Am 10.07 strandete an der Küste Cornwall ein Pottwal. Wieder einmal eine Strandung dieser grauen Giganten der Tiefe, nach einem Winter mit viel zu vielen toten Leviathanen an den Nordseeküsten. Das Tier war lebend auf den flachen Sandstrand Perranporth beach aufgelaufen und starb dann erst eine ganze Weile später.

https://www.plymouthherald.co.uk/images/localworld/ugc-images/276351/binaries/sperm%20whale.jpg

Stranded sperm whale at cornish beach (Plymouth Herald)

An den meisten europäischen Küsten stranden diese größten aller Zahnwale eher im Winter. An britischen Küsten kommt es, wie mir das Team des Cetacean Strandings Investigation Programme- UK strandings – auf meine Nachfrage erklärte, tatsächlich auch ab und zu im Sommer zu einer Pottwalstrandung. An den nord- und mitteleuropäischen Küsten stranden normalerweise männliche Pottwale.
Aber diese Strandung war grundsätzlich anders: Der tote Wal (national reference SW2016/340) war ein Weibchen!
Pottwale leben den größten Teil des Jahres nach Geschlechtern getrennt: Die Weibchen leben mit ihren Jungen in der Nähe des Äquators, z. B. bei den Azoren, und zwar in engen Gruppen aus Familien und Freundinnen. Die Männchen ziehen nach der Pubertät in die subpolaren Gewässer nach Norden bzw. Süden. In Nordeuropa lebt vor den nordnorwegischen Vesteralen-Inseln eine große Gruppe von Pottwal-Bullen.

https://www.telegraph.co.uk/content/dam/video_previews/r/5/r5ewtxnde664ci_ov-futudbiiimwqk-large.jpg

Stranded sperm whale washes up on Cornish beach (Telegraph)

An den britischen, niederländischen, belgischen, deutschen und dänischen Küsten stranden Bullen auf ihrem Weg von Norden nach Süden, meistens wenn sie sich in die Nordsee verirrt haben und aus dem flache Schelfmeer nicht wieder herausfinden.
Dies ist nun der erste weibliche Pottwal an englischen Küsten, seit Beginn der Strandungsaufzeichnungen im Jahr 1913. Und der 6. Pottwale, der in dieser Zeit an der Küste Cornwalls gestorben ist.

Mitarbeiter des CSIP und Mitarbeiter und Freiwillige des Cornwall Wildlife Trust Marine Strandings Network/Exeter University haben nach dem Tod des Tieres am Strand die Sektion durchgeführt.

https://www.westbriton.co.uk/images/localworld/ugc-images/276391/Article/images/29503085/14871982-large.jpg

Post-mortem carried out on sperm whale on Perranporth Beach (Westbriton)

Die ersten Ergebnisse sind: Der Wal war ein 10.3 Meter langes erwachsenes Weibchen und in einem mäßig guten Ernährungszustand. Der Verdauungstrakt war leer, sie hatte also längere Zeit nichts gefressen. Abgesehen von ein paar Tintenfischschnäbeln und einem wenig starken Nematoden-Befund gab es auch keine Hinweise auf verschluckten Plastikmüll. Äußerlich waren keine Verletzungen zu erkennen, die auf eine Kollision mit einem Schiff hindeuten würden und es gab auch keine Netzmarken oder ähnliche durch Fischereigerät verursachten Verletzungen.
Bisher sieht es so aus, als ob der Wal nach der Lebendstrandung an dem damit verbundenen Stress gestorben ist.
Durch seine hochovale Form kippt ein gestrandeter Pottwal auf die Seite, so werden die Lungen zusammengedrückt. Bis jetzt ist nicht geklärt, warum das Tier gestrandet ist: Die Veterinäre und Biologen haben umfangreiches Probenmaterial für Laboruntersuchungen sichergestellt, möglicherweise geben die Bakterienkulturen, die Histopathologie oder die genetischen, toxikologischen, virologischen Untersuchungen Hinweise.

