In der Coronakrise wurde viel diskutiert: über Inzidenzen, R-Werte, Viren-Varianten, den Ursprung des Virus, Intensivbettenbelegung, die Pflegemisere, Sterbefälle mit und an Corona, PCR-Tests, Schnelltests, Übersterblichkeitsberechnungen, Ausgangssperren, Abstandregeln, pandemieanfällige Lieferketten, Masken, Impfstoffe, die Impfwirksamkeit, Impfnebenwirkungen, Schulschließungen, Post-Covid und vieles mehr. Die Politikberatung und auch die Medienbeiträge waren dabei lange von Virologen und Modellierern dominiert, zu wenig wurde in Formaten diskutiert, die die Breite der Themen politisch zusammengeführt haben und zu wenig in Formaten, die eine gesellschaftliche Beteiligung gefördert haben.

Nach der akuten Krise wurde von verschiedener Seite eine „Aufarbeitung“ gefordert. Etwas unklar blieb, was genau damit gemeint war. Es gab ja reihenweise Evaluationsstudien zu den unterschiedlichsten Aspekten der Pandemiebekämpfung, Gerichtsurteile zu einzelnen Maßnahmen und auch eine Evaluation der Maßnahmen auf der Basis des Infektionsschutzgesetzes.

Die Forderungen nach „Aufarbeitung“ kamen einerseits von Wissenschaftler:innen, die einen kritischen Blick auf die Infektionsschutzmaßnahmen entwickelt hatten, andererseits aus Milieus, die sich zunehmend als querdenkende Fundamentalopposition positionierten. Ein Stück weit mag das ein Reflex auf den zu kurz gekommenen demokratischen Diskurs in der Pandemie gewesen sein.

In letzter Zeit kam die Forderung nach einer Aufarbeitung vermehrt aus der Politik selbst. Gestern hat der Bundespräsident höchstpersönlich eine „ehrliche Aufarbeitung“ gefordert. Die Querdenker wird das aufhorchen lassen: Gab es bisher also keine „ehrliche“ Aufarbeitung? Was wurde vertuscht? Wurden doch die Sterbefälle durch die Infektion aufgebauscht und die infolge der Impfung verheimlicht? So meinte der Bundespräsident es sicher nicht, aber so werden es viele lesen. Nur – was meint er? Steinmeier weiter: „Wir haben wichtige Fragen nicht gestellt.“ Als da seien:

„Was hätten wir, trotz all der Unsicherheit und der Wucht des unbekannten Erregers, besser machen können? Wo sind wir zu streng und vielleicht übervorsichtig gewesen, und wo waren wir zu nachlässig und leichtfertig? Welche Gruppen und Bevölkerungsteile haben besonders unter den Maßnahmen zu leiden gehabt? Wer hätte mehr Hilfe und Unterstützung gebraucht? Wo haben wir mit Maßnahmen zu lange gewartet?“

Wurden diese Fragen wirklich nicht gestellt? Wurden sie nicht längst und immer wieder beantwortet, manche schon über 70 mal? Ist nicht klar, dass wir bessere Kohortenstudien gebraucht hätten, früher Studien zu den psychischen und sozialen Folgen der Pandemie und der Infektionsschutzmaßnahmen? Frühzeitig eine gute gesellschaftliche Diskussions- und Kritikkultur? Weniger akribisch ausdifferenzierte Kontaktverbote, schon gar kein Verbot, auf einer Parkbank zu sitzen oder willkürliche Beschränkungen der Teilnehmerzahl an Beerdigungen? Ist nicht hinreichend erforscht und bekannt, dass die oft genug gegen ihren Willen beschützten alten Menschen in den Heimen, die Kinder und Jugendlichen sowie Menschen in sozial schwierigen Verhältnissen besonders unter den Maßnahmen zu leiden hatten? Dass sie mehr Unterstützung gebraucht hätten, wie auch die Pflegekräfte, die bis heute die vielfach versprochene Aufwertung nicht erhalten haben? Und dass man z.B. in der zweiten Welle zu lange gewartet hat, was mit zu der hohen Zahl an Sterbefällen Ende 2020 beigetragen hat?

