Die geleakten RKI-Protokolle haben in manchen Kreisen wieder Rachegelüste angestachelt. Nicht wenige haben sich durch die Corona-Maßnahmen ungerecht behandelt gefühlt und wollen irgendeine Art von Genugtuung. Auch diese Bestrebungen laufen unter dem Etikett „Aufarbeitung“. Für die stattfindenden Aufarbeitungen, etwa durch die Wissenschaft, die Gerichte oder den Bundesrechnungshof, haben diese Leute dagegen oft keinen Sinn.

In der Politik und den Medien finden auch diese „Aufarbeiter“ durchaus immer wieder Unterstützung, z.B. in der WELT, bei Wolfgang Kubicki, bei Hubert Aiwanger und seinen Sommerloch-Vertretern und selbst beim Bundespräsidenten.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will Corona jetzt mit der AfD „aufarbeiten“. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland zitiert dazu den neu gewählten Europa-Abgeordneten des BSW, Friedrich Pürner:

„‘Wir hoffen, dass möglichst viele aus anderen Fraktionen, und dazu gehört auch die AfD, diesem Anliegen zustimmen.‘ Die Aufarbeitung sei ‚eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe‘ und müsse ‚über Parteigrenzen hinweg angepackt‘ werden. Dazu gehöre auch die AfD.“

Kann man Corona wirklich mit der AfD „aufarbeiten“? Mit einer Partei, die gesellschaftlich gerade nicht zusammenführen, sondern spalten will? Die Menschen mit Behinderungen diskriminiert und ausgrenzen will? Die mit einer “erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ den „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte mit 6 Mio. ermordeten Juden und zig Millionen Kriegstoten vergessen machen will? Die wirklich von einem Bevölkerungsaustausch – in Form massenhafter „Remigration“ – träumt, mit „wohltemperierten Grausamkeiten“, „auch wenn wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden Afrikanisierung, Orientalisierung und Islamisierung zu widersetzen“?

Ich glaube, das geht nicht. Das BSW will sich dem Thema mit einem eigenem Expertenrat nähern. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland zufolge arbeiten darin neben Pürner der Internist Matthias Schrappe mit, der Astrophysiker Bernhard Müller, der Politik- und Datenwissenschaftler Simon Hegelich und der Lungenarzt Thomas Voshaar. Kompetente Frauen hat man nicht gefunden? Alle Beteiligten sind als Coronakritiker bekannt, einseitig orientiert, manchmal mit überzogener Kritik, aber nicht abgedreht wie Homburg, Bhakdi oder Wodarg.

Man kann diesem Expertenrat nicht gut Parteilichkeit vorwerfen. Es ist ja der Expertenrat einer Partei. Aber was wird man an konstruktiven Vorschlägen aus diesem Gremium erwarten können? Man mag dagegen einwenden, dass „der Staat“ nicht gut sein eigenes Handeln in der Coronakrise aufarbeiten kann. Wenn man es zu zentralistisch anlegt, vermutlich nicht. Aber verteilt auf viele Schultern – siehe oben, Wissenschaft, Gerichte, Rechnungshöfe usw. – scheint es mir die einzige Option zu sein. Mag sein, dass es in dem einen oder anderen Fall wirklich nicht absolut „neutral“ zugeht, wo Menschen am Werk sind, menschelt es, bringen sie ihre Einstellungen und Interessen mit. Dem muss man dann, so weit es geht, mit Verfahrensregeln begegnen, die eine möglichst neutrale Arbeit fördern. Mehr geht nicht. Die absolute Wahrheit hat auf Erden keinen Stellvertreter. Erst recht keinen Führer.

Ob Untersuchungsausschüsse, die ja dezidiert parteipolitisch arbeiten, Enquete-Kommissionen oder Bürgerräte einen Mehrwert bringen, kann man gerne diskutieren. Wenn es hilft, gesellschaftliche Spaltungen zu überwinden und nicht nur Abrechnungsphantasien zu bedienen („ich will Handschellen klicken hören“ – Peter Hahne), wenn auch das Querdenken kritisch reflektiert würde, das Verhältnis von Evidenzbasierung und Vorsorgeprinzip überdacht würde, gerne auch die Arbeitsweise von Expertengremien und Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung, wenn vielleicht sogar für das geplante BIPAM etwas dabei herauskommt, oder ein wenig Nachdenken über die Rolle des Kapitalismus bei alldem befördert wird, warum nicht. Man wird sich aber auch hier um möglichst gute Verfahrensregeln kümmern müssen, auch in solchen Gremien sind Menschen aktiv, auch solche Gremien sind nicht der „Mund der Wahrheit“. Und die AfD schon gar nicht.

