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Trump und Putin scheinen sich über die Ukraine verständigen zu wollen, ohne große Rücksichten auf die Interessen der Ukraine oder Europas. Europas Zeit sei vorbei, ätzt Medwedjew. Die „Sicherheitsinteressen“ Russlands zählen jedenfalls auch für Trump jetzt mehr, so sehr es eigentlich imperiale Interessen sein mögen. Für Trump selbst stehen wirtschaftliche Interessen ganz oben auf der Prioritätenliste, Völkerrecht war gestern, kein Dissens zu Putin. Die Ukraine soll den USA Rohstoffe liefern, und wenn sie das als Protektorat unter Putins Herrschaft auch tut, ist das für Trump ein guter Deal. Noch besser wird der Deal, wenn die Europäer den Wiederaufbau der Ukraine bezahlen, selbst eine Rohstoffkolonie braucht Häuser und Straßen. Auch darauf kann er sich sicher mit Putin einigen. Wenn man so will, zahlt dann Europa Reparationen für Putins Angriffskrieg.

Solche offenen Deals zulasten Dritter sind das eine. Das andere ist etwas, worüber man spekulieren darf, egal ob man Verschwörungstheorien zuneigt oder nicht. Was sollte Trump und Putin davon abhalten, sich noch etwas weitgehender zu verständigen. Putin hat Interessen z.B. im Baltikum und auf dem Balkan. Trump weiß nicht einmal, wo das liegt. Und wenn Musk ihm dann noch sagt, dass die Europäer am Lithium in Serbien interessiert sind, hat er einen Grund mehr, Putin auch da freie Hand gegen die ungeliebten Europäer zu lassen. Würde er noch amerikanische Soldaten zur Verteidigung der baltischen Staaten schicken, gegen Putin? Eher nicht, egal, wie viel Tribut wir zahlen. Und vielleicht ist Putin dann freigiebig, was Grönland oder Gaza angeht. Das muss man gar nicht in einem geheimen Zusatzprotokoll zum Ukrainevertrag vereinbaren, zwei Männer, ein Wort. The Art of the Deal.

Natürlich, Trump ist nicht Hitler und Putin nicht Stalin. Höchstens ein bisschen. Wenn man es freundlicher historisieren will, kann man, es wäre ja wieder Nachkriegszeit, statt des Hitler-Stalinpakts 1939 zur Aufteilung Europas auch das Treffen der „Großen Drei“ in Jalta 1945 nehmen. Mit Xi statt Churchill. Alles Berserker, die die Welt nach ihrem Willen und ihrer Vorstellung gestalten, mit bloßem Oberkörper. Da haben sich unsere europäischen Politiker etwas mehr Schamgefühl bewahrt, aber das hilft jetzt auch nicht weiter.

Kommentare (91)

  1. #1 Alisier
    14. Februar 2025

    Wer zu lieb ist den bestraft das Leben.
    Ein bisschen Berserker, oder besser Machtbewusstsein darf schon sein, denn sonst kann man sich eher nicht durchsetzen.
    Es gibt nämlich auch machtbewusste Menschen, die durchaus Gutes und Sinnvolles durchsetzen möchten.
    Nur mit Kamillentee und sanftem Gesäusel geht das kaum.
    Und wer mit Trump, Putin oder Xi zu tun hat zieht besser die Samthandschuhe aus.
    Stalin hat Churchill ernst genommen. Und der Letztgenannte gehört m.E. nicht in diese Reihe.

    • #2 Joseph Kuhn
      14. Februar 2025

      @ Alisier:

      “der Letztgenannte gehört m.E. nicht in diese Reihe”

      Um Churchill geht es hier zwar nicht, aber Churchill war nicht nur der Premier, der Hitler die Stirn geboten hat, er hat auch in menschenverachtender Weise Massensterben in den britischen Kolonien ignoriert oder sogar provoziert, z.B. eine Hungersnot in Bengalen mit Millionen von Toten. Und in die Reihe derer, die die Welt nach ihrem Gusto aufteilen wollten und wollen, gehört er auf jeden Fall.

      Man sollte sich hüten, die Vergangenheit zu sehr zu einer Ost-West-Schwarz-Weiß-Malerei zu verklären, trotz Vietnam, trotz Algerienkrieg, trotz Kolonialverbrechen, trotz des amerikanischen Lynchjustiz-Rassismus, trotz Irakkrieg, trotz …

      “Und wer mit Trump, Putin oder Xi zu tun hat zieht besser die Samthandschuhe aus.”

      Wer sollte das sein? Baerbock? Linnemann? Lauterbach? Du neigst immer wieder zu starken Sprüchen, die an den Stammtisch gehören. Das hilft nicht, irgendetwas zu verstehen.

  2. #3 hto
    14. Februar 2025

    @Kuhn

    Ja, sehr treffend bezeichnet – Nur ein “Wunder der Vernunft” kann uns jetzt noch VIELLEICHT auf den richtigen Weg, bzw. etwas mehr Zeit bringen, denn so wird CDU/CSU den Taurus liefern und …!

    EU ist am Ende, da hat Medwedjew den richtigen Riecher, denn es riecht wirklich nichts nach einer Globalisierung wie sie im Sinne von wirklich-wahrhaftiger Vernunft und zweifelsfrei-eindeutigem Verantwortungsbewusstsein sein sollte.

  3. #4 Oliver Gabath
    14. Februar 2025

    @#1 (Alisier):
    Durchaus richtig, aber die Frage ist: wollen wir das? Vielleicht Du und ich als Individuen und vielleicht sind wir auch bereit, dafür etwas zu tun, aber gilt das auch für ‘uns’ als Europäische Gesellschaften?

    Europa ist im Vergleich zu den USA und Russland ein Flickenteppich. Mehr Einwohner als beide zusammen, aber politisch bei weitem nicht so geeint. Ein Bonmot sagt, es gäbe zwei Arten von Ländern in Europa: 1. Kleine Länder, 2. Länder, die nicht begriffen haben, dass sie kleine Länder sind. Zurzeit verliert der Gedanke an Europäische Einigkeit eher an Boden.

    Wären unsere Gesellschaften bereit, enger zusammenzurücken, damit wir vereint stärker sind? Wären wir z.B. bereit für eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft, wie sie schon Anfang der 1950er Jahre diskutiert wurde?

  4. #5 Alisier
    14. Februar 2025

    @ Joseph Kuhn
    Wer das sein soll weiß ich nicht, aber wenn sich in Zukunft jemand Trump oder Putin widersetzt, dann halte ich es für falsch ihn oder sie dann automatisch moralisch wegen anderer Dinge in den Senkel zu setzen.
    Man kann das alles über Churchill wissen und gar nicht gut finden und ihm trotzdem dankbar dafür sein, dass er sich gegen Hitler gewehrt hat.
    Alles mit “Stammtisch” abzuqualifizieren hilft auch nicht.
    Jeder, der etwas durchsetzen möchte muss auch rhetorisch was drauf haben und manchmal ein bisschen auf die Kacke hauen können.
    Muss ich heute Abend in ganz anderem Kontext ebenfalls tun, denn sonst wird das nix, und die Leute ziehen nicht mit.
    So viel dazu.

    • #6 Joseph Kuhn
      14. Februar 2025

      @ Alisier:

      “Man kann das alles über Churchill wissen und gar nicht gut finden und ihm trotzdem dankbar dafür sein, dass er sich gegen Hitler gewehrt hat.”

      Das darf man, aber das war wie gesagt nicht der Punkt, um den es im Blogbeitrag geht. Da geht es darum, dass große Mächte gerne die Welt unter sich aufteilen. Churchill war kein Anhänger einer regelbasierten Weltordnung.

      “wenn sich in Zukunft jemand Trump oder Putin widersetzt, dann halte ich es für falsch ihn oder sie dann automatisch moralisch wegen anderer Dinge in den Senkel zu setzen”

      Wer tut das? Davon abgesehen, ist es immer wichtig, die Dinge möglichst differenziert zu sehen. Der Feind meines Feindes muss nicht mein bester Freund sein. Siehe deine eigene Aussage über Churchills dunkle Seiten oben.

      “Alles mit “Stammtisch” abzuqualifizieren hilft auch nicht.”

      Nein, nur das, wo es geboten ist. Du kannst ja mal selber überlegen, ob eins deiner Statements in irgendeiner Form dazu beigetragen hat, die Dinge besser zu verstehen, z.B. die Verständigung zwischen Trump und Putin von den Deals zwischen Hitler und Stalin oder später in Jalta abzugrenzen, oder Inseln der Regelbasierung in der neuen Weltordnung von Trump, Putin und Xi zu identifizieren, oder was auch immer.

      “Jeder, der etwas durchsetzen möchte muss auch rhetorisch was drauf haben”

      Gewiss. Rhetorisch, analytisch und von der Machtposition her.

  5. #7 Alisier
    14. Februar 2025

    @ Oliver Gabath
    Gehe ich gerne darauf ein.
    Später.

  6. #8 Alisier
    14. Februar 2025

    @ Joseph Kuhn
    Nachtrag:
    So weit ich das sehe habe ich nichts verklärt. Gegen die Unterstellung wehre ich mich dann doch.

    • #9 Joseph Kuhn
      14. Februar 2025

      @ Alisier:

      “So weit ich das sehe habe ich nichts verklärt.”