Unter welchen Voraussetzungen, mit welchen Ressourcen, mit welchem konkreten Auftrag würde eine politisch auf die Schiene gebrachte „ehrliche Aufarbeitung“ wirklich einen Mehrwert schaffen? Beispielsweise gegenüber dem Bericht der Expertenkommission nach § 5 (9) IfSG? Wer hat deren Bericht überhaupt gelesen? Und wer sollte den Rahmen für eine „ehrliche Aufarbeitung“ vorgeben, beraten durch wen? Ein Auftrag für das BIPAM? Für eine neue Kommission? Für ein Konsortium von wissenschaftlichen Einrichtungen?

Kommentare (30)

  1. #1 RGS
    20. Januar 2024

    Ich finde es erstaunlich, dass ein Bundespräsident bei der Ehrung von wichtigen Funktionsträgern während der Corona Pandemie mit dem Bundesverdienstkreuz fordert, dass eine wie immer geartete Aufarbeitung der damaligen Maßnahmen gegen Corona stattfinden müsse und das damit begründet, dass wissenschaftsfeindliche Haltungen und verschwörungstheoretische Erzählungen Verbreitung gefunden hätten.
    Als ob das an der Haltung der Menschen die wissenschaftsfeindliche Haltungen haben und Verschwörungstheorien glauben schenken etwas ändern würde.
    Ich hätte mich nicht gewundert, wenn Herr Wieler nach dieser Rede das Bundesverdienstkreuz zurückgegeben hätte.

  2. #2 Dr. Webbaer
    20. Januar 2024

    Der Schreiber dieser Zeilen ist ja der Ansicht, dass überreagiert worden ist, wobei es im Ex Inter (vs. Ex Ante oder Ex Post) natürlich nie ganz klar ist, wie zu reagieren ist, einige Gesellschaften bzw. deren Führung haben sich so oder so entschieden.
    Old Schäuble wusste bspw. so zu ergänzen :
    -> https://www.welt.de/politik/deutschland/article207531925/Schaeuble-zu-Corona-Nicht-alles-muss-vor-dem-Schutz-von-Leben-zuruecktreten.html
    Und andere Kräfte fanden die zeitweilige Aussetzung der Grundrechte, die bundesdeutsch die Menschenrechte meinen, nicht so-o gut.
    Zu dieser Frage – ‘Unter welchen Voraussetzungen, mit welchen Ressourcen, mit welchem konkreten Auftrag würde eine politisch auf die Schiene gebrachte „ehrliche Aufarbeitung“ wirklich einen Mehrwert schaffen?’ – merkt der Schreiber dieser Zeilen an, dass es auch darum geht, gehen könnte, resilientere Gesellschaften zu schaffen, im Sinne von “Hardiness”.
    Ex Post ist leichter als Ex Ante ?!
    Somit sozusagen per se lohnenswert ?
    Mit freundlichen Grüßén
    Dr. Webbaer

  3. #3 ajki
    21. Januar 2024

    Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, was ich mit diesem Blog-post “anfangen” soll / kann. Ist das eher eine “Meta”-Sache über “Aufarbeitungen, allg.”?

    Ansonsten würde mich als Stino-Bürger interessieren,

    – ob die Institutionen sowohl “top-down” als auch “bottom-up” die durchaus vielfältigen Erkenntnisse aus der Corona-Krise genutzt haben (zwischenzeitlich / planerisch)

    oder

    – eher nicht / teilweise / nicht so richtig / ein bisschen und whatever else.

    Es gab doch durchaus einige ganz erhebliche Problembereiche (von denen einige auch im Blogbeitrag angesprochen werden), die man sowohl als Institution als auch ganz generell als Staatsangehöriger grundsätzlich gelöst haben will. Denn “… nach der Pandemie ist vor der Pandemie …” (hinsichtlich der jahrzehntelangen Warnungen vor der Corona-Zeit, dass irgendwann mal irgendeine Pandemie kommen wird – was jedem Interessierten, Betroffenen, Beteiligten auch völlig klar war).

