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Auf einen Blick

Deutschland hat gewählt, fast so, wie die festgenagelten Meinungsumfragen es vorhergesehen haben. Vom guten Ergebnis der Linken abgesehen.

Die Union ist mit mäßigen Prozentzahlen stärkste Kraft, die SPD hat ihr schlechtestes Ergebnis ever eingefahren, wird aber die Union nicht im Regen stehen lassen und Koalitionspartner werden, die Grünen müssen in die Opposition, die Linken dürfen in die Opposition, das BSW nicht und die FDP, die wieder mitregieren wollte, damit Merz keine sozialistische Politik macht, darf weder regieren noch opponieren. Und über Aiwanger weiß man nichts, er ist irgendwo im Sumpf der „Sonstigen“ versunken, auch sein Bruder konnte ihn diesmal nicht retten. 80 % der Wähler sind noch gegen die AfD, hoffentlich werden es wieder mehr.

Licht und Schatten

Dass Weidel mit ihrem kommunistischen Großvater und der Protektion der antikommunistischen, aber prorussischen Vances und Musks nicht besser abschnitt, ist gut. Dass das bipolarpopulistische BSW nicht reinkam, ist auch gut, den Job kann Weidel mitmachen. Sehr gut, dass die FDP mit Kettensägen-Christian raus ist. Lindner hat sich selbst abgesägt, ihm bleibt nur noch die Selbstdisruptivität, mit einer letzten Lüge auf den Lippen:

„Nun scheide ich aus der aktiven Politik aus. Mit nur einem Gefühl: Dankbarkeit für fast 25 intensive, herausfordernde Jahre voller Gestaltung und Debatte.“

Wer Lindner gestern in der Berliner Runde gesehen hat, weiß, dass ihn ganz andere Gefühle bewegt haben, sein Gesicht sprach die Wahrheit. Er wird weich fallen, um seine Anschlussverwendung muss man sich nicht sorgen.

Mit den Grünen in der Opposition werden wir außenpolitisch nie mehr modisch so ansprechend wie mit Frau Baerbock vertreten, hoffentlich bleibt uns auch die moralische Leichtfertigkeit erspart, die sie immer wieder zelebriert hat. Mögen sich die Grünen in der Opposition regenerieren und bewähren. Es ist gut, wenn da nicht nur die Wahlkreiskandidatin aus Überlingen ihr Unwesen treibt, die nicht einmal weiß, wie viele Menschen sie da vertreten wollte („ja, schon viele“), dort kein Wahlkreisbüro hat und auch kaum je dort zu sehen ist. Aber gut, man weiß auch so, wie sie aussieht und was sie will. 20,4 % Erststimmen und 18,9 % Zweitstimmen hat sie in ihrem Wahlkreis geholt, von wem auch immer. Es ist keine arme Region, halb so viele Bürgergeldempfänger wie im Bundesdurchschnitt, deutlich höheres Nettoeinkommen, aber höherer Ausländeranteil. Vielleicht wegen der Gastronomie und – im östlichen Wahlkreis – der Industrie. Weidel muss man nicht fragen.

Die AfD hat im Osten fast alle Direktmandate gewonnen, die Skandalnudel Maximilian Krah triumphiert sogar mit 44,2 % im Wahlkreis 162 (Chemnitzer Umland-Erzgebirgskreis I). Wie viele Menschen dort leben, weiß ich auch nicht. Vielleicht besonders viele, deren Väter und Großväter „Helden“ im Kampf gegen Putins Großeltern waren. Nicht gut.

Die Linke im Bundestag, entlastet von Wagenknecht & Co., darf utopische Forderungen einbringen. Hoffentlich schreit Heidi Reichinnek nicht wie vor kurzem im Bundestag vier Jahre lang wie am Spieß, aber utopische Forderungen werden in der nächsten Legislatur wohl das Fortschrittlichste in der Sozialpolitik sein. Denn mit Merz als Kanzler wird es keine Disruption in der Wohnungspolitik oder in der Pflege zugunsten der nicht so Begüterten geben. Die dürfen vermutlich den Gürtel noch etwas enger schnallen, mit ein paar Trostpflästerchen der SPD.

Zur SPD fällt mir nicht mehr ein.

Wo geht die Reise hin?

