Kürzlich ging ein Video durch die Presse, in dem ein Fischer seine Überraschung über einen etwas ungewöhnlichen Fisch zum Ausdruck brachte.
Es geht um einen Mondfisch.
Dieses virale Video hatte mich wirklich überrascht.
Allerdings weniger der Mondfisch, sondern vielmehr die wortreiche Überraschung des Fischers: „Oh my god, what the @#$% is that bro?“
Und dann erzähl´ mir noch mal jemand, Fischer seien wortkarg.
Das Video ist auf jeden Fall ein guter Aufhänger, diesen grauen Riesen mal etwas näher zu betrachten.
Groß. Grau. Irgendwie klumpig.
Ein Mondfisch gehört zu den ungewöhnlicheren Meeresbewohnern und unterscheidet sich ganz beträchtlich von anderen Knochenfischen.
Schließlich ist der Otto-Normal-Fisch mehr oder weniger länglich, nutzt die Schwanzflosse als Hauptantrieb, die zwei Paar paarige Flossen zum Manövrieren und hat meist noch Anal- und Rückenflosse(n). Beim Schwimmen ist idealerweise der dunklere Rücken oben und der hellere Bauch unten.
Beim Mondfisch (Mola mola) ist alles anders. Der wissenschaftliche Name Mola ist Lateinisch für Mühlstein. Da dieser graue Koloss, der bis zu 3,30 Meter Körperlänge erreichen kann, mit bis zu 2,3 Tonnen Gewicht der schwerste Knochenfisch der Welt ist, passt Mola gut. Der größte Mondfisch aller Zeiten strandete am Strand von Whangarei Heads in Neuseeland.
Seine Flossenausstattung und Fortbewegung sind bemerkenswert.
Das Tier hat am Körperende einen gewellten Saum, eine Flosse ragt senkrecht nach oben und eine nach unten: Die Rücken- und Afterflosse. Der gewellte Saum ist eine ungewöhnlich breit angesetzte Rückenflosse. „Gephyrocerk“, nennen die Ichthyologen diese Form, sie kommt nur beim Mondfisch vor.
Beim Schwimmen ist zu sehen, dass das Tier tatsächlich mit den nach oben und unten stehenden Flossen, der Rücken und Afterflosse, synchron schlägt. Langsam und behäbig, nicht pfeilgerade, sondern eher schaukelnd, pflügt er durch den Ozean. An der Oberfläche liegt er oft auf der Seite, dann sind die keilförmige After- und Rückenflosse in Aktion und rudern durch Wasser und Luft. Ein auf die Seite gekippter Fisch, der scheinbar hilflos mit den Flossen in der Luft rudert, wirkt schnell wie ein Fisch in Seenot. Andere Beobachter haben dieses Oberflächenverhalten als „Sonnenbaden“ interpretiert. Daher kommt sein englische Trivialname: „Sunfish“.
Der Mondfisch hat keine Schuppen, sondern eine ledrige Haut, seine Oberfläche wirkt stumpf grau und faltig. Die dicke Schicht des subkutanen Gewebes ermöglicht rasche Tiefenwechsel, da es eine gelatinöse, unkomprimierbare Zusammensetzung hat.
Sein großes Auge ist dunkel, die zugespitzte Mundpartie gibt ihm einen etwas überraschten Gesichtsausdruck. Die Mundöffnung steht meist offen, die Zähne sind zu einer Art Papageienschnabel verwachsen. Ein sanfter Riese, der in einigen großen Meerwasser-Aquarien bewundert werden kann, etwa in Stralsund im Ozeaneum.
Ein genügsamer Riese, der Quallen und Salpen frisst. Daneben speist er auch andere planktische Organismen wie Aallarven, Flügelschnecken, Krebse, kleine Fische und Tintenfische oder auch Schlangensterne.
Baby-Mondfisch – ein Sternchen
Baby-Mondfische sehen aus wie Sternchen.
Gut, die Bezeichnung „Baby“ ist nicht korrekt, es ist natürlich eine Larve.
Die Stacheln sollen die Jungtiere vor Freßfeinden schützen.
Der Mondfisch-Nachwuchs hat übrigens etwa 300 Millionen Geschwister, die grauen Meeresriesen sind außerordentlich fruchtbar. Die 3 Millimeter kleinen Winzlinge haben noch eine richtige Schwanzflosse.
Neue Forschungsergebnisse: ein neues Bild des Mondfisches
Die Gruppe der Mondfische (Molidae) steht nach neuen molekularbiologischne Untersuchungen gar nicht mehr so allein in der Fisch-Systematik: Sie sind verwandt mit den Tetraodontiformes, den Kugelfischverwandten.
Pope und seine Kollegen haben 2009 telemetrische Daten einiger mit Sendern markierten Fische publiziert, die klar belegen, dass die Tiere zügig und zielstrebig die Ozeane durchqueren. Sie jagen bis in 250 Metern Tiefe. Auf solche Tauchgänge in Meeresschichten mit nur noch 6,8 °C Wassertemperatur folgt oft eine Periode des „Sonnenbadens“. Dieses Verhalten könnte also ein Ausgleichen des Wärmeverlusts sein.
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