    Nur mal so ins Unreine: alle möglichen Institutionen (aller Art) landauf, landab waren nicht in der Lage, Daten qua IT-Infrastruktur in auswertbarer Form auszutauschen (stattdessen etwa lokale/regionale Gesundheitsämter, Praxen, KH….: FAX). Ist das anders / besser geworden? Gibt es wenigstens auswertungsgemäße Pläne zur nachhaltigen Verbesserung?

    oder:

    Eine der durchaus bösartigen Erkenntnisse aus der Corona-Zeit war, dass jeweils nach Inkrafttreten höherer / hoher Sicherheitsstufen in KH, Altenheimen, Pflegestationen… (also bei den “besonders Vulnerablen”) die Erkrankungszahlen INSGESAMT sanken (durchaus erheblich!) – also auch alle nicht-Corona-Plagen. Was ja nichts anderes bedeutet, dass vor Corona reichlich(st) Leute starben (!), weil eben offensichtlich diverse Schutzmaßnahmen nicht ergriffen wurden (was wiederum z.B. hinsichtlich von Angehörigen-Besuchen und dem dadurch entstehenden höheren Infektionsrisiko vielleicht sogar in Kauf genommen werden muss? Gab / gibt es z.B. dazu irgendeine institutionelle, “allgemeine” Haltung aufgrund der Erkenntnisse aus der Corona-Zeit?)

    … und zwanzig dutzend Dinge mehr, die mir als Stino-Bürger einfallen würden (was eben bedeutet, dass Fachleute in den diversen Bereichen noch weitaus mehr auf der Pfanne haben dürften).

    Mir ist aktuell nicht bewußt / bekannt, dass grundlegende Dinge (auch einfachste Dinge!) sich aufgrund irgendeiner “Aufarbeitung” geändert haben. Ich bezweifele durchaus nicht, dass es in jeder einzelnen Institution Änderungen aufgrund der gemachten Erfahrungen gab – aber in verallgemeinertem Kenntnisstand im Sinne “das galt als gesellschaftlicher Standard vor Corona, das gilt nun für die Zukunft aufgrund der Erkenntnisse” ist mir nichts bewußt in direkter Form.

    Natürlich war ich wie jeder andere froh, dass der gesamte Pandemie-Kram endlich mal vorbei war und man wieder zum “Normalzustand” zurückkehren konnte. Aber darf es diesen Retro-Zustand “nach erlittener Pandemie” eigentlich geben?

    (Disclaimer: ich bin mit den staatlichen Handlungsweisen in D. wg. und während Corona durchaus “zufrieden”, weil ich meine, dass es jede Menge anderer Staaten gab/gibt, die deutlich schlechter agiert haben und deshalb / dadurch höhere Sterbezahlen verursachten. Trotzdem denke ich, dass jede Menge Luft nach oben in solchen Krisen auch in D. zur Verfügung steht)

  4. #4 Richard
    22. Januar 2024

    Die fachliche Aufarbeitung findet durchaus weiter statt, allerdings ist die “politische Karawane” längst weitergezogen. Bleibt zu hoffen, dass die für notwendig erachteten Konsequenzen u. Maßnahmen künftig (mehr) Beachtung finden werden.
    Zur fachlichen Analyse siehe kürzlich erschienener Artikel, der aber auch aufzeigt, dass vieles unklar bleibt bzw kontrovers diskutiert wird:
    Influence of Seasonality and Public-Health Interventions on the COVID-19 Pandemic in Northern Europe
    https://www.mdpi.com/2077-0383/13/2/334

  5. #5 Staphylococcus rex
    23. Januar 2024

    @ajki#3, einige Dinge haben sich während und nach der Corona-Pandemie zum Besseren gewandelt.