      Nur Churchill aus der Reihe derer, die glauben, die Welt nach eigenem Gutdünken aufteilen zu dürfen, rausnehmen wollen, wegen seiner unbestrittenen Verdienste im Widerstand gegen Hitler.

      “Gegen die Unterstellung wehre ich mich dann doch.”

      Das sehe ich. Aber mit welchem Argument?

  7. #10 Alisier
    14. Februar 2025

    @ Joseph Kuhn
    Du hast das Wort ja rausgenommen. Danke.
    Über das “Die Welt nach Gutdünken aufteilen” habe ich noch nichts gesagt. Wir wollten ja auch nicht über Churchill reden…..
    Ich bitte mich aber jetzt zu entschuldigen bis nach 18:00 meine persönliche Kuh vom Eis ist.

    • #11 Joseph Kuhn
      14. Februar 2025

      @ Alisier:

      “Du hast das Wort ja rausgenommen. Danke.”

      Welches Wort?

      “Ich bitte mich aber jetzt zu entschuldigen bis nach 18:00 meine persönliche Kuh vom Eis ist.”

      Viel Erfolg!

  8. #12 Joseph Kuhn
    14. Februar 2025

    Vorlage Hitler-Stalin-Pakt weitergedacht

    Auf web.de gibt Gustav Gressel folgende Bewertung zur Verständigung zwischen Trump und Putin ab:

    “Das ist nicht der Durchbruch zum großen Frieden, das ist der Durchbruch zum großen Krieg. Jetzt ist es sicher, wirklich sicher, dass es kein auf die Ukraine begrenzter Krieg bleiben wird. Wir werden in den nächsten Jahren, wenn nicht Monaten, einen Großkrieg um Europa haben.”

    Dann doch lieber Jalta II? Am Ende wären die Grönländer doch gut beraten, zur USA zu gehen?

    Unser “Verbündeter”

    Passend dazu berichtet der SPIEGEL:

    “In einer Grundsatzrede auf der Münchner Sicherheitskonferenz hat US-Vizepräsident J.D. Vance die europäischen Verbündeten scharf attackiert. Die größte Gefahr gehe derzeit nicht von Russland oder China aus, sondern von den europäischen Regierungen, so der Stellvertreter von Donald Trump. Als Beispiel nannte er die annullierte Wahl in Rumänien, Ermittlungen wegen Onlinekommentaren in Deutschland oder den Umgang mit einem Abtreibungsgegner in Großbritannien.”

    Der Mann war gestern zu Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau und hat dort gesagt, dass dieser Ort zeige, “warum wir uns dafür einsetzen sollten, dass so etwas nie wieder geschieht”. Ich hoffe, er meint mit “so etwas” nicht die Ermittlungen wegen Onlinekommentaren in Deutschland.

  9. #13 naja
    14. Februar 2025

    Was hält eigentlich China noch davon ab, Taiwan militärisch einzunehmen?

  10. #15 naja
    14. Februar 2025

    Zu der Einschätzung von Gustav Gressel: man sollte sich immer noch vor Augen halten, dass Russland die Wirtschaftskraft Italiens hat. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Aber wer weiss…

    • #16 Joseph Kuhn
      14. Februar 2025

      @ naja:

      Ich bin nicht sicher, ob die Tatsache, dass es in Russland weniger Tomatensorten, weniger Kaffeeauswahl und weniger teure Autos gibt, in der aktuellen Situation wirklich auschlaggebend ist.

  11. #17 Alisier
    14. Februar 2025

    Kleine Korrektur zwischendurch in einer Pause:
    In Russland gibt es mehr Tomatensorten als in Italien.
    Ist wirklich so 😉
    @ naja #13
    Nicht viel hält China davon ab, außer dass man noch nie einen Angriffskrieg gestartet hat. Deswegen wird man es auf anderem Wege versuchen.
    Mit Trump an der Macht rechnet man sich dort inzwischen Chancen aus, das es einen anderen Weg gibt, wenn die USA als Schutzmacht ausfallen.

  12. #18 Alisier
    14. Februar 2025

    @ Oliver Gabath #4
    Ich denke darüber nach.
    Es gibt dazu wirklich sehr viel zu sagen und zu bedenken.
    Schon mal Danke für die Anregung.

  13. #19 naja
    14. Februar 2025

    @Joseph Kuhn
    Wenn es um einen Großkrieg in und um Europa geht, macht die Wirtschaftskraft schon einen Unterschied. Und Kiew ist immer noch nicht in russischen Händen.

    • #20 Joseph Kuhn
      14. Februar 2025

      @ naja:

      Irgendwie wird “die Wirtschaftskraft”, was immer man damit genau meint, schon einen Unterschied machen, ich bin kein Militärökonom. Aber vielleicht kommt es doch mehr auf Soldaten, Panzer, Raketen und solche Sachen an als auf Milliardengeschäfte mit Fußball, Medien und Tomatenvielfalt?

      Hoffen wir mal, dass Herr Gressel auch nicht mehr weiß als wir.

  14. #21 naja
    14. Februar 2025

    @ Joseph Kuhn
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1489610/umfrage/waffenexporte-nach-staaten-und-zustand/
    Ja, ich bin auch kein Militärökonom. Ich kann mir das trotzdem nicht vorstellen. In der EU werden nicht nur Tomaten produziert. Ein Großkrieg um Europa wenn Russland bisher wieviele Jahre in der Ukraine gebraucht hat? Und was hat es Russland bisher gekostet?

  15. #22 naja
    14. Februar 2025

    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Russland überhaupt ernsthaft die Ukraine auf Dauer niedergeknüppelt kriegt, geschweige denn in weiteren Ländern einen Großkrieg leisten kann. Aber vielleicht bin ich naiv. Ich kann mir eher vorstellen, dass China sagt, “ein China-Politik“. Wir gehen da jetzt rein, Trump hat es bei Putin ja auch akzeptiert.

    • #23 Joseph Kuhn
      14. Februar 2025

      @ naja:

      Leider ist meine Kristallkugel kaputt.

  16. #24 PDP10
    14. Februar 2025

    Was dieser mögliche Deal mit Putin bedeutet, kann man eventuell erahnen, wenn man sich daran erinnert, wie die damalige Trump-Administration den Abzug der US-Amerikanischen Truppen im April 2020 aus Afghanistan verhandelt hat.

    Nämlich mit den Taliban.

    Die gewählte Afghanische Regierung war nicht eingeladen.

  17. #25 Fjord Springer
    15. Februar 2025

    Was mir allerorten und auch hier in den Kommentaren auffällt, ist der fehlende Glaube an uns selbst. Seit Jahren wird Deutschland und Europa schlecht geredet. Besonders wir Deutschen sind sehr gut darin uns selbst so viel mieser zu machen als wir sind. Das ist sicherlich auch eine Folge der populistischen und spalterischen Rhetorik so mancher Politiker und der Stöckchen-Hündchen-Strategie der Medien, aber am Ende muss man sich immer wieder die Frage stellen: Ist das wirklich so?

    Klar ist, dass Europa als Union, und jedes einzelne Land für sich selbst, viele Probleme hat und diese angegangen werden müssen. Und leider sind wir Menschen so gestrickt, dass wir viel zu oft die Probleme erst dann angehen, wenn der Druck und die möglichen Konsequenzen von Ignoranz, Egoismus und Nichthandeln zu groß werden. Fragen Sie mal Leute im Gesundheits- oder Bankenwesen, ich bin mir sicher, es gibt da nicht einen, der keine solche menschliche Geschichte zu erzählen weiß. Und was hier für den Einzelnen gilt, ist auch im gesellschaftlichen Großen und Ganzen deutlich zu beobachten.

    Ich glaube, dass die Rede von Vance der letzte Tropfen war, der das europäische Fass, gefüllt mit Problemen und Zerstrittenheit, zum Überlaufen brachte und nun Europa zur Einigkeit und Zusammenarbeit zwingt. Wenn das nicht die Konsequenz dieser Rede ist, dann sind wir wahrlich verloren und jedes einzelne europäische Land wird zum Spielball dieser drei (nicht nur für Europa) äußerst destruktiven Mächte. Und dann wird der Krieg oder die Kriege kommen, die Gustav Gressel auf web.de vorherunkt. Da ist es übrigens wieder, dieses Schlechtreden, als ob es nur die Option zum Untergang gäbe.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich hinter den politischen Türen Europas gerade eine ganze Menge tut. Angefangen hat es mit der Erkenntnis, dass die USA kein Alliierter mehr ist. Europa ist seit gestern ganz öffentlich und offensichtlich auf sich allein gestellt. Das hat zwar noch kein Politiker so offen gesagt, aber ich denke, das kommt noch. Dass die Europapolitik versucht, den USA gegenüber deeskalierend zu agieren ist nur gut. Alles andere wäre dumm.

    Was ich sagen will ist, dass unsere Welt vielleicht nicht ganz so düster aussieht, wie wir sie empfinden. Das Positive in diesem ganzen Schlamassel ist, dass Europa jetzt wieder einen kleinsten gemeinsamen Nenner hat; seine Sicherheit. Nur bei Ungarn und der Slowakei mache ich ein bisschen Sorgen…

    Sicherlich wird die Wahl in Deutschland richtungsweisend sein. Aber ich habe Hoffnung, dass die AfD nicht das Gewicht bekommt, was sie sich erhofft – auch nicht nach den gehäuft aufgetretenen Attentaten in jüngster Zeit.

