Star Trek, eines der wichtigsten Science Fiction-Universen, feiert im September 2016 sein 50-jähriges Jubiläum – der September 1966 war ein großartiger Jahrgang. Das SF-Epos des einstigen Motorrad-Polizisten Gene Roddenberry besticht mit dem Blick in eine bessere Zukunft. Ein Gegenentwurf zu den vielen Dystopien des Genres. Viel Zwischenmenschliches, Zeitpolitisches, Philosophisches, Technik und eine kleine Prise Wissenschaftlichkeit geben gemeinsam mit den unaufgeregten Gewandungen ein ganz anderes Bild als so viele martialische Zukunftsszenarien.
Zum Star Trek-Jubiläum erscheint in nahezu jedem Medium, das etwas auf sicht halt, ein Beitrag über die wissenschaftlichen Visionen (Mobiltelefon zum Aufklappen) und die avantgardistische Soziologie (erster Kuss zwischen einer schwarzen Frau und einem weißen Mann auf dem Fernsehbildschirm). Star Trek ist längst ein Stückchen Kulturgeschichte, belächelt und gepriesen gleichermaßen, und viele Zitate gehören heute einfach zum üblichen Sprachgebrauch. Zumindest unter Nerds.
Sträflich vernachlässigt wird bei den Lobpreisungen der technischen, physikalischen und soziologischen Meilensteine oftmals die Zoologie von Star Trek.
Dabei kommen immer mal wieder interessante Organismen vor, auch wenn sie oft viel zu kurz zu sehen sind.
Eine der berühmtesten extraterrestrischen Lebensformen des Star Trek-Universums ist der Tribble – „everyone’s favorite purring ball of destruction“. Da ein Tribble selten allein kommt, sollte man vielleicht eher sagen: die Tribbles. Ihr erstes Auftreten in der legendären Folge „Trouble with Tribbles“ war derartig erfolgreich, dass sie noch mehrfach Gastspiele erhielten, bis in die Deep Space 9 („Trials and Tribble-ations“) und die „Enterprise“ –Ägide (“The Breach”) hinein.
Kennen Sie eigentlich Tribbles?
Hinter dem wissenschaftlichen Namen “Polygeminus grex“ (an anderer Stelle wird Tribbeleus pregnantum angeführt – da scheint noch etwas Verwirrung bezüglich der Nomenklatur zu herrschen) verbergen sich kleine flauschige Wesen, die katzenartig-schnurrende Geräusche von sich geben und dabei beruhigend vibrieren. Gleichzeitig neigen sie zu ungehemmter Nahrungsaufnahme und Vermehrung und haben eine erhebliche Abneigung gegen Klingonen.
Wesentlich mehr ist über diese flauschigen Aliens in den TV-Folgen kaum zu erfahren. Darum habe ich mich selbst daran gemacht, die wenigen Dokumente zu Tribbles zusammenzutragen, zu analysieren und durch eigene Betrachtungen zu ergänzen.
Ein ausgewachsener Tribble ist 25 bis 30 Zentimeter groß, der Umriss ist oval-rundlich. Die Unterseite ist abgeflacht. Sie haben weder Extremitäten noch sichtbaren Sinnesorgane, so entsteht der Eindruck einer kompakten Fellkugel.
Die Fellkugel ist offenbar Sauerstoff atmend und terrestrisch.
Ihre kleine Mundöffnung liegt am unteren Rand des Vorderteils. In keiner mir bekannten Star Trek-Folge und auch in allen anderen einschlägigen Quellen ist kein Hinweis auf durch die schnurrenden Aliens verursachte Bißverletzungen zu finden. Daher ist anzunehmen, dass sie entweder keine Zähne haben, oder nur kleine Zähne, die sie nicht gegen Menschen einsetzen.
Die Nahrungsaufnahme erfolgt irgendwie durch die Mundöffnung, ist aber bisher nicht im Detail dokumentiert worden.
Ihre Mundöffnung können Tribbles für die Aufnahme großer Nahrungspartikel erweitern.
Der Magen ist ein großer Verdauungssack, der nahezu alles aufnehmen und verdauen kann. Leber, Gallenblase und zwei Drüsen, die Verdauungssekrete abgeben sind in ihrem Aufbau einzigartig und ermöglichen dem Tribble die schnelle Verdauung großer Mengen Nahrung.
Sie haben kein inneres Skelett, allerdings fungiert die dicke muskulöse Haut als Außenskelett, sie ist wie bei verschiedenen irdischen Wirbellosen das Widerlager der Muskeln.
Ihre Fortbewegung ist hüpfend-wuselnd, so können sie auch größere Niveauunterschiede im Gelände oder in menschlichen Schiffen bzw. Behausungen überwinden. Eine Quelle besagt, dass sie zur Fortbewegung und zum Klettern Hautfalten an der Unterseite benutzen. Für eine schnellere Fortbewegung sollen sie sich rollen. Es ist zu bezweifeln, dass sie auf Bäume klettern, fliegen oder gar schwimmen können. Letzteres dürfte aufgrund der Fellstruktur auszuschließen sein.