    Für die elektronische Meldung gibt es beim RKI den DEMIS-Server, die Labormeldung (nach §7 IfSG) läuft mittlerweile flächendeckend rein elektronisch, was für die Labore zwei wesentliche Vorteile bietet: Die Faxbefunde an die Gesundheitsämter fallen weg, das bedeutet am Wochenende muss kein Mikrobiologe oder Labormediziner das Labor aufsuchen, sondern kann Freigaben und Meldungen auch mittels Laptop von zu Hause aus erledigen. Der zweite Vorteil ist der, dass die Labormeldung an das G-Amt des Hauptwohnsitzes des Patienten erfolgen muss. Zu Fax-Zeiten mußte man z.B. mit dem PLZ-Tool erst die PLZ des Patienten prüfen und dann das Fax an das zuständige G-Amt verschicken, was täglich bis zu einer halben Stunde Zeit kosten konnte. Jetzt erfolgt die PLZ-Sortierung auf dem DEMIS-Server und die Gesundheitsämter holen sich bei Bedarf ihre Meldungen aus ihrem Postfach. Im Idealfall verfügen sowohl RKI als auch G-Amt 5 Minuten nach der Befundfreigabe über die entsprechende Labormeldung. Das Einzige, was immer noch nicht geht, ist die Labormeldung von Erregern nach Landesverordnung (einige Bundesländer haben zusätzliche Meldepflichten). Hier gelten die alten Meldewege.

    Auch beim Abwassermonitoring gibt es große Fortschritte:
    https://www.rki.de/DE/Content/Institut/OrgEinheiten/Abt3/FG32/Abwassersurveillance/Abwassersurveillance.html
    Wer es genau wissen will, kann sich die Wochenberichte anschauen, dort sieht man auch die beteiligten Entnahmestellen.

  6. #6 Staphylococcus rex
    23. Januar 2024

    Ergänzung: Als Folge der zusätzlichen antiepidemischen Maßnahmen (Masken etc). ist z.B. die Grippewelle 2020/2021 und 2021/2022 komplett ausgefallen und auch viele andere übertragbare Krankheiten waren deutlich seltener. Für eigene Abfragen der Meldezahlen empfehle ich das Tool Survstat beim RKI:
    https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/SurvStat/survstat_inhalt.html

  7. #7 Joseph Kuhn
    12. Februar 2024

    Lessons learned?

    Martin McKee, einer der internationalen Public Health-Granden, hat im European Journal of Public Health den britischen Aufarbeitungsbericht kommentiert und den politischen Abläufen in Großbritannien ein dezidiert schlechtes Zeugnis ausgestellt.

    Ganz kurz erwähnt er auch vergleichbare Berichte aus anderen Ländern, den deutschen Bericht nach § 5 (9) IfSG allerdings nicht. Wie die relevanten Entscheidungen in Deutschland zustande gekommen sind, wird dort allerdings auch nicht beleuchtet.

    Martin McKee hofft, dass es beim nächsten Mal besser läuft. Ob die Hoffnung berechtigt ist, sei dahingestellt. In Deutschland gibt das, was bisher über das BIPAM-Konstrukt und die Trennung von Infektionsepidemiologie, NCD-Surveillance und Krisenkommunikation bekannt geworden ist, jedenfalls nur wenig Anlass zu Hoffnung.

    Angesichts der vielen Papiere mit Vorschlägen zu lessons learned: Vielleicht kann das BIPAM hierzu eine Synopse erstellen und fortschreiben? Ein “Quick Win”?

  8. #8 regow
    13. Februar 2024

    Mich wundert es, dass es keinen Vergleich mit den schwedischen Todeszahlen gibt.

    • #9 Joseph Kuhn
      13. Februar 2024

      @ regow:

      Sie finden die Daten überall im Netz, z.B. bei Our World in Data, https://ourworldindata.org/covid-deaths, bei der Länderauswahl einfach Germany und Sweden aktivieren. Schweden hat seine Fehler zu Beginn der Pandemie gemacht, Deutschland etwas später.

  9. #10 Beobachter
    13. Februar 2024

    “Abriegelung während Coronaquarantäne
    Kaum Chance auf Schmerzensgeld
    Bewohner eines Wohnblocks in Göttingen klagen gegen die Abriegelung während der Pandemie. Das Landgericht wies dies nun zurück.
    … ”

    ” … Das Hochhaus gilt als sozialer Brennpunkt. Rund 700 Menschen, darunter 200 Kinder und Jugendliche, leben dort unter prekären Bedingungen. Für die meisten der nur 19 bis 39 Quadratmeter kleinen Appartements zahlt die Stadt Göttingen die Miete, weil die Bewohner auf Transferleistungen angewiesen sind. … ”

    https://taz.de/Abriegelung-waehrend-Coronaquarantaene/!5988853/

  10. #11 Uta Schwarz
    21. Februar 2024

    Das, was aufzuarbeiten ist, ist der Umgang mit Menschen, die durch die Impfung Schaden davongetragen haben.

