel üppiger ausfielen. 2010 gab die Deutsche Bank mehr als 4 Mrd. Euro dafür aus, ein Vielfaches übrigens der Dividenden für die Aktionäre. Und blickt man noch weiter zurück, bis zur Finanzkrise 2007, werden die Zahlen noch höher. In gewisser Weise muss man hier also einen regelrechten Verarmungsprozess konstatieren, das gilt es im Kopf zu behalten, wenn man mit den Boni anderer Berufsgruppen vergleicht, siehe dazu unten.

Etwas süffisant weist die Süddeutsche darauf hin, dass die guten Geschäfte der Banken auch mit den Staatshilfen zu tun haben, mit denen die Wirtschaft derzeit gestützt wird. Die Coronakrise bietet eben den Leistungsträgern des Landes besondere Chancen, man muss nur zuzugreifen wissen. Und wozu sind Staatshilfen denn da?

Auch andere profitieren schließlich. Der Artikel in der Süddeutschen beginnt nämlich damit, dass die neue Regierung einen Pflegebonus geplant hat. Im Koalitionsvertrag heißt es:

„Die Pflegekräfte in Deutschland erbringen während der Pandemie eine herausragende Leistung. In der aktuell sehr herausfordernden Situation in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wollen wir diesen Einsatz anerkennen. Der Bund wird hierfür eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen. Dazu werden wir die Steuerfreiheit des Pflegebonus auf 3.000 Euro anheben.“

„Herausragende Leistungen“, toll. Natürlich nicht mit denen der Investmentbanker vergleichbar. Die erwirtschaften schließlich Geld, die Pflegekräfte retten nur Menschenleben. Noch dazu solche, die vielleicht „in einem halben Jahr sowieso tot wären“. Ob das den ganzen Aufwand lohnt? Vermutlich ist in der Pflege auch der Wettbewerb um die besten Köpfe bei weitem nicht so hart wie bei den Banken. Investmentbanker hängen nicht mit ihren Schulkindern in Kleinstädten fest, sie haben eh keine Zeit für Feuerwehr und Kaninchenzüchterverein, ihnen gehört die ganze Welt, Masters of Universe, heute wie ehedem. Gut, wer will über all das schon vertieft nachdenken, belassen wir’s dabei.

Wie Medien melden, soll der Pflegebonus anders als ursprünglich geplant erst 2022 kommen. Man wolle niemanden vergessen, heißt es aus Regierungskreisen. Das ist löblich, bei kleinen Beträgen soll es nicht auch noch in der Verteilung ungerecht zugehen. Sonst kommt unter den Leuten nur Sozialneid auf.

In der Pflege geht es bekanntlich mehr um die Arbeitsbedingungen als ums Geld. Trotzdem ist es gut, dass die Löhne in der Pflege in den letzten 10 Jahren stärker gestiegen sind als in der Gesamtwirtschaft. Sie verdienen dem Statistischen Bundesamt zufolge heute etwa ein Drittel mehr als 2010, in der Gesamtwirtschaft lag der Zuwachs bei einem Fünftel. Vielleicht macht sich hier auch der Mangel an Pflegekräften bemerkbar, aber gelöst hat der Markt das Problem bisher nicht. Das ist dann bei den Investmentbankern doch einfacher.

Kommentare (39)

  1. #1 hto
    ... um den heißen Brei
    21. Dezember 2021

    @Kuhn: “Gut, wer will über all das schon vertieft nachdenken, belassen wir’s dabei.”

    Tja, wer ausser mir will das schon – schließlich könnte man ja vielleicht als übler Troll, Verschwörungstheoretiker und “haste nicht gesehen” drüben im Blog von “Wissenschaftler”, Politiker und Banker Michael Blume landen, der einem dann eine jahreszeitlich passende Rentierverschwörung mit allem drum und dran andichtet!?

    • #2 Joseph Kuhn
      21. Dezember 2021

      @ hto:

      Ja, wenn wir Sie nicht zum Nachdenken hätten, sähe es hier echt finster aus.

  2. #3 RPGNo1
    21. Dezember 2021

    Die Süddeutsche Zeitung macht heute unter der Überschrift “Investmentbanker erwarten super Bonus-Jahr“ darauf aufmerksam, dass die Banken auch 2021 wieder horrende Boni ausschütten werden. Bei der Deutschen Bank sei mit mehr als 2 Mrd. Euro zu rechnen, pro Kopf gehe es in vielen Fällen um sechs- bis siebenstellige Beträge.