    Die Menschen sehen, was in den USA passiert und wie sich Vance jetzt in den deutschen Wahlkampf eingemischt und Partei für die AfD ergriffen hat. Sie können sich jetzt ausmalen was passiert, sollten die Rechten jemals die Macht ergreifen. Dass, so mein Eindruck, politisiert viele Menschen, die bisher geschwiegen haben und nicht politisch aktiv waren – und sei es nur um auf Demos gegen Rechts zu gehen.

    Nach was sich die meisten Menschen in Deutschland und Europa sehnen ist das, was Hoffnung macht. Man muss sich nur den Höhenflug der Linken in Deutschland anschauen, denn da passiert genau das.

    Wenn es uns Europäern gelänge auf das zu schauen, wer wir sind, was wir haben und was wir können, dann hat keiner der drei großen Megalomanen eine Chance gegen uns. Denn deren Systeme stehen auf tönernen Füßen. Diktatoren machen irgendwann immer Fehler, die sie am Ende den Kopf kosten, weil sie keinen Korrektiv haben. Außer vielleicht bei Nordkorea, da funktioniert das gut – aber eben auch nur so.

    Das Wichtigste um einen Konflikt oder Kampf für sich zu entscheiden, ist die Einstellung. Wir alle haben es wohl ein bisschen nötig, unseren Einstellungen eine positivere Färbung zu verleihen.

    Meine Hoffnung ist, dass uns das gelingen wird.

    • #26 Joseph Kuhn
      15. Februar 2025

      @ Fjord Springer:

      “Angefangen hat es mit der Erkenntnis, dass die USA kein Alliierter mehr ist. Europa ist seit gestern ganz öffentlich und offensichtlich auf sich allein gestellt. Das hat zwar noch kein Politiker so offen gesagt, aber ich denke, das kommt noch.”

      Ich fürchte, diese Erkenntnis ist schon länger in vielen Köpfen, und Merkel hatte sie auch schon unüberhörbar ausgesprochen, aber sie wird nur zu gerne verdrängt.

      “Wir alle haben es wohl ein bisschen nötig, unseren Einstellungen eine positivere Färbung zu verleihen.”

      Dem ist wohl so. Positive Utopien, auf deren Verwirklichung hin konkrete politische Strategien angelegt werden, wären wünschenwert. Das ist man dann wieder beim Stichwort “New Deal”. Aber im Moment haben eher “disruptive” Ideen anderer Art Konjunktur.

      So richtig Anlass zu größerer Hoffnung sehe ich gerade nicht, aber um es noch einmal zu wiederholen: Man muss mit allem rechnen, auch mit dem Guten. Warten wir mal die Signale ab, die es am 23.2. gibt.

  18. #27 naja
    15. Februar 2025

    Das ist eigentlich nicht ernst gemeint, aber…
    Ich würde es wirklich schätzen, wenn die EU mit Selenski aushandelt, dass Putin Kursk an die Ukraine abtreten muss. Außerdem sollte mE die EU ganz öffentlich übertrieben mit China flirten. Nur pro forma.

    Trump sollte klar sein, dass er sich nicht auf die EU verlassen kann, wenn die EU sich nicht auf die USA verlassen kann. Vielleicht funktionieren internationale Beziehungen unter Trump nur so.

  19. #28 Oliver Gabath
    16. Februar 2025

    @#25 (Fjord Springer)

    Lieber Fjord,

    Deine Einstellung ist bewundernswert und ich gehe mit Dir d’accord, dass wir uns zu oft schlecht reden, obwohl wir gar nicht so schlecht da stehen. Deutschland hat sich immer wieder neu erfunden und wird sich auch in Zukunft neu erfinden. Der Wahlspruch von Paris passt auch auf uns: Von Stürmen geschüttelt, werden wir doch nicht untergehen.

    Gerade in diesen Zeiten sollte man daran erinnern, dass die Ölkrise von 1973 zu autofreien Sonntagen geführt hat oder die Wiedervereinigung initial das BIP Deutschlands um 2 % fallen ließ. Dagegen wettern wir die aktuelle Krise ziemlich gut ab. Und die wurde immerhin durch nichts weniger ausgelöst als den größten Krieg in Europa seit dem zweiten Weltkrieg.

    Deutschlands Industrie kann viele Dinge strukturell sehr gut. Wir können Planen. Wir können Entwickeln. Wir können geile Anlagen bauen. Wir können uns sehr schnell auf wechselnde Rahmenbedingungen einstellen. Wir können mit allen Kulturkreisen, die es auf unserer Welt gibt, gut zusammenarbeiten. Wir können Automatisierung. Wir können Energieeffizienz. Wir können eng mit dem Kunden zusammen. Wir können Präzision. Und das alles nicht nur vereinzelt, sondern in der Breite. Das sind 150 Jahre Industriekultur. Das ist ein Rang, den uns so schnell keiner ablaufen wird. Was wir können wird die Welt auch in Zukunft wollen.

    Aber es ist leider eben so, dass in unserer Gesellschaft zu viele Menschen zu viel Lust am Untergang, zu viel Lust am Schlechtreden haben. Und wir sind nur eine von über 30 Gesellschaften, die Europa bilden. Und genau da sehe ich zurzeit ungute Tendenzen. Egal wo wird innenpolitisches Kleinklein zurzeit über alles gestellt. Ich sehe nicht, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändert.

    Der Irakkrieg 2003 hätte eine Warnung sein können, als wie Jürgen Habermaß treffend bemerkte, die normative Kraft der USA in Trümmern lag. Oder 2008, Georgien. Oder 2014 die Krim. Oder 2022. Oder oder oder. Passiert ist nicht viel. Europa ist sich der eigenen Kraft immer noch nicht bewusst. Und ich sehe nicht, dass das Bewusstsein dafür irgendwo größer würde.

    Ich fühle, was Du schreibst und ich hoffe, dass in zwanzig Jahren dieser Faden immer noch im Netz verfügbar sein und die Zeit gezeigt haben wird, dass Du Recht hattest. Ich bin durchaus begeisterungsfähig, aber eingedenk der jüngsten Geschichte, bin ich skeptisch.

  20. #29 hto
    16. Februar 2025

    @Oliver Gabath

    Oh ja, die Leitkultur / die Volksmusik der ignoranten Arroganz 1:5 der Weltbevölkerung hat z.Zeit wieder Aufwind.

  21. #30 DH
    16. Februar 2025

    Gewagter aber zulässiger Vergleich mit Hitler-Stalin und, mit einem Schuß Polemik, auch Jalta, wobei es schon wichtig war klarzustellen daß es hier um die Haltung zur “Aufteilung der Welt” geht.
    (Starker Hinweis auf Churchills Verbrechen in den Kolonialgebieten).
    Auffällig daß es quasi eine “Light”-Variante dieses Pakts ist, so wie überhaupt die Rechtspopulisten eine leichtere Variante damaliger Rechter sind, Ähnliches gilt für andere beteiligte Kräfte und für die heutigen Vorgänge insgesamt.
    Daher ist Gressel mit Vorsicht zu genießen weil er das unberücksichtigt läßt und einfach von gestern, und zwar eins zu eins, auf heute projeziert- und so nebenbei ignoriert er auch die Existenz der Atombombe, wie viele andere auch.
    Plausibel ist nicht der große Krieg sondern eher eine Abfolge von Stellvertreterkriegen wie in der Ukraine, ebenfalls als leichtere Variante des “großen Krieges”.

  22. #31 Joseph Kuhn
    16. Februar 2025

    Die Pläne der Barbaren

    Inzwischen ist aus Barbarei als Option gegenüber der Zeit vor dem Ukrainekrieg und der Wiederwahl Trumps noch mehr Realität der Barbarei geworden.

    Aber welche Pläne verfolgen die Barbaren? In der Sendung Caren Miosga wurde heute die These vorgebracht, dass Trump vielleicht Putin von der Seite Chinas wegbringen will und ihm deshalb alles gibt, was er will, weil die Ukraine oder Europa in seinem, Trumps, großem Plan keine relevante Rolle spielen.

    Ich glaube ja nicht, dass Trump so denkt, aber wer weiß.

    Worüber man mindestens so sorgfältig nachdenken sollte, ist das Angebot Trumps an die Ukraine, sie weiter zu unterstützen, wenn sie den USA den Zugang zu den Seltenen Erden im Land gibt. Eine Einflüsterung Musks? Es geht offensichtlich nicht allen um Demokratie und Freiheit. Früher gab es Kriege um Öl, jetzt um den Treibstoff für digitale Anwendungen in unseren Autos, Handys usw. Das gilt auch für die Zukunft Taiwans mit seinen die Welt beliefernden Chipfabriken.

  23. #32 PDP10
    17. Februar 2025

    Eine Nachricht aus 1982:

    The Lunatics Have Taken Over the Asylum

    Mal abgesehen davon, dass das einfach ein guter Song war … Man muss sich den Text mal Zeile für Zeile zu Gemüte führen. Es ist gruselig wie sehr das passt …

  24. #33 hto
    17. Februar 2025

    @Kuhn

    Miosga – Das war Dummschwätzerei die ich nur zur Hälfte ertragen konnte, abgeschaltet.
    Das einzig interessante war Röttgens nachdenklich-verstörter Blick – Der sieht den Taurus schon ohne die amerikanische Erlaubnis fliegen!?