    Es ist eine Ungeheuerlichkeit, dass Betroffene für etliche medizinische Maßnahmen nicht zu knapp selber zahlen müssen.

    Ich meine, wenn der Staat durch Gesetze (2G, 3G) und Impfkampagnen Menschen mehr oder weniger nötigt, oder neutraler dringendst auffordert, sich impfen zu lassen, dann hat er auch die verdammte Pflicht und Verantwortung, sich um diejenigen bestens zu kümmern, die einen Impfschaden davongetragen haben.

  11. #12 RPGNo1
    22. Februar 2024

    @Uta Schwarz

    Das, was aufzuarbeiten ist, ist der Umgang mit Menschen, die durch die Impfung Schaden davongetragen haben.

    So?

    Etwa 65 Millionen Menschen in Deutschland haben sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Bei 467 von ihnen haben die Behörden laut einem Medienbericht bislang einen Impfschaden anerkannt.
    [….]
    Bezogen auf die Gesamtzahl der Geimpften entspricht das einer Quote von 0,00072 Prozent.
    […]
    Einen Antrag auf die Anerkennung eines Impfschadens und Entschädigung können Menschen stellen, die sechs Monate nach der Impfung noch über Gesundheitsschäden klagen. Bei 11.827 Anträgen heißt das, dass 0,018 Prozent der rund 65 Millionen in Deutschland Geimpften einen solchen Antrag gestellt haben, wie die “NOZ” berichtet.

    https://www.tagesschau.de/inland/impfschaeden-corona-100.html

    Es ist unbestritten, dass die Abarbeitung für die Betroffenen nicht schnell genug geht. Aber ich kenne kein anderes Medikament, welches so gut da steht wie die Corona-Impfstoffe.

    • #13 Joseph Kuhn
      22. Februar 2024

      @ RPGNo1:

      Die relative Sicherheit der Coronaimpfung bedeutet nicht, dass der Umgang mit Impfnebenwirkungen und Impfschäden hierzulande nicht verbesserungsbedürftig wäre. Das sind einfach zwei paar Stiefel.

  12. #14 Staphylococcus rex
    22. Februar 2024

    Mich irritiert im Beitrag #11 der mittlere Absatz, wo Betroffene als Selbstzahler dargestellt werden. Unabhängig von der Anerkennung als Impfschaden können bzw. sollten gesundheitliche Probleme im zeitlichen Zusammenhang zur Impfung als UAW (Unerwünschte Arzneimittelwirkung) gemeldet werden. Medizinische indizierte Behandlungen bei einer UAW sind Kassenleistungen.

    Wenn Probleme im Zusammenhang UAW auftreten, dann betrifft dies eher Aspekte wie Frührente, Reha oder Schmerzensgeldforderungen, weil dort nicht nur der zeitliche, sondern auch der kausale Zusammenhang geprüft wird.

    Bestimmte UAW (z.B. Spritzenabszesse) sind fraglos kausal zuordbar. Bei vielen anderen UAW, die nicht durch einen bekannten Wirkmechanismus erklärt werden können, bei denen die UAW zeitversetzt und fern der Einstichstelle auftritt, haben wir eine Grauzone. Die Meldungen von UAW sind klar geregelt. Der weitere Umgang damit könnte verbessert werden. Ich bin mir nicht sicher, wie der zeitliche Verlauf dieser Fälle dokumentiert ist, ein Zentralregister (analog zu einem Krebsregister) wäre hilfreich. Bisher unbekannte Häufungen bei Impfschäden können z.B. durch Fall-Kontroll-Studien nachgewiesen werden und dann eingehender untersucht werden.