Merz, der kommende Kanzler, hat schweres Gepäck. Einen Satz hat man gestern immer wieder gehört, nicht nur von seinem Schattenmann:

„Es wird nicht ganz einfach werden.“

Merz wird zeigen müssen, dass er eine Antwort auf Trumputin hat, auf die Wirtschaftsflaute, die von allen Sprüchen unbeeindruckt fortschreitende Klimakrise, die marode Infrastruktur, und nicht zuletzt wird er daran gehen müssen, die AfD wie versprochen wieder zu halbieren. Vielleicht ist das seit seinem Halbierungsversprechen sogar leichter geworden, weil die AfD derzeit noch im Ampeldauerstreit-Hoch ist. Das ist vorbei, der AfD droht die Regression zur Mitte.

Hoffnung werden die Unternehmen schöpfen. Warum, wissen sie womöglich selbst noch nicht. Die Reichen dürfen auch hoffen, sie wissen, warum. Höhere Steuern müssen sie nicht befürchten, seit umschlungen ihr Milliarden. Wenn unter dem Label „Bürokratieabbau“ dazu der Sozialstaat rückgebaut wird, dürften die sozialen Bruchlinien im Land noch virulenter werden. Und politisch auch handlungsrelevanter, sobald das Migrationsthema durch die vereinten Kräfte von Union und SPD mit unerbetener Unterstützung durch die AfD an Aufmerksamkeit verliert. Egal, wie man zu dem Thema steht, wenn es weiterhin die politische Debatte derart dominiert, verstellt es nicht nur die Sicht auf die sozialen Probleme, die man übrigens der AfD ebenfalls nicht überlassen sollte, dann ist zu befürchten, dass 2033 ein ungutes Jubiläum ansteht.

Kommentare (26)

  1. #1 hto
    wo das "blaue Wunder" ...
    24. Februar 2025

    @Kuhn: “… die SPD hat ihr schlechtestes Ergebnis ever eingefahren, wird aber die Union nicht im Regen stehen lassen und Koalitionspartner werden …”

    Ist es nicht eher so, daß die erpresserische CDU/CSU ihr parlamentarisches Theater wie vor der Wahl fortsetzen kann, die AfD also auch ohne Koalition schon zustimmen wird und somit Mehrheitsbeschaffung ein Kinderspiel wird???
    😉
    Rot-rot-grün kann so natürlich nicht funktionieren!!!

    Das könnten wohl die absurdesten parlamentarisch-lobbyistischen Schattenspiele ever werden. 🙂

  2. #2 Robert
    24. Februar 2025

    Ich bin mal auf den Tag eins seiner Kanzlerschaft gespannt. Da will Merz ja strikte Grenzkontrollen einführen, mit welchem Personal und welchen Grenzanlagen auch immer.

    “Es wird ein faktisches Einreiseverbot in die Bundesrepublik Deutschland für alle geben, die nicht über gültige Einreisedokumente verfügen oder die von der europäischen Freizügigkeit Gebrauch machen. Das gilt ausdrücklich auch für Personen mit Schutzanspruch.“

    Man darf gespannt sein. Ich habe von der “europäischen Freizügigkeit” jedenfalls schon einmal Gebrauch gemacht.

  3. #3 RPGNo1
    24. Februar 2025

    Und über Aiwanger weiß man nichts, er ist irgendwo im Sumpf der „Sonstigen“ versunken.

    Für die FW war selbst in der Hochburg Bayern nichts zu holen. Sie verlor 3,1 % gegenüber 2021. Aiwanger hingegen landet in Rottal-Inn hinter den CSU und AfD-Direktkandidaten. Die FW-Generalsekretärin Enders meint dazu *Augerollen*:

    “Wir sind als Partei der Mitte untergegangen in diesem Kampf rechts gegen links”, sagte Generalsekretärin Enders. “Das ist sehr bedauerlich.” In Bayern seien die Freien Wähler stark in der Regierung. Laut Enders fehlt es an der bundesweiten Struktur: “Wir brauchen mehr Aiwangers für ganz Deutschland – das würde uns das Leben auch leichter machen.”

    https://www.br.de/nachrichten/bayern/bundestagswahl-hubert-aiwangers-bundestags-traeume-fuer-die-freien-waehler-jaeh-geplatzt,Uddrp8u

    “Partei der Mitte”, “mehr Aiwangers” Ja nee, is’ klar!

    +++++

    Lindner hat sich selbst abgesägt, ihm bleibt nur noch die Selbstdisruptivität, mit einer letzten Lüge auf den Lippen:

    Es nützt nichts, das Lindner raus ist, wenn sein Adlatus Kubicki weitermachen kann. Dann nämlich setzt sich die Selbstverzwergung der FDP fort.