Kommentare (24)

  1. #1 Joseph Kuhn
    4. August 2024

    Nachtrag zur laufenden Aufarbeitung:

    In der Wissenschaft gibt es eine Vielzahl von Studien zu Nutzen und Risiken der Maßnahmen während der Covid-19-Pandemie, seit geraumer Zeit auch einige systematische Reviews zu den nichtpharmazeutischen Maßnahmen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/

    Die Seite dejure.org dokumentiert 8.423 gerichtliche Entscheidungen zur Covid-19-Pandemie: https://dejure.org/corona-pandemie

    Es gibt Evaluationen bzw. Prüfberichte von Sachverständigengremien und Rechnungshöfen, mit z.T. sehr kritischen Ergebnissen. Erst kürzlich hat z.B. der Bundesrechnungshof das Beschaffungsverfahren für Masken scharf kritisiert: https://www.bundesrechnungshof.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/DE/2024/maskenbeschaffung.html

    Das könnte man in einer Enquete-Kommission mit gut definierten Fragestellungen natürlich aufarbeiten. Aber für diejenigen, die eigentlich ein “Tribunal des gesunden Volksempfindens” wollen, wird das alles nicht zählen.

  2. #2 Joachim Datko
    Regensburg
    5. August 2024

    Die AfD ist eine verantwortungsvolle, konservative Partei!

    Es ist durchaus vernünftig, dass die Corona-Bekämpfung nachträglich untersucht wird. Da hat die AfD recht. Man kann durchaus aus Fehlern, die eventuell gemacht wurden, lernen.

    Joachim Datko – Physiker, Philosoph

    • #3 Joseph Kuhn
      5. August 2024

      @ Joachim Datko:

      “Die AfD ist eine verantwortungsvolle, konservative Partei!”

      Nein, es ist eine Partei, die von konservativ nach rechts außen gewandert ist, mit Faschisten wie Höcke an der Spitze, in vielen ihrer Ziele und Aktivitäten schlicht menschenverachtend.

      “Es ist durchaus vernünftig, dass die Corona-Bekämpfung nachträglich untersucht wird.”

      Das geschieht ständig, siehe die Links in Kommentar 1.

      “Man kann durchaus aus Fehlern, die eventuell gemacht wurden, lernen.”

      Ja, aber die AfD will etwas anderes. Sie ist nicht einmal in der Lage, sinnvolle Aufarbeitungsfragen zu stellen. Die vielen parlamentarischen Anfragen der AfD zu Corona zielen stets auf eins: Regierung und Behörden haben alles falsch gemacht und lügen ständig. Das ist kein Ansatz, um aus Fehlern zu lernen, sondern der Versuch zur gesellschaftlichen Spaltung.

      Wer etwas aus Fehlern lernen will, muss spezifisch schauen, was Fehler waren (siehe dazu auch Kommentar #1), die es künftig zu vermeiden gilt, und genauso, jetzt halten Sie sich fest, was gut gelaufen ist und beim nächsten Mal daher wieder, vielleicht schneller oder effizienter, gemacht werden sollte. Diese Frage ist jenseits des Horizonts der AfD.

  3. #4 Staphylococcus rex
    5. August 2024

    Was bedeutet eigentlich der Begriff “Aufarbeiten”? Aus meiner Sicht handelt es sich um die Betrachtung zurückliegender einschneidender Ereignisse mit dem Ziel, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Um neue Erkenntnisse zu gewinnen und um nicht nur bestehende Erkenntnisse zu reproduzieren, ist ein Perspektivwechsel erforderlich, je größer der Perspektivwechsel ausfällt, desto größer ist der Erkenntnisgewinn.