    Nett. In unserer Firma gibt es einen dreistelliger Betrag als Anerkennung dafür, dass wir die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten aufrechterhalten konnten. Wir haben dazu auch ein herzliches Dankeschön der Geschäftsführung und unserer Kunden erhalten. Ich beklage mich nicht und bin zufrieden.

    Wie wäre es, wenn die Investmentbanker aller deutschen Banken 50 % ihrer Boni in einen Fond geben, aus dem dann die Kranken- und Pflegekräfte ihren Anteil bekommen? Für die Banker bliebe immer noch genug Geld übrig, um das Ferienhaus auf Malle und den SUV/Tesla der Nachkommenschaft abzubezahlen. Es wäre auch eine Möglichkeit, das miserable Ansehen der Branche zu verbessern.

    Klinge das sehr illusorisch und realitätsfremd?
    Sicher!
    Aber man wird um die Weihnachtszeit doch mal träumen dürfen.

  3. #4 nota.bene
    21. Dezember 2021

    Es gibt halt wesentlich mehr Pflegekräfte als Investmentbanker, und belohnt wird nicht das Ausmaß der Arbeit sondern das Ausmaß der “Wertschöpfung” – die ist bei jedem einzelnen Banker eben größer als bei jeder einzelnen Pflegegkraft. Sonst würde ein Fensterputzer ja mehr verdienen als der schnieke Yuppi auf der anderen Seite der Glasfassade.

  4. #5 hto
    ... um den heißen Brei
    21. Dezember 2021

    @RPGNo1: “Wie wäre es, wenn die Investmentbanker aller deutschen Banken 50 % ihrer Boni in einen Fond geben, aus dem dann die Kranken- und Pflegekräfte ihren Anteil bekommen?”

    Wer weiß, vielleicht werden die das sogar tun, denn es soll das System ja auch weiterhin noch existieren, um Menschen und Länder zu ruinieren und sich diese “Geschenke” möglichst bald und mit noch mehr Profit wiederzuholen!?

    Das wird für die Pflegekräfte / dem Gesundheitssektors aber alles nur der “Tropfen auf dem heißen Stein” sein, wenn nicht mehr Personal und sonstige befreiend-entlastende Struktur dazu kommt.

  5. #6 Tim
    21. Dezember 2021

    Ich weiß gar nicht, welche Corona-Hilfen explizit Banken derzeit erhalten, aber die beliebte Annahme “je höher die Hilfe, desto höher die Boni” ist Unsinn. Tatsächlich ist der Zusammenhang viel komplexer. Es ist generell sehr schwer zu sagen, wieviel Geld unten rauskommt, wenn man in ein Unternehmen oben Geld reinschüttet, aber bei Subventionen ist es besonders knifflig. Es gibt z.B. Situationen, in denen Unternehmen gerade dafür Geld bekommen, einen unwirtschaftlichen Unternehmensteil weiterzubetreiben. In solchen Situationen kann die Staatshilfe sogar dazu führen, dass das Unternehmen am Ende weniger Geld verdient.

    Aber klar: Die vielen Steuermilliarden, die derzeit an die Wirtschaft verteilt werden, kommen auch den Banken zugute, und da stoßen die Boni natürlich übel auf. Grundsätzlich sind Subventionen immer ein asozialer Fremdkörper im Sozialstaat, da sie vor allem den Kapitaleignern nutzen, in der Regel aber sozialstaatlich begründet werden (was ich besonders widerlich finde). Sozialstaat muss bedeuten, dass der Mensch geschützt wird, nicht das Unternehmen.

    • #7 Joseph Kuhn
      21. Dezember 2021

      @ Tim:

      “welche Corona-Hilfen explizit Banken derzeit erhalten”

      Davon war in der SZ nicht die Rede.

  6. #8 Gerald Fix
    22. Dezember 2021

    Ich weiß gar nicht, welche Corona-Hilfen explizit Banken derzeit erhalten

    Wenn ich die Übersichtsseite des Bankenverbands anschaue, fallen mir da bloß Kreditbürgschaften auf und die treiben keine Boni. Allerdings geht es wahrscheinlich um die ersten Corona-Hilfen, da könnte theoretisch auch was anderes drin stehen.

