Objekt-Beschriftungen:
Minimalistische Objektbeschriftungen sorgen für wenig inhaltlichen Input.
Unter und neben vielen Objekten hängt irgendwo eine winzige Legende.
Der Informationsgehalt ist durchweg zu gering, außerdem fehlte die Unterscheidung zwischen Originalen und Repliken
Besonders ärgerlich ist die Informationsführung an den zentral platzierten Objekten in der Raummitte wie die „Liberty Bell“ (die von Virgil „Gus“ Grissom geflogene Mercury-Redstone-4-Raumkapsel) oder die sagenumwobene Weltraumtoilette.
Großartige Exponate – aber erst einmal informationsfrei, zum freien Assoziieren puristisch inszeniert. Die spärlichen Informationen sind erst nach längerem Suchen irgendwo an einer Wand zu finden. Mit dem Rücken zum Objekt.
Die Objekt-Beschriftung ist durchweg in zu kleiner Schriftgröße. Maximal zwei Personen können gleichzeitig die kleinen Infotäfelchen lesen. In einer so großen Ausstellung mit dem Besucherpotential wie die Bundeskunsthalle absolut ungenügend.
Katalog, Audio-Guide und Rahmenprogramm
Ausstellungen werden –meist – durch Kataloge und Rahmenprogramm unterstützt und mit zusätzlichen Informationen angereichert.
Der Audio-Guide bringt mir leider nicht wesentlich mehr Informationen. Zumal ich eigentlich auch lieber selbst lese, in meinem eigenen Tempo.
Das Rahmenprogramm kann ich als Tagesbesucherin schwerlich mitnehmen.
Den Katalog hätte ich gern mitgenommen – wenn er mir denn Hintergrundinformationen geboten hätte. Leider bietet er nur überwiegend schöne Photographien und Bildnachweise.
Orientierungslos in “Outer Space”
Der Informations-Minimalismus ist in Kunstausstellungen sehr verbreitet. In naturwissenschaftlichen, historischen und archäologischen Ausstellungen wird oft wesentlich mehr an Informationen angeboten. Das mag daran liegen, dass diese unterschiedlichen Disziplinen ein unterschiedliches kulturelles Selbstverständnis haben.
Aus museumspädagogischer Sicht halte ich es für elementar wichtig, Informationen optional anzubieten. Meiner Ansicht nach haben Museen einen gewissen Bildungsauftrag und sind ideale Lernorte. Und die Vermittlung von Inhalten gehört für mich, in gewissem Umfang, auch zur kuratorischen Aufgabe.
Ganz persönlich reagiere ich sogar genervt, wenn ich den Sinn einer Ausstellung nicht einigermaßen schnell zu erfassen vermag.
Nicht nur ich hatte mir unter der Ankündigung mehr Raumfahrt versprochen.
Wir waren mit einer kleinen Gruppe unterwegs, mit viel Raumfahrtexpertise und Kunstbegeisterung. Es ging jedem von uns ähnlich.
Außerdem kam ich – wie immer in Museen – mit vielen anderen Besuchern ins Gespräch, die ähnlich reagierten wie ich -„Ist das jetzt „echt“ Oder ist das Kunst?
Viele Eltern wollten den Museumsbesuch nutzen, um ihren Kindern etwas über Raumfahrt und Weltraum zu erzählen. Familien mit jüngeren Kindern gehen tendenziell eher in naturwissenschaftliche Ausstellungen als in Kunstausstellungen – sagt meine 20-jährige Museumserfahrung. Nun fanden sie sich in einer Kunstausstellung wieder und waren teilweise erheblich irritiert. Aufgrund meiner Vorbildung konnte ich in vielen Fällen weiterhelfen – mit Hintergrundinformationen zu Raumfahrt und Science Fiction bzw. oft mit der Richtigstellung, dass es sich um Kunst handelt. Und dass niemals Gänse auf dem Mond waren.
Mein Fazit
Die Verknüpfung von Raumfahrt und Kunst ist eine wunderbare Idee.
Viele der Exponate sind wirklich originell, erheiternd und denkanstoßend.
Aber reale Raumfahrtrelikte und künstlerische Exponate unsortiert durcheinanderzuwerfen und eine solche inhaltsschwere Ausstellung nur mit minimalistischen Objektbeschriftungen zu versehen, ist ein gewaltiges Manko.
Informationen, was Kunstwerk und was „echtes Raumfahrtexponat“ ist, wären ein Minimum gewesen. Gleichzeitig fehlte der Hinweis, welche Objekte Originale sind.
Die ausgezeichneten Exponate können die inhaltliche Schwäche nicht aufwiegen.
Für einen Rundgang, der nach 1,5 Stunden wirklicht alles umfasst hatte, sind die 10,00 € Eintritt recht hochpreisig.
Zum Weitergucken und Weiterlesen:
Das Photographieren war nur am Eröffnungstag erlaubt. Das liegt daran, dass viele Leihgeber keine Photographien erlauben. Darum ist mein Beitrag nicht illustriert.
Daniel Fischer hat auf Skyweek einen ausgezeichneten Beitrag mit vielen Photos gebracht:
https://skyweek.wordpress.com/2014/10/02/outer-space-in-bonn-die-ersten-eindrucke/
Hier gibt es mehr zu den hintergründigen Absichten der “Outer Space”-Ausstellungsmacher:
https://www.bundeskunsthalle.de/ausstellungen/outer-space.html
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