    Die Abklärung von Impfschäden ist leider nicht trivial. Ich erinnere mich, im Frühjahr 2021 gab es mehrere Fälle von Myokarditis in zeitlicher Nähe zur Corona-Impfung. Zu dieser Zeit wurde der Kreis der impfberechtigten Personen von den Risikogruppen auf junge Erwachsene erweitert. Ab Herbst 2021 habe ich diese Fälle nicht mehr gesehen, das bedeutet, es handelt sich entweder um ein Chargenproblem des Impfstoffs oder um eine übersehene Viruserkrankung. Ich gebe zu, ich habe dies nicht weiter verfolgt.

    Wie die Behörden mit den Betroffenen bei unklarem kausalem Zusammenhang umgehen, darf durchaus hinterfragt werden.

  13. #15 Uta Schwarz
    22. Februar 2024

    Ich beziehe mich hier im wesentlichen auf das Post-Vac-Syndrom https://www.diepta.de/news/impfschaeden-post-vac-ambulanz-an-marburger-uniklinik
    Im ÖR Fernsehen kamen etliche Beiträge von Betroffenen, deren spezifische Behandlung nicht übernommen wurde, da für das Post-Vac-Syndrom die Wirksamkeit nicht nachgewiesen sei, und die einige 1000 Euro ausgegeben hatten.

    Mir selbst ist folgendes passiert: Nach einer Covid-Infektion war ich ziemlich erschöpft. Bei der Anmeldung beim Arzt bemerkte die Sprechstundenhilfe: Nach Infektion, gut, da gibts keine Probleme mit der Finanzierung. Ich bin auch wirklich gut versorgt worden, auch mit Methoden, die etwas außerhalb der normalen Schulmedizin lagen und hatte mit der KK keinerlei Problem.

  14. #16 Beobachter
    22. Februar 2024

    Auch eine Art von “Corona-Aufarbeitung”:

    https://taz.de/Ampel-will-Gesetz-verschaerfen/!5994011/

    “Ampel will Gesetz verschärfen
    Strengere Strafen für Korruption
    Die Ampel will Abgeordnete sanktionieren, die ihr Mandat nutzen, um Geschäfte zu machen. Hintergrund sind die Maskendeals von Unionspolitikern.
    … ”

    ” … Im Sommer 2022 entschied der Bundesgerichtshof, dass die Maskendeals des Ex-Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein und des ehemaligen bayerischen Justizministers Alfred Sauter (beide CSU) nicht den Tatbestand der Bestechlichkeit erfüllen. Beide hatten in der Coronapandemie Maskengeschäfte zwischen einem Unternehmen und dem Staat vermittelt und dafür Provisionen teils in Millionenhöhe kassiert. … ”

    Darunter zum Artikel ein Leser-Kommentar:
    “Dann hoffen wir mal, das niemand diese Gesetzesänderung blockiert!”

  15. #17 noch'n Flo
    Schoggiland
    23. Februar 2024

    @ JK:

    Schweden hat seine Fehler zu Beginn der Pandemie gemacht

    Ob es unterm Stirch tatsächlich Fehler waren, wäre noch zu diskutieren.

    • #18 Joseph Kuhn
      23. Februar 2024

      … dazu gibt es inzwischen einiges an Literatur. Wenn du das gelesen hast, kannst du gerne darüber diskutieren 😉

  16. #19 RPGNo1
    26. März 2024

    Der Faktenfinder der Tagessschau über den von Querdenkerkreisen und Populisten gepushten angeblichen “Skandal” in Bezug auf die RKI-Protokolle

    Bisher unveröffentlichte Protokolle des Robert Koch-Instituts zur Corona-Pandemie sorgen derzeit für Aufsehen. Allerdings sind die Inhalte laut Experten weit weniger brisant, als es vor allem in ,,Querdenker”-Kreisen behauptet wird.

    https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/rkifiles-corona-100.html

    Dazu auch die Stellungnahme des RKI

    Die Protokolle geben die Diskussionen und Entscheidungen im Krisenstab zum jeweiligen Zeitpunkt und Kenntnisstand wieder. Kontext und Datengrundlagen werden allerdings nicht immer erwähnt, da diese in anderen Unterlagen zur Verfügung standen, wie z.B. den Tages- und Wochenberichten (nach wie vor auf den RKI-Internetseiten zugänglich) oder anderen Veröffentlichungen. Deshalb müssen die Protokolle immer in ihrem Kontext gesehen und interpretiert werden.