    • #34 Joseph Kuhn
      17. Februar 2025

      @ hto:

      So ist das. Wenn man nur seine Vorurteile bestätigen will, sieht man nichts Neues und ist schneller fertig.

  25. #35 hto
    17. Februar 2025

    Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die uns nach der Wahl blühen:

    1. CDU/CSU bilden eine Minderheitsregierung und der Taurus fliegt, weil der Wahn fortgesetzt/freigesetzt …

    2. CDU/CSU bilden aufgrund … DIE Koalition mit der AfD und der Taurus fliegt nicht, wie die Amis es sich für ihre freigesetzte (trumpsche) Fortsetzung wünschen.

    • #36 Joseph Kuhn
      17. Februar 2025

      @ hto:

      Das hat zwar nicht viel mit dem Blogthema zu tun, aber da Sie eine empirische These aufstellen, deren erster Satz schon am Sonntag falsifiziert wird, die beiden Alternativen vielleicht auch schon, ganz sicher aber kurz darauf, habe ich es mal freigeschaltet. Aber lassen Sie sich in Ihrer Denke nicht von der Wirklichkeit stören, da hatte bekanntlich schon Hegel Ihre Haltung vorweggenommen: “Umso schlimmer für die Wirklichkeit!”

  26. #37 RPGNo1
    17. Februar 2025

    @Joseph Kuhn

    Worüber man mindestens so sorgfältig nachdenken sollte, ist das Angebot Trumps an die Ukraine, sie weiter zu unterstützen, wenn sie den USA den Zugang zu den Seltenen Erden im Land gibt.

    Dazu folgendes (Hervorhebung von mir):

    Präsident Selenskyj reagierte auf die Äußerungen von US-Regierungschef Donald Trump, wonach die USA die Ukraine im Austausch gegen ukrainische Seltenerdmetalle weiter unterstützen könnten.

    „Wir sind offen für die Vorstellung, dass dies an der Seite unserer Partner entwickelt werden kann, die uns helfen, unser Land zu schützen. Und das ist fair“, erklärte Selenskyj.

    Der Präsident wies darauf hin, dass er diese Angelegenheit bereits bei einem Treffen mit Präsident Trump im September letzten Jahres erörtert habe.

    „Wir begrüßen Investitionen von amerikanischen Unternehmen. Wenn Russland dieses Gebiet kontrolliert, werden sich andere Länder und Unternehmen dort ansiedeln“, fügte er hinzu.

    https://ubn.news/de/die-ukraine-ist-bestrebt-ihre-bodenschaetze-gemeinsam-mit-ihren-verbuendeten-zu-erschliessen-allein-in-der-region-poltawa-gibt-es-300-lagerstaetten-mit-reserven-im-wert-von-790-mrd-usd/

    Als Trump die seltenen Erden in der Ukraine ansprach und daraufhin Aufregung in in den deutschen Medien und der Politik herrschte, fiel mir ein, dass Selenskyj ja selbst im letzten Jahr einen entsprechenden Vorschlag gemacht hatte.

    Vielleicht müssen wir hier anders herangehen. Selenskyj hatte sich schon ernsthafte Gedanken zu einer Präsidentschaft Trump in 2025 gemacht, als in Deutschland niemand daran denken mochte. Oder wollte. Er hat wohl weitaus eher begriffen, wie man Trump anködern und ihn auf seine Seite locken kann. Vielleicht liegt es Selenskyjs Hintergrund als Schauspieler, dass er denkt, den Showman Trump besser einzuschätzen kann als Berufspolitiker und Diplomaten, und das er so die richtigen Knöpfe drücken kann.

  27. #38 Oliver Gabath
    17. Februar 2025

    @#32 (PDP10):
    Ich hab auch eins:

    The Chameleons – Swamp Thing

  28. #39 hto
    17. Februar 2025

    @Kuhn #Demokratie

    “Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen – umso schlimmer für die Wirklichkeit.” Georg Wilhelm Friedrich Hegel
    😉

  29. #40 Staphylococcus rex
    17. Februar 2025

    Ist vielleicht etwas off-topic, aber in mir reift der Verdacht, dass das “historische Gedächtnis” zeitlich begrenzt ist. Wenn die letzten Augenzeugen als Mahner verschwinden, beginnt das kollektive Verdrängen unangenehmer Tatsachen. Nach etwa 100 Jahren schwindet der Einfluss auf die Tagespolitik.

    Nur als Beispiel, der erste Weltkrieg begann etwa 100 Jahre nach den Napoleonischen Kriegen, die halb Europa verwüsteten. Der Aufstieg des Faschismus begann in den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts, mittlerweile sind wieder viele Menschen empfänglich für autoritäre Herrschaftssysteme. Sorgen bereitet mir die Tatsache, dass die nukleare Abschreckung zwar 80 Jahre funktioniert hat, aber in ca. 20 Jahren soweit verblasst sein könnte, dass das Unmögliche wieder als möglich erscheint.

    Auch das kollektive Gedächtnis der Mächtigen hat Grenzen. Sonst würden sie sich daran erinnern, dass sie zwar sehr viel Schaden anrichten können, dass sich aber langfristig der “Strom der Zeit” seinen Weg bahnen wird. Der “Strom der Zeit”, das ist die Meinung all der Menschen, die gerade nicht um ihre Meinung gefragt werden, dieser “Strom der Zeit” fließt langfristig in Richtung Selbstbestimmung. Jedes gewaltsam errungene Imperium und jedes große Kolonialreich ist bisher zerbrochen.

    PS: Auch Russland und China sind Kolonialreiche, Sibirien ist in weiten Teilen eine russische Kolonie; Tibet und das chinesische Zentralasien sind chinesische Kolonien und selbst Taiwan war vor der japanischen Eroberung eher eine Halbkolonie, aber kein chinesisches Kernland. Aggression nach außen ist eine bewährte Taktik, von Problemen im Inneren abzulenken.

  30. #41 naja
    17. Februar 2025

    “Worüber man mindestens so sorgfältig nachdenken sollte, ist das Angebot Trumps an die Ukraine, sie weiter zu unterstützen, wenn sie den USA den Zugang zu den Seltenen Erden im Land gibt. Eine Einflüsterung Musks?”

    Die Zeit hat vor einigen Tagen geschrieben, dass dieser Vorschlag originär von der Ukraine ist, die Lorbeeren habe man aber Trump überlassen wollen. Es ist also wohl eher keine Einflüsterung von Musk, sondern ein Versuch der Ukraine, dem Rest der Welt zu zeigen, dass es finanzielle Anreize gibt, sie nicht aufzugeben.

  31. #42 naja
    17. Februar 2025

    @ Staphylococcus rex
    Die nukleare Abschreckung hat doch nie besser funktioniert. Die funktioniert sogar so gut, dass Putin nicht mal einen zu großen Gesichtsverlust erleiden darf, wenn Russland einen Angriffskrieg beginnt.

    Das Novum an dieser Situation ist nicht, dass nukleare Abschreckung nicht funktioniert, sondern dass erstmalig die Drohung mit Atomwaffen im Rahmen eines Angriffskriegs vom Angreifen genutzt wird. Wenn das Schule macht, heisst es, dass Atommächte auch konventionell nicht mehr besiegbar sind.

  32. #43 RPGNo1
    17. Februar 2025

    @PDP10

    Eine Nachricht aus 1982:

    Gruselig, in der Tat.

    Der folgende Song hingegen entspricht wohl der Gefühlslage so mancher Menschen in Deutschland: Joachim Witt – Goldener Reiter

  33. #44 Staphylococcus rex
    17. Februar 2025

    @ naja, das ist kein Widerspruch. Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, hat sich die UdSSR während ihrer Existenz für den Nichtersteinsatz von Nuklearwaffen eingesetzt, während die NATO sich damals dagegen gesträubt hat. Die offene Drohung, im Rahmen eines Angriffskrieges Atomwaffen zuerst einzusetzen, wäre damals unmöglich gewesen.

    Soweit sind die Hemmschwellen mittlerweile erodiert, dass ein Diktator in aller Öffentlichkeit damit drohen kann, ohne öffentlich von allen Verbündeten verrissen zu werden. Im Koreakrieg gab es Überlegungen zum Atomwaffeneinsatz, letztendlich führte dies zur Entlassung Mac Arthurs.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Entlassung_von_General_MacArthur_durch_Pr%C3%A4sident_Truman

    In dem Augenblick, wenn jemand öffentlich mit dem Ersteinsatz von Atomwaffen droht und es der Gegner darauf ankommen läßt, besteht das Risiko, dass die Abschreckung nicht mehr funktioniert, dass der Gesichtsverlust eines Autokraten schwerer wiegt als alle bisherigen Regeln.

