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Ex machina (2015)

In den noch recht neuen Filmen „Her“ und „Ex machina“ steht die Paar-Beziehung im Fokus. Kann man(n) herausfinden, ob man mit einem Menschen oder einer künstlichen Intelligenz spricht und flirtet? Ist der Turing-Test zuverlässig? Ist eine KI vielleicht sogar die „bessere“ Beziehung, weil ihre Algorithmen sie passender und gefälliger machen als jedes menschliche Gegenüber es könnte? Beide Filme sind mir unter die Haut gegangen, denn sie zeigen, wie viel Macht eine Maschine über einen Menschen erlangen kann. Eine KI könnte ein menschliches Gehirn in einen Kokon von scheinbarer Interessiertheit und Faszination einspinnen, eine sanfte Maschinenstimme könnte eine größere Verlockung als die Borg-Queen sein. Dabei kommt die Frage auf, was heute bereits möglich ist: Können Algorithmen einen Menschen, der Aufmerksamkeit sucht, heute schon „einwickeln“. Und: Wieweit kann ein menschliches Gehirn, das nach Zuwendung und Übereinstimmung giert, rational genug sein und sich Einhalt gebieten? Ist die Faszination einer einlullenden, positiv bestätigenden Cyber-„Liebe“ größer als ein echtes menschliches Miteinander?

Ein kurzer Ausblick zum Schluss wirft die Frage nach den moralischen Grenzen von Robotern und KI auf. Der Physik-Nobelpreisträger Stephen Hawking hatte 2015 gewarnt: Die wirkliche Gefahr bei künstlichen Intelligenzen sei nicht Bosheit, sondern Fähigkeit: “Eine superintelligente künstliche Intelligenz wird extrem gut in der Erfüllung ihrer Ziele sein und wenn diese Ziele nicht mit unseren übereinstimmen, haben wir ein Problem”. Ebenfalls 2015 hatten vier führende Wissenschaftler der KI-Entwicklung in Nature in vier Aufsätzen eine Ethik für KIs angemahnt (Stuart Russell: „Take a stand on AI weapons“, Sabine Hauert: „Shape the debate, don’t shy from it“, Russ Altman: „Distribute AI benefits fairly“, Manuela Veloso: „Embrace a robot–human world“).
Wie Hawking sagte: Es liegt nicht an den Maschinen, sondern an den Menschen, die die Maschinen programmieren und einsetzen. Friedliche Anwendungen für Roboter, Cyborgs und KIs gibt es genug, vom Pflege-Assistenz-Roboter bis zum Forschungs-Roboter, der über ferne Himmelskörper rollt. Immerhin leben wir heute in dem Zeitalter, in dem unser Nachbarplanet Mars von gleich mehreren Robotern „bewohnt“ ist.

Das Thema um künstliche Lebensformen in der SF zeigt für mich wieder einmal die Stärke dieses Genres, das aufkommende Themen erahnt und in eine breitere Diskussion bringt, als es Fachaufsätze normalerweise schaffen.

(Dieser Beitrag ist eine stark gekürzte Zusammenfassung meines Vortrags „Roboter, Cyborg und KI in der Science Fiction“. Der Vortrag stellt kurze Schlaglichter auf Meilensteine der SF und ihre gesellschaftlichen Hintergründe und Bedeutungen vor, er ist – weit entfernt von der Vollständigkeit dieses Themas – als Anreiz zur Diskussion gedacht.)

 

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Kommentare (6)

  1. #1 MartinB
    24. Mai 2016

    Also entweder kommt da noch ein dritter Teil, oder ich bin ganz fürchterlich enttäuscht – schon der zweite Text mit dem Wort “Dinosaurier” im Titel ohne Dinos im Text.
    Ist sowas überhaupt erlaubt? 😉

  2. #2 Bettina Wurche
    24. Mai 2016

    @MartinB: Ja, natürlich, wir Science-Blogger nennen das Click-Bait 😉
    Mein zweiter Fed-Con-Vortrag hieß:
    Dinosaurier-Forscher als Vorbilder für phantastische Film-Helden
    Dinosaurier-Forscher haben auf der Jagd nach Fossilien in unwegsamen Gegenden unglaubliche Abenteuer erlebt. Sie waren Ingenieure, Gelehrte, Gentlemen und Spione, viele von ihnen hatten außergewöhnliche Biographien. Damit sind sie ideale Vorbilder für Filmhelden phantastischer Filme wie Indiana Jones und Jurassic Park! Dieser Vortrag gibt einen Einblick in die Arbeit und das Leben dieser Forscher, von der viktorianischen Zeit bis heute. Außerdem geht es um die Veränderung unseres Blickes auf Dinosaurier – von der „Schrecklichen Echse“ zur „Guten Mutter“.”
    Den wollte ich eigentlich nicht auch noch aufschreiben, schließlich will ich hier nicht alle meine Geheimnisse verraten.

  3. #3 MartinB
    24. Mai 2016

    “Ja, natürlich, wir Science-Blogger nennen das Click-Bait”
    Edle und lautere Blogger, die das Bloggen nur aus hehren Motiven betreiben, kennen sowas natürlich nicht…
    Also keine Dinos in einem Teil 3. 🙁

  4. #4 Bettina Wurche
    24. Mai 2016

    @MartinB: Hmmm…vielleicht lasse ich mich ja erweichen, am Wochendende noch was dazu zu schreiben. Ich kann doch einen erwachsenen Mann nicht weinen sehen. Zu schade, dass ich mal wieder nicht photographiert habe, da waren einige so schöne Steampunk-Indiana Jones-Versionen unterwegs.

  5. #5 dekard
    25. Mai 2016

    Vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag 🙂

    dekard

  6. […] wie Kolonialismus oder Klimakrise gesellschaftspolitisch brandaktuelle Themen und ist damit Science Fiction im ursprünglichen Sinne, die ja vor über 100 Jahren als Gesellschaftskritik angelegt war.  Die SF-Jahr Herausgeber […]