Dieser Text umreißt meinen Vortrag “Dinosaurier-Forscher als Vorbilder für Helden der Phantastik”. Es ist ein Name-Dropping, zu dem sich das Nachschlagen jedes einzelnen Namen und jeder Quelle lohnt. Gleichzeitig zeigt er eine grobe Übersicht der Entwicklung der Dinosaurier-Forschung bzw. anderer Forschungsthemen auf. In den Filme und Büchern spiegelt sich auch, wie sich unser Bild der Dinosaurier verändert hat – von der schrecklichen Echse zur Guten Mutter.
Der Vortrag enthält natürlich viel mehr Bilder, mehr Hintergründe und mehr amüsante, persönliche und unglaubliche Anekdoten.
Dinosaurier sind Reptilien aus der irdischen Vergangenheit und seit 65 Mio Jahren ausgestorben. Trotzdem beschäftigen sie auch heute noch viele Menschen und sind ein unverzichtbares Element der Pop-Kultur, immer wieder tauchen sie in Büchern und Filmen auf.
Oft vergeht die Dinosaurier-Begeisterung von Kindern und Jugendlichen mit der Pubertät, im Erwachsenenalter ist sie oft nur noch eine vage Erinnerung. Wenige Erwachsene bleiben den Dinos treu und studieren Paläontologie, um die Schrecklichen Echsen zu ihrem Beruf zu machen. Andere Erwachsene nehmen die Reptilien mit auf phantastische Reisen, denn: Dinos sind heute Teil der Science Fiction!
Die wichtigsten erzählerischen Bögen sind
- Zeitreise: Forscher oder Entdecker reisen durch die Zeit zurück, um Dinos zu jagen oder zu beobachten
- Wiedergeburt: Forscher „züchten“ Dinos durch Klonen o ä Technologie
- Lost World: Isolierte Ökosysteme mit Dinos sind erhalten geblieben
- Xenosaurier (Dinosauride Aliens): Story mit dino-ähnlichen Aliens o von Dinos abstammenden Alien-Rassen
Es geht also um einen fiktiven, spekulativen Vorstoß ins Unbekannte, aber irgendwie noch Mögliche. So ergibt sich die herbeigesehnte Gelegenheit für einige Menschen, die Urzeit-Getüme persönlich zu treffen. Das erklärende Vehikel ist dann eine Zeitkapsel oder mehr oder weniger konstruierte futuristische Technik, wie Gentechnologie oder Zeitmaschine (Bernhard Kempen: „Abenteuer in Gondwanaland und Neandertal“). Oder ganz anders oder so ähnlich.
Meine Dino- und SF-Begeisterung ergänzt sich ideal. Dinophilie ist unter SF-Fans erstaunlich weit verbreitet und absolut akzeptiert.
Eine besonders schöne Dino-SF-Anekdote ist, dass der Wash, der Pilot der legendären „Firefly“, auf seinem Steuerpult zwei Dinosaurier stehen hat:
Interessanterweise erstreckt sich dies nicht nur auf die Echsen selbst, sondern auch auf ihre ErforscherInnen. Als ich im vergangenen Jahr im Info-Zentrum Dinosaur Isle auf der Isle of Wight stand und mich ins Erdmittelalter zurückdachte, sah ich dort auch eine Widmung der viktorianischen Dinosaurierforscher. Zu Zeiten der langen Regierungszeit der Königin Viktoria von 1837 bis 1901– eben im viktorianischen Zeitalter – lief die Industrialisierung auf vollen Touren. Viele wichtige Entdeckungen und Entwicklungen fanden in England statt, der Eisenbahnbau, Kanalbau und Bergwerksbau wurden als Grundpfeiler der Industrialisierung schnell vorangetrieben. Durch die systematische Erkundung und Erforschung des Untergrunds des United Kingdom entstanden auch die moderne Geologie und Paläontologie.
Beim Eisenbahnbau fiel auf, dass der Untergrund in Schichten gelagert ist. Manche der Schichten setzten sich über weite Entfernungen fort oder verschwanden und tauchten später wieder auf. Die Abfolge dieser Schichten war offenbar nicht zufällig, sondern regelmäßig, außerdem enthielten manche Schichten die versteinerten Überreste von heute nicht mehr existierenden Tieren und Pflanzen (Deborah Cadbury: „Dinosaurierjäger“). In Gruben, im Tage- und Unter-Tagebau kamen die Überreste rätselhafter Tiere zum Vorschein. Der Arzt und Fossilienforscher Gideon Mantell war einer der ersten Dinosaurier-Forscher, er beschrieb den ersten Iguanodon. Seine Frau Mary-Ann unterstütze ihn nach Kräften, sie fand nicht nur den ersten Megalosaurus-Unterkiefer sondern beschrieb und zeichnete auch viele der Fossilien.
Gleichzeitig wurde es durch den beginnenden Bäder-Tourismus schick, an die Küsten zu fahren und vor allem in Südengland, an der Küste Devons und Dorsets, kam das Sammeln von Fossilien in Mode. Die „Kuriositäten“-Sammlerin Mary Annings entdeckte u. a. den ersten Ichthyosaurier, auch die gebildete Elizabeth Philpott war dort aktiv (Tracy Chevalier: “Bemerkenswerte Frauen”). Heute ist dieser paläontologisch und wissenschaftsgeschichtlich bedeutende Küstenabschnitt das Weltnaturerbe Jurassic Coast
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