Ein gestrandeter Pottwal ist verloren, es besteht keine Möglichkeit, den schweren Meeressäuger wieder in tieferes Wasser zu bringen. In diesem Fall kam auch noch dazu, dass ablaufendes Wasser war, aber auch bei auflaufender Flut hat so ein Tier eigentlich keine Überlebenschance. Dieser weibliche und darum ja kleine, “grazile” Pottwal wiegt immer noch 40 Tonnen. Ein Delphin oder sogar Grindwal kann eventuell noch hochgehoben und zurück ins Wasser getragen werden, bei einem so großen Tier ist es ausgeschlossen. Jede Anstrengung, dieses Gewicht zu heben, müsste mit schwerem Gerät erfolgen und würde das Tier schwer verletzen. Kein Netz oder keine Plane kann unter dem schweren Körper hindurchgelegt werden, jedes Bewegung, die an Flossen, Kopf oder Leib angreift, um so ein Gewicht zu heben, würde schwere Verletzungen hinterlassen. Dazu kommt noch, dass die Masse den glatten Körper im weichen Sand regelrecht festsaugt. Nein, ein am Strand liegender Pottwal ist leider unrettbar verloren. Es gibt keine Möglichkeit, den gestrandeten Leviathan zu retten. Auch ein unverletzter Wal wird an Überhitzung und Stress sterben.

1 / 2 / Auf einer Seite lesen

Kommentare (38)

  1. #1 Spritkopf
    20. Juli 2016

    Ein Delphin oder sogar Grindwal kann eventuell noch hochgehoben und zurück ins Wasser getragen werden, bei einem so großen Tier ist es ausgeschlossen. Jede Anstrengung, dieses Gewicht zu heben, müsste mit schwerem Gerät erfolgen und würde das Tier schwer verletzen.

    Mit viel technischem Gerät und einer guten Portion Glück hat man es vor ein paar Tagen bei diesem 20 t schweren Buckelwal-Jungtier geschafft:
    https://www.youtube.com/watch?v=5sLB9hKGpog

    Ob das auch noch bei dem doppelt so schweren Pottwal-Weibchen funktioniert hätte, vermag ich nicht zu sagen. Aber es wärmt mir das Herz zu sehen, welchen Aufwand man heutzutage auf sich nimmt, um eines dieser fantastischen Tiere zu retten.

  2. #2 Bettina Wurche
    20. Juli 2016

    @Spritkopf: 40 t ist das Doppelt von 20 t – nach meiner Rechnung. Nein, das ist nicht möglich, die Gründe hatte ich ja genennt.
    Das UK stranding network hat eine hervorragende Logistik und sie hatten technische Unterstützung von verschiedenen anderen Diensten, die haben nicht einfach so die Hände die Hosentaschen gesteckt.

  3. #3 RPGNo1
    20. Juli 2016

    Bei Kleinwalen stranden oft ganze Schulen von Tieren (zumindest wird es in den Nachrichten entsprechend dargestellt). Gibt es das bei Pottwalen ebenso? Oder sind es eher Einzeltiere, die sich ins Flachwasser verirren und dann stranden?

  4. #4 Bettina Wurche
    20. Juli 2016

    @RPGNo1: Jein. Hier habe ich alles zu den Potti-Strandungen in der Nordsee zusammengefaßt:
    https://scienceblogs.de/meertext/2016/02/06/2016-pottwal-massenstrandungen-in-der-nordsee/
    Das macht diese Strandung des Weibchens in Cornwall ja so ungewöhnlich.
    Und es hängt immer von der Art u d Umständen ab. Schweinswale sind fast immer Einzelstrandungen kranker oder toter Tiere, es liegt also am Wal selbst.
    Massenstrandungen haben immer äußere Umstände: Irrweg, Giftalgenblüte, Sonareinsatz, Ölpest…
    Hier ist noch eine ungewöhnliche Massenstrandung:
    https://scienceblogs.de/meertext/2014/04/02/1-marinemanoever-im-mittelmeer-und-10-gestrandete-cuvier-schnabelwale/

  5. #5 RPGNo1
    20. Juli 2016

    @Bettina: Ok, danke schön.

  6. #6 Chemiker
    20. Juli 2016

    Ausnahmen scheinen die Regel zu bestätigen (PDF, S. 8):

    Perkins Bay, Stanley, 9 February 1982 (No.3l)
    Nine animals were first observed swimming offshore in the shallows at about 6 p.m. approximately one hour prior to the second lowest spring ebb-tide for the month of February. They became stranded later that same evening but four of them were refloated by the high spring tide just after midnight and next morning only five whales remained – all adult females. Whether the escapees survived is not known; those remaining were all dead by the following evening.
    Lengths ranged from 10.40 m to 11.25 m.

