Das Image der Tintenfische hat sich seit Jules Vernes Zeit grundlegend geändert: Wir wissen heute, dass Kraken und Kalmare hochintelligent sind und ein ausgeklügeltes Sozialverhalten haben. Aus seelenlosen Schreckenstieren sind gewitzte Spielkameraden, leidenschaftliche Liebhaber und intelligente Wesen geworden. Experimente im Meer und in Aquarien haben mittlerweile nachgewiesen, dass Kraken sehr einfallsreich und lernfähig sind: Sie stemmen Aquariendeckel hoch, um zu entfliehen und schaffen es, Schraubverschlussgläser zu öffnen, um an das darin liegende Futter zu kommen. Manche – wie der Krake Paul – arbeiten nebenberuflich sogar als Fußballorakel.
Durch ihre Kommunikationsfähigkeit und Problemlösungsstrategien haben sie mittlerweile hohe Sympathiewerte erreicht. Sie sind immer noch anders und geheimnisvoll, aber auf eine weitaus positivere Weise. Trotz ihrer Kommunikationsfähigkeit leben Kraken außerhalb der Paarungszeit allein. Nur zur Paarung treffen sich Männchen und Weibchen zu einem ausgedehnten Liebesspiel – immer eine Armeslänge auf Abstand.
(Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Essay: „Jules Verne, die Tintenfische und der Steampunk“. Steampunk ist eine retrofuturistische Science Fiction-Richtung und der Krake ist ein wichtiges Symboltier.)
Zum Weiterlesen:
Richard Ellis: “Seeungeheuer – Mythen, Fabeln und Fakten“
EDW Lynch: “Kraken: A New Book About The Science of Squid”
Rezension auf dem Blog “Laughing Squid”
https://www.wired.com/2014/09/fantastically-wrong-legend-of-the-kraken/
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