Die Delphine werden natürlich sowieso gefüttert, die Belohnung ist nur ein zusätzlicher Snack.
Sie müssen die Übungen, die die Trainer sehen möchten, auch nicht mitmachen. Es steht ihnen frei, einfachweiter herumzuschwimmen.
Die Wale zeigen in Shows Bewegungen und Verhaltensweisen, die für sie normal sind. Aus diesen für Delphine üblichen Verhaltensweisen (springen, mit Gegenständen balancieren, als Gruppe interagieren,…) setzt sich die Show zusammen.
Eine befreundete Biologin hat mir erzählt, dass das männliche Leittier seinem Delphin-Sohn seine Kunststücke beibrachte, lange bevor die Trainer daran gedacht hatten, den kleinen Delphin auszubilden.
Ein Argument der Delphinariumsgegner ist auch, dass die Ortungslaute der Delphine von den glatten Aquariumsmauern vielfach zurückgeworfen werden, so dass alle Delphine in einer Art akustischem Folterkeller leben.
Das ist so nicht richtig: Die Delphine kennen ihr Becken und benutzen ihr Sonar nicht andauernd. Schließlich besteht keine Notwendigkeit dazu. Auch ihre Fische finden sie in dem klaren Wasser mit Hilfe ihrer Augen ohne Probleme.
Die Nachzuchten sind in gewisser Weise domestiziert, d. h., sie haben sich mit ihrer künstlichen Umgebung arrangiert.
Übrigens benutzen Delphine auch im Freiland nicht pausenlos ihr Sonar, sondern jagen bei guter Sicht auch durchaus auf Sicht.
Forschung an Delphinen in Gefangenschaft?
Die Forschung an gefangenen Delphinen ist keine automatische Legitimierung für Delphinarien. Aber sie hat uns in der Vergangenheit viele wichtige Erkenntnisse gebracht.
Heute wird die Haltung von Tieren in Gefangenschaft anders betrachtet, als noch vor 20 Jahren. Viele Zoos haben ihre Delphinarien bereits geschlossen. Auch die Zeit vieler Großkatzen ist in den Zoos abgelaufen. Bei Primaten wird mittlerweile sogar diskutiert, inwieweit für sie sogar die Menschenrechte Geltung und Anwendung finden sollen.
Unsere Haltung gegenüber unseren Mitwesen hat sich beträchtlich geändert, und das ist gut so!
Diese veränderte Sichtweise hat natürlich auch die Forschungsmethoden signifikant beeinflusst.
Forschung bedeutet, dass Beobachtungen, Messungen und Experimente unter immer wieder den gleichen Bedingungen mit den gleichen Individuen durchgeführt werden können. Die heutige Walforschung wird natürlich so durchgeführt, dass kein Tier zu etwas gezwungen oder gar verletzt wird. Dabei werden etwa die kognitive Leistung von Tieren oder ihre Sinnesorgane erforscht.
Wir sollten aber nicht vergessen: Fast alles, was wir heute über die kognitiven Fähigkeiten und Sinnesleistungen (nicht nur) von Delphinen wissen, stammt von Delphinen, die in Gefangenschaft leben.
Einen weiteren wichtigen Aspekt spricht der externe Sachverständige Dr. Althaus an:
Zoos mit Delphinen haben Delphin-Expertise.
Bei Walstrandungen wird automatisch nach genau diesen Experten mit ihrer Erfahrung und ihrer Spezialausrüstung gerufen, um die gestrandeten Tiere zu versorgen und ggf. zur Gesundung zeitweise in menschliche Obhut zu übernehmen.
(https://www.tiergarten.nuernberg.de/v04/fileadmin/neu/pdf/Seiteninhalte/Delphinlagune/Anhoerung_2013/ThomasAlthaus_Stellungnahme.pdf)
Auswilderung von Zoodelphinen?
Ein Zoodelphin kann nicht ausgewildert werden.
Delphine gehören zu den Tieren, denen von Wissenschaftlern eine eigenständige Kultur zugestanden wird. Etwa in der akustischen Kommunikation und bei der Jagdstrategie.
Das bedeutet, dass ein junger Delphin in seiner Gruppe aufwachsen und lernen muss, die gleiche Sprache zu sprechen und beim Nahrungserwerb in und mit der Gruppe zusammen zu arbeiten.
Ein Zoodelphin würde es vielleicht noch schaffen, im Meer einen Fisch zu fangen. Aber für ein so hoch soziales Wesen wie einen Zahnwal ist ein Fisch eben nicht alles. Er existiert nicht allein in einem Vakuum, sondern als Mitglied einer Gruppe mit aktiven sozialen Interaktionen.
Tursiops truncatus kommt fast weltweit in allen gemäßigten und warmen Meeren vor, besteht aber aus lokal sehr unterschiedlichen Populationen mit signifikant unterschiedlichen Verhaltensweisen.
Einen Zoodelphin auszuwildern, wäre etwa so, als einen Menschen, der in der Großstadt einem Bürojob nachgeht, bei einem indigenen Stamm am Amazonas auszusetzen.
Fazit:
Die Debatte über Delphinarien ist extrem ideologiebelastet.
Ich bin die erste, die laut „Ja“ zum Walschutz schreit.
NEIN zu Wildfängen und Walfang.
JA zu Delphinarien mit Tieren aus Nachzuchten unter sehr strengen Auflagen.
Alle Aussagen sind meine subjektive Meinung.
Ich habe lange mit Walen gearbeitet und habe viele eigene Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt. Daneben spreche ich seit mehr als 20 Jahren dauernd mit anderen Menschen über Wale, darunter viele Forscher, Trainer und andere Wal-Erfahrene.
Leider sind diese Aussagen nicht schriftlich fixiert.
Alle meine Aussagen beziehen sich nur auf die deutschen Delphinarien, in denen die intelligenten Meeressäuger unter sehr strengen Tierschutzauflagen leben.
In vielen Delphinarien im Ausland, vor allem außerhalb Europas, ist die Situation ganz anders und durch nichts zu rechtfertigen.
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