    Die FDP werde aufsteigen wie ein Phoenix aus der Asche, hofft Kubicki. Er sagte der BILD-Zeitung, er sei in der Nacht von so vielen Menschen aus der Partei und von Unterstützern gebeten worden, die Führung der Partei zu übernehmen, dass er ernsthaft darüber nachdenke, im Mai zu kandidieren, um die Partei zusammenzuhalten und neu zu motivieren.

    https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Kubicki-ueberrascht-Doch-kein-Rueckzug-sondern-wohl-Kandidatur-als-FDP-Chef,kubicki716.html

    Um ein bekanntes Bonmot abgewandelt zu bemühen: “Den Wirtschaftsliberalismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf!”

    +++++

    Dass das bipolarpopulistische BSW nicht reinkam, ist auch gut

    Sahra Wagenknecht erwägt juristische Schritte gegen die Wahl, während Fabio de Masio den Trump mimt: Er schwadroniert von “massiven Kampagnen gegen seine Partei im Vorfeld des Urnengangs und wittert bereits “rumänische Verhältnisse” in Deutschland.”

    https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/bundestagswahl/id_100610208/bsw-schlappe-wagenknecht-erwaegt-rechtliche-schritte-nach-bundestagswahl.html
    https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100609812/wagenknecht-partei-bsw-scheitert-knapp-ein-verdacht-steht-im-raum.html

    • #4 Joseph Kuhn
      24. Februar 2025

      @ RPGNo1:

      Man hat Wagenknecht die Wahl gestohlen. Bei t-online heißt es: “Lediglich 13.435 Stimmen fehlten der Partei für den Einzug in den Bundestag.” Dazu sagt das BSW, es seien auch tatsächlich 13.435 Stimmen für das BSW aus dem Ausland abgeschickt worden. Wie man hört, direkt aus Moskau. Gut, ein Sparwitz, aber für mehr reicht es gerade nicht. Ich brauche meinen Humor noch.

  4. #5 Oliver Gabath
    24. Februar 2025

    @#2 (Robert):
    Ja, das wird spannend. Insbesondere, wie man reibungslosen Verkehr und strikte Grenzkontrollen zu Schengen-Ländern zusammen bringt. Vor nicht ganz fünf Jahren hat Covid da ja einiges durcheinander gewirbelt.

    Aber genauso spannend wird sein, wie er reagiert, falls er nicht liefern kann. Wird er es mit Anlaufschwierigkeiten und Personalmangel erklären, also was man im Englischen gerne ‘Teething Problems’ nennt oder wird jemand daran schuld sein, der nicht in der Regierung sitzt, aber offensichtlich trotz dessen mächtig genug ist, alles zu kontrollieren?

    • #6 Joseph Kuhn
      24. Februar 2025

      @ Oliver Gabath:

      “der nicht in der Regierung sitzt, aber offensichtlich trotz dessen mächtig genug ist, alles zu kontrollieren?”

      Die tibetanischen Mönche mit einem geheimen Sandmandala!

      Wir werden sehen, was am ersten Tag seiner Kanzlerschaft in dieser Sache geschieht.

  5. #7 Staphylococcus rex
    24. Februar 2025

    Meine Wahrnehmung der Bundestagswahl ist durchwachsen. Ich finde es gut, wenn einigen populistischen Schreihälsen wie Sarah Wagenknecht und Christian Lindner die große Bühne verwehrt wird. Ich finde es weniger gut, wenn die schlimmsten Populisten ihr Wahlergebnis verdoppeln können, in manchen Landkreisen auf über 40%. Leider lebe ich in einer derartigen Gegend. Wenn ich mir vorstelle, ich gehe auf die Straße und hinter fast jedem zweiten Gesicht steckt ein AfD-Wähler, an diesen Gedanken muss ich mich erst gewöhnen.

    Diese AfD-Wähler sind keine schlechten Menschen, aber sie stecken sehr tief in einer kollektiven Blase aus Wut, gefühlter und tatsächlicher Diskriminierung, Verlustängsten und Überforderung bei den zukünftig notwendigen Veränderungen. Diese kollektive Blase aufzubrechen dürfte sehr schwierig sein. Dazu braucht es nicht nur schöne Worte, sondern ein echtes Eingehen auf die Bedürfnisse dieser Menschen.

