Den Spruch „Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ liest man oft. Ein dummer Spruch. Besser wäre der Rat, glaube keiner Statistik, die du nicht verstanden hast. Das ist nämlich gar nicht so einfach, auch dann nicht, wenn es ohne komplizierte Formeln zugeht.

Überall treffen wir heute auf Infografiken, die Daten zum Sprechen bringen wollen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heißt es. Das stimmt, wenn die Daten hinter dem Bild stimmen und das Bild die Datenlage korrekt wiedergibt.

Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von „statistischen Lesehilfen“. Einfache, wie Walter Krämers berühmtes Buch „So lügt man mit Statistik“, und anspruchsvollere, wie etwa „Der Hund, der Eier legt“ von Hans-Hermann Dubben und Hans-Peter Beck-Bornholdt.

Neu auf dem Markt ist nun „Linke Daten Rechte Daten“ von Tin Fischer, bei Hoffmann und Campe erschienen. Tin Fischer ist „Datenjournalist“, ein Zweig des Journalismus, der seit einigen Jahren boomt und den anschaulichen Worten anschauliche Daten hinzufügen will.

Kommentare (15)

  1. #1 knorke
    11. Mai 2022

    DANKE! für Absatz 1. Den (bzw. so ähnlich) bringe ich immer schon meinen Studenten bei. Wer das sagt, zeigt damit nur seine fachliche Ahnungslosigkeit.

    So, und nach diesem Aufschrei der Erleichterung weiterlesen beim Inhalt 🙂

  2. #2 einEsellesEnie
    nach einer Salzgurke
    11. Mai 2022

    Nach immer länger währenden Zweifeln wurde ich dann doch nicht enttäuscht.
    Wenn auch erst ganz am Ende tauchen sie dann doch auf,
    die Worte Querdenker und Corona.

    • #3 Joseph Kuhn
      11. Mai 2022

      @ einEsellesEnie:

      Das war extra für Sie, ich fürchte, Sie hätten sonst gar nichts damit anfangen können.

  3. #4 einEsellesEnie
    nach einer Salzgurke
    11. Mai 2022

    Nach immer länger währenden Zweifeln wurde ich dann doch nicht enttäuscht.
    Wenn auch erst ganz am Ende tauchen sie dann doch auf,
    die Worte Querdenker und Corona.

    • #5 Joseph Kuhn
      11. Mai 2022

      @ einEsellesEnie:

      Sind Sie das, Robert alias hwied alias ….?

      Sie dürfen das gerne noch 100 mal posten, aber nach dem dritten Mal schalte ich es nicht mehr frei.

      Das Buch könnte für Sie durchaus interessant sein. Beispielsweise was die berühmte Frage angeht, ob in den Zulassungsstudien die Wirksamkeit der Impfung mit über 90 % korrekt beziffert wurde oder ob nicht viel kleinere Zahlen richtig wären, oder ob das, siehe Fischer, zwei Seiten einer Medaille sind und man sich überlegen muss, ob man etwas verstehen oder sich bestätigen will. Siehe dazu z.B. https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2020/12/25/impfstoffwirksamkeit-risikokommunikation-irrefuehrung-und-die-informierte-entscheidung/

  4. #6 einEsellesEnie
    11. Mai 2022

    @#5
    Nein ist er nicht. (Ich hatte grade den Eindruck, Sie haben nachträglich Ihren Beitrag editiert)

    Der Doppelpost war doch ein Versehen. Nach dem ersten Absenden hatte ich das Gefühl, der Text ist im Orkus verschwunden. Aber die Bemerkung mit dem Freischalten könnte natürlich die Verzögerung erklären.
    Wie ich aber sehe, war ich an der Diskussion zu dem verlinkten Beitrag nicht beteiligt.
    Aus damaliger Sicht waren die Zahlen wohl einigermaßen korrekt ausgerechnet worden. Aus heutiger Sicht sollte man das wohl neu bewerten. Schließlich wurde der Impfstoff für den Wildtyp entwickelt und bei sehr niedriger Inzidenz getestet. Wo damals bei einer Inzidenz von 50 die Panik ausbrach, spricht man heute bei einer Inzidenz von 500 schon fast von einem Ausklingen der Epidemie.
    Aber immerhin scheint der Impfstoff ja von den meisten Menschen ganz gut vertragen zu werden, auch wenn die Meinung was die meisten sind etwas auseinandergehen.