    Aktiv Einfluss nehmen kann man nur auf die eigene Perspektive. Wenn BSW und AfD von Aufarbeitung reden, können sie aktiv nur die eigene Aufarbeitung gestalten, sonst sind sie immer auf fremde Zuarbeit angewiesen. So wie ich die bisherige Diskussion mitbekomme, ist die eigene Aufarbeitung bei BSW und AfD aber nicht gemeint, zumindest zumindest haben sich die entsprechenden Protagonisten bisher nicht mit ihren Fähigkeiten zum Perspektivwechsel hervorgetan.

    Gelitten haben wir alle in den drei Jahren Corona, bei manchen war es eine Einschränkung der Lebensqualität, bei anderen stand die berufliche Existenz auf dem Spiel. Alle Betroffenen müssen diese Ereignisse irgendwie verarbeiten und in ihr Weltbild integrieren. Auf Anhieb fallen mir Personengruppen ein wie Künstler, Schüler, Gastronomie und Tourismus, die überproportional große Opfer bringen mussten. Ob diese Opfer ausreichend kompensiert wurden, darf auch gern im Nachhinein geprüft werden.

    Und es gibt die große Gruppe medizinisches Personal und Pflege, deren Leistung über all die Jahre nur unzureichend gewürdigt wurde und die in der aktuellen Diskussion um die Umgestaltung des Gesundheitswesens nur als Kostentreiber gesehen werden. Aus meiner Sicht gibt es eine Menge aus der Corona-Pandemie aufzuarbeiten, aber ich bin mir auch zu 100% sicher, das ist nicht das, was sich BSW und AfD unter Aufarbeitung vorstellen.

  4. #5 Staphylococcus rex
    5. August 2024

    PS: Zum Thema Aufarbeiten gehört natürlich auch die Frage, ob ein Perspektivwechsel überhaupt möglich ist. Sars-CoV-2 ist für Risikogruppen ein tödliches Virus und die PCR-Ergebnisse kann man nicht einfach als Testepidemie kleinreden. Eine “Aufarbeitung”, die wissenschaftliche Fakten im Auftrag der AfD verbiegen soll, ist eine Manipulation, aber keine Aufarbeitung.

    Wer mit BSW und AfD die Coronazeit aufarbeiten will, wird bereits im Vorfeld viel Zeit investieren müssen in die Frage, was sind harte wissenschaftliche Fakten und wo fangen die Entscheidungen an, bei denen überhaupt ein Ermessensspielraum bestand?

  5. #6 Staphylococcus rex
    5. August 2024

    Eine kleine Ergänzung: Bei einer Aufarbeitung geht es in erster Linie um Entscheidungen. Eine aus meiner Sicht sehr schöne Darstellung der Chronologie der Entscheidungen ist folgende Seite beim BMG:
    https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus
    Die Chronik ist von offizieller Seite, mit gewissen Grundfähigkeiten zwischen den Zeilen zu lesen kann hier jeder die Entscheidungen finden, welche die größten Meinungsverschiedenheiten hervorrufen.

    Politisch schwierig ist aus meiner Sicht der Zeitraum Herbst 2021 bis Frühjahr 2022. Es gab einen wirksamen und gut verträglichen Impfstoff und trotzdem zu viele Ungeimpfte. Deutschland hat später angefangen zu lockern als andere Länder mit höherer Impfquote. Der Umgang mit Ungeimpften in dieser Zeit unter dem Blickwinkel Freiheitsrechte, aber auch Eigengefährdung, Fremdgefährdung und begrenze Ressourcen im Gesundheitssystem ist ein Thema, welches Platz für Diskussionen läßt.

  6. #7 Melanie Schleder
    Kleinlangenfeld
    5. August 2024

    Zu einer ehrlichen Aufarbeitung gehört auch der Blick auf ME/CFS: Dies gilt als schwerste Form von Long Covid, andere Auslöser können Viren wie EBV oder Grippe sein, Fluorchinolone, Schädel-Hirn-Traumata u. a.
    Bereits vor der Pandemie gab es in D schätzungsweise 400.000 Betroffene. Corona dürfte die Anzahl inzw. mehr als verdoppelt haben. Leider gibt es aufgrund der hohen Dunkelziffer und falscher Codierung auf den Krankenscheinen keine verlässlichen Zahlen.