    Auf rationaler Ebene kann man natürlich erklären, dass die Afd der völkische Wolf im bürgerlichen Schafspelz ist, man kann den Menschen erklären, dass die “Problemlösungskompetenz” der Afd nicht aus guten Vorschlägen besteht, sondern aus der Bereitschaft, sich über alle geltenden moralischen und gesetzlichen Regeln hinwegzusetzen, wer eine “Kettensäge” braucht, hat Null Ahnung, wie man im Politikbetrieb effektiv einen Hebel ansetzt. Man kann den Menschen erklären, dass die Versprechen der AfD Beihilfe zum Selbstbetrug sind, ich schätze die Wirtschaftskompetenz von Frau Weidel als vergleichbar der von Trump ein. Die AfD hat es geschafft, sich im Osten als die Befreiungsbewegung für die ostdeutschen Kolonien zu präsentieren. Dass sie am Kolonialstatus der ostdeutschen Bundesländer wenig ändern will, sagt sie natürlich nicht. Kurz gesagt, im Osten profitiert die AfD von all den Versäumnissen und Fehlern der Wiedervereinigung.

    All dies wird nicht reichen, um die Menschen aus der AfD-Blase zurückzuholen. Es sind Taten nötig. Und es geht in erster Linie nicht darum, weitere Milliarden in den Osten zu verschieben. Es braucht ostdeutsche Erfolgsgeschichten, damit die Menschen dort Hoffnung schöpfen können. Ein Ostbeauftragter müßte sich z.B. um die Diskriminierung ostdeutscher Nachwuchswissenschaftler an ostdeutschen Universitäten kümmern. Ein Ostbeauftragter müßte sich zusätzlich um eine Reduktion der Dokumentations- und Berichtspflichten in der Wirtschaft kümmern, gerade die kleinen Betriebe und die Selbstständigen im Osten leiden gerade besonders. Ein Ostbeauftragter müßte sich dafür einsetzen, dass der Vermögensaufbau, der im Osten gerade erst beginnt, nicht durch eine Inflation oder durch höhere Steuern auf mittlere Einkommen zunichte gemacht wird. Das wiederum bedeutet, die erwartbaren Zusatzbelastungen müssen durch die großen Vermögen (im Westen) finanziert werden.

    Merz hat ein starkes Mandat für die Bewältigung der zukünftigen Krisen bekommen. Bisher hat er nicht den Eindruck gemacht, dafür die richtige Person zu sein. Vielleicht ist er ja die Ausnahme, wo Menschen über sich hinaus wachsen können. Er hat die Chance und den Auftrag, die Zweifler vom Gegenteil zu überzeugen.

  6. #8 RPGNo1
    24. Februar 2025

    @Joseph Kuhn

    So sehen schlechte Verlierer aus. Oder: Wagenknecht goes Trump. Amira Mohamed Ali goes Trumo. Und Fabio de Masio ebenso.

    Aber dann kommt [Sahra Wagenknecht] zu einem anderen Thema, und das lässt sich im Grunde so zusammenfassen: Es geht, es ging, beim Umgang mit dem BSW nicht mit rechten Dingen zu.

    – Bei den Medien nicht: Der Rückgang der Partei sei nicht zu erklären ohne die Rolle der Medien. Spätestens nach den Landtagswahlen habe es eine »Negativkampagne gegen uns gegeben«, wie sie noch nie eine erlebt habe. Das BSW sei mit Inhalten und Positionen vollkommen blockiert, systematisch niedergeschrieben worden, sagt Wagenknecht, die sehr häufig die Gelegenheit hatte, in Interviews ihre Sicht der Dinge kundzutun.

    – Bei den Umfragen nicht: Wagenknechts Vorwurf richtet sich besonders an das Institut Forsa. Noch 48 Stunden vor der Wahl habe das Institut »uns auf drei Prozent runtergesetzt«. Das »war keine Wahlprognose, sondern eine gezielte Aktion zur Manipulation von Wahlverhalten«. Medien hätten dann breit berichtet – eine Art Verschwörung der Medien mit den Instituten legt sie also nahe. Es sei durchaus wahrscheinlich, dass auf Grund dieser Drei-Prozent-Umfrage »noch einmal mehr als 13.400 Personen entschieden, uns nicht ihre Stimme zu geben, weil natürlich Menschen kalkulieren, ob ihre Stimme verloren ist«, sagte Wagenknecht. 13.435, so viele Stimmen fehlten dem BSW am Ende zum Einzug in den Bundestag. Dreist sei auch eine Fake-Umfrage, die am Morgen des Wahltags auf X geteilt worden sei, auch hier rangierte das BSW nur bei rund drei Prozent. Man werde hier Strafanzeige gegen Unbekannt stellen, sagte Wagenknecht. In der Partei verweist man als Urheber der gefälschten Umfrage auf einen offenbar AfD-nahen Account mit derzeit mehr als 23.000 Followern.