    Im Übrigen nenne ich die Analyse von Daten nicht unbedingt Statistik, sondern eben eine Datenauswertung.

    • #7 Joseph Kuhn
      12. Mai 2022

      @ einEsellesEnie:

      “Ich hatte grade den Eindruck, Sie haben nachträglich Ihren Beitrag editiert”

      Ja. Hatte Probleme mit der Mediathek. Bei der Freischaltung war erst eine unvollständige Tabelle online, dann stand sie oben statt unten, das war aber nach 5 Minuten erledigt, daher nicht als Edit vermerkt.

      “Aus heutiger Sicht sollte man das wohl neu bewerten.”

      Die Impfwirksamkeit wurde vom RKI die ganze Zeit neu bewertet, indem die Daten aus der laufenden Kampagne nach dem Screeningverfahren von Farrington dargestellt wurden. Die so berechnete Impfeffektivität ging mit Blick auf das Outcome symptomatische Infektion ziemlich runter – sowohl weil der Impfschutz an sich nachlässt als auch weil Omikron eine Immunsescape-Variante ist. Gegen das Risiko, auf Intensiv zu landen oder zu sterben, ist die Impfung aber nach wie vor wirksam. Insofern auch ein schönes Übungsbeispiel für Tin Fischers These, dass man sich selbst überlegen muss, ob man seine Einstellungen anhand von Daten hinterfragen oder bestätigen will.

  5. #8 Gustav
    12. Mai 2022

    Ich versteh nicht ganz, warum die Daten das Hockeyschläger-Diagramm angeblich nur bedingt bestätigen?

    Was soll der Unsinn?

    Expertengremium des National Research Council (NRC) kam 2006 zu den Schluss, dass das Diagramm durch eine Vielzahl von Beweisen untermauert wird. Auf Vorschlag des NRC gab es 2008 eine Folgeuntersuchung, mit mehr Daten, die das Ergebnis eindrucksvoll untermauern.

    Es gibt Unsicherheiten, wie zB die Baumringdaten, aber selbst wenn man die herausnimmt, ändert sich kaum etwas am Ergebnis. Diese Unsicherheiten haben Mann et al auch in ihrer ursprünglichen Veröffentlichung thematisiert.

    Der Wegman-Report, ebenfalls von 2006 und initiert von republikanischen Abgeordneten, kam zu einem anderen Schluss, ging aber unter Plagiatsvorwürfen unter.

    Nachdem “Hackerzwischenfall” wurden die Ergebnisse erneut von der National Science Foundation untersucht und wieder bestätigt.

    Das Pages2k-Konsortium führte 2012 und 2019 selbst Temperaturrekonstruktionen und bestätigte damit die Ergebnisse von Mann et al.

    Weitere bestätigende Ergebnisse:
    2013: Science, https://www.science.org/doi/10.1126/science.1228026
    2021: Nature, https://www.nature.com/articles/s41586-021-03984-4

    Die Warming Stripes (nicht Climate Stripes) sind etwas völlig etwas anderes und ungeeignet für wissenschaftliche Veröffentlichungen bzw. Arbeit.

    Der Unsinn, dass historische Daten nur bedingt gedeckt werden, stellt dieses Buch in einem sehr schlechten Licht dar.

    • #9 Joseph Kuhn
      12. Mai 2022

      @ Gustav:

      Erst lesen, und vor allem genau lesen, dann urteilen.

  6. #10 Echt?
    12. Mai 2022

    Das ist jetzt aber eine sehr maue Antwort auf eine präzise Frage.

    • #11 Joseph Kuhn
      12. Mai 2022

      @ Echt?

      Meinen Sie mit der präzisen Frage die: “Was soll der Unsinn?” Eine andere Frage sehe ich in Gustavs Kommentar nicht.

      Vor so einem selbstgewissen Urteil wäre es halt gut, zuerst einmal zu schauen, a) ob ich Tin Fischer überhaupt richtig wiedergegeben habe, b) auf was Fischer konkret abhebt, c) ob die Links, die man selbst dagegen setzt, für Fischers Aussage relevant sind und d) ob im Falle des Falles damit schon das ganze Buch “in einem schlechten Licht” steht.