  34. #45 DH
    17. Februar 2025

    @Staphylococcus rex
    “dass die nukleare Abschreckung zwar 80 Jahre funktioniert hat,”
    Scheint mir eher umgekehrt. In der Kubakrise gab es starke Falken auf amerikanischer Seite, die, sogar durch offene Insubordination, einen Angriff auf Kuba provozieren wollten und damit den dritten WK.
    Im Koreakrieg gab es die offene Forderung General McArthurs, China mit mehr als 30 Atombomben einzudecken.
    In den 50ern gab es extrem naive Vorstellungen über die Auswirkung von A-Bomben und Strahlung, Stichwort “duck and cover”.
    In den 80ern gab es eine Wiederkehr des Mythos vom führbaren Atomkrieg, diesmal in der auf Europa begrenzten Variante.
    (Dabei warb ein Reiseunternehmen in den USA offen mit dem Slogan “Besuchen Sie Europa solange es noch steht”, was übrigens die Inspiration für den gleichnamigen NDW-Hit von “Geier Sturzflug” war)
    Heute gibt es eine erneute Wiederkehr dieses Mythos der so alle 30-40 Jahre aus der Kiste zu kriechen scheint, dabei aber jedesmal schwächer wird.
    Bisher beschränkt er sich auf das zögerliche Reden über den Einsatz von taktischen Mininukes und ein bißchen Muskelspiel durch Putin.
    Die Abschreckung funktioniert eher besser als früher, daß sie gelegentlich wackelt ist wohl Teil der Entwicklung.

  35. #46 Joseph Kuhn
    18. Februar 2025

    Bündnisse versus Deals, Strategien versus Deals

    Die taz kommentiert heute Macrons Krisengipfel und stellt u.a. fest:

    “Donald Trump hat seine Position inzwischen mehr als deutlich gemacht: Von Bündnissen hält er nichts; Deals sind okay, können aber auch jederzeit wieder aufgekündigt werden.”

    So ähnlich beschreibt auch der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz Heusgen seine Wahrnehmung der aktuelle Trump-Administration: Die verstehe sich als Gruppe von Geschäftsleuten, die heute in einer Sache mit einem Partner einen Vertrag schließen, ihn morgen in einer anderen Sache wieder bekämpfen.

    In einem T-online-Interview stellt der Politikwissenschaftler Helmut Müller-Enbergs dieses Denken dem Putins gegenüber:

    “Putin (…) denkt sehr strategisch. Trump tut das nicht.”

    Man kann sich fragen, ob hier, neben allen Machtansprüchen der beiden, nicht auch die ökonomische Ausgangsfrage von Ronald Coase aus “The Firm, the Market, and the Law” wieder aufkommt: Wo lohnen sich langfristige, institutionalisierte Arrangements, wo agiert man besser wie auf einem Markt?

  36. #47 Oliver Gabath
    18. Februar 2025

    Immer wieder argumentieren Leute mit geopolitischen Interessen, wenn es um Trumps verhalten geht, aber ich befürchte, die Realität ist viel simpler. Er stilisiert sich einfach gern als großen Deal-Maker. Und es ist der deal selbst, um den es geht, nicht Inhalte. Wenn Putin ihm das Gefühl gibt, einen großen Deal abgeschlossen zu haben, wird er dem kaum widerstehen können.

  37. #48 RPGNo1
    19. Februar 2025

    @Oliver Gabath

    Er stilisiert sich einfach gern als großen Deal-Maker. Und es ist der deal selbst, um den es geht, nicht Inhalte.

    Dem stimme ich zu.

    Trump behauptete bei seinem Auftritt auch, er hätte einen Deal für die Ukraine aushandeln können. Danach hätten sie »fast das ganze Land« bekommen, »und es wären keine Menschen getötet worden, und keine Stadt wäre zerstört worden«. Was genau er damit meinte, blieb offen.

    https://www.spiegel.de/ausland/donald-trump-gibt-ukraine-die-schuld-fuer-andauernden-russischen-angriffskrieg-a-e7c2b864-48e6-4b99-bdea-8cfd40d2de80

  38. #49 Joseph Kuhn
    19. Februar 2025

    Trump gegen Selenskyi:

    Trump heute auf seinem Lügenkanal, es geht schon durch die Medien:

    “Think of it, a modestly successful comedian, Volodymyr Zelenskyy, talked the United States of America into spending $350 Billion Dollars, to go into a War that couldn’t be won, that never had to start, but a War that he, without the U.S. and “TRUMP,” will never be able to settle. The United States has spent $200 Billion Dollars more than Europe, and Europe’s money is guaranteed, while the United States will get nothing back. Why didn’t Sleepy Joe Biden demand Equalization, in that this War is far more important to Europe than it is to us — We have a big, beautiful Ocean as separation. On top of this, Zelenskyy admits that half of the money we sent him is “MISSING.” He refuses to have Elections, is very low in Ukrainian Polls, and the only thing he was good at was playing Biden “like a fiddle.” A Dictator without Elections, Zelenskyy better move fast or he is not going to have a Country left. In the meantime, we are successfully negotiating an end to the War with Russia, something all admit only “TRUMP,” and the Trump Administration, can do. Biden never tried, Europe has failed to bring Peace, and Zelenskyy probably wants to keep the “gravy train” going. I love Ukraine, but Zelenskyy has done a terrible job, his Country is shattered, and MILLIONS have unnecessarily died – And so it continues…..”

    Selenskyi ist ein Diktator, verweigert Wahlen, die USA gaben 350 Mrd. Dollar, die Hälfte des Geldes sei verschwunden, Europa kriegt sein Geld zurück, Selenskyi fing den Krieg an, Millionen Tote: Nur Lügen. Die Botschaft richtet sich an seine Leute. Da er mit Putin nicht fertig wird, nimmt er sich eben Selenskyi vor, so bleibt er Sieger. Biggest liar ever. Wahr ist falsch und falsch ist wahr, Orwell lässt grüßen.

  39. #50 PDP10
    19. Februar 2025

    “Ein Diktator ohne Wahlen”.

    Klar das Trump auf ihn herab sieht. Der ist schließlich ein Diktator mit Wahlen. Also ein viel besserer Diktator.

    Der Rest ist auch interessant. Die Erzählung, dass die Ukraine den Krieg angefangen hat (in welche Richtung waren damals nochmal die Panzer gerollt?) ist eigentlich eine, die vor allem von Linken kommt. Hier in Europa vor allem von Linken Antiamerikanisten. Also aus Trumps Sicht eigentlich aus dem Reich des Bösen.

    • #51 Joseph Kuhn
      19. Februar 2025

      @ PDP10:

      Ob er demnächst auch Putins Diktion von der faschistischen Regierung in Kiew übernimmt? Er hätte jetzt wenigstens schon mal Putin als “lupenreinen Demokraten” ausgezeichnen können. Biggest liar ever – da geht noch was.

  40. #52 PDP10
    20. Februar 2025

    @Joseph Kuhn:

    Ich wage jetzt mal die Prophezeiung, dass wir genau das von Trump über Putin in den nächsten Tagen lesen werden …

    “A flawless democrat and a stable Genius like me!” … oder so ähnlich.

    Ich fürchte langsam – und die Zeichen werden immer deutlicher: Wir sind gef**t. Nicht nur wir Europäer sondern der gesamte liberal-demokratische Westen, Osten, Norden, Süden … Von Japan, Australien, Neuseeland über Taiwan und Kanada bis Europa.

    Wir sind am Arsch.

  41. #53 naja
    20. Februar 2025

    Es erinnert an “Plandemie” und die “gefälschten Bilder von Bergamo”, wenn Trump spricht.
    Wenn die Wahrheit wirklich egal ist, warum verkehrt man sie dann ins Gegenteil? Warum erfindet man nicht eine komplett unabhängige Geschichte? Zu wenig Vorstellungskraft?

  42. #54 Alisier
    20. Februar 2025

    @ PDP10
    Ich glaube nicht, dass diese Haltung irgendwas bringt.
    Sich zusammenzutun ist nötiger denn je. Bei allem, vom Klimaschutz bis hin zum Sozialen.
    Nur anstrengend ist es halt auch.
    Sich bei jedem Sch… mit anderen auseinandersetzen zu müssen laugt aus.
    Trotzdem: haben wir eine Wahl?
    Haben wir, das beschränkt sich aber nicht auf Stimmabgabe. Wer kann sollte sich im Rahmen seiner Möglichkeiten engagieren.
    Wollen auch viele, sie wissen oft nur nicht wie genau. Und genau da sehe ich eine Chance.

  43. #55 RPGNo1
    20. Februar 2025

    Der Kommentar im Stern ist ernüchternd.

    Was Amerikas alte Verbündete panisch aufhorchen lässt, fügt sich nahtlos in Trumps “Gewinner und Verlierer”-Weltbild. Einen ganzen Wahlkampf lang hat er davon geredet, dass der Krieg unter seiner Führung nicht begonnen worden wäre, dass er ihn an einem Tag beenden könne. Zurück im Weißen Haus hat er beschlossen, der schnellste Weg sei, die Ukraine einfach auf die Fußmatte des Kreml zu legen.

    Und dort, in Moskau, wird Putin sein Glück kaum fassen können.

    Putin weiß, dass Trump sich nicht um langfristige strategische Ziele schert. Was er will, sind schnelle symbolische Gewinne – und die verschafft ihm der russische Präsident. Kurz vor dem ersten US-Russland-Treffen in Saudi-Arabien ließ er mehrere amerikanische Gefangene frei – ein Geschenk, das Trump zu Hause als Sieg verkaufen konnte. Doch Putin weiß, was Trump noch lieber als freigelassene Amerikaner mag: Dollarscheine.
    […]
    Spätestens seit Dienstag sollte jedem in Europa klar sein, dass Trump nie wirklich vorhatte, Diktatoren wie Putin zu bekämpfen – sondern Deals mit ihnen zu machen. Frei nach dem Motto, wenn du sie nicht schlagen kannst, schließ dich ihnen an.