    – Bei der Wahl selbst nicht: Wenn eine Partei »aus dem Bundestag fliegt, weil ihr 13.400 Stimmen fehlen« und es zugleich Hinweise darauf gebe, dass »in relevanter Zahl Menschen nicht teilnehmen konnten, stellt sich schon die Frage nach dem rechtlichen Bestand des Wahlergebnisses«, sagte Wagenknecht an diesem Montag. Das BSW werde das nun »prüfen«, führte Wagenknecht aus. Sie bezog sich darauf, dass sich mehr als 200.000 Auslandsdeutsche zur Wahl registriert hätten, jedoch »offenbar nur ein Bruchteil« habe teilnehmen können. Parteienrechtler, mit denen der SPIEGEL gesprochen hat, halten eine mögliche Anfechtung allerdings für wenig aussichtsreich.

    Co-Parteichefin Amira Mohamed Ali sprach noch von einem weiteren Verdacht. Wenn man sich die Ergebnisse in den einzelnen Wahllokalen anschaue, spreche es »eventuell dafür«, dass es hier »Verwechselungen bei der Auszählung« gegeben habe. Das BSW werde sich das anschauen, juristisch prüfen lassen und möglicherweise gerichtlich dagegen vorgehen.

    Schon am Morgen hatte der BSW-Europaabgeordnete Fabio de Masi auf X geschrieben: »Das war der schmutzigste Wahlkampf der Nachkriegszeit.« Es werde »über Desinformation zu sprechen sein«.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bsw-nach-der-bundestagswahl-sahra-wagenknecht-will-nicht-ans-ende-glauben-a-f93d73de-6ac3-4114-a4a2-ce32b3a629cf

  7. #9 RPGNo1
    24. Februar 2025

    Wolfgang Kubicki werkelt im Übrigen schon kräftig an einer Dolchstoßlegende, warum denn die FDP aus dem Bundestag rasugewählt wurde. Die Abweichler aus der Fraktion, die vor 4 Wochen gegen Zustrombegrenzungsgesetz gestimmt haben, seien Schuld.

    Und darin macht er klar, wen er für die Wahl-Pleite der Liberalen mitverantwortlich macht: namhafte Bundestagsabgeordnete, die bei der Abstimmung zum Zustrombegrenzungsgesetz der Union von der Stange gegangen waren – drei Wochen vor der Wahl, mitten im Wahlkampf.

    Kubicki: „In einem Wahlkampf, wo es wirklich um viel geht, nach außen das Bild zu vermitteln, die Partei sei nicht geschlossen, ist das Schlimmste, was man tun kann. Das ist einer der zentralen Fehler gewesen in der Wahlkampfführung.“ Er fordert: „Das muss aufgearbeitet werden.“

    https://www.bild.de/politik/inland/kubicki-rechnet-ab-das-schlimmste-was-man-tun-konnte-67bc51c8fb9f1e37ef2d4452

  8. #10 Joseph Kuhn
    24. Februar 2025

    @ RPGNo1:

    Lauter seltsame Vorgänge. Auch hier in Bayern. Dass die Könglich-Bayerische-Josefspartei praktisch nicht auftaucht, mit keinem einzigen Direktmandat! Ich glaube, das haben die Mitglieder hintertrieben, die bei Wikipedia namentlich genannt sind: Eberhard Sinner, Thomas Goppel, Erwin Huber und Franz Maget. Keiner heißt Josef. Das hätte doch auffallen müssen. Mich würde interessieren, was Musk dazu sagt, oder seine depperte KI Grok. Kubicki könnte man vielleicht auch fragen, aber nicht, solange er nüchtern ist.

  9. #11 Spritkopf
    24. Februar 2025

    Kubicki könnte man vielleicht auch fragen, aber nicht, solange er nüchtern ist.

    Kubicki hätte vielleicht sein Interview der Blöd-Zeitung erst nach seiner eigenen Wahltag-Ausnüchterung geben sollen.

    Wer nimmt ihm denn einen solchen Käse ab, dass die paar Gegenstimmen und Enthaltungen – die es übrigens auch bei der Union gegeben hat – zu Merzens Isch-mach-getz-mal-ein-Gesetz-mit-den-Nazis-Karnevalsabstimmung den Einzug in den Bundestag gekostet hätten? Vielleicht sollte man ihn mal fragen, ob ihm klar ist, warum die FDP so dermaßen in den Umfragen abgestürzt ist.

