E: Ozeanographische Veränderungen: wahrscheinlichster Grund
Pierce, Santos, Smeenk et al (2007) kommen zu dem Ergebnis:
„We show that long-term interannual variation in the incidence of sperm whale strandings on North Sea coasts is related to positive temperature anomalies: the incidence of strandings was higher in warmer periods. The effect of temperature anomalies explains between 8 and 9% of variation in the strandings series. Inclusion of sunspot cycle length as an additional predictor did not significantly improve this model. It is suggested that this link with positive temperature anomalies may reflect changes in the distribution of the sperm whales’ main squid prey”.
Die Gründe für den Irrweg der Pottwale sind besonders wahrscheinlich in ozeanographischen Änderungen zu suchen: Durch Veränderungen der Wassertemperatur verändern die Kalmare des Nordatlantiks ihren Aufenthaltsort. Und die Pottwale schwimmen ihrer Lieblingsbeute, dem Kalmar Gonatus fabricci, der den größten Teil ihres Mageninhalts ausmacht, hinterher.
Auch die Pottwalstrandungen von 2016 scheinen mit einem Warmwasservorstoß ins Polarmeer zusammenzuhängen. Die Pottwal-Experten A. und W. Steffen haben dazu umfassend recherchiert. Das ist zwar noch keine wissenschaftliche Publikation, ist aber sauber zusammengetragen udn paßt ins Bild.
In den letzten 500 Jahren ist es zweimal zu einer sehr hohen Dichte von Pottwal-Massenstrandungen
in der Nordsee gekommen: Ende des 18. Jahrhunderts und Ende des 20. Jahrhunderts.
1996 hatte ich an einem gestrandeten Pottwal auf Norderney mit gearbeitet, es war ein beeindruckendes Erlebnis. Smeenk hat damals viele Fakten zusammengetragen, die Publikation ist immer noch aktuell.
Es ist nicht auszuschließen, dass von Menschen verursachte Störfaktoren wie viel Schiffsverkehr, Ölbohr-Plattformen und andere, mit ihrer Geräuschkulisse die Pottwale zusätzlich verwirren.
Aber sie sind nicht die Ursachen für die Strandungen.
Die Strandungen von Pottwal-Bullen in der Nordsee sind leider ein natürlicher Vorgang.
Die Massenstrandungen in den 1990-er Jahren und jetzt offenbar wiederkönnten ein Hinweis darauf sein, dass die Pottwalbestände sich in der Nach-Walfangära wiedererholen.
Die Tiere sterben meist während oder kurz nach der Strandung an Streß und Überhitzung.
Sie haben keine Überlebenschance. Ein so großes und schweres Tier kann man leider nicht einfach wieder ins Wasser schieben oder ziehen. Außerdem bliebe dann immer noch die Frage, wie man den wal wieder auf Kurs bekommt…
Zum Weiterlesen:
Blog “Pottwale”
https://www.pottwale.de/warum-stranden-pottwale-immer-wieder/
Blog “Meeresakrobaten”
https://www.meeresakrobaten.de/?s=G%C3%BCnther+Behrmann&submit=
Print:
Kurzes Interview mit Dr. Harald Benke in der Februar-Ausgabe von Bild der Wissensschaft
Im Rahmen des großen Beitrages über Pottwal-Verhalten, -Sprache und -Kultur. Von mir persönlich geschrieben.
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