    Um so mehr stimme ich dann dem letzten Absatz zu.

    Es war Selenskyj, der in München deutlich machte, was die europäischen Demokratien jetzt brauchen: eine eigene Armee. “Damit die Zukunft Europas nur von den Europäern abhängt und die Entscheidungen über Europa in Europa getroffen werden”, so der Mann, den Trump einen Diktator nennt. Die Europäer müssten stark sein, sagte Selenskyj abschließend, denn Aggressoren respektieren nur Stärke.

    https://www.stern.de/politik/ausland/donald-trump–mr–president–wer-ist-hier-wirklich-der-diktator–35481964.html

  44. #56 naja
    20. Februar 2025

    Wenn Amerikas alte Verbündete jetzt panisch sind, ist das wirklich komisch.
    Trump wollte doch in seiner ersten Amtszeit aus der NATO schon raus.
    Und dass Trump Demokratie, Menschen(rechte) usw egal sind, so egal, dass er die militärische Unterstützung der Ukraine einstellen würde, war mehr als warscheinlich. Es würde mich eher überraschen, wenn er sich wider Erwarten für die NATO und/oder Ukraine stark machen würde.

  45. #57 PDP10
    20. Februar 2025

    @Alisier:

    Ich glaube nicht, dass diese Haltung irgendwas bringt.

    Ich habe in #52 nichts zu irgendeiner Haltung – auch nicht meiner – geschrieben. Das war eine Tatsachenfeststellung und die Äußerung einer Befürchtung wie es weiter geht.

    Ob eigenes und kollektives Engagement da was bringt ist eine ganz andere Frage. Ich weiß es nicht, hoffe es aber wenn auch sehr pessimistisch.
    Das ist ein weltgeschichtlicher Tsunami der uns da gerade überrollt. Und diese Formulierung finde ich kein bisschen Übertrieben.

  46. #58 Joseph Kuhn
    23. Februar 2025

    Trumps Werte

    “Ich will, dass sie uns etwas geben für all’ das Geld, das wir aufgebracht haben. Wir wollen Seltene Erden und Öl, alles, was wir kriegen können.”

    https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100608976/trump-auf-cpac-konferenz-deutliche-forderungen-an-die-ukraine.html

    Wie gegenüber den NATO-Verbündeten gilt auch gegenüber Ukraine: Wer nicht zahlt, mit dem soll Russland machen, was es will. “Ob’s dir gefällt oder nicht, du wirst dich fügen müssen, meine Schöne”.

  47. #59 Staphylococcus rex
    24. Februar 2025

    Putin hat sich bereits dreimal über das Budapester Memorandum hinweggesetzt, zuerst mit der Besetzung der Krim, dann mit der Kriegserklärung vor drei Jahren und zuletzt mit den wiederholten Drohungen über den Einsatz von Atomwaffen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Budapester_Memorandum

    Im Budapester Memorandum gab es Sicherheitsgarantien seitens Russlands, der USA und GB sowie zusätzliche Erklärungen Frankreichs und Chinas. Aus ukrainischer Sicht könnte man argumentieren, sämtliche Leistungen der USA, GB und Frankreichs der letzten drei Jahre an die Ukraine sind bereits vorfinanziert durch die Friedensdividende nach Abschluss der Abrüstungsverträge. Streng genommen müßte die Ukraine die USA verklagen, als Sicherheitsgarant alle notwendigen Kriegsgüter kostenlos zu liefern.

    Wir erleben gerade eine kollektive Abkehr von einer regelbasierten Außenpolitik. Die beste Sicherheitsgarantie für die Ukraine wäre nach dem Beginn des Waffenstillstands ein unterirdischer Atomwaffentest. Dies wäre die einzige Sprache, die Putin nicht ignorieren kann und die er versteht. Und es wäre die Sprache, welche die Ukraine aus den Klauen des obersten Mafiapaten aus Washington befreit.

  48. #60 naja
    24. Februar 2025

    Artikel 3 des Budapester Memorandums bekräftigt die Verpflichtung, wirtschaftlichen Zwang zu unterlassen, der darauf abzielt, die Ausübung der Souveränität innewohnender Rechte durch die Ukraine ihren eigenen Interessen unterzuordnen und sich so Vorteile jeglicher Art zu sichern („to refrain from economic coercion designed to subordinate to their own interest[7] the exercise by Ukraine of the rights inherent in its sovereignty and thus to secure advantages of any kind“).

    Auch aus Wikipedia. Ich würde es als wirtschaftlichen Zwang ansehen, wenn Trump sagt, wir wollen alles, was wir kriegen können.
    Territoriale Integrität ist Artikel 1, Bedrohung mit Atomwaffen Artikel 4.

  49. #61 Oliver Gabath
    24. Februar 2025

    @#60 (naja)
    Völkerrecht ist leider de-facto-Recht. Wenn Trump sich sagt, dass er gegen Selesnkyj viel leichter gewinnen kann als gegen Putin, wer sollte ihn hindern?

  50. #62 Joseph Kuhn
    24. Februar 2025

    Die Rolle Europas

    Ist Europa militärisch wirklich so bedeutungslos, wie man derzeit überall lesen kann?

    Ich bin kein Fachmann für Helme und Panzer, aber ganz so fatal scheint die Lage Europas nicht zu sein, wenn man den Daten trauen kann, die der Ökonom Günther Grunert referiert. Unter anderem zitiert er Zahlen zu Waffensystemen aus einer Greenpeace-Studie, einer Studie vom November 2024, also recht neu. Demnach wären auch die Europäer Russland bei vielen Waffensystemen überlegen.

    Ob wir trotz Trumputin zuversichtlicher sein sollten?

  51. #63 Oliver Gabath
    24. Februar 2025

    @#62 (Joseph)
    Europa hat genügend Waffen und Soldaten und die Qualität von Material, Ausbildung und Führung sind wesentlich besser. Mit Frankreich und dem Vereinten Königreich sind auch zwei Nuklearmächte dabei. An dieser Stelle ist Europa wirklich nicht schlecht aufgestellt, aber die Struktur der Armeen folgt immer noch der Situation der 1990er und 2000er Jahre als internationale Missionen zur Friedenssicherung de rigeur waren.

    Was ohne die USA mittelfristig fast unersetzlich sein wird ist militärische Aufklärung. Kein anderes Land hat annähernd so viele Satelliten, SIGINT-Stationen, Schiffe, Flugzeuge, etc. und so viel Zugriff auf die globalen Kommunikationskanäle.

    Ich stimme zu – Europa ist nicht schwach (in keiner Hinsicht). Aber das transatlantische Bündnis war fast 80 Jahre lang stabil und das ist viel Zeit. Dass das heute nicht mehr so ist, hat Schockwellen ausgelöst, an die man sich erst gewöhnen muss. Jüngere Menschen würden sich vielleicht schneller an die neue Situation gewöhnen, aber jüngere Menschen werden von alten Gesellschaften eher selten gewählt.

  52. #64 Joseph Kuhn
    25. Februar 2025

    Die Rolle Europas

    Due USA hielten auch unter Obama nicht allzu viel davon, was die Europäer in Sachen Ukraine dachten und wollten. “Fuck the EU”, hieß es damals. Heißt es heute wieder.

  53. #65 Staphylococcus rex
    25. Februar 2025

    Der Unilateralismus der USA ist nicht neu. Bereits in der Wolfowitz-Doktrin ging es darum, keine neuen Machtzentren in der Welt zuzulassen:
    “Alle unfreundlichen Verweise auf Indien, Deutschland und Japan wurden im zweiten Entwurf gestrichen, sind aber auch im endgültigen Dokument implizit enthalten.”
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfowitz-Doktrin

    Den Ausspruch “Fuck the EU” kann man durchaus als Nachwirkung der der Wolfowitz-Doktrin betrachten. Unter diesem Blickwinkel würde ich der US-amerikanischen Außenpolitik eine Kontinuität bescheinigen. Für uns Europäer war diese Kontinuität nicht ganz so offensichtlich, weil unsere “guten Transatlantiker” dies nicht wahrhaben wollten und weil die US-Diplomaten unter demokratischen Präsidenten meist (nicht immer, siehe Nuland) bessere Umgangsformen hatten.

    • #66 Joseph Kuhn
      25. Februar 2025

      @ Staphylococcus rex:

      “Den Ausspruch “Fuck the EU” kann man durchaus als Nachwirkung der der Wolfowitz-Doktrin betrachten. “

      Vielleicht. Jedenfalls widerspricht es sich nicht.

      “Unter diesem Blickwinkel würde ich der US-amerikanischen Außenpolitik eine Kontinuität bescheinigen.”

      Interessanter und für uns unmittelbar relevanter als die Kontinuitäten sind die Veränderungen unter Trump:

      “Mit Trump ist der völkerrechtsignorante amerikanische Exzeptionalismus aus seiner bisherigen Einhegungen ausgebrochen. Er legitimiert sich nicht mehr mit einer zivilisatorischen Mission, sondern nur noch mit bloßem Machtwillen, und er ist bündniskannibalistisch geworden: die Hegemonialmacht nimmt keine Rücksichten mehr auf die eigenen Verbündeten.”