    https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/C/COVID-19-Pandemie/Stellungnahme_Protokolle.html

  17. #20 Beobachter
    26. März 2024

    Aktuell dazu in der FR:

    https://www.fr.de/politik/corona-pandemie-aufarbeitung-bundestag-ampel-gruene-92914340.html

    “Streit um eine Kommission: Die Aufarbeitung der Corona-Pandemie bleibt aus

    Der Bundestag beschäftigt sich vorerst nicht mit der Aufarbeitung der Corona-Pandemie. Hintergrund ist wohl auch die Sorge vor parteipolitischen Schuldzuweisungen.
    … ”

    ” … Für den Bundestagspräsidenten Kubicki, der bereits während der Pandemie zugab, er habe sich an manche Vorgaben nicht gehalten, beweist dies einmal mehr die in seinen Augen fragwürdige Rolle, die das RKI gespielt hat. „Mich hat nicht überrascht, dass das Robert Koch-Institut wahrscheinlich als wissenschaftliche Fassade politischer Entscheidungen gedient hat“, sagte er dem Tagesspiegel. Die nun bekannt gewordenen Protokolle legten es nahe, „dass die Öffentlichkeit auch vom Institut selbst mit Unwahrheiten bedacht wurde.“
    … ”

    ” … „Wenn man sich betrachtet, dass die Pandemiereserve im Haushalt 2023 mit Null angesetzt ist, wird klar, dass die Lehren aus den Fehlern von damals nicht zu praktischem besseren Handeln geführt haben.“ Die Gefahr sei groß, dass die Bundesrepublik auch in der nächsten Pandemie wieder ohne Masken und Schutzausrüstung dastehe.
    … ”

    Man braucht nicht mal die “Querdenker” (siehe # 19) bemühen – das mit der Diskreditierung des RKI schaffen auch “normale” (FDP-) Politiker ganz alleine.

    Wenn Parteipolitik wichtiger sein sollte als eine gründliche, unabhängige, transparente Corona-Aufarbeitung, dann wäre das eine Schande.
    Man muss die richtigen Fragen stellen und beantworten, und wenn Fehler gemacht worden sind, dann muss man sie benennen und dokumentieren, damit man daraus lernen kann, bei der nächsten Pandemie besser vorbereitet ist und begangene Fehler nicht nochmal macht.
    Es geht nicht ums Recht-haben im Nachhinein, sondern ums Besser-machen in Zukunft.

    Und man darf vor allem auch die Leute mit Long Covid und Impfschäden nicht im Regen stehen lassen !

  18. #21 Beobachter
    26. März 2024

    Nachtrag zu # 20:

    https://taz.de/Long-Covid-Awareness-Day/!5998487/

    “Long Covid Awareness Day
    Wir sind alle vulnerabel
    Am 15. März ist Internationaler Long Covid Awareness Day. Millionen Betroffene warten auf Therapien. Wie steht es um sie?
    … “

  19. #22 RPGNo1
    26. März 2024

    Man braucht nicht mal die “Querdenker” (siehe # 19) bemühen – das mit der Diskreditierung des RKI schaffen auch “normale” (FDP-) Politiker ganz alleine.

    Deshalb schrieb ich auch von “Populisten”. Denn Kubicki ist ein solcher. 😉

  20. #23 RGS
    26. März 2024

    Eine von der Regierung unabhängige Institution sollte gegründet werden, die wissenschaftliche Erkenntnisse aus möglichst vielen Disziplinen versammelt, die dann der Regierung in Bund, Ländern und Kommunen als Entscheidungsgrundlage dienen können für künftige Pandemien.

    Die Entscheidung über Maßnahmen muss dann die Regierung alleine treffen.

    Dazu waren die Regierungen während der Pandemie oft zu feige und einige Wissenschaftler waren zu eitel, um sich mehr zurückzuhalten.