    Aber: Boni werden vom Wertpapiergeschäft getrieben und das wurde seit 2008 nicht mehr staatlich gestützt. Ich bezweifle auch, dass es große Querflüsse gibt zwischen Kreditabteilung und den Börsengöttern, sodass da auch kein Missbrauch staatlicher Gelder zu befürchten ist. Das Problem sind auch nicht die Boni. Das Problem ist das in idiotisch irrsinniger Menge frei heraumlaufende Geld, das nicht mehr vernünftig untergebracht werden kann. (Disclaimer: Ich gestehe, für dieses Problem keine Lösung zu kennen.)

  7. #9 rolak
    22. Dezember 2021

    in idiotisch irrsinniger Menge frei heraumlaufende Geld

    Auch wenn weder Geld Füße hat noch GeldMengen denken können: ja, deswegen sind auch speziell die Boni der Investmentbanker thematisiert, also Vermögensverwaltung, Wertpapierhandel und sonstige unternehmerische Kapitalmaßnahmen (Börsengang, Fusion, Übernahme, …). Da zählen neben den erzielten Zuwächsen auch AbschlußVolumina, beides wie kapitalistüblich in Krisenzeiten steigend aufgrund der subventions-beschleunigten Kapital-Umschichtung nach ‘oben’.

    Das kann selbstverständlich noch deutlich schärfer formuliert werden: “Verdienen am Tod“.

  8. #10 Tim
    22. Dezember 2021

    @ Gerald Fix

    Das Problem ist das in idiotisch irrsinniger Menge frei heraumlaufende Geld, das nicht mehr vernünftig untergebracht werden kann.

    Es war in den letzten 10 Jahren tatsächlich fast unmöglich, an den Börsen keine unglaublichen Gewinne zu erzielen. Aber klar: Irgendwo muss das viele schöne Zentralbankgeld ja landen. Leider ist die EZB schon schwer suchtkrank und hat kaum noch Möglichkeiten, das Rad wieder zurückzudrehen. Seriöse Geldpolitik ist in Europa nach der Finanzkrise so massiv diskreditiert worden, dass wir kaum noch Optionen haben.

  9. #11 Bernd Nowotnick
    22. Dezember 2021

    Für die Impfärzte sieht das anders aus denn jedes Gericht kann jedem Arzt der ALC-0315 bzw. ALC-0159 verimpft persönlich für alle Nebenwirkungen haftbar machen, da es nicht erlaubt ist diese Substanzen in den Menschen zu injizieren, weil die toxikologischen Nebenwirkungen unbekannt sind.

  10. #12 M. Hahn
    22. Dezember 2021

    Heute beim Friseur aufgeschnappt:
    Ein Kunde klagt, dass seine Kinder so weit weg, in den USA, wohnen. Da kommt man nicht so leicht in Familie zusammen jetzt zu Weihnachten.
    “Ich habe immer gesagt: ‘Ihr braucht gar nicht so gut zu sein in der Schule. Werdet ihr eben Handwerker und bleibt bei uns in der Nähe’ ”
    Die Friseurin hat’s nicht weiter kommentiert.
    Beobachtungen aus einer Bonus-armen Kleinstadt.

  11. #13 Herb
    Heidelberg
    22. Dezember 2021

    Investmentbanking ist halt nun mal Glücksspiel und die Banken sind Casinos. Derzeit haben sie eine Glückssträhne. Das kann sich aber schnell wieder ändern. Da bin ich ganz neidfrei.

  12. #14 Smørrebrød
    23. Dezember 2021

    @Bernd Nowotnick, #11
    Ich bin sicher, Sie sind auf die beim FragDenStaat gestellte Anfrage aus, nach denen die beiden genannten Stoffen von den Herstellern als “nur für Forschungszwecke” deklariert sind:
    https://fragdenstaat.de/anfrage/sind-die-inhaltsstoffe-alc-0315-sowie-alc-0159-in-comirnaty-nur-fur-forschungszwecke-und-nicht-fur-menschliche-korper-zugelassen/

    “Der Staat” hat die Frage bereits beantwortet:
    “Zahlreiche Studien haben bestätigt, dass Lipid-Nanopartikel nicht zytotoxisch (zellschädigend) sind und von ihnen keine Gefahr für den menschlichen Körper ausgeht.”
    https://www.zusammengegencorona.de/impfen/impfstoffe/impfstofftypen/#id-042b7834-2d6d-59fa-94ff-7314b11a9d77

    Es ist nicht gesagt, ob die beiden Hersteller BioNTech beliefern, womöglich stellt BioNTech die beiden Zusatzstoffe sogar selbst her. Dann steht es jedem Hersteller frei, Anwendungs- und Nutzungsgebiete eigenständig festzulegen. Nur weil die Hersteller diese beiden Produkte nur für Forschungszwecke anbieten, bedeutet dies nicht, dass die Stoffe generell nicht für eine “Einführung” in den menschlichen Körper zugelassen sind.

