Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass man so große Mengen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre ziehen und in Algen binden könnte, dass es zu einer weltweiten Abkühlung kommen könnte. John Martin, der Direktor des Moss Landing Marine Laboratory, hatte 1988 formuliert: “Give me a half tanker of iron, and I will give you an ice age.” (Diesen Satz soll er in seinem „besten Dr. Strangelove-Tonfall“ gesagt haben, möglicherweise war die Bemerkung teilweise ironisch gemeint.)
Der Bremerhavener Meeresforscher Smetacek und einige indische Fachkollegen hatten 2004 an Bord des Forschungsschiffes „Polarstern“ aus ein Eisendüngungsexperimenten im Südpolarmeer durchgeführt. So wollten sie erproben, ob, wo und wie sich die erhoffte Versenkung von CO₂ ökologisch verträglich durchführen lässt.
Dieser Feldversuch im Rahmen des Projekts EIFEX ist sehr kontrovers diskutiert worden, denn letztendlich kann natürlich niemand genau vorhersagen, was der Eiseneintrag in so einem komplexen Ökosystem bewirken wird. Eine solche großflächige Düngung des Ozeans wäre schon ein groß angelegtes Geo-Engineering und birgt Risiken. Die Düngung könnte nämlich auch das Wachstum giftiger Algen fördern, was dann nicht nur für Meeressäuger sondern die gesamte Meeresfauna tödlich enden könnte.
Trotz der Risiken haben große Firmen natürlich ein großes Geschäft gewittert, schließlich geht es um den Milliardenmarkt mit CO₂-Zertifikaten. Um mögliche unabsehbare ökologische Folgen zu verhindern, ist die Eisen-Düngung des Ozeans 2007 in der London Convention geächtet worden (CONVENTION ON THE PREVENTION OF MARINE POLLUTION BY DUMPING OF WASTES AND OTHER MATTER […]: Statement of concern regarding iron fertilization of the oceans to sequester CO2).
Im Moment bleibt die Düngung der irdischen Ozeane den Walen und anderen Wesen vorbehalten. Ob die Wale nun als Ingenieure, Gärtner oder Farmer des Meeres tätig werden. Fest steht, dass sie das Algen- und Krillwachstum nach Kräften unterstützen. Und vor allem die Pottwale, so schreibt auch Trish J. Lavery, helfen mit ihren besonders eisenhaltigen braunen Wolken, auch gehörig beim Versenken von Kohlenstoffdioxid im Meer: „We find that Southern Ocean sperm whales stimulate the export of 4 × 105 tonnes of carbon per year to the deep ocean and respire only 2 × 105 tonnes of carbon per year. By enhancing new primary production, the populations of 12 000 sperm whales in the Southern Ocean act as a carbon sink, removing 2 × 105 tonnes more carbon from the atmosphere than they add during respiration.” Und sie schlußfolgert: “The ability of the Southern Ocean to act as a carbon sink may have been diminished by large-scale removal of sperm whales during industrial whaling.”.
Mit anderen Worten: Die Pottwale machen´s mal wieder eine Nummer größer.
Einige persönliche Gedanken zu Walen, Fischen und Fischerei
Dass viele Wale zu einer höheren Produktivität des Meeres führen und somit auch reichere Fänge für die Menschen bedeuten, steht in krassem Gegensatz zu den üblichen Statements der Fischer und Walfänger, die großen und kleinen Meeressäuger mit und ohne Zähne würden uns Menschen den Fisch wegfressen.
Ich finde die Sicht der Ökologen deutlich überzeugender.
Die einziger Prädatoren, die Menschen, Walen, Robben, Seevögeln, Fischen und anderen Meereswesen das Seafood im gigantischen Umfang weg fangen, ohne etwas zurückzugeben, sind die Menschen selbst. Und zwar die gierigen, gigantischen Fangflotten der globalen Fischerei-Industrie, die ohne einen Gedanken an die Nachhaltigkeit ihrer „Ernte“ zu verschwenden, den Ozeanen ungeheure Mengen an Biomasse entnehmen und Bestand um Bestand Art gefährdend dezimieren. Das ist keine Ernte, sondern ein Raubbau.
Diese Erkenntnis ist gar nicht neu, sondern sehr alt. Der französische Historiker Michelet hat in seinem 1861 erschienen Buch „La Mer“ bereits den Niedergang der Kabeljau- und Walbestände im Zuge der Industrialisierung der Fischerei vorausgesagt und mit dieser düsteren Prognose leider recht behalten.
Jules Verne legt in „20.000 Meilen unter den Meeren“ Kapitän Nemo manche dieser kritischen Aussagen in den Mund. Mittlerweile sind zumindest die Großwal-Bestände vor der totalen kommerziellen Ausschöpfung geschützt. Das Essen von Walfleisch ist in den meisten heutigen Kulturen geächtet, der Wal ist vom „Fisch“ zum „Mitwesen“ erhoben worden. Das ist zumindest mal ein Anfang beim Meeresschutz.
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