  7. #7 tomtoo
    20. Juli 2016

    ok das ist nur so eine theorie aber viele schaufeln (bagger ) und extrem leistungsgfähige pumpen (feuerwehr) könnten evtl. helfen. oder anders ausgedrŭckt wenn der wal nicht zum meer kommt muss das meer halt zum wal.
    den aufwand wird man nicht machen.

  8. #8 Bettina Wurche
    20. Juli 2016

    @Chemiker: Vor Tasmanien sind sowohl Strandungen einzelner Männchen als auch Massenstrandungen der Weibchen-Nachwuchs-Gruppen die Regel:
    “Sperm Whales are the second most common mass strander in Tasmania. Strandings generally occur on our north or west coast. Often single male Sperm Whales strand but there have been at least 20 recordings of nursery pods stranding (matriarchal pods). When matriarchal pods strand, all members come to the aid of others and end up in the same dire situation.”
    https://www.parks.tas.gov.au/?base=30518
    Diese Strandung in tasmanischen Gewässern ist also leider eher der Normalfall, kein Ausnahme.

  9. #9 Bettina Wurche
    20. Juli 2016

    @tomtoo: Mal abgesehen davon, dass man auf schlammigem Untergrund keine schweren Maschinen einsetzen kann, weil die nämlich einsacken, hat das Tier nicht die Ebbe überlebt. So schnell hätte selbst ein Großaufgebot nicht das Meer zum Wal bringen können.
    Bei solchen Strandungen kommt man nur zu Fuß, mit Allrad oder Unimog an die Strandung. Bagger etc kann man nur auf einem gefrorenem Strand einsetzen.
    Glaub´mir, das habe ich mehr als einmal mitgemacht.

  10. #10 tomtoo
    20. Juli 2016

    @bettina
    ist schon klar das war unbedacht von mir.
    seh ich so ein bild neigt mein denkapparat zu eigenartigen funktionsweisen.
    sry

  11. #11 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2015/08/27/wal-mit-elefanten/
    20. Juli 2016

    Haben die Tiere oft einen leeren Magen? Kommen sie in die ungewohnten Gewässer auf verzweifelter Nahrungssuche? Kann es sein, dass es Suizid ist, um nicht langsam verhungern zu müssen?

  12. #12 Bettina Wurche
    20. Juli 2016

    @user unknown: Nein, das ist sogar sehr selten. Und auch sehr ungewöhnlich, denn von Süden her ist sie am Kontinentalschelf entlaggekommen, einer hoch produktiven Meeresregion. Dort ist der Fischreichtum so groß, dass die Atlantik-Supertrawler dort relativ dicht beieinander sind. Es gibt Fisch und Tintenfisch, viele andere Wale (Delphine, Bartenwale, …). Vor Cornwall kommt der Golfstrom vorbei, kann gut sein, dass sie in einer Art Warmwasserblase oder -strom so weit nach Norden geschwommen ist. Aber die Weibchen schwimmen eben normalerweise im engen Familienverband und kommen nicht so weit nach Norden, darum ist es so rätselhaft.
    Den Suizid statt Hungertod halte ich für unrealistisch, ich habe schon zu viele ausgehungerte Wale gesehen. Und das Tier war nicht abgemagert, das sieht wirklich anders aus.
    Und: Ein verirrter Pottwal sollte seine Familie wiederfinden, schließlich klicken die Tiere laut und über weite Distanzen hörbar. Es ist völlig unverständlich, warum sie allein war.

  13. #13 Bettina Wurche
    20. Juli 2016

    @tomtoo: Kein Ding. Die Leute, die solche Strandungen bearbeiten, versuchen wirklich alles. Denen geht es ja auch an die Nieren, wenn da so ein Leviathan auf dem Trocknen liegt, das sieht niemand gern. Aber dieser Wal ist zumindest respektvoll behandelt worden. Es hat keinen Jahrmarkt gegeben, niemand ist auf dem Tier noch herumgeturnt, etc. Das ist ja auch schon was.