    ME/CFS führt meist zu Arbeitsunfähigkeit, schwere Fälle sind bettlägerig.
    Die Krankheit ist geprägt von Fatigue (extreme Schwäche) und Brainfog (versch. kognitive Probleme). Hauptkritierium ist die Post Exertional Malaise PEM. Dies bedeutet Zustandsverschlechterung nach körperlicher, geistiger oder auch emotionaler Belastung. Jede PEM kann dauerhaft bestehen bleiben, der Gesamtzustand kann also nach jeder Überlastung dauerhaft verschlechtert werden.
    Weitere Krankheitszeichen sind neue Nahrungs- und Medikamentenunverträglichkeiten, POTS, Schwindel, Empfindlichkeit gegen Licht und Geräusche u. a.

    ME/CFS gilt bisher als unheilbar. Noch sind keine spezifischen Therapien zugelassen. Individuelle Versuche müssen daher komplett vom Patienten getragen werden.

    Wäre die Krankheit (ICD-Code G93.3) nicht jahrzehntelang ignoriert worden, hätte man von Anfang an wirksame Therapien und Medikamente gegen Long Covid haben können.

    Leider spielen bes. die Vertreter des BSW die Folgen von Corona herunter, bzw. negieren ME/CFS.
    Als Betroffene weiß ich wirklich nicht, welche der beiden Parteien die schlechterte für ME/CFS-Kranke wäre.

    Die Schaffung von ME/CFS-Kompetenzzentren wurde im aktuellen Koalitionsvertrag vereinbart, VOR der Pandemie. Man hätte diese bereits zum Beginn der Pandemie gebraucht.
    Corona-Kranke hätten vom Wissen der ME/CFS-Altfälle extrem profitieren können. Als Beispiel sei hier die Off-Lable-Medikamentenliste genannt, die bereits zu Jahresanfang hätte erscheinen sollen.
    In einer ehrlichen Aufarbeitung müsste man auch fragen, warum diese Liste immer noch nicht zugänglich ist.
    Warum die Corona-Ambulanzen geschlossen werden. Warum es keine Aufklärungskampagne bzg. ME/CFS gibt. Warum die Ministerin für Bildung und Forschung so wenig Mittel zur Verfügung stellt. Werden die versprochenen ME/CFS-Kompetenzzentren überhaupt noch kommen? Warum können weder Krankenkassen noch Kassenärztliche Vereinigung den Patienten Ärzte nennen, die entsprechend weitergebildet sind? Warum wurde die größte Fortbildungsveranstaltung zu ME/CFS von Betroffenen online veranstaltet? Immerhin gab es 17 CFE-Punkte dafür: https://unitetofight2024.world/

    Fragen über Fragen, die tatsächlich einer Aufarbeitung bedürfen.
    Das Potental dazu sehe ich weder in der Opposition noch bei den Regierungsparteien.

  7. #9 RPGNo1
    7. August 2024

    @Joachim Datko

    Die AfD so konservativ, wie Putin ein lupenreiner Demokrat ist, um den Ex-Kanzler Gerhard Schröder zu zitieren.

    Ansonsten bleibt nur, auf das Urteil des Oberverwaltungsgericht Münster zu verweisen, welches die Einstufung der AfD als rechtsextremistischen Verdachtsfall bestätigt hat.

    https://www.tagesschau.de/inland/afd-verfassungsschutz-verdachtsfall-gerichtsurteil-100.html

  8. #10 Otto Rudolf Wankel
    Sindelfingen
    7. August 2024

    Ich finde es sehr gut, dass die Coronazeit aufgearbeitet wird. Es gab extreme Versäumnisse der Politik. Ich, als medizinsch völlig Unbedarfter und einzig wissenschaftlich interessierter Mensch, lass schon im November 2019 Veröffentlichungen von taiwanischen Ärzte, über eine drohende Epidemie mit SARS in China. War eine Randnotiz in Spektrum der Wissenschaft.

    Diese Berichte werden deutsche Wissenschaftler natürlich auch gelesene haben. Warum also wurde anfangs nicht reagiert? Wir hätten die Pandemie massiv verzögern können.

    Als z.B. erste Erkrankte in Skihütten erkannt wurden, warum wurde nicht gleich konsequent geltendes Recht umgesetzt? Warum wurde wirtschaftlicher Erfolg weniger über das Wohl aller gesetzt?

