Zur damaligen Zeitpunkt erntete er für seine Überlegungen zum Thema „Exobiologie“ noch viel Spott, selbst der Evolutionsbiologe George Gaylord Simpson machte sich über Lederberg lustig. Gerade Simpson hätte es besser wissen sollen, schließlich beschäftigt sich die Evolutionsbiologie u. a. mit Theorien zur Entstehung des irdischen Lebens, was eine maßgebliche Forschungsfrage auch der Exobiologen ist.
Lederberg – der Visionär
Mit den potentiellen Auswirkungen der Raumfahrt hatte er sich schon frühzeitig beschäftigt:
Bereits 1958 hatte Lederberg in einem Science-Artikel mit dem vielsagenden Titel „Moondust“ sich mit den möglichen Auswirkungen der menschlichen Raumfahrt beschäftigt: In „Moondust“ schildert er das Problem, dass Raummissionen biologische Kontaminationen ins All tragen könnten. Dadurch könnte die Suche nach fremden Lebensformen behindert oder gar verhindert werden: „Unless specific precautions are taken, such space craft are likely to carry terrestrial organisms to the moon or other targets.“ (Science 127, 3313: 1473-1475). (Laborjournal online).
Als ein Begründer der Molekularbiologie hat er zur Grundlagenforschung für zahlreiche biologische Disziplinen beigetragen, bis hin zur Biotechnologie.
Lederberg war ein interdisziplinärer Denker und Wissenschaftler, er bewegte sich zwischen verschiedenen Welten. Als brillanter Analyst und Visionär führte er auch frühe Forschungen zur Computer-Intelligenz durch.
Gleichzeitig beriet er über ein halbes Jahrhundert US-amerikansiche Präsidenten und schrieb die wöchentliche Zeitungskolumne “Science and Man.” (“Joshua Lederberg, 82, a Nobel Winner, Dies“).
Viele seiner Ideen postulierte er Dekaden vor seinen Wissenschaftler-Kollegen, darum stieß er – wie andere Vordenker – oft auf Spott. Glücklicherweise ließ er sich davon nicht beirren.
Joshua Lederberg verstarb am 2. Februar 2008 im Alter von 82 Jahren.
Die New York Times nennt ihn in diesem Nachruf einen der führenden Wissenschaftler des Jahrhunderts.
Ganz bestimmt zu Recht!
Bettina Wurche
Zum Weiterlesen:
„GESTORBEN: Joshua Lederberg
Joshua Lederberg, 82. Auch Bakterien haben so etwas wie Sex, und das wiederum macht sie gefährlich. Für seine Forschung, die zu dieser Erkenntnis führte, bekam Lederberg 1958 die Hälfte des Nobelpreises für Medizin zugesprochen. Der Sohn eines orthodoxen Rabbiners aus New York war ein Ausnahmetalent mit ungewöhnlich breitgefächerten Interessen und enormer Weitsicht. Er bewies, dass und wie Bakterien Teile ihres Erbguts untereinander austauschen, was sie schnell resistent werden lässt gegen Antibiotika. Später beriet er die Nasa und die Weltgesundheitsorganisation, entwickelte neue Computerverfahren für die biologische Forschung, prägte den Begriff “Exobiologie” für die Suche nach Leben im All und warnte vor Bioterroristen und neuen, unbekannten Krankheitserregern. “Viren sind unsere einzigen und wahren Rivalen um die Herrschaft über den Planeten”, sagte Lederberg einmal. Joshua Lederberg starb am 2. Februar in New York.”
(Nachruf – DER SPIEGEL 7/2008, GESTORBEN: Joshua Lederberg)
“Joshua Lederberg, 82, a Nobel Winner, Dies“, Nachruf der New York Times, 05.02.2008
National Academy of Sciences Biographical Memoir
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