Haut und Fell
Tribbles habe eine dicke, zähe Haut. Direkt unter der Haut liegt eine Schicht, die sensorische Reize aufnimmt, mit diesen Sensoren können Tribbles fühlen, hören, schmecken und mit ihrem Biosonar eine aktive Ortung vornehmen.
Tribbles haben langes, dichtes Deckhaar, das alle Körperöffnungen verdeckt und eine deutlich sichtbare Strichrichtung hat.
Über die mikroskopische Beschaffenheit des Fells ist bisher nichts publiziert. Dabei könnten derartige Mikrostrukturanalysen wertvolle Hinweise auf die systematische Zugehörigkeit der extraterrestrischen Pelztiere geben. Auf der Erde bilden Organismen sehr unterschiedlicher systematischer Zugehörigkeit mit unterschiedlichen Materialien Haar- und Pelzstrukturen aus. Säugetiere, bei denen ein Fell die übliche Form ist (die überwiegend haararmen Menschen sind da eine große Ausnahme) bilden die mehr oder weniger puschelige Körperbedeckung aus Keratinstrukturen aus. Insekten wie Hummeln oder die Seemaus – ein Borstenwurm namens Aphrodite – bilden ihre pelzartige Körperbedeckung aus Chitin. Einige Pflanzen entwickeln borstige bis pelzige Strukturen aus Cellulose.
Auch wenn das lange Fell der Tribbles aussieht, wie das von Säugetieren und auch die gleichen Farbtöne zeigt, von Weiß über Braun oder Grau, so kann es dennoch gänzlich anders aufgebaut sein.
Fortpflanzung
Die Hälfte eines Tribbles besteht aus dem Uterus, der in mehrere kleinere Kammern unterteilt ist. Die heranreifenden Eier nisten sich sofort im Uterus ein und reifen innerhalb von 12 Stunden zu einem lebensfähigen – also hüpfenden und gurrenden – Mini-Pelztier heran, das voll entwickelt und wiederum trächtig auf die Welt kommt.
Heterosexuelle Fortpflanzung kommt vor, häufiger kommen allerdinsg die hermaphroditischen Eigenheiten der Tribbles zum Einsatz.
Bemerkenswert ist ihre Fortpflanzungsfreude. Nach Dr. McCoys Aussage sind sie wahrscheinlich bisexuell oder Hermaphoditen und kommen bereits schwanger bzw. befruchtet zur Welt. Sie werfen (gebären?) nach nur 12-stündiger Trächtigkeit 10 Nachkommen. Für die Fortpflanzung brauchen sie freien Zugang zu Nahrung, dabei akzeptieren sie etwa Weizenkörner oder andere Nahrungsressourcen auf Kohlenstoffbasis.
Herkunft
Die Heimatwelt der Tribbles ist Cardegy II, ein lebensfeindlicher Planet mit ausgedehnten Wüsten und wenig Nahrung und Wasser. Die kleinen Pelzbälle können ihren Stoffwechsel herunterfahren und so auch lange Hungerperioden gut überleben. Sowie, etwa nach Regenperioden, genug Wasser und Nahrung vorhanden sind, nehmen die Fellbälle in sehr kurzer Zeit sehr viel Nahrung auf und vermehren sich rasant.
Soziopsychologische Wirkung
Die schnurrenden Fellkugeln üben, so Uhura, einen positiven Einfluss auf die Psyche von Frauen und Männern aus und scheinen Menschen durch ihre Gegenwart zu beruhigen. Sie steigern also die Lebensqualität. Diese positive emotionale Stimulation ist gerade auf Raumschiffen, auf denen die Besatzungen auf engem Raum für lange Zeit und mit wenig Abwechslung miteinander leben und arbeiten müssen, ein bedeutsamer Faktor.
Nur Klingonen und Tribbles haben eine heftige Abneigung gegeneinander. Die Klingonen haben, um die massenhafte Vermehrung der Fellkugeln einzudämmen, sogar einen Prädator gezüchtet, den Glommer. Das Tier sieht aus wie eine Fellkugel auf langen Beinen und verschlingt die Beute im Ganzen. Die Abneigung beider Lebensformen basiert also auf Gegenseitigkeit.
Die Abneigungsreaktion eines Tribbles gegenüber Klingonen ist so stark, dass er als Zeigerorganismus seinsetzbar wäre.
Ich werde mich bei nächster Gelegenheit bemühen, im Zuge der Feldforschung neue Daten aus erster Hand zum Thema „Tribble“ zu sammeln und zu publizieren.
Quellen:
https://www.lcarscom.net/tribbles.htm
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