      So ganz klar ist mir eh nicht, was mir Gustav sagen will. Den CO-2-bedingten Klimawandel stellt Fischer jedenfalls nicht infrage. Er weist lediglich darauf hin, dass es Streit darüber gibt, ob die Temperaturen im Mittelalter so beständig waren, dass der Hockey-Schläger einen durchgehend flachen Stil hat. Ich bin für so was kein Fachmann, aber wenn man die Temperaturverläufe im Mittelalter modellieren muss, wird das nicht ohne Folgen für die Darstellung des Temperaturverlaufs sein.

      Aber Gustav muss das Buch ja nicht lesen. Es ist kein Buch über den Klimawandel, sondern eines über die Möglichkeiten, mit Daten Geschichten zu erzählen – und darüber, dass an solche Geschichten manchmal – wiederum auf der Basis von Daten – auch Fragen zu stellen sind. “Was soll der Unsinn” ist vielleicht auch so eine Frage.

  7. #12 Gustav
    14. Mai 2022

    @9 Ja, hoffentlich ist das Buch besser, als die Beschreibung. Sonst müsste man es unter Schwurbel einordnen. Die Beschreibung ist entweder in ihrer Deutlichkeit “der Stiel des Hockey-Schläger … sei ein Bild, dass von historischen Daten nur bedingt gedeckt” Schrott oder lässt böses erahnen.

  8. #13 Gustav
    14. Mai 2022

    @11 Ich habe mich auf die Aussage in der Beschreibung bezogen und die ist nur allzu deutlich und falsch. Mag es im Buch besser sein, so formuliert ist sie einfach nur falsch.

    “Er weist lediglich darauf hin, dass es Streit darüber gibt, ob die Temperaturen im Mittelalter so beständig waren, dass der Hockey-Schläger einen durchgehend flachen Stil hat.”

    Und ich hoffe, das steht in dem Buch ebenso nicht drinnen. Denn da belegen eben meine Links zu Studie genau etwas anderes.

    “Ich bin für so was kein Fachmann”

    Ich allerdings schon.

    • #14 Joseph Kuhn
      14. Mai 2022

      @ Gustav:

      ““Ich bin für so was kein Fachmann” Ich allerdings schon.”

      Wenn Sie netterweise noch sagen würden, für was genau Sie Fachmann sind: Klimaforschung? Klimageschichte? Modellierungen? …

      Wie gesagt, ich bin kein Fachmann für die diversen Fachgebiete, die hier eine Rolle spielen. Mir erscheint, wenn ich z.B. den Wikipedia-Eintrag zum Hockeyschläger-Diagramm lese, Tin Fischers Darstellung erst mal nicht als “Unsinn”. Ein solches Urteil von jemandem wie z.B. Stefan Rahmsdorf würde mich daher natürlich nachdenklicher machen als das eines unbekannten Kommentators, der möglicherweise im zweiten Semester Physik studiert und gerade im Stadium starker Meinungen angekommen ist. Das ist nicht böse gemeint, der Satz “ich bin Fachmann” hilft hier halt nicht weiter.

      Da Sie sich an dem Satz “Zumindest der Stiel des Hockey-Schlägers, so Fischer, sei ein Bild, das von den historischen Daten nur bedingt gedeckt wird” aufhängen: Diese Formulierung ist von mir und ich interpretiere Tin Fischer an dieser Stelle in der Tat zugespitzt, insofern dürfen Sie mir gerne “Unsinn” vorwerfen, zumindest, wenn es wirklich keine Fragen an den durchgehend flachen Stil des Hockey-Schlägers mehr geben sollte. Ansonsten kann ich nur wiederholen, was ich in Kommentar #9 schon gesagt habe: Lesen Sie am besten, was er selbst geschrieben hat und urteilen Sie dann.

      “lässt böses erahnen”

      Was denn?

  9. […] ein paar Tagen hatte ich hier das Buch „Linke Daten Rechte Daten“ von Tin Fischer vorgestellt. Das Buch will dafür […]