Gleich beginnt die Pressekonferenz im ESOC, allmählich füllt sich der Raum.
Gedämpfte Gespräche mit den Kollegen, Kameraleute auf der Suche nach dem besten Platz zum Filmen und Journalisten, die an der Twitter-Timeline oder noch schnell am nächsten Beitrag schreiben.
Die Pressekonferenz beginnt um 10:00 Uhr, auf dem Podium werden dann Rolf Densing (“ESOC-Chef”), Jan Wörner (“ESA-Chef”), David Parker und natürlich Andrea Accomazzo sitzen.
Und dann werden wir wissen, was das ExoMars-Team heute nacht aus den Daten herausgelesen hat.
Gelandet ist Schiaparelli auf jeden Fall im vorgesehenen Zielgebiet, im Meridiani Planum. Aber in welchem Zustand?
Noch ein paar Hintergrundinformationen zur Auswahl des Landeplatzes:
Die Landestelle liegt in der Region Meridiani Planum am Übergang der nördlichen Tiefebenen zum südlichen Hochland des Mars. Das Areal auf der Höhe des Mars-Äquators ist flach und eben, eine wichtige Voraussetzung für eine sichere Landung. Außerdem ist in dieser tief gelegenen Ebene die Mars-Atmosphäre besonders hoch, was zum Abbremsen des Landers wichtig ist.
Diese phantastische interaktive Karte zeigt das Landegebiet und gibt viele zusätzliche Informationen.
Südöstlich der Landeellipse liegt der 22 Kilometer große Einschlagskrater Endeavour, der seit 2011 von dem NASA Mars-Rover Opportunity erfoscht wird. “Opportunity und der baugleicher Rover Spirit wurden 2003 von der NASA zum Mars geschickt. Spirit operierte bis 2010 auf der anderen Marsseite am Krater Gusev, Opportunity ist noch immer in Betrieb und untersucht im Moment Tonsedimente, die sich vor Milliarden von Jahren unter dem Einfluss von Wasser am westlichen Rand des Kraters Endeavour gebildet haben. Der Rover entdeckte auch Dünenfelder im Krater, die durch Wind und Staubstürme bewegt werden. Sulfate und Tone stehen im direkten Zusammenhang mit der Aktivität von Wasser an der Oberfläche und im Boden. Zusätzlich deuten feinkörnige Gesteine in Meridiani Planum auf die zeitweise Existenz eines flachen Gewässers hin.”
Auch die Hämatit-Vorkommen in der Ebene sind ein Hinweis darauf, dass dort früher Wasser war: “Stark vergrößerte Aufnahmen zeigen mineralische Konkretionen von Hämatit sowie Hohlräume in Gesteinen, die offensichtlich durch flüssiges Wasser gebildet wurden.”
Gerade aquatisch entstandene Ton-Sedimente sind natürlich besonders interessant für eine exobiologische Erkundung. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, in aquatisch abgelagerten Sedimenten fossile Lebensspuren zu finden besonders groß. Etwa Bakterienmatten sind in Meeren, Seen und Flüssen der Vergangenheit genauso präsent wie heute, sie gedeihen auf feuchtem Untergrund und sterben dort auch. Und unter guten Voraussetzungen, etwa ohne Freßfeinde oder den Boden durchwühlende Organismen, können aus einem Bakterienmassengrab sogar fossile Gesteinsschichten werden. Oder wenigstens einige Bakterien von ihnen erhalten bleiben.
Die Maxime für die Suche nach außerirdischem Leben “Follow the water” gilt also auch für Wasservorkommen der fernen Vergangenheit und mögliche Fossilien.
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