  14. #14 Pilot Pirx
    21. Juli 2016

    @Bettina: Ich hatte mir die selben Gedanken gemacht wie tomtoo und bin prinzipiell zu einer ähnlichen Lösung gelangt. Ich kann Dir versichern, es gibt Geräte, die da arbeiten könnten.
    Ist nur nix, was man einfach so bekommt und nicht für den kleinen Geldbeutel. Wenn Geld und Personal keine, absolut keine Rolle spielen würden, wäre bei rechtzeitiger Meldung auch die Zeit nicht mehr ganz so kritisch. Es müsse eine ständig bereite , entsprechend gedrillte Pioniereinheit sein, mit entsprechendem Material(wir reden da über WIRKLICH teuer Zeugs), dann könnte es klappen. Bis zur Flut müsste der Wal ja wohl nur irgenwie schwimmen
    Bliebe allerdings die frage, wie das Tier darauf reagiert, wenn die Technik neben ihm loswütet.
    Und bezahlen würde auch nix und niemand diese Unsummen für Anschaffung und Unterhalt, zumal man ja nicht nur eine solche Truppe bräuchte bei der Länge der Küsten.
    Also, geht praktisch wirklich nicht. Schade…

  15. #15 RPGNo1
    21. Juli 2016

    @tomtoo, Bettina, Pilot Pirx: Ich finde diese Gedankenexperimente zur Walrettung sehr interessant, auch wenn es in der Praxis mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals funktionieren wird.

  16. #16 Pilot Pirx
    21. Juli 2016

    Nun ja, ohne Beschränkung der Mittel käme das logistisch schon hin. Müsste eben nur streng militärisch gemacht werden. So mit schweren Lasthubschraubern in Sitzbereitschft und so.
    Die Truppe könnte in nicht mal ner Viertelstunde unterwegs sein, vermutlich schneller. Wär doch was .
    12. Pionierabteilung der 1. Walrettungsdivision.
    Die könnten vermutlich auch in Uniform mit radikalen Pazifisten auf ein Bier gehen… 😉

  17. #17 Bettina Wurche
    Darmstadt
    21. Juli 2016

    @PilotPirx: Die Logistik wäre für Biologen kein Problem. Wir müssen unsere Expeditionen und Exkursionen ja immer allein organisieren, inkl. Nachschub u. ä. Ich habe auch schon Strandungsarbeit organisiert.
    Aber es gibt keine Finanzierung für schweres Gerät und dessen Unterbringung. Und über alle anderen Hemmnisse, wie keine Nachhaltigkeit durch langfristige Arbeitsverhältnisse und chronische Unterfinanzierung im Bereich Forschung möchte ich hier wirklich nichts schreiben.
    Das größere Problem ist, dass man schweres Gerät kaum am lebenden Tier ansetzen kann, ohne es zu verletzen. Und ein Wal eben auch kein domestiziertes Tier ist, sondern mit einem Schwanzschlag eine Wirbelsäule brechen kann.

  18. #18 Pilot Pirx
    21. Juli 2016

    Doch, die Logistik wäre für Biologen ein Problem.
    Dazu gehört ja auch die Zeit. Bei einer Strandungsmeldung in mit dem Krempel in zwei Stunden aus 200 km vor Ort zu sein…na ja… .Ist eher was für spezialisierte militärisch gedrillte Truppen. Egal, utopisch.
    Aber mal ganz prinzipiell: wenn man neben dem Tier einen entsprechendes Loch schaffen und den Wal dann unterspülen würde, so daß er da reinrutscht? Man müsse ihn nicht berühren. Wie lange dürfte sowas maximal dauern?
    Aber mal was ganz anderes und vermutlich blöde Frage: Kann es sein, daß dieser Wal sozusagen im “falschen Körper” gesteckt hat? Zwar biologisch Weibchen, aber eben Verhalten wie ein Männchen?

    Egal, utopisch.

  19. #19 tomtoo
    21. Juli 2016

    @pilot pirx
    lustig exact mein gedanke.
    das loch müsste nicht tief sein und der wal würde in einer ca. 1 meter tiefen sandsuppe liegen.
    aber egal utopisch.

  20. #20 Pilot Pirx
    21. Juli 2016

    @tomtoo: Ach, das bekäme man sogar komfortabler hin. Es gibt schon passende Pumpsysteme, die das Spülgut trennen und das Wasser rückspeisen können.

  21. #21 tomtoo
    21. Juli 2016

    also eine art graben neben dem tier dann das tier unterspülen und gleichzeit den eingespülten sand auspumpen.
    soweit die theorie 😉

  22. #22 Pilot Pirx
    21. Juli 2016

    Und wenn ich es recht überlege, könnte man überhaupt en größten Teil der Arbeit durch spülen erledigen. Bleibt die Frage nach Wasser bei Ebbe. Etliches sollte der Untergrund hergeben und mit ein paar hundert Meter Schlauch und einfachen Pumpen kommt man möglicherweise auch an in Senken stehengebliebenes Wasser ran. Hängt wohl von den örtlichen Gegebenheiten ab.