    Gerne dürfen Sie mir aber plausible Quellen nennen, aus denen das Gegenteil hervorgeht.

  13. #15 Gerald Fix
    23. Dezember 2021

    #10
    Neoliberale Kapitalismusverdammung? 2021, du lässt auch nichts aus 🙂
    (Die EZB folgt weitgehend der FED, das wissen Sie.)

  14. #16 Tim
    23. Dezember 2021

    @ Gerald Fix

    (Die EZB folgt weitgehend der FED, das wissen Sie.)

    Eben das ist ja die spannende Frage. Wird die EZB auf einen restriktiveren Kurs einschwenken? Wenn sie das tut, können sich einige Euro-Länder nicht mehr refinanzieren, was die Integrität des Euros in Frage stellen würde. Und genau damit hat die EZB ihre expansive Politik immer begründet. Die EZB hat nie reine Geldpolitik betrieben.

    Nach allem, was ich gehört habe, wird die EZB die Integrität des Euros immer über Inflationssorgen stellen. Das ist auch die Erwartung der meisten Banken.

  15. #17 Bernd Nowotnick
    23. Dezember 2021

    #14

    Entschuldigung, ich habe nicht gewusst dass Politiker jetzt die Zulassung für Impfstoffe übernehmen.

  16. #18 schmiddi
    24. Dezember 2021

    @Tim
    Ich empfehle Ihnen zum Thema Geld drucken / EZB / Staatsschulden / Inflation den Kanal von Maurice Höfgen auf yt. Ist noch nicht allzu lange her, da habe ich das ähnlich bewertet wie Sie. Frei nach Heiner Flassbeck ist das allerdings falsch, fundamental falsch. 😉

  17. #19 rolak
    24. Dezember 2021

    Kanal von Maurice Höfgen

    Das ist die Gegend, in der Wünschen noch hilft:

    (src)
    Bleibt nur zu hoffen, daß Armin Laschet mit seiner Affinität für widersprüchliche und un­ge­schick­te Aussagen es schafft, die CDU wirklich auf die Oppositionsbank zu führen.

    In diesem Sinne: Bleibt nur zu hoffen, daß die Erfüllung positive Auswirkungen zeigt.

  18. #20 hwied
    25. Dezember 2021

    zuzüglich zu #10
    Der Streit zwischen Fiskalisten und Monetaristen ist uralt.
    Die EZB hat gar keine andere Wahl mehr als, den Zinssatz bei 0 % zu halten. Alles andere wäre noch schlimmer. Ich erinnere mich an stillgelegte Baustellen in Spanien, weil sich Spanien hoffnungslos überschuldet hatte.
    Ich glaube auch, die EU hat aus der Griechenland Krise gelernt, nur mit noch mehr Geld lassen sich Staatskrisen vermeiden.

    Was jetzt die Boni betrifft, eine neue Form die Gewerkschaften auszukontern. Wer streikt noch für 2 % mehr , wenn er am Jahresende sicher 2000 € Bonus bekommt und der Bonus sich auf die Rentenhöhe auswirkt.

  19. #21 schmiddi
    27. Dezember 2021

    @rolak
    Und Herr Lindner redet neuerdings von der Freiheit der nächsten Generationen in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels und rechtfertigt damit seine kreativen Finanzierungspläne.

    Zu optimistisch will ich da aber mal nicht sein. Von den Äußerungen, die er vorher gemacht hat, ist mir immer noch übel …

  20. #22 rolak
    27. Dezember 2021

    Lindner redet neuerdings

    Klingt wie ein Durchbruch in der Ermittlungssache D-08/15 – hättste da nen link in petto?

    kreative[n] Finanzierungspläne

    Das ist aber eine nette Formulierung für das FDP-übliche BWL-Herangehen an VWL-Prob­le­ma­ti­ken 😉 Flexibilität ist allerdings insbesondere bei Wechseln Opposition↔Regierung keine besonders neue Erscheinung.

    immer noch übel

    ..wie zB das Beharren auf dem großen Götzen Schuldenbremse. Nichts gegen ne Bremse zB am PKW, doch die meisten anderen Erscheinungsformen wie zB die früher ungebremst am Rheinufer auftretenden sind wahrlich eher übel.

