Nachdem Frau Horn zur Ehrenrettung ihres Chefs Mathias Döpfner und der „exzellenten Journalisten bei BILD“ eine “Entschuldigung” ihres Chefs angeregt hat, hat dieser sie jetzt in BILD unter der Überschrift “Stimmt” geliefert. Oder besser gesagt, was er darunter versteht:

“Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – mir gelingt es nicht immer, private Nachrichten im korrekten Ton zu schreiben.

Wenn ich wütend oder sehr froh bin, wird mein Handy zum Blitzableiter. Ich schicke dann manchmal Menschen, denen ich sehr vertraue, Worte, die ‚ins Unreine‘ gesagt oder getippt sind. Weil ich davon ausgehe, dass der Empfänger weiß, wie es gemeint ist. Und weil ich mir nicht vorstellen kann oder will, dass jemand diese Worte an Dritte ­weitergibt.

Das ist nun aber geschehen. Daraus kann man viele Lehren ziehen. Das habe ich getan. Eine davon bleibt die Idee von der ‚Gedankenfreiheit‘.”

Mathias Döpfner, einer von uns, der ab und zu mal nicht „im korrekten Ton“ schreibt. Das wird sicher ab und zu so sein, aber das trifft den Kern der Sache nicht, soll ihn natürlich auch nicht treffen. Döpfner sieht gar keinen Anlass, über seine Einstellungen nachzudenken, nur sein Kommunikationsverhalten will er ändern. Ich wusste gar nicht, dass so was unter “Entschuldigung” läuft. Wie es scheint, versteht Mathias Döpfner darunter eher so was wie “Selbstfreispruch”. Er hätte den kurzen Text auch unter Überschrift “Na und” stellen können.

Künftig will er also vorsichtiger mit seinen Nachrichten sein, nicht mit seinen unreinen Urteilen. Insofern wird man vermutlich nicht damit rechnen können, dass in ein paar Jahren eine SMS von ihm an Frau Horn auftaucht, in der er sie anweist, in der BILD eine “Entschuldigung” von ihm anzuregen und einen entsprechenden Text vorzubereiten. Aber das wäre vermutlich auch überflüssig, die beiden verstehen sich sicher blind, ein Vertrauensverhältnis, wie früher mit jetzt verärgerten Julian.

„Es gehörte immer zum Geschäftsmodell des Medienimperiums Springer, die Würde des Menschen anzutasten“, schrieb gestern die Süddeutsche auf Seite Drei. Wie sollte sich daran etwas ändern, wenn die Gedankenwelt der Springerpresse weiter frei von moralischen Skrupeln bleibt? Von Trump würde man schließlich auch keine innere Einkehr erwarten, wenn von ihm mal wieder Männergerede in Umkleidekabinen öffentlich wird. Und wer würde da glauben, dass nur ausnahmsweise nicht der „korrekte Ton“ getroffen wurde?

Kommentare (9)

  1. #1 Joseph Kuhn
    16. April 2023

    Brüchige Verteidigungslinien

    Bei SPON wird Döpfners “Entschuldigung” intensiv diskutiert. Drei Stunden nach dem Artikel dort schon fast 900 Kommentare, viele mit Hinweis auf die Unglaubwürdigkeit seiner Einlassung: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/mathias-doepfner-springer-chef-bittet-um-entschuldigung-a-1f201adc-7fcc-4ec3-8277-62259183a5ec#kommentare

    Ob sich Döpfner mit dieser Art “Entschuldigung” einen Gefallen getan hat?

    Und ob seine Berater die Reaktionen darauf richtig eingeschätzt haben? Ihm den Rückzug auf Raten empfohlen haben? In seiner ersten Reaktion hat er ja noch gesagt, die Sätze seien aus dem Zusammenhang gerissen, jetzt sagt er, “stimmt”, aber er habe nur emotional überreagiert. Als nächstes könnte er noch trumpieren: gegen ihn laufe die schlimmste Medienkampagne der Geschichte.

    Aber vielleicht verdrängt auch bald eine andere, viel brisantere Geschichte seine Statements, z.B. dass eine Grünen-Politikerin ihre blinde Katze vegan ernährt.

  2. #2 knorke
    16. April 2023

    Finde ich ehrlich, dass er sich jetzt entschuldigt dafür seine reaktionären, chauvinistischen Ansichten so deutlich formuliert zu haben. Da er sich nur in der Wortwahl vergriffen glaubt, steht er wenigstens dazu ein Astloch zu sein. Ich entschuldige mich an dieser Stelle ganz explizit nicht für die von mir gewählte Wortwahl, und in der Sache stehe ich sowieso dazu. Obs Durch die Kuhn’sche Qualitätskontrolle geht werde ich merken. Falls nicht hoffe ich darauf, dass seine Unheiligkeit Julian Reichelt auch diesen Kommentar hier an die Presse durchstecken würde.

    • #3 Joseph Kuhn
      16. April 2023

      @ knorke:

      Sie sollten Ihrer “Nicht-Entschuldigung” wenigstens auch so ein kumpelhaftes “Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht” beifügen. Wir kennen das doch alle, diese Neigung. Und dass es uns allen trotz bestem Bemühen nicht “immer gelingt”, die richtigen Worte zu finden, man aber darauf vertraut, dass sie trotzdem ganz anders verstanden werden als das, was man hingeschrieben hat.

      Mich erinnert Döpfners aktuelle Verteidigungslinie ein bisschen an Storchs “mausgerutscht”: Alles nicht so gemeint, aber, zwinker zwinker, Sie wissen schon, was ich gemeint habe.