  23. #23 tomtoo
    21. Juli 2016

    ok spinnerei aber die hauptarbeit würden die pumpen und die schwerkraft leisten.
    ich meine wissenschaft sowas könnte man ja mit toter materie testen und verfeinern. aber da werden wohl die geldgeber fehlen. 40 tonnen sind viel aber niemand muss sie heben sondern nur ne pfütze schaffen zum überleben,

  24. #24 tomtoo
    21. Juli 2016

    ja die saugschlauche sind so eine sache

  25. #25 tomtoo
    21. Juli 2016

    und natürlich die zeit. nicht zu schaffen auf diese art.

  26. #26 Pilot Pirx
    21. Juli 2016

    Was soll an den Schläuchen problematisch sein?
    Und testen? Solche Spülungen sind nix ungewöhnliches. Nur die frage, ob es dem zielobjekt zuträglich ist. Und man rechtzeitig ran ist.

  27. #27 tomtoo
    21. Juli 2016

    @bettina wenn so ein wal in 1m bis 2m tiefem wasser ist und ja gekühlt wird könnt er dann länger überleben ?

  28. #28 tomtoo
    21. Juli 2016

    @pilot pirx
    naja ich bin absolut kein feuerwehr experte aber mann müsste halt mit den pumpem nah ans wasser oder viel der schweren und unhandlichen saugschläuche transportieren ???

  29. #29 Pilot Pirx
    21. Juli 2016

    Sicher müsste man, wenn der Boden es nicht hergibt.
    Das wäre eben prinzipiell die ökonomisch machbare Lösung. Ob für das Tier grundsätzlich sinnvoll, dazu müsste Bettina was sagen. Über die technischen Einzelheiten kann man sich danach Gedanken machen.

  30. #30 tomtoo
    21. Juli 2016

    klar obs dem tier gut gehen würde danach ? rein von der technik her sehe ich es nicht so extrem utopisch.

  31. #31 tomtoo
    21. Juli 2016

    das rollen des tiers ist noch so eine sache.
    ok..ok

  32. #32 Bettina Wurche
    22. Juli 2016

    @Tomtoo, @PilotPirx: Also, die springenden Punkte sind nicht die fehlenden technischen Möglichkeiten, der fehlende Wille der Stranding-Network-Mitarbeiter oder deren fehlende Ausbildung/Engagement, etc.
    Sondern:
    1. Die fehlende Finananzierung für ungefähr alles
    2. Ein LEBENDER Wal – eine solche “Bergung” würde das Tier sehr wahrscheinlich erheblich verletzen;
    3. der Wal ist im Schlick festgesogen (oder liegt verkantet zwischen Felsen);
    4. das Tier kann durch bewußte oder unbewußte Bewegungen Helfer verletzen oder töten (ein Delphin von 2,50 bricht einem Menschen mit einem Flukenschlag Knochen, kommt regelmäßig vor. Ein Pottwal von 12 Metern hat wesentlich mehr Kraft in der Fluke und ein viel höheres Gewicht. Das könnte Tote geben).
    5. Strandungen an abgelegenen Stränden mit Steilküsten, an die schweres Gerät schwierig zu transportieren ist

    Der wesentliche Punkt ist jedoch, dass ein Pottwal auf die Seite kippt (s. Beitrag), das beeinträchtigt die Lungenfunktion beträchtlich. Dazu kommt, dass das Tier wegen seiner dicken Fettschicht ohne Rund-um-Energie-Abführung ins Wasser schnell überhitzt.
    Beides führt zum recht schnellen Tod nach der Strandung.

    Dazu kommt, dass für das Betreten einer Strandungsstelle oft noch Genehmigungen eingeholt werden müssen, so darf man etwa nicht einfach in ein Naturschutzgebiet, Dünenschutzgebiet, etc hineinfahren. Da darf man sich dann mit Nationalparks, Amtsveterinären, … ins Einvernehmen setzen. So man denn ein geeignetes Fahrzeug /Unimog oder Allradantrieb hat. In manchen Fällen kommt noch dazu, dass man auf vorgelagerte Inseln kommen muss. Dorthin gibt es Fähren zu buchen. Blöd ist es, wenn die Fähre wegen Eisgang oder Sturm nicht fährt. Habe ich alles so erlebt…

  33. #33 Pilot Pirx
    24. Juli 2016

    Also des Geldes wenig und der Bürokratie viel, von anderen Umständen abgesehen. Schade.
    Da kann man nix tun 🙁
    ach so, was ich schon die ganze Zeit sagen wollte, In Salzburg haben die Blaupunktrochen Nachwuchs.

