Normalität kündigt sich durch Heterogenität und Unübersichtlichkeit an. Nachdem man über die Vorschriften zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz oder zum Anspruch auf Tests schon länger keinen rechten Überblick mehr hatte, hat Christian Drosten heute die Pandemie für beendet erklärt. Einfach so.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der vor kurzem laut SPIEGEL auf ein „letztes großes Gefecht“ hoffte, kam noch nicht dazu, Drostens Schlussstrich zu kommentieren. Markus Lanz macht Winterpause, dort geht es erst am 10. Januar weiter. Womöglich werden wir vorher nicht erfahren, was Lauterbach über das Ende der Pandemie denkt.
Vom Expert:innenrat der Bundesregierung ist dazu auch nichts zu hören, er schweigt aber ohnehin seit Monaten. Ob es ihn überhaupt noch gibt? Christian Drosten ist Mitglied dieses Gremiums, vielleicht war sein Statement eine Ersatzvornahme. Eine „evidenzbasierte Risiko- und Gesundheitskommunikation“ hatte das Gremium im Februar angemahnt. Jetzt muss eine eminenzbasierte Kommunikation genügen.
In China geht man derweil andere Wege. Die Zentralregierung veröffentlicht ab sofort keine zeitnahen Zahlen zu den Infektionen und Sterbefällen mehr. Komisch, die Zahlen waren doch schon bisher nicht echt. Beim Zählen erfundener Zahlen nicht mehr hinterherzukommen, sagt auch etwas zur Lage. Vielleicht hilft es, als korrelativer Ersatz, zeitnah über den Schokoladenkonsum dort informiert zu werden. Angeblich hat sich im Dezember ein Fünftel der Bevölkerung infiziert, so viel haben vermutlich auch Schokolade gegessen. Allein in der Provinz Zhejiang mit 65 Mio. Einwohner:innen gebe es nach Angaben der dortigen Behörden derzeit eine Million Neuinfektionen pro Tag. Dass das Virus nach der irrsinnig restriktiven Null-Corona-Politik in China neuerdings unkontrolliert durch das Land rast, ist eine Sache, aber dass die Nachrichtenlage nicht mehr effektiv kontrolliert wird und jede Provinz macht, was sie will – was für Zeiten, fast wie hierzulande.
A propos hierzulande. Bei unseren Querdenkern gibt es natürlich kein Durcheinander der Nachrichtenlage. Der massenhafte Impftod ist und bleibt in der Szene der angesagte Block- und Blogbuster. Einheitliche Risikokommunikation ist hier Ehrensache. Man ist sich nur nicht so recht einig, ob jetzt zehntausende oder 200 Menschen dem Impftod erlagen. Wie werden wohl die Querdenker Drostens Pandemiediagnose kommentieren? Ihm zujubeln? Eher nicht. Widersprechen, weil er aus ihrer Sicht aus Prinzip nie recht hat? Und ob sie schneller sind als Lauterbach?
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