    Als nach dem Karneval in Heinsberg Erkrankungen festgestellt wurden, reagierten die Verantwortlichen nicht und ließen der tödlichen Infektionskrankheit ihren Lauf.

    An diesen Punkten müssen wir ansetzt und lernen. Wir hätten viel Zeit gewinnen können ohne hohe wirtschaftliche Kosten, hätten wir gleich umfassend und sinnvoll reagierte. Gerade Spahn hat extrem gebremst, um kurzfristige wirtschaftliche Verluste von wenigen Unternehmensbereichen, insbesondere der Touristik, zu vermeiden mit den Folgen milliardenschwerer volkswirtschaftlicher Schäden und hunderttausenden Toten.

    Spahn ging es in der Zeit nur um seine Kanzlerkandidatur. Sein Amt als Gesundheitsminister nahm er nicht wirklich war. Und sobald es unbequem wurde, schickte er Wissenschaftler vor die Kamera. Ganz schwach!

    Weiter ist auffällig, dass weltweit ziemlich gleichzeitig Hotspots entstanden. Ich gehe davon aus, das die chinesische Führung bewusst infizierte in die Welt hinaus schickte. Wie z.B. die ersten Infektionen in Deutschland im Rahmen einer SAP Schulung. Die chinesische Kursleiterin durfte trotz oder vermutlich auch gerade wegen ihrer Infektion ausreisen. Die Rolle und das Verhalten Chinas gehört aufgearbeitet.

    Es gibt viel Aufklärungsarbeit, insbesondere darüber, dass Impfungen ganz allgemein mit zu den wichtigsten medizinisichen Errungenschaften gehören. Und es muss endlich umfassend über die Quacksalberei der Homöopathie berichtet werden. Woodoo hat in Apotheken nichts zu suchen.

    • #11 Joseph Kuhn
      8. August 2024

      @ Otto Rudolf Wankel:

      “lass schon im November 2019 Veröffentlichungen von taiwanischen Ärzte, über eine drohende Epidemie mit SARS in China. War eine Randnotiz in Spektrum der Wissenschaft.”

      Gibt es eine Quelle für den Artikel?

      “Als nach dem Karneval in Heinsberg Erkrankungen festgestellt wurden, reagierten die Verantwortlichen nicht”

      Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_im_Kreis_Heinsberg#Reaktionen_und_Ma%C3%9Fnahmen

      Das Problem zu Beginn einer Pandemie ist, dass man nicht viel weiß und sich besonders schwer tut, bei Maßnahmen zwischen Vorsorgeprinzip und Evidenzbasierung abzuwägen.

      “Ich gehe davon aus, das die chinesische Führung bewusst infizierte in die Welt hinaus schickte.”

      Warum sollte sie das tun? Eine etwas wilde Spekulation, zumal die Frau, so weit man weiß, erst nach ihrer Rückkehr nach China positiv getestet wurde.

      “Die Rolle und das Verhalten Chinas gehört aufgearbeitet.”

      Das wäre natürlich wünschenswert, aber das wird ein parlamentarischer Unterschungsausschuss in Berlin sicher nicht leisten können.

      “Es gibt viel Aufklärungsarbeit, insbesondere darüber, dass Impfungen ganz allgemein mit zu den wichtigsten medizinisichen Errungenschaften gehören.”

      Siehe z.B. https://www.impfen-info.de/

      “Und es muss endlich umfassend über die Quacksalberei der Homöopathie berichtet werden.”

      Siehe z.B. https://netzwerk-homoeopathie.info/

  9. #12 RGS
    8. August 2024

    Kluger Einspruch zum Thema Corona Aufarbeitung in der FAZ gestern!

    Wir müssen die Corona-Jahre endlich aufarbeiten
    Von Svenja Flaßpöhler, Elisa Hoven, Frauke Rostalski, Juli Zeh

    Vier kluge Frauen – Natürlich!

    https://www.faz.net/einspruch/svenja-flasspoehler-elisa-hoven-frauke-rostalski-und-juli-zeh-ueber-corona-19905238.html?s=08&premium=0xc0e56df10488602dd68b00b71f6f8c22cd6e9c47db5e2491f288b86042c57e28

    • #13 Joseph Kuhn
      8. August 2024

      @ RGS:

      “Kluger Einspruch zum Thema Corona Aufarbeitung in der FAZ gestern!”