  21. #23 Basilios
    Federal Bureau of Control
    27. Dezember 2021

    für das FDP-übliche BWL-Herangehen an VWL-Prob­le­ma­ti­ken

    Danke rolak für diese klare Darstellung. So präzise und knapp habe ich das noch nie gelesen. Dabei ist es wirklich so einfach, wie das klingt.

  22. #24 hwied
    während des Sonnenunterganges
    27. Dezember 2021

    Basilios,
    Lindner muss sich als Wirtschaftswissenschaftler profilieren. er denkt an die Zukunft, wenn er in 4 Jahren mit Merz den großen Coup plant und eine alte Tradition der FDP fortsetzt, den Wechsel des Koalitionspartners.

    • #25 Joseph Kuhn
      27. Dezember 2021

      @ hwied:

      “Lindner muss sich als Wirtschaftswissenschaftler profilieren”

      Er will sich sicher als Wirtschafts- und Finanzpolitiker profilieren, aber gewiss nicht als Wirtschaftswissenschaftler.

  23. #26 schmiddi
    27. Dezember 2021

    @rolak
    bitte 🙂
    https://youtu.be/MYKEPR_26ws

    Interessant auch die Weihnachtsvorlesung von Hans Werner Sinn in dem Zusammenhang.
    Er kritisiert dort tatsächlich die FPD für die gescheiterten Steuerpläne von Grünen und SPD, erklärt anschaulich, warum die aktuell gesteigerten Inflationsraten eigentlich so gar nichts mit der wundersamen Geldvermehrung zu tun haben (und natürlich warum das doch alles ganz schlimm ist / sein kann) und warum es sehr wahrscheinlich ist, dass das zwar nur ein Buckel sein wird, aber – mit Gruß an Omikron an der Stelle – etwas länger dauern könnte als man zunächst gedacht hatte. Seine Lösung für das Problem (na, wer kommt drauf?) : Impfen, Impfen, Impfen.

    Am Schluss warnt er noch eindrücklich vor den kommenden potenziellen Inflationstreibern (Energiewende, Demografie) und wünscht abschließend, nachdem er noch Kopernikus mit einem Zitat zum Übel zur Geldvermehrung zu seinem diesjährigen Helden erklärt, Frohe Weihnachten. 🙂

    • #27 rolak
      27. Dezember 2021

      bitte

      Danke!

  24. #28 hwied
    vor: Wer weiß denn sowas ?
    27. Dezember 2021

    Joseph Kuhn,
    schon richtig, als erfolgreicher Politiker sollte man sein Fachgebiet studiert haben. Die Entscheidungen den Staatssekretären zu überlassen, das mag zwar üblich sein, bei Lindner legen wir die Messlatte höher.
    Und er wird es vorallem schwer haben mit Frau Lagarde. Die Entwicklung wird noch spannend werden.
    schmiddi,
    solange der Exportüberschuß so hoch bleibt, müssen wir uns keine Sorgen um das viele Geld machen. Der Geldwert muss stabil bleiben , darauf kommt es an. Nicht nur die Höhe der Geldmenge.

  25. #29 Basilios
    Federal Bureau of Control
    27. Dezember 2021

    @hwied
    Bei wem müsste sich Herr Lindner als Wirtschaftswissenschaftler profilieren? Ich wüsste nicht, wer so etwas von Herrn Lindern erwarten würde.
    Ansonsten sehe das genauso wie Joseph Kuhn in Kommentar #25.

  26. #30 Joseph Kuhn
    27. Dezember 2021

    Boni, Boni, Boni:

    Aus der Dezemberausgabe der “Blätter für deutsche und internationale Politik”:

    Boni im Erbfall: https://www.blaetter.de/ausgabe/2021/dezember/erbschaftsteuer-wie-von-oligarchen-bestellt

    Boni aus der Krise: https://www.blaetter.de/ausgabe/2021/dezember/von-der-corona-zur-klimakrise-wer-traegt-die-lasten-fuer-eine-bessere-zukunft

  27. #31 hwied
    27. Dezember 2021

    Basilios,
    Lindner und die Wirtschaftswissenschaften,
    das war eine Anspielung an #22 von rolak, der sich als FDP-Versteher geoutet hat. So wie Lindner auftritt, soviel erwartet man von ihm. Seine Gestik hat etwas von Charles de Gaulle. Ich erwarte viel von ihm. Den Leuten ist gar nicht bewusst, wie nahe wir uns an einer Inflation bewegen . 2023 ist 100 Jahr Feier der Inflation von 1923. Zum Glück wissen das die wenigsten. Damals verlor nicht nur das Geld seinen wert, sondern auch alle Schulden der Kommunen wurden entwertet.