  3. #4 Joseph Kuhn
    16. April 2023

    ChatGPT berät Mathias Döpfner

    Prompt: Wie sollte sich Mathias Döpfner für diskriminierende Nachrichten entschuldigen?

    Antwort ChatGPT:

    “Wenn Mathias Döpfner sich für diskriminierende Nachrichten entschuldigen möchte, sollte er zuerst die Verantwortung für sein Fehlverhalten übernehmen und deutlich machen, dass er die Auswirkungen seines Handelns versteht und bedauert. Er sollte die diskriminierenden Aussagen konkret benennen und sich bei den Betroffenen und allen anderen, die von seinen Aussagen verletzt oder beeinträchtigt wurden, entschuldigen.

    Weiterhin sollte er erklären, wie er in Zukunft sicherstellen wird, dass solche diskriminierenden Aussagen nicht wieder vorkommen werden. Dies könnte durch eine klare öffentliche Stellungnahme oder eine öffentliche Erklärung geschehen, die die Werte von Gleichheit und Nichtdiskriminierung betont und seinen Einsatz für diese Werte bekräftigt. Es ist auch wichtig, dass er Maßnahmen ergreift, um sicherzustellen, dass diskriminierende Aussagen innerhalb seines Unternehmens oder in anderen Bereichen, in denen er Einfluss hat, nicht toleriert werden.

    Abschließend ist es wichtig, dass Mathias Döpfner in seinen Handlungen und Aussagen zukünftig ein Bewusstsein für die Bedeutung von Gleichheit und Nichtdiskriminierung zeigt, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in seine Integrität und seine Fähigkeit, eine Führungsrolle zu übernehmen, wiederherzustellen.”

  4. #5 hto
    Holographische Konfusion
    16. April 2023

    ChatGPT: “Dies könnte durch eine klare öffentliche Stellungnahme oder eine öffentliche Erklärung geschehen, die die Werte von Gleichheit und Nichtdiskriminierung betont und seinen Einsatz für diese Werte bekräftigt.”

    Vielleicht gibt er uns auch das allseits beliebte EHRENWORT!? 😉

  5. #6 Joseph Kuhn
    17. April 2023

    Christian Stöcker zum Fall Döpfner:

    Bei SPON schreibt Christian Stöcker, dass sich Döpfners Bekenntnis als Klimawandelverharmloser und FDP-Sympathisant auch ins ökonomische Portfolio des Springer-Konzerns fügt.

    Dass alles nur eine emotionale Überreaktion war, die ihn ins “Unreine” tippen ließ, ist, wie vielfach angemerkt wurde, ohnehin nicht glaubwürdig, dazu passen die geleakten Sätze einfach zu gut zur Linie von Springer, auch wenn man natürlich vorsichtig sein muss, von einzelnen Sätzen auf Döpfners Denke insgesamt zu schließen und der eine oder andere Satz vielleicht wirklich so motiviert war. Aber manches ist vielleicht auch stimmiger als man zunächst denkt.

  6. #7 knorke
    17. April 2023

    Der SPON Beitrag von Stöcker zeigt aber nochmal, dass es auch Barrieren für die Springer-Konzerne geben, die nur mittelbar mit Döpfners Ansichten zusammenhängen.

    Noch wichtiger ist, wem Springer gehört : Den größten einzelnen Anteil an dem Unternehmen hält mit über 35 Prozent das Private-Equity-Unternehmen KKR, weitere knapp 13 Prozent gehören dem ebenfalls massiv in fossile Brennstoffe investierenden kanadischen Pensionsfonds CPPIB . Das und Döpfners eigene Einstellung passt nicht nur sehr gut zusammen, es passt auch zur Personalpolitik und der Klima- und Energieberichterstattung aus dem Hause Axel Springer.

    Letzlich bedient man ja zudem auch ein bestimmtes Klientel an Lesern.

    Trotzdem ist Döpfner natürlich wesentlicher Teil des Problems, daran besteht gar kein Zweifel. Gleich und gleich gesellt sich gern.

  7. #8 Beobachter
    17. April 2023

    @ knorke, # 7:

    “Der SPON Beitrag von Stöcker zeigt aber nochmal, dass es auch Barrieren für die Springer-Konzerne geben, die nur mittelbar mit Döpfners Ansichten zusammenhängen. … ”

    Wie ist dieser (offenbar unvollständige) Satz zu verstehen?

    ” … Letzlich bedient man ja zudem auch ein bestimmtes Klientel an Lesern…. ”

    Welches bestimmte Klientel an Lesern/Konsumenten wird denn vom Springer-Konzern bedient?

    Und welches wird vom Spiegel-Unternehmen bedient?

    Wo liegen die großen Unterschiede?

    Immerhin hat sich z. B. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, SPD, beim Regieren ja sehr auf den Springer-Konzern (BILD, BamS) verlassen (können) – lt. eigener Aussage.

  8. #9 RPGNo1
    18. April 2023

    Die Lästereien von Springer-Chef Döpfner über Ostdeutsche nutzt ein Thüringer Unternehmen für einen PR-Gag: Der Nougatproduzent Viba beteuert, weder faschistisch noch kommunistisch zu sein – und empfiehlt seine Produkte als Alternative zur »Bild«.

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/mathias-doepfner-thueringer-suesswarenhersteller-viba-spottet-ueber-axel-springer-chef-a-eb5510c5-7c43-4262-9cda-e616514ec808

    Daumen hoch von mir für Viba! 😀