  34. #34 Bettina Wurche
    24. Juli 2016

    @Pilot Pirx: Nicht nur, sondern auch. S. meine ausführliche Antwort.
    Wäre es nur eine Frage des Geldes, würde ich mich ernsthaft fragen, ob es legitim wäre, solche großen Summen für Wale auszugeben. Oder ob ich das Geld nicht eher dazu einsetzen sollte, um im Mittelmeer mehr Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Oder 12-jährige Kriegsflüchtlinge aus der Lohnsklaverei z. B. in der Türkei loszukaufen. Oder um 1000 Tieren aus Massentierhaltung ihren Tod etwas zu erleichtern, weil beim Schlachten wegen des totalen Preiskriegs alle Vorschriften zum Tierschutz außer Acht gelassen werden. Leider sind so viele Dinge, die mir wichtig sind, entsetzlich unterfinanziert. Ich finde es aber sehr wichtig, dass man auch bei der “Heiligen Kuh der Moderne”, nämlich beim Wal, manchmal ein Auge auf das Augenmaß behält.

  35. #35 anderer Michael
    9. August 2016

    Frau Wurche
    wann und wo wird der endgültige Obduktionsbefund veröffentlicht ? Bei der Exeter University habe ich nichts gefunden. Ohrerkrankungen, mit daraus resultierenden Störungen des Orientierungssinnes, gibt es auch bei Pottwalen.

  36. #36 Bettina Wurche
    10. August 2016

    @anderer Michael: Ich habe kiene Ahnung. Normalerweise wird so etwas ungewöhnliches gleich als Publikation rausgebracht, ich halte mal die Augen offen. Das sollte beim Stranding Network und im Marine Mammals Net die Augen offen. Mir ist bisher keine Publikation zu einer Pottwalstrandung und einer daraus resultierenden Strandung bekannt. Quellennachweis?

  37. #37 anderer Michael
    23. August 2016

    Pardon
    ich antworte spät. Zwischen Mensch und Wal ist ein gehöriger Unterschied. Ich hatte mal vor Jahren eine phlegmonöse Otitis externa durchs Tauchen im Meerwasser, ich war schwer krank. Ich dachte, bei Menschen häufiges Problem, bei Walen sicherlich seltener, könnte eine weibliche Pottwalstrandung erklären. Ich habe dazu nur diesen Uraltartikel gefunden.
    https://www.zeit.de/1972/49/weshalb-stranden-wale

  38. #38 Bettina Wurche
    24. August 2016

    @anderer Michael: Der Artikel ist wenig spezifisch. Für Pottwale ist mir kein Beleg für Strandung aufgrund Ohrerkrankung bekannt. Die derzeitige wissenschaftliche Meinung, warum Physeter-Bullen an nordeuropäischen Küsten stranden, habe ich in diesem Beitrag aufgeführt:
    https://scienceblogs.de/meertext/2016/02/06/2016-pottwal-massenstrandungen-in-der-nordsee/
    Die Ohren sind dabei garantiert untersucht worden, haben aber offenbar keinen wesentlichen Befund beigetragen. Parasitenbefall auch in den Ohren ist völlig normal, Wale haben in nahezu allen Organen Parasiten. Ob gestrandete Tiere signifikant mehr Parasiten/Entzündungen/… in den Ohren haben, wissen wir nicht, denn wir können sie nicht mit den nicht gestrandeten Tieren vergleichen.
    Die Cornwall-Strandung ist so außergewöhlich, weil es ein Weibchen war, das in diesen Gewässern und allein nicht vorkommen sollte.
    Der Vergleich mit dem Menschen hinkt hier. Die Ohren der Wale haben sich in ca 58 Millionen Jahren an das Leben und Tauchen im Salzwasser angepaßt. Eine solche Entzündung kann sicherlich vorkommen
    https://www.nmfs.noaa.gov/pr/health/noise/docs/defra_uk_review.pdf
    , ist aber in diesem Fall keine Erklärung für diese Massenstrandung.