      Vielleicht. Leider hinter der Paywall.

  10. #14 TomW
    Berlin
    8. August 2024

    Hallo Joseph,

    vielleicht interessiert es Dich, dass Stefan Lanka – ja DER Stefan Lanka – am 24.08.2024 einen Vortrag mit dem Thema “Angenehme und bittere Wahrheiten hinter Corona” im KulturHaus Loschwitz, Dresden hält.
    Mir hat es ziemlich die Sprache verschlagen, als ich das lesen musste.
    Vielleicht magst Du ja was dazu schreiben.

    Liebe Grüße!

  11. #16 Staphylococcus rex
    8. August 2024

    @ Otto Rudolf Wankel, theoretische Planspiele zu Corona gab es bereits vor 2019. Die Quelle im Spektrum der Wissenschaft konnte ich im öffentlich zugänglichen Teil nicht finden. Aber das RKI hat bereits 2012 entsprechende Planspiele durchgeführt:
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-was-der-rki-katastrophenplan-aus-2012-mit-der-echten-pandemie-zu-tun-hat-a-8d0820ca-95a7-469b-8a6a-074d940543d6
    https://dserver.bundestag.de/btd/17/120/1712051.pdf

    Ein grundsätzliches Problem dabei ist, in der Frühphase einer Pandemie hat man nur ein sehr kurzes Zeitfenster für effektive Eindämmungsmaßnahmen. Wenn praktisch alle Infizierten auch erkranken (wie bei Sars1), dann ist eine derartige Krankheit durch eine Symptomkontrolle auch bei geringer Verzögerung beherrschbar. Eine Krankheit mit einem hohen Anteil asymptomatisch Infizierter (wie bei Sars2) erfordert wesentlich drastischere Maßnahmen. Anfang Januar hätte China den weltweiten Ausbruch durch eine konsequente Schließung der Grenzen (und des Flugverkehrs) wahrscheinlich verhindern können. Spätestens Ende Februar mit den Ausbrüchen in ganz Norditalien war klar, dass sich die Pandemie nicht mehr aufhalten läßt.

    Die Bundesregierung hatte nie die Wahl die Ausbreitung von Sars-CoV2 in Deutschland komplett zu verhindern (dafür hätte man über den gesamten Zeitraum alle deutschen Grenzen komplett schließen müssen), sondern es ging immer nur darum “die Welle zu brechen”, die Folgen für Risikogruppen zu verringern und Zeit zu gewinnen bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs.

    Der chinesische Lockdown begann mit dem chinesischen Neujahrsfest (25.01.2020), wenn der chinesische Lockdown bereits Anfang Januar 2020 begonnen hätte, wäre der Welt evtl. die Pandemie erspart geblieben. Die Lehre daraus ist, für zukünftige Pandemiepläne ist die Frage nach asymptomatisch infizierten Überträgern eine Schlüsselfrage. Nach meiner Kenntnis gab es die ersten Fälle Ende November 2019 in Wuhan, bis Anfang Januar 2020 hätten die chinesischen Behörden auf diese Frage antworten können und hätten bereits damals die Konsequenzen ziehen müssen ohne falsche Rücksichtnahme auf politische oder wirtschaftliche Bedenken.

  12. #17 RGS
    8. August 2024

    @ #13Joseph Kuhn

    Ja, leider. Bis heute morgen war er noch frei.

  13. #18 Joseph Kuhn
    9. August 2024

    Kubicki gegen Lauterbach

    Im Koalitionskrach gibt es gerade eine etwas seltsame Nebenlinie: FDP-Kubicki fordert den Rücktritt von SPD-Lauterbach. Die RKI-Protokolle würden zeigen, dass Lauterbach …

    “… die Wahrheit biegt und Grenzen der Wahrheit überschreitet, um ein persönliches politisches Ziel zu erreichen, dabei auch schwerste Grundrechtseingriffe billigend in Kauf nimmt”

    Ungeachtet dessen, welches “persönliche Ziel” Kubicki meint, für einen Rücktritt Lauterbachs gibt es sicher viele gute Gründe. Aber ob es die Dinge sind, die Kubicki aus den RKI-Protokollen herausliest oder in sie hineinliest?