  28. #32 schmiddi
    28. Dezember 2021

    @hwied
    Also das verstehe ich jetzt nicht. Interpretiere ich das richtig, uns drohe eine Hyperinflation? Worauf fußt diese Annahme?

  29. #33 rolak
    28. Dezember 2021

    Worauf?

    Wahrscheinlich auf demselben transzendentalen Fundament, das für den heiligen Robert bisher allein maßgeblich war: tiefer Glaube. Siehste ja schon daran, daß er einerseits nicht zu bemerken scheint, daß wir nicht am Rande von, sondern in einer Inflation leben und anderseits konsekutiv zur GroßenGedächtnisanzweiflung irgendwie vergessen zu haben scheint, was der Auslöser der damaligen Inflation war: GeldDrucken als einziges gewähltes Mittel gegen die Ausfälle durch Finanzierung des RuhrWiderstandes, die durch diesen unweigerlich auftretenden Steuer- und ProduktionAusfälle, die Folgekosten der dadurch angekickten RückkopplungsSchleife.

    Versteher

    Dementi: obgleich diverse geäußerte Fehlbeurteilungen der FDP leicht einzuordnen sind, entzieht sich mir zu einem großen Teil ihrer Äußerungen, Vorhaben oder vermuteter Motive jedwedes Verständnis. Nicht nur wg Kubicki.

  30. #34 schmiddi
    28. Dezember 2021

    Als Ergänzung zu dem Thema:

    https://www.dezernatzukunft.org/anstehende-aufgaben-fuer-zentralbanken/

    Wer danach immer noch Angst um sein Erspartes hat, dem kann vielleicht dieser höchst unterhaltsame Schweizer Ökonom, Hr. Prof. Dr. Straubhaar (nein, den Namen hab ich mir nicht ausgedacht, der heißt wirklich so), weiterhelfen:

    https://youtu.be/j9tMu3Xo7UA

  31. #35 hwied
    28. Dezember 2021

    schmiddi, rolak

    Worum geht es hier, es geht um die Finanzen. Meine privaten als auch der Staatsfinanzen.
    Merkmale einer Inflation sind steigende Preise. Vielleicht habt ihr dieses Jahr noch keine Stromabrechnung bekommen oder auch noch keine Rechnung für Gas, die Preise liegen um ¼ höher als im Vorjahr.
    Wie sieht es bei den Immobilien aus ? Die haben sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Wie sieht es beim Goldpreis aus, der hat sich in 20 Jahren vervierfacht. Wie sieht es beim Verhältnis des Schweizer Franken zum Euro aus ? Fahrt mal in die Schweiz und geht in ein Restaurant. Dort beginnen die Menues bei 60 Schweizer Franken . Für eine Flasche Mineralwasser habe ich 9 Schweizer Franken bezahlt. Was ist hier los. Der Euro verliert gegenüber dem Schweizer Franken an Wert und ein Kurs von 1 Schweizer Franken = 1 Euro ist nicht mehr weit. Der Dollarkurs steigt und der Euro kostet nur noch 1,13 $. Das bedeutet, dass hier kräftig spekuliert wird.

    Fazit: Die Devisenkurse spiegeln nicht mehr die tatsächliche Kaufkraft einer Währung wieder.
    Eigentlich müsste der Schweizer Franken gegenüber dem Euro abgewertet werden. Eigentlich müsste der Dollar gegenüber dem Euro abgewertet werden. Genau das Gegenteil findet statt. Über den Renminti rede ich jetzt mal gar nicht.

    Fazit 2: Die Zusammenhänge von Geldwert und der Produktivität einer Volkswirtschaft sind viel komplexer als man denkt.