  10. #12 libre
    Salzburg
    24. Februar 2025

    Wenn ich Deutsche(r) wäre, würde ich mir sehr viel weniger Gedanken über FDP oder BSW machen, sehr viel eher aber über was eine CDU/CSU-SPD Regierung zustandebringen kann und soll. Die Parteienkonstellation ist nicht wirklich vielversprächend – GroKo und jetzt alles neu?.

    Scheint aber bei den bisherigen Kommentartor*innen bedeutunslos zu sein. Die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind groß und herausfordernd, ob dass aber auch wirklich alle verstanden haben?

    Grüsse an unsere Nachbarn und viel Glück und Erfolg.

    • #13 Joseph Kuhn
      24. Februar 2025

      @ libre:

      “was eine CDU/CSU-SPD Regierung zustandebringen kann”

      Das wird sich zeigen. Ohne zu wissen, wie das Kabinett aussieht und wie der Koalitionsvertrag, wie die ersten Schritte auf internationalem Parkett aufgenommen werden usw. kann man darüber nur wild spekulieren.

      “und soll”

      Da hat jeder seine eigene Meinung. Meine kann man unschwer erraten.

      “Scheint aber bei den bisherigen Kommentartor*innen bedeutunslos zu sein.”

      Unwahrscheinlich.

      “Die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind groß und herausfordernd, ob dass aber auch wirklich alle verstanden haben?”

      “Wirklich alle” sicher nicht, aber ich glaube, die meisten, die hier mitlesen. Wobei es unterschiedliche Auffassungen dazu gibt, worin konkret die Herausforderungen bestehen. Einigkeit besteht aber gewiss darin, dass Herausforderungen herausfordernd sind 😉

  11. #14 naja
    25. Februar 2025

    @ libre
    Nein. Das ist natürlich nicht bedeutungslos. Es ist nur so: Wären FDP und BSW nicht rausgeflogen, hätte es für eine GrKo nicht gereicht und dann hätten die Grünen noch mit rein gemusst.

    Die Grenze dicht machen kann, die GroKo natürlich nicht, also Merz Pläne von vor der Wahl sind natürlich Quatsch. Aber ob das wirklich allen klar ist, dass wir jetzt schon zu wenig Polizisten haben? Wir müssten welche im Ausland anwerben.

    Ich lehne mich jetzt mal sehr weit aus dem Fenster: Die Wahlbeteiligung war wirklich hoch. Ich glaube, mit diesen 20 % hat die AfD ihr Wählerpotential ausgeschöpft. Ich glaube auch, dass Merz so einen Quark nicht noch mal abzieht (also AfD als Mehrheitsbeschaffer), ich denke, dass auch er sehen kann, eine Regierungskoalition ist gerade daran zerbrochen, dass eine Partei kein Teamplayer war, sondern die innere Opposition. Diese Partei ist jetzt nicht mehr im Bundestag.

  12. #15 Adent
    25. Februar 2025

    @Joseph

    Kubicki könnte man vielleicht auch fragen,
    aber nicht, solange er nüchtern ist.

    Da ploppen gleich mehrere Fragezeichen in meinem Kopf auf:
    Hat Kubicki je was politisch sinnvolles gesagt, auch wenn er vielleicht mal nüchtern war??
    War er je nüchtern??
    Wer war noch mal die FDP, hießen die nicht in den letzten Jahren BCL??

  13. #16 Joseph Kuhn
    25. Februar 2025

    Die Schuldenbremse

    Im neuen Bundestag haben Union und SPD auch mit den Grünen zusammen keine Zweidrittelmehrheit, um die in der Verfassung verankerte Schuldenbremse zu reformieren. Nötig sind 420 Stimmen, 413 hätten sie und sie bräuchten daher auch die Stimmen der Linken. Die haben zwar signalisiert, einer Änderung zuzustimmen, aber das will man wohl vermeiden, weil die Linke keine wesentlich höheren Verteidigungsausgaben will – was eines der Ziele für die Reform der Schuldenbremse wäre.

    Jetzt wird diskutiert, noch vor der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags mit den alten Mehrheiten die Schuldenbremse zu reformieren. Da der neue Bundestag nach 39 (2) GG spätestens am 30. Tag nach der Wahl zusammentreten muss, bleibt dafür nicht viel Zeit und es gibt auch Bedenken, die Verfassung mit den alten Mehrheiten zu ändern. Hätte mal, statt über Merzens Migrationsantrag abzustimmen, aber vor der Wahl wollte die Union da nicht umfallen.