      Insofern ist Ihr Satz “Der Unilateralismus der USA ist nicht neu” hier falsch, weil die USA früher sehr wohl Rücksichten genommen haben, wenn auch in einem nach ihren Interessen gestalteten Regelsystem. Das ist jetzt nicht mehr so, sie fühlen sich so mächtig, dass sie glauben, alles alleine und heute so, morgen so, bestimmen zu können.

  54. #67 Staphylococcus rex
    25. Februar 2025

    Aus meiner Sicht ist die Umwandlung der EU von einer Wirtschaftsunion in eine politische Union bisher an folgenden Faktoren gescheitert:
    1) Der Unilateralismus der USA und die freiwillige Unterwerfung durch die europäischen Transatlantiker.
    2) Eine politische Union gibt es nicht zum Nulltarif. Die USA haben bisher die politische und militärische Drecksarbeit gemacht, das war sehr bequem, eine politische Selbstständigkeit bedeutet auch mehr Verantwortung.
    3) Eine politische Union führt zu einer Begrenzung der Macht der Nationalstaaten und zu einem Machtverlust der einzelnen Staatsoberhäupter. Dies muss erst einmal akzeptiert werden.
    4) Politische Entscheidungsprozesse funktionieren besser, je kürzer die Entscheidungswege sind. Selbst bei einer weitgehenden Autonomie der Regionen gibt es mit Brüssel ein Machtzentrum, welches noch ein Stück weiter von den eigenen Bürgern entfernt ist als die eigenen nationalen Regierungen. Damit die Bürger der EU Vertrauen in Brüsseler Entscheidungsprozesse aufbauen können, müssen die Entscheidungsprozesse dort effizienter und transparenter werden.

  55. #68 Joseph Kuhn
    1. März 2025

    Selenskyi bei Trump

    Szenen, die an den Besuch von Hácha bei Hitler im März 1939 erinnern.

  56. #69 PDP10
    1. März 2025

    @Joseph Kuhn:

    Falls da noch ein Link fehlt um zu erklären, was du meinst … Hier wäre einer:

    https://www.faz.net/aktuell/politik/usa-unter-trump/wie-es-zur-eskalation-mit-selenskyj-im-oval-office-kam-110328734.html

    Das darf doch alles nicht wahr sein …
    Was für eitle Idioten und Amateure. Und ich meine nicht Selenskyj.

    • #70 Joseph Kuhn
      1. März 2025

      @ PDP10:

      “Was für eitle Idioten und Amateure.”

      Das ist die Frage. Einige Medien sprechen von einem “inszenierten Eklat”.

      In der Tat scheint es, als strebten die USA einen regime change an – Putins Agenda?

      Aber vielleicht hat auch Selenskyi die Dynamik eines Gesprächs mit den Proud Boys Trump und Vance falsch eingeschätzt, wenn Vance sagt, Diplomatie sei nötig, um den Krieg zu beenden und Selenskyi fragt zurück „welche Diplomatie?“ statt z.B. “ja, selbstverständlich, die USA können hier Großartiges leisten” zu antworten. Wie kam es überhaupt zu einer derartigen “Verhandlungssituation”? Außenstehend trotz laufender Kameras kaum zu beurteilen.

  57. #71 Alisier
    1. März 2025

    Hácha bei Hitler als eine Art Blaupause, selbst wenn in diesem Falle der mächtige Handelnde keine Geschichtskenntnisse hat? Vielleicht.
    Aber Hitler handelte selbstbestimmt und ohne sich einen die Hände reibenden Einflüsterer.
    Dazu ein Zitat aus “Tinker, Taylor, Soldier, Spy”:
    “There is a mole at the top of the circus!”
    Auch in der Geschichte von John le Carré denken manche sie würden den eigenen Interessen und denen des Westens dienen, werden aber letztendlich von Moskau gelenkt.
    Putin als Karla und Trump als sich selbst überschätzender Percy Alleline.
    Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser passt der Vergleich.
    Maximal gruselig.

  58. #72 naja
    1. März 2025

    Die EU muss jetzt in die Puschen kommen.
    Ich meine das ernst. Die EU muss Russland zeigen, dass sie sich auch ohne die USA traut, die Ukraine zu unterstützen. Und sie sollte immer wieder gegenüber Putin und Trump klar machen, dass sie vorbereitet und wachsam ist, statt ständig überrascht zu sein von dem mittlerweile mehr als offensichtlichen.
    Die EU kann, wenn sie will. Und sie sollte wollen. Jetzt Geld sparen und dann nur noch eine Verhandlungsmasse sein, lohnt sich nicht.
    Wenn Deutschland mehr für die eigene Verteidigung tut, können wir auch die Höhe der Verteidigungsausgaben unabhängiger selbst bestimmen.
    Eigentlich sollte die EU jetzt einige größere gemeinsame Übungen mit Truppen aus ganz Europa organisieren. Und direkt ukrainische Truppen mitnehmen, damit die zeigen können, was im Grabenkampf gegen Russland wichtig ist.

  59. #73 hto
    1. März 2025

    Ist doch klar warum Trump dieses Theater spielt, er hat den Deal über die ukrainischen Rohstoffe mit Putin gemacht!?

  60. #74 Joseph Kuhn
    1. März 2025

    So what?

    Eigentlich könnte man sich über die Aufregung wundern. Dass Trump auch auf Verbündete keine Rücksichten mehr nimmt, nur auf “Deals” aus ist, die “westliche Wertegemeinschaft” Geschichte ist, wurde in den letzten Wochen immer und immer wieder gesagt. Jetzt wurden eben noch die Umgangsformen an die neuen Realitäten angepasst. Die Katze geht bekanntlich auch nicht sonderlich höflich mit der Maus um, die sie fressen will. In der Sache hat sich gar nichts geändert.

    Unfreiwillig komisch ist vor dem Hintergrund nur der Dialog zwischen Vance und Selenskyi über die Notwendigkeit von Diplomatie. Es führt zu nichts, wenn sich Katze und Maus über die angemessenen Tischsitten beim Mäusefressen austauschen.

    Offensichtlich stört die störrische Ukraine den größeren Deal Trumps mit Putin über die Ausbeutung der Arktis. Da kommt irgendwann sicher auch wieder das Thema Grönland auf die Speisekarte der Großen Drei. Mit Dänemark als nächster Maus?

  61. #75 hto
    1. März 2025

    Mit Bush fing es an, der hat das Spiel mit der Ukraine ins Rollen gebracht (Nato, EU, usw.), jetzt wird deutlich was Menschen mit Verstand schon lange wissen: Auf die USA ist BESONDERS kein Verlass.

  62. #76 RPGNo1
    1. März 2025

    @Joseph Kuhn

    Aber vielleicht hat auch Selenskyi die Dynamik eines Gesprächs mit den Proud Boys Trump und Vance falsch eingeschätzt, wenn Vance sagt, Diplomatie sei nötig, um den Krieg zu beenden und Selenskyi fragt zurück „welche Diplomatie?“ statt z.B. “ja, selbstverständlich, die USA können hier Großartiges leisten” zu antworten. Wie kam es überhaupt zu einer derartigen “Verhandlungssituation”? Außenstehend trotz laufender Kameras kaum zu beurteilen.

    Möchtest du eine Zwei-Karriere als Journalist anstreben? So ähnlich argumentieren US-amerikanische Zeitungen, wie z.B. NYT oder Financial Times.

    https://www.spiegel.de/ausland/donald-trump-wolodymyr-selenskyj-internationale-medien-besorgt-ueber-eskalation-a-7f571ac1-806b-48e0-9460-70d8414f0c05

    • #77 Joseph Kuhn
      1. März 2025

      @ RPGNo1:

      “Möchtest du eine Zwei-Karriere als Journalist anstreben?”

      Danke, ich bin Rentner von Beruf. Manche Interpretationen liegen wohl sozusagen in der Luft.

  63. #78 Winfried Huber
    vormals winihuber
    1. März 2025

    Großvater dreht durch

    Wieso hast du nur immer diesen Pullover an? Jetzt kriegst du kein Geld mehr! Ausserdem musst du mir alles zurückzahlen wenn du mir nicht die seltenen Dinge in deiner Erde gibst. Jetzt sei brav und friedlich, und fahr wieder nach Hause, du undankbarer Bengel!

    Elon, flieg mich ins All, im Büro ist es so fad!

    Die Seniorenresidenz in Panama ist schon ein besonderer Ort. Lauter lustige Leute. Ich komme schon, Herr Präsident!

    Satirezentrum Witz an der Los, Abteilung Weltpolitik.

  64. #79 Joseph Kuhn
    2. März 2025

    Geplant oder doch aus dem Ruder gelaufen?

    Wenn man in Ruhe den Ablauf noch mal ansieht, bleiben trotz allem Proud Boys-Gehabes von Vance und Trump mehr Fragen als Antworten, was da passiert ist.

    Ob man doch Hanlon’s Law gelten lassen muss? Oder war der einvernehmliche Anfang nur Show, das Ende geplant? Oder hat Selenskyj den Proud Boys zu viel zugemutet? Warum hat Trump eine Verhandlungssituation vor laufenden Kameras inszeniert? Warum fordert er jetzt eine “Entschuldigung” Selenskyjs und belässt es nicht z.B. bei einem “Die Ukraine muss wohl erst einmal ihre Linie klären” oder dergleichem?

