Dass ausgerechnet eine Napfschnecke den deutschen Dichter-Chef auf der Zunge trägt, ist schon eine schöne Anekdote.

Quellen:

“Extreme strength observed in limpet teeth”; Asa H. Barber , Dun Lu , Nicola M. Pugno
Royal Society journal Interface
DOI: 10.1098/rsif.2014.1326 Published 18 February 2015

“Materials become insensitive to flaws at nanoscale: Lessons from nature”; Huajian Gao, Baohua Ji,  Ingomar L. Jäger, Eduard Arzt and Peter Fratzl; Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, v.100, 5597-5600 (2003)

Zubereitung von Napfschnecken (glutenfrei!):
https://medcookingalaska.blogspot.de/2008/11/humble-limpet-petalida-treasure-of-sea.html

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Kommentare (12)

  1. #1 MartinB
    26. Februar 2015

    Toll.
    Aber im paper steht was von “tensile strength” – das ist die Zugfestigkeit. Sonst macht auch der Vergleich mit Spinnenseide wenig Sinn, denn die kann man nicht auf Druck belasten, weil es Fasern sind.

  2. #2 meregalli
    26. Februar 2015

    Diese Napfschnecken sind auch schnell: 1480 km/h !

    Man findet sie nicht selten als Bewuchs u.a. auf den Schiffschrauben. Hat sie sich da 20 cm weit entfernt von der Achse angesiedelt, wird sie bei 2000 U/min mit ca 1440 km/h mitgeschleudert, bei 18 Knoten Reisegeschwindigkeit kommen dann noch 40 km/h dazu.

    Will man sie nach dieser Spritztour bei der Unterwasserreinigung abkratzen, gelingt das im Unterschied zu anderen Bewuchstieren wie Seepocken oder Kalkröhrenwürmern praktisch nicht. Die Haftung ist unvermindert fest.

    Ich schließe daraus, dass ihnen das Ganze auch noch Spaß macht.

    Unklar ist mir, wie die Fischer diese Schnecken mit unversehrtem Gehäuse zur Lapasmahlzeit abernten.

  3. #3 rolak
    26. Februar 2015

    Mußte sofort an den Metall/Biologie-thread von MartinB denken – er ist ja auch schon auf Besuch gekommen…
    Ist das nun so, daß die Schnecken aus ihrem Napf das eisenhaltige Essen mümmeln und daraus NanoFasern stricken?

  4. #4 Eheran
    26. Februar 2015

    “Hat sie sich da 20 cm weit entfernt von der Achse angesiedelt, wird sie bei 2000 U/min mit ca 1440 km/h”
    Die Rechnung will ich dann bitte mal sehen, wie daraus Überschallgeschwindigkeit wird.

    Zum einen dreht eine Schiffsschraube wohl kaum mit 2000U/min, zum anderen müsste die Schnecke dann noch 2m von der Welle entfernt wachsen, dass die Rechnung aufgeht. Tatsächlich sind es ~100U/min bei größeren Schiffen und damit in 20cm Abstand ganze 7,5km/h.

  5. #5 meregalli
    26. Februar 2015

    Ja, danke, hab mich um eine Zehnerpotenz geirrt.
    Kam mir ja auch spanisch vor.
    Die 2000 U/min passen für eine Yacht schon.
    150 km/h für eine Schnecke sind aber auch nicht schlecht.
    In Mathematik war ich immer schon eine Null.
    Nimm die überzählige Null als Unterschrift.

  6. #6 MartinB
    26. Februar 2015

    @rolak
    Das Eisen liegt hier aber ja nicht metallisch vor, wenn ich das richtig sehe…

  7. #7 rolak
    27. Februar 2015

    nicht metallisch

    Nein nein, MartinB, das ist auch nicht zu sehen und dann wäre der Querverweis deutlich deutlicher geworden – doch seit Deinem Artikel damals erinnert jede noch so schwache Andeutung in Richtung des Themas an die gestellte Frage.

  8. #8 Bettina Wurche
    27. Februar 2015

    @ rolak, MartinB: zum Eisen:
    Die Schnecke nimmt mit der Nahrung EisenOXID auf:
    “The cusps are hardened with a combination of silicon and crystalline iron oxide. […] The author of the discovery suggests that the iron may come from iron-rich algal foods or from dissolution of ingested iron-containing sediment particles in the gut. Lowenstam 1962 Science 137: 279.”
    https://www.asnailsodyssey.com/LEARNABOUT/LIMPET/limpRadu.php

    Wie dann ganz genau das Eisenoxid bzw. Goethit in die Zahnspitzen (cusp) kommt, ist nicht geklärt.

    Natürlich kommen Goethit u. a. Stoffe nicht in der Form “Metall” mit all seinen Eigenschaften vor – wie MartinB auch beschrieben hat, sondern sind in kleinsten Partikeln in einer Matrix aus Proteinen eingebaut. Z. B. in Schneckenzungen. Oder Magnetit im Hirnbereich von Wirbeltieren, etc.

  9. #9 Bettina Wurche
    27. Februar 2015

    @ meregalli: Ich erinnere mich an ein Napfschnecken-Projekt am Mittelmeer – die Biologen haben die Napfschnecken überlistet. Man muss sich anschleichen und verhindern, das man einen Schatten auf die Schnecke wirft, dann sind die Tierchen ahnungslos und lassen sich pflücken.

    Man kann sie aber auch einfach mit einem Löffel oder einer Messerklinge abhebeln:

    oder
    https://britishseafishing.co.uk/limpets/

  10. #10 Bettina Wurche
    27. Februar 2015

    @ MartinB: Ich habe für “tensile strength” mit “Bruchfestigkeit” übersetzt. Im Versuchsaufbau steht, dass “Strain” gestetet wurde – “Belastung”. Aber der Einsatz des “dog bone” weist dann auf Zugfestigkeits-Tests hin, es geht um die Fasern. Du hast recht.

  11. #11 meregalli
    27. Februar 2015

    @ bw
    Danke für die Anleitungen.
    Das Video entbehrt nicht einer unfreiwilligen Komik a la “Monty Phytons dying limpets”.
    Ich hab die Dinger nie ohne Gehäusezerstörung runtergekriegt.

  12. #12 Bettina Wurche
    27. Februar 2015

    @ meregalli: Definitiv. Studienkollegen hatten auf einer Exkursion ein Napfschnecken-Projekt und wolltendas Weideverhalten der Tierchen untersuchen. Sie ahben sie mit Nagellack markiert und dann die Bewegungen dokumentiert. Außerdem haben sie herausgefunden, dass man die Viecher überlisten kann: Wenn man sich von hinten anschleicht und aufpasst, dass der eigene Schatten nicht auf die Schnecke fällt, kann man die Tiere blitzschnell greifen und problemlos hochnehmen.
    Cooles Projekt.
    Könnte man auch 1:1 in Monty Python übernehmen. Als Zoologe ist man eh immer sehr schnell eine wandelnde Steilvorlage für Witze.
    Aber wir schießen dann einfach mit Biologenhumor zurück : )