  14. #17 Oliver Gabath
    25. Februar 2025

    @#16 (Joseph)
    Das ging schnell. Ich hätte erwartet, dass es bis Mittwoch dauert, bevor die Lockerung der Schuldenbremse diskutiert wird.

  15. #18 naja
    25. Februar 2025

    Ich dachte ehrlich gesagt, dass die festere Verankerung des Verfassungsgerichts und die Schuldenbremse noch vor den Wahlen reformiert werden, weil es Sinn gemacht hätte, diese Änderungen durchzubringen so lange man noch kann und außer FDP und AfD alle einsehen, dass es so nicht (gut) weitergeht.

    • #19 Joseph Kuhn
      25. Februar 2025

      @ naja:

      Vor der Wahl war es ein Streitpunkt, der aus Sicht der Union zeigen sollte, wir sparen, die Linksgrünen können nur Schulden machen. Wahlkampftaktisch verständlich, strategisch dumm. Aber bekanntlich gilt im Wahlkampf meist “Partei geht vor Land”, deswegen muss man im Wahlkampf so oft das Umgekehrte behaupten.

  16. #20 Joseph Kuhn
    25. Februar 2025

    Nicht nur Marginalien

    – In Bayern hat die AfD nach dem Saarland (21,6 %) und Baden-Württemberg (19,8 %) mit 19,0 % die besten Ergebnisse im Westen geholt.

    – Heldenkind Krah und freundliches Nazigesicht Helferich werden Teil der AfD-Fraktion. Das finde ich gut, bevor noch Zweifel aufkommen, wo die Partei steht.

    – Aiwanger hat sogar in seinem Stammland Bayern nur 4,3 % geholt, weniger als die Linke mit 5,7 %. Auch Direktmandat gab es keines. Im Wahlkreis Rottal-Inn war Aiwanger angetreten, er kam nur auf Platz drei, hinter CSU und AfD. Aiwanger dazu: “Ich wüsste nicht, was wir besser hätten machen können in dieser Situation”. Sehe ich auch so. Zurücktreten will er trotzdem nicht, sondern es 2029 wieder versuchen.

    – Die Süddeutsche berichtet, dass im neuen Bundestag 369 Abgeordnete der Berufsgruppe “Unternehmensführung und -organisation” angehören, 89 der Berufsguppe “Recht und Verwaltung”.

    – Ebenfalls in der Süddeutschen: Union und AfD schicken ganz überwiegend Männer in den Bundestag: Union 160 zu 48, AfD 134 zu 18. Parteiübergreifend sind es 426 Männer und 204 Frauen.

    – Wolfgang Kubicki hat in der Wahlnacht erklärt, sich zurückzuziehen, am Tag darauf hat er sein Interesse am Parteivorsitz kundgetan. Seehofer hatte 2018 mal ähnlich undurchdachte Volten vollzogen.

  17. #21 Spritkopf
    25. Februar 2025

    @Joseph

    Heldenkind Krah und freundliches Nazigesicht Helferich werden Teil der AfD-Fraktion. Das finde ich gut, bevor noch Zweifel aufkommen, wo die Partei steht.

    Diese Zweifel kommen spätestens seit den Einlassungen des Pressesprechers Christian Lüth nicht mehr auf, der im Gespräch mit einer Dame, die er auf seiner Seite wähnte, zu Protokoll gab, dass es 1) Deutschland möglichst schlecht gehen müsse, damit es der AfD gut geht und 2) dass möglichst viele Migranten nach Deutschland kommen, damit die AfD gewählt würde. Hinterher könne man die ja immer noch erschießen oder vergasen.

    Lüth hat man dann gefeuert. Nicht, weil er das gesagt hatte, sondern weil er so blöd war, sich öffentlich dabei erwischen zu lassen. Schließlich war er schon Jahre davor in der AfD-Fraktion dafür bekannt, immer mal wieder einen Hitler-Gruß zu zeigen. Achja, und mittlerweile ist er Referent für den AfD-Bundestagsabgeordneten Jan Wenzel Schmidt, hat also den bräunlichen Dunstkreis der Partei nicht wirklich verlassen.

    Über den Thüringer Landesvorsitzenden Bernd-Adolf Höckler, der gerichtsbestätigt als Faschist bezeichnet werden darf, muss man sowieso kein Wort mehr verlieren, denke ich.

  18. #22 RPGNo1
    25. Februar 2025

    Die Auslassungen des BSW bzw. ihrer Vorsitzenden werden immer grotesker. Einige Wähler des BSW konnten anscheinend nicht lesen bzw. waren zu dämlich, den Unterschied zwischen “Bündnis Sahra Wagenknecht” und “Bündnis Deutschland” zu erkennen, wofür jetzt das BSW jetzt Wenauchimmer in Verantwortung nehmen will.