    Leider hat Trump den Interpretationsspielraum seiner Aktivitäten sehr erweitert.

  65. #80 hto
    2. März 2025

    Das war geplant!!! Wenn Deals gemacht werden, dann IMMER HINTER geschlossenen Türen.

  66. #81 Staphylococcus rex
    2. März 2025

    Um zu verstehen, was zwischen Trump und Selenski passiert ist, wäre zu klären, wie Trumpsche Deals funktionieren. Ist Trump besonders intelligent, besonders einfühlsam oder hat er besondere Fähigkeiten, andere Personen zu überzeugen? Nach meiner Einschätzung hat Trump zwei besondere Eigenschaften: ein Gespür für Macht und deren Abwesenheit=Schwäche sowie die Skrupellosigkeit, einen Moment der Schwäche umgehend und gnadenlos auszunutzen. Seine Deals haben die Besonderheit, dass zumindest eine Seite nichtt wirklich um ihre Meinung gefragt wird, was die Konsensfindung für alle anderen Beteiligten deutlich vereinfacht. Was Trump einen Deal nennt, heißt auf gut deutsch räuberische Erpressung.

    Für die Trumpsche Art der Verhandlungsführung gibt es noch eine andere Bezeichnung: “die Rechnung ohne den Wirt gemacht”. Ein perfektes Beispiel dafür ist seine Vision für den Wiederaufbau des Gaza-Streifens ohne Palästinenser oder der Wunsch, sich Grönland einzuverleiben. Das kann funktionieren, wenn vorher genügend Druck aufgebaut wird, das kann aber auch nach hinten losgehen, wenn das vermeintliche leichte Opfer es auf eine Machtprobe ankommen läßt.

    Ich weiß nicht was genau zwischen Trump und Putin und später zwischen Trump und Selenski besprochen wurde, aber man kann ja zwischen den Zeilen lesen. Die bisherigen Hilfen für die Ukraine sind in drei Jahren Krieg verbrannt. Neue Hilfen will Trump nicht geben. Eine gewisse Kompensation sieht er im Zugriff auf ukrainische Bodenschätze. Selenski bietet ukrainische Bodenschätze auf ukrainischer Seite im Tausch gegen Sicherheitsgarantien. Putin bietet ukrainische Bodenschätze beidseits der Frontlinie und unabhängig von der späteren Grenzziehung, wenn er die Ukraine zur Kapitulation bewegt und die Ukraine wehrlos gegenüber zukünftigen Übergriffen Russlands zurückläßt.

    Für Trump ist Putins Angebot deutlich besser. Der arme Donald hat sich so große Mühe gegeben, Selenski auf feinfühlige Art seine Rolle in diesem abgekarteten Spiel zuzuweisen, er hat sogar das weiße Haus für ihn geöffnet, damit er dort auf heiligem Boden seinen Kotau vor dem GRÖPAZ machen kann. Und dann spuckt ihm dieser Idiot in die Suppe, zweifelt seine Allmacht an und stellt sich zwischen Trump und seine wohlverdienten dreißig Silberlinge (von Putins Gnaden). Welcher Autokrat mit einem Rest an Selbstachtung hätte da noch die Nonchalance wahren können?

  67. #82 hto
    2. März 2025

    @St.rex: “Was Trump einen Deal nennt, heißt auf gut deutsch räuberische Erpressung.”

    Ja, aber in herkömmlich-gewohnter Symptomatik, ist die räuberische Erpressung normal.

    Exemplarisch:
    “Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, daß Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Kriege: wer die Butter hat, wird frech.” (Kurt Tucholsky)
    😉

  68. #83 naja
    2. März 2025

    Man sollte rote Schirmmützen drucken mit dem Schriftzug “Trump was not right about ending the war in Ukraine in 24 hours”. Oder gleich “Trump has no clothes and neither does his boss Putin”.

  69. #84 naja
    2. März 2025

    Ich würde mindestens 10 Euro wetten, dass das Treffen komplett inszeniert war, mit kalkuliertem Eklat, um der Welt zu zeigen, dass Selenski undankbar ist und keine Friedensverhandlungen will und man deshalb nur mit Putin verhandeln könne.
    Die Leute, an die diese Realität adressiert ist, hassen Selenski sowieso, weil der so undankbar ist/war und die ganze Zeit mehr Waffen gefordert hat, statt sich unterwürfig und dankbar zu zeigen.
    Diese Lesart kommt bei vielen Menschen an, die gleichzeitig einen diffusen Antiamerikanismus praktizieren, in welchem Russland bekanntermassen gar nicht anders konnte, als die Ukraine anzugreifen. Und irgendwas mit NATO noch rein.

  70. #85 wereatheist
    3. März 2025

    Das erinnert mich an Ex-Kollegen vor ein paar Jahren, die sehr antiamerikanisch waren und allerlei Verschwörungsmythen glaubten (9-11-truthism, zum Beispiel), und die 2016 von Trumps Wahlsieg begeistert waren.

  71. #86 Staphylococcus rex
    4. März 2025

    Trump nutzt den Eklat vom Freitag, um die Militärhilfe für die Ukraine einzufrieren und den Druck auf die Ukraine weiter zu erhöhen. Das einzige Missverständnis in dieser ganzen Geschichte besteht darin, dass Trump von der Ukraine die Bereitschaft zum “Frieden” verlangt, dass dieser “Frieden” aus Sicht der Ukraine aber mit einer Kapitulation gleichzusetzen ist.

    Trump wird mit derartigen sprachlichen Feinheiten kein Problem haben. Der Frieden einer Großmacht (früher “pax romana”) und die Unterwerfung schwächerer Völker an der Peripherie (und deren erzwungene Kapitulation) waren auch früher schon kein Widerspruch.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pax_Romana

  72. #87 naja
    4. März 2025

    “Trump lost the war in the Ukraine after six weeks in office, while sleepy Joe single handedly held the russians at bay for three years.”

    Ich habe noch eine Idee, wie man mit der Trump.Situation umgehen kann: Mit dummgekehrter Psychologie.

    “Wi”r sollten uns alle genauso dumm stellen wie Trump. Europäische Regierungen sollten sich vor lauter Verwunderung die Augen reiben und immer wieder sagen, wie irritiert sie sind, dass die USA unter Trump so schwach sind, dass sie so schnell aufgeben. Wir dachten er wäre stark, ein strong leader, aber er ist weak und zieht seinen Schwanz ein.

    Das muss bis zum Erbrechen wiederholt werden.

    Trump hat Angst vor Putin und ist schwach. Selenski hat keine Angst vor Putin und ist ein starker Mann. Bis es hängen bleibt.

  73. #88 Joseph Kuhn
    7. März 2025

    Aufrüstung ohne Alternative

    Der emeritierte Politikwissenschafter August Pradetto argumentiert in einem Interview gestern im Freitag ähnlich wie der in Kommentar #62 erwähnte Ökonom Grunert: Die NATO sei Russland auch jetzt schon weit überlegen, auch ohne die USA. Pradetto schlägt eher eine Umrüstung vor, z.B. den Ausbau der Aufklärungsfähigkeiten und der Transportkapazitäten.

  74. #89 Staphylococcus rex
    7. März 2025

    Bevor Milliarden einfach verpulvert werden, ist es sicher sinnvoll vorher zu überlegen, was man damit erreichen will. Zum Einen sind die Bereiche zu verstärken, die bei einem Rückzug der USA besonders schwer für die Ukraine zu schließen sind, das wären Aufklärung, Luftabwehr und Funkverbindungen für das Gefechtsfeld.

    Der zweite große Block wäre ein Umbau der europäischen Armeen hin zu mehr Unabhängigkeit von den USA. Moderne Waffen sind vernetzt, die USA haben die Kontrolle über die von ihnen hergestellten Waffen mittels Software und mittels Wartung. Im Zweifelsfall ist das kein Vorteil, sondern ein Schwachpunkt.

    Solange der Ukainekrieg andauert, wird es für die europäischen Staaten teuer, aber diese Kosten sind immer noch billiger als die Folgekosten eines Kollaps der Ukraine. Strategische Unabhängigkeit gibt es nicht zum Nulltarif, andererseits könnten die EU-Staaten durch eine koordinierte Rüstungspolitik auch Geld sparen. Langfristig sehe ich 2-2,5% BIP als ausreichend an, wenn der Ukrainekrieg vorbei ist.

    Die Diskussionen, welche Prioritäten eine europäische Verteidigungspolitik hat sollten unbedingt jetzt geführt werden. Militärausgaben sind wie Ausgaben in den Katastrophenschutz, es ist teure Infrastruktur, die man hoffentlich nie braucht. Und wenn man sie braucht, muss sie in der Regel danach abgeschrieben werden.

  75. #90 Alisier
    17. März 2025

    Trump spricht gerade ganz offen vom Aufteilen der Ukraine.
    Vielleicht ist das Ganze noch näher am Hitler-Stalin-Pakt dran als viele befürchten.
    Damals war übrigens Stalin reichlich naiv zu glauben Hitler würde sich auf Vertragsbasis bändigen lassen.
    Diesmal ist es der andere. Ein reichlich naiver Möchtegerndiktator der viele verführt hat.
    Und sehr viele Lakaien, die ihm Treue schwören.
    Die Geschichte hat offensichtlich Humor, aber einen recht schrägen wie mir scheint.