  21. #24 Beobachter
    26. März 2024

    Warum will “Lauterbach das RKI zerschlagen”?
    Dann wird es ja erst recht nichts mit der Corona-Aufarbeitung !

    https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/robert-koch-institut-zerschlagung-bipam-1.6397543?reduced=true

    “Zerschlagung des RKI
    “Es droht langfristiger Stillstand”

    Das Robert-Koch-Institut soll zugunsten eines neuen Präventionsinstituts zerschlagen werden. Die Mitarbeiter sehen sich mit vagen Ankündigungen, “Geheimniskrämerei” und Managersprech hingehalten.
    … ”

    https://www.tagesspiegel.de/wissen/die-drohende-zerschlagung-des-robert-koch-instituts-lauterbachs-reform-der-offentlichen-gesundheit-gerat-aufs-falsche-gleis-11409971.html

    “Dem RKI droht die Zerschlagung: Lauterbachs Reform der öffentlichen Gesundheit gerät „aufs falsche Gleis“
    Nach der Pandemie wollte die Regierung der Prävention und Aufklärung in der Medizin zu neuer Stärke verhelfen. Stattdessen schwächt sie bewährte Strukturen, kritisieren Fachleute.
    … ”

    https://www.riffreporter.de/de/wissen/corona-pandemie-vorbereitung-rki-pei-lauterbach-behoerden-reform

    “Vorbereitung auf eine neue Pandemie: Von Datenlücken und Doppelstrukturen
    Fehlende wissenschaftliche Daten haben in der Corona-Krise viele Probleme bereitet. Ein neues Gesundheitsmonitoring soll diese Lücke füllen. Gleichzeitig treibt Minister Lauterbach die Entmachtung des Robert Koch-Instituts voran. Experten zweifeln, dass Deutschland auf eine neue Pandemie wesentlich besser vorbereitet wäre als 2020.
    …”

  22. #25 Beobachter
    26. März 2024

    @ RPG, # 22:

    Wenn “Kubicki schon ein solcher (“Populist”) ist” – was sind dann erst all die anderen ?
    Parteiübergreifend und nicht nur gesundheitspolitisch ?!

  23. #27 Beobachter
    27. März 2024

    @ Joseph Kuhn, # 26:

    Mag sein, dass es noch Politiker gibt, “die sich Mühe geben, gute Politik (für alle) zu machen”.
    Ich habe den Eindruck, dass viele derer aufgeben (besonders in der Kommunalpolitik, weil sie von Rechten bedroht werden) oder aussterben.

    Weidel, Höcke und Konsorten sind keine “Populisten”, sondern Rechtsextreme – und Höcke muss/darf man als Faschisten bezeichnen..

    Wenn schon Kubicki (FDP) von RPG als “Populist” bezeichnet wird, sind viele andere Politiker der “bürgerlichen” Parteien auch welche, um es mal freundlich auszudrücken.
    Man braucht sich ja nur ansehen, wie z. B. seitens der CDU gegen Bürgergeld-Bezieher gehetzt wird – da macht man der AfD wirklich Konkurrenz.

    Aber vor Pauschalisierungen muss man sich immer hüten, da haben Sie schon recht.

    • #28 Joseph Kuhn
      27. März 2024

      @ Beobachter:

      “Weidel, Höcke und Konsorten sind keine “Populisten”, sondern Rechtsextreme”

      Das widerspricht sich nicht, viele Rechtsextreme sind sogar gute Populisten.

      “sind viele andere Politiker der “bürgerlichen” Parteien auch welche”

      Das ist leider wahr. Die Fastenrede von Maximilian Schafroth dieses Jahr hat das gut auf den Punkt gebracht, ich fürchte nur, ohne heilsame Wirkung.

  24. #29 Beobachter
    27. März 2024

    @ Joseph Kuhn, # 28:

    “Das widerspricht sich nicht, viele Rechtsextreme sind sogar gute Populisten”.

    Viele Leute, auch gerade in den Medien und in der Politik, verharmlosen Rechtsextremismus durch dessen Bezeichnung als bloßen “Populismus”.
    Nicht umsonst warnen Wilhelm Heitmeyer, Hajo Franke usw. vor dieser Verharmlosung – schon im Sprachgebrauch..
    Man muss die Dinge richtig wahrnehmen und richtig benennen.

  25. #30 Beobachter
    27. März 2024

    Berichtigung zu # 29:

    Hajo FUNKE – nicht Hajo Franke, sorry …