    Nun insinuiert das BSW aber auch noch eine Benachteiligung der anderen Art. In einem internen Newsletter an Unterstützende der Partei heißt es, Stimmenergebnisse für das BSW seien in mehreren Wahllokalen womöglich unter den Tisch gefallen. Die Parteispitze würde Zuschriften von Personen erhalten, »die davon berichten, dass sie in ihrem Wahllokal dem BSW die Stimme gegeben haben, aber in der Auflistung der Stimmenergebnisse dieses Wahllokals das BSW mit null Stimmen ausgewiesen wird«.

    Nun ruft die Partei dazu auf, man möge ihr weitere Vorfälle unter Angabe der Wahllokalnummern zusenden. Das BSW mutmaßt »Übermittlungsfehler« hinter den angeblich verschwundenen Stimmen. Denn in »häufigen Fällen« gehe die Null beim BSW »mit einem auffällig hohen Stimmenanteil« für das fast namensgleiche »Bündnis Deutschland« einher. Die rechtskonservative Kleinstpartei stand auf dem Stimmzettel zum Teil direkt über dem Bündnis Sahra Wagenknecht.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundestagswahl-2025-bsw-spricht-von-moeglichen-fehlern-bei-der-stimmauszaehlung-a-338a8faf-ff5e-44a8-b047-c75af6d76c76

    Ich erwarte für morgen eine eilig einberufene Pressekonferenz des BSW in einem Berliner Gewerbeviertel auf dem Parkplatz eines Gartenbaucenters, wo Frau Wagenknecht mit windzerzauster und/oder regendurchnässter Frisur den Wahlbetrug erklärt. 😀 😀 😀

    • #23 Joseph Kuhn
      25. Februar 2025

      @ RPGNo1:

      Wagenknecht braucht noch ein paar tausend Zweifelsfälle. Die Auslands-BSW-Stimmen werden, so weit man das anhand er vorliegenden Zahlen abschätzen kann, bei weitem nicht reichen. 13.435 Stimmen braucht sie, 210.000 Stimmzettel wurden aus dem Ausland angefordert. Selbst wenn nicht ein einziger fristgerecht eingegangen wäre, müsste sie mindestens 6,4 % unter den Auslandsstimmen gehabt haben, damit es gerade so reicht, der Fehler also mandatsrelevant wäre. Wenn aber z.B. nur 100.000 nicht fristgerecht eingegangen wären, müssten darunter schon mindestens 13,5 % für das BSW sein (die damit fiktiv zugleich minimal höhere Wahlbeteiligung außer Acht gelassen). Sehr wahrscheinlich ist das nicht.

      Dass bei der Auszählung zwischen “Bündnis Deutschland” und “Bündnis für Wagenknecht” mal was durcheinander geraten ist, kann durchaus sein. Aber ob es damit reicht? Da finde ich die Methode Trump konsequenter: dem BSW wurde die Wahl geklaut, vom tiefen Staat, oder vom internationalen Finanzkapital.

      Auch die Frauen in der AfD sollten sich mal fragen, ob da alles mit rechten (!) Dingen zugegangen sein kann. Fast die Hälfte der AfD-Stimmen kamen von Frauen, sie stellen aber nur 13 % der AfD-Abgeordneten. Ihnen wurde die Wahl schon vor der Wahl geklaut, von Heldenkindern und freundlichen Nazigesichtern.

  19. #24 naja
    25. Februar 2025

    Bei den scheinbar falsch ausgewiesenen Stimmen kann man mE nur eins tun. Noch mal die Stimmzettel prüfen. Das, was auf den Stimmzetteln angekreuzt ist, ist relevant. Der Übermittlungsfehler kann ja auch bei der Meldung der Ergebnisse erfolgt sein.

  20. #25 naja
    25. Februar 2025

    @ Joseph Kuhn #23
    Echt? Ich dachte, es gäbe einen klaren Gender-Vote-Gap.

    • #26 Joseph Kuhn
      25. Februar 2025

      @ naja

      “Ich dachte, es gäbe einen klaren Gender-Vote-Gap”

      Gibt es ja auch, ja nachdem, wie man “klar” versteht. Infratest dimap:

      AfD-Stimmen Frauen: 18 %
      AfD-Stimmen Männer: 24 %

      Aber der Brain-Gap ist entscheidender als der Gender-Gap.