    Streckenweise wiederholt Kubicki die bekannten Vorwürfe, die Politik habe nicht alles gesagt. Das kann man beklagen, aber man sollte nicht so tun, als sei das je anders gewesen und als ob z.B. die FDP zum Tempolimit immer alles sagen würde, was ihr aus der Wissenschaft bekannt ist.

    Ich will hier nur einen von Kubickis Punkten kurz aufgreifen. Er sagt, das RKI habe Informationen über die Differenz der “an” und “mit” Corona Gestorbenen zurückgehalten:

    “Durch die RKI-Leaks wissen wir jetzt: Differenzierte Zahlen lagen dem RKI spätestens seit dem Frühjahr 2022 vor, wurden aber nie der Öffentlichkeit präsentiert.”

    Zu diesem Sachverhalt mag sich das RKI selbst äußern. Ich frage mich, ob Kubicki absichtlich nichts dazu sagt, dass differenzierte Daten schon im Juli 2021 durch das Statistische Bundesamt veröffentlicht wurden? Demnach war im Jahr 2020 bei 83 % der Coronatoten die Infektion ursächlich. Im Dezember 2021 gab es dann wieder eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes dazu, sogar mit einem Vergleich und einem Kommentar zu den RKI-“an-und-mit”-Daten.

    Der Vergleich dieser Daten ist eine Geschichte für sich, kompliziert, darauf müsste man gesondert eingehen. Worauf Kubicki eingehen müsste: Wenn die RKI-Daten zu hoch waren, wären politische Entscheidungen anhand der Destatis-Zahlen oder mit etwas geringeren RKI-Zahlen anders zu treffen gewesen? Oder ist sein Vorwurf, das BMG habe Grundrechtseingriffe auf falsche Daten gestützt, nur ein gut getarnter Angriff Kubickis, um ein “persönliches Ziel” zu erreichen?

    Wenn es Kubicki um die Sache ginge, warum lässt er es bei der Forderung nach Lauterbachs Rücktritt bewenden? Warum macht er keinen Vorschlag, wie die wissenschaftliche Politikberatung in einer Krise besser organisiert werden könnte? Wäre das nicht sein Job, als Parlamentarier einer Regierungsfraktion?

    Vielleicht bekommt Kubicki diesmal ja mehr Beifall aus dem querdenkenden Milieu als im August 2021, als er sich dort auf “Achgut” anbiederte und in der Kommentarspalte harsche Ablehnung erleben durfte. Für die “Aufarbeitung” der Coronakrise wäre aber auch damit nichts gewonnen.

  14. #19 Giovanni
    11. August 2024

    #4

    > Was bedeutet eigentlich der Begriff “Aufarbeiten”? Aus meiner Sicht handelt es sich um die Betrachtung zurückliegender einschneidender Ereignisse mit dem Ziel, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Um neue Erkenntnisse zu gewinnen und um nicht nur bestehende Erkenntnisse zu reproduzieren, ist ein Perspektivwechsel erforderlich, je größer der Perspektivwechsel ausfällt, desto größer ist der Erkenntnisgewinn.

    Die neue Erkenntnis müsste lauten “Nicht die Gesellschaft muss sich bei *uns* entschuldigen, sondern umgekehrt. Denn wir haben viele Dinge getan, um das Ende der Pandemie schuldhaft zu verzögern.”

    Wird aber ganz bestimmt niemals passieren.

    > Aus meiner Sicht gibt es eine Menge aus der Corona-Pandemie aufzuarbeiten, aber ich bin mir auch zu 100% sicher, das ist nicht das, was sich BSW und AfD unter Aufarbeitung vorstellen.

    Zum Beispiel die Frage, wie es sein kann, dass sich ein Stefan Homburg noch immer außerhalb eines Gefängnisses aufhält.

    #5

    > Wer mit BSW und AfD die Coronazeit aufarbeiten will, wird bereits im Vorfeld viel Zeit investieren müssen in die Frage, was sind harte wissenschaftliche Fakten und wo fangen die Entscheidungen an, bei denen überhaupt ein Ermessensspielraum bestand?

    Und natürlich auch in die Frage, ob und wann es mit BSW und AfD in einen Flohzirkus ausartet und wer sich den ernsthaft antun möchte.