    Fazit 3: Wenn dieses komplexe Geflecht von Außenhandelsüberschüssen, Energiekosten und unkontrolliertem Abfluss oder Zufluss von Kapital außer Kontrolle gerät, ist der Wert des Euro ein Spielball der Spekulanten. Man schätzt , dass mehr freie Dollars im Umlauf sind als der Haushalt der EU. Lustig dabei ist, dass China einen Teil seiner Devisenreserven in US-Dollars angelegt hat.
    Es könnte auch sein, dass viele Länder bei den Devisenreserven ihre Euros verkaufen, und dass deswegen der Euro so schlecht gegenüber dem Dollar steht.
    Fazit 4
    Solange wir schmiddi und rolak als Fachleute haben und daran glauben, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.

  32. #36 rolak
    28. Dezember 2021

    Angst um sein Erspartes..

    ..braucht nun wirklich niemand zu haben: einfach ganz schnell selber ausgeben!

    Der Einordnung halber: das ‘in‘ von eben bezog sich auf das 0..2% Grundrauschen der letzten Jahre, nicht auf die aktuellen -äh- ‘Blockade’-Effekte.

  33. #37 schmiddi
    29. Dezember 2021

    Der Denkfehler ist immer dergleiche. Hier geht es um eine rein volkswirtschaftliche Sicht. Und da ist es eben nicht so, dass wir vor einer Hyperinflation stehen. Nicht mal H.W. Sinn sagt das.

    Dass die gestiegenen Rohstoffpreise viele aktuell treffen, bestreitet doch auch niemand. Und die Zusammenhänge sind oft weit komplizierter als viele denken, ja. Deswegen kann man auch nicht pauschal sagen, »Geld drucken« führe zu einer Inflation, geschweige denn, dass konsequente (europäische) Sparpolitik auch nur irgendeines dieser Probleme lösen würde. Wenn also ganz Europa spart bzw. Überschüsse produziert (das wäre ja der Sinn des Ganzen, oder?), wer finanziert das dann (durch entsprechende Importüberschüsse)? China, USA, Russland? Na, die werden sich freuen …

    Ich glaube, die Problematik ist Herrn Lindner durchaus in Teilen bewußt. In Bezug auf Investition zur Bekämpfung des Klimawandels will man daher einen ähnlichen kreativen Weg gehen wie in Deutschland. Macht halt nicht der Staat Schulden, sondern wer anders. Wie soll’s auch anders gehen. Das Geld, das in Umlauf ist, bzw. irgendwo schön rum-akkumuliert, kann oder will man nicht einziehen. Also was bleibt sonst?

    Ansonsten bin ich noch gespannt, welche marktwirschaftlichen Instrumente das sein sollen, welche man den verschuldeten Ländern zur Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit an die Hand geben will, von denen Herr Lindner gesprochen hat. Die Frage, welchen potenziellen Einfluss das wiederum auf die deutschen Exportüberschüsse haben wird (sollte das Konzept aufgehen), ist aber ebenso spannend.

  34. #38 hwied
    29. Dezember 2021

    schmiddi,
    Jedes Auto, dass in Deutschland mehr produziert wird, das wird z.B. in Italien weniger produziert.
    Wenn man die Wettbewerbsfähigkeit der südlichen EU -Länder steigern will, dann müssen wir unsere Produktion zurückfahren. Auch das geht nur bedingt, bei Daimler sind die Chinesen schon zu 20 % beteiligt, und die haben für eine solche Marktpolitik kein Verständnis.
    Ein gangbarer Weg wäre, wir lagern die Zulieferbetriebe aus, nach z.B. Rumänien, damit die Wertschöpfung dort stattfindet.
    Das haben wir schon ausprobiert, es funktioniert nicht, weil die Rumänen unsere Qualitätsanforderungen
    nicht erfüllt haben. Dacia macht da eine Ausnahme, die sind mittlerweile wettbewerbsfähig.

  35. #39 schmiddi
    29. Dezember 2021

    Ja, es ist schwierig. In Bezug auf Osteuropa dazu folgende Analyse von Heiner Flassbeck und Friederike Spieker:

    https://www.relevante-oekonomik.com/2021/12/09/osteuropa-das-vergessene-und-unverstandene-europaeische-hinterland/

    Autsch.

    Und den Ländern erzählen wir dann was von Solidität und erwarten noch dazu, dass die noch irgendwo Kohle für die Energiewende auftreiben. Damit machen wir uns doch A) nur zum Affen und B) spalten wir Europa damit nur noch mehr. Selbst Veronika Grimm und Volker Wieland haben das jetzt schon eingesehen, dass das so nicht funktionieren kann …