    #10

    > Gerade Spahn hat extrem gebremst, um kurzfristige wirtschaftliche Verluste von wenigen Unternehmensbereichen, insbesondere der Touristik, zu vermeiden mit den Folgen milliardenschwerer volkswirtschaftlicher Schäden und hunderttausenden Toten.

    Gerade Spahn habe ich mit seinem “Wir müssen um jeden Preis digitalisieren.” als extrem inkompetent erlebt. Der hätten jemanden gebraucht, der ihm immer wieder auf’s Neue sagt: “Nein, Herr Minister, das lassen wir jetzt. Es ergibt keinen Sinn, bei der Digitalisierung erst zu handeln und dann zu denken. Es geht schließlich um sehr sensible Daten.”

  15. #20 wereatheist
    11. August 2024

    @Giovanni:

    Nicht die Gesellschaft muss sich bei *uns* entschuldigen, sondern umgekehrt

    Wer soll das *wir* sein, wer hat das gefordert?
    Liegt hier “Projektion” vor?

    wir haben viele Dinge getan, um das Ende der Pandemie schuldhaft zu verzögern

    “um” insinuiert Absicht, das müffelt etwas nach Verschwörungserzählung.
    Und welches “Ende der Pandemie”?
    Der Virus ist weiterhin im Umlauf.
    Impfung ist weiterhin ratsam.

  16. #21 Giovanni
    12. August 2024

    > Wer soll das *wir* sein, wer hat das gefordert?

    Das “wir” bezieht sich auf die sich fälschlicherweise als “Querdenker” bezeichnenden Pandemieexistenz- und Impfungswirksamkeitsleugner,

    > Liegt hier “Projektion” vor?

    Nein, ich lese gelegentlich an Orten im Netz mit, an denen sich oben genannten Bevölkerungsanteile herumtreiben. Besonders seit den “RKI-Files” liest man dort (sinngemäß) “Wir haben es ja die ganze Zeit gewusst.”

    Die “Nachdenkseiten” ermöglichen “nur” Leser-Mails, aber haben mit Beginn der Pandemie (zumindest bei *dem* Thema) die ersten 2/3 des Namens im Grunde beerdigt.

    > “um” insinuiert Absicht, das müffelt etwas nach Verschwörungserzählung. Und welches “Ende der Pandemie”?

    Da müffelt nichts, die schuldhafte Verzögerung bestand in der Impfverweigerung. Nicht auszudenken, wie die Zeitlinie aussehen muss, in der es von Beginn an eine allgemeine Covid-Impfpflicht mit eng umrissenen medizinisch begründeten Ausnahmen gab.

    > Der Virus ist weiterhin im Umlauf. Impfung ist weiterhin ratsam.

    Ich weiß. Ich bin auf deiner Seite. 😉

  17. #22 wereatheist
    12. August 2024

    Mea culpa!
    Hätte ich Stefan Homburg nachgeschlagen, wärs nicht passiert.

  18. #23 krümelfee
    16. August 2024

    Stefan Homburg äußert sich als pensionierter Professor für Öffentliche Finanzen zu Themen der Virologie und verbreitet wohl ziemlichen Bullshit. Deshalb habe ich schon öfter außerhalb der von Giovanni definierten Bereiche gesehen wie Leute seinen Namen zu “Stefan Humbug” verballhornen.

  19. #24 Joseph Kuhn
    27. September 2024

    Update: BSW Expertenrat zur Corona-Aufarbeitung

    Herr Schrappe, Mitglied es BSW-Expertenrats zur Corona-Aufarbeitung, soll einer Meldung des PKV-Verbands zufolge außerdem eine “Programmkommission Gesundheit und Pflege” des BSW leiten: https://x.com/pkv_verband/status/1838469279902990406. Auch darüber scheint noch nichts weiter öffentlich zu sein.

    ————-
    Edit 3.10.2024: Habe die zum Blogbeitrag redundante Auflistung der Mitglieder des BSW-Corona-Expertenrats gestrichen.

    Nachtrag 20.10.2024: Aus der Programmkommission ist jetzt ein “BSW-Expertenrat Gesundheit und Pflege” geworden: https://bsw-vg.de/bsw-expertenrat-gesundheit-und-pflege-nimmt-seine-arbeit-auf/