Gleich beginnt die Pressekonferenz im ESOC, allmählich füllt sich der Raum.
Gedämpfte Gespräche mit den Kollegen, Kameraleute auf der Suche nach dem besten Platz zum Filmen und Journalisten, die an der Twitter-Timeline oder noch schnell am nächsten Beitrag schreiben.
Die Pressekonferenz beginnt um 10:00 Uhr, auf dem Podium werden dann Rolf Densing (“ESOC-Chef”), Jan Wörner (“ESA-Chef”), David Parker und natürlich Andrea Accomazzo sitzen.

Und dann werden wir wissen, was das ExoMars-Team heute nacht aus den Daten herausgelesen hat.
Gelandet ist Schiaparelli auf jeden Fall im vorgesehenen Zielgebiet, im Meridiani Planum. Aber in welchem Zustand?

Noch ein paar Hintergrundinformationen zur Auswahl des Landeplatzes:

https://redplanet.asu.edu/wp-content/uploads/2014/03/ExoMars-2016-landing-site.jpg

Die Landestelle liegt in der Region Meridiani Planum am Übergang der nördlichen Tiefebenen zum südlichen Hochland des Mars. Das Areal auf der Höhe des Mars-Äquators ist flach und eben, eine wichtige Voraussetzung für eine sichere Landung. Außerdem ist in dieser tief gelegenen Ebene die Mars-Atmosphäre besonders hoch, was zum Abbremsen des Landers wichtig ist.
Diese phantastische interaktive Karte zeigt das Landegebiet und gibt viele zusätzliche Informationen.

Südöstlich der Landeellipse liegt der 22 Kilometer große Einschlagskrater Endeavour, der seit 2011 von dem NASA Mars-Rover Opportunity erfoscht wird. “Opportunity und der baugleicher Rover Spirit wurden 2003 von der NASA zum Mars geschickt. Spirit operierte bis 2010 auf der anderen Marsseite am Krater Gusev, Opportunity ist noch immer in Betrieb und untersucht im Moment Tonsedimente, die sich vor Milliarden von Jahren unter dem Einfluss von Wasser am westlichen Rand des Kraters Endeavour gebildet haben. Der Rover entdeckte auch Dünenfelder im Krater, die durch Wind und Staubstürme bewegt werden. Sulfate und Tone stehen im direkten Zusammenhang mit der Aktivität von Wasser an der Oberfläche und im Boden. Zusätzlich deuten feinkörnige Gesteine in Meridiani Planum auf die zeitweise Existenz eines flachen Gewässers hin.”

Auch die Hämatit-Vorkommen in der Ebene sind ein Hinweis darauf, dass dort früher Wasser war: “Stark vergrößerte Aufnahmen zeigen mineralische Konkretionen von Hämatit sowie Hohlräume in Gesteinen, die offensichtlich durch flüssiges Wasser gebildet wurden.”

Gerade aquatisch entstandene Ton-Sedimente sind natürlich besonders interessant für eine exobiologische Erkundung. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, in aquatisch abgelagerten Sedimenten fossile Lebensspuren zu finden besonders groß. Etwa Bakterienmatten sind in Meeren, Seen und Flüssen der Vergangenheit genauso präsent wie heute, sie gedeihen auf feuchtem Untergrund und sterben dort auch. Und unter guten Voraussetzungen, etwa ohne Freßfeinde oder den Boden durchwühlende Organismen, können aus einem Bakterienmassengrab sogar fossile Gesteinsschichten werden. Oder wenigstens einige Bakterien von ihnen erhalten bleiben.
Die Maxime für die Suche nach außerirdischem Leben “Follow the water” gilt also auch für Wasservorkommen der fernen Vergangenheit und mögliche Fossilien.

Kommentare (63)

  1. #1 RPGNo1
    20. Oktober 2016

    Auf Opportunity passt gut das alte VW-Käfer-Motto: “Er rollt und rollt und rollt…”

    Dann warte ich mal auf die Pressekonferenz und was sie uns Neues über das Schicksal von Schiaparelli bringt.

  2. #2 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    Update:
    Jan Wörner: TGO ist im richtigen Orbit (“successful orbit”) und kann den Datenstrom übertragen.
    Der Lander hat wie geplant das komplizierte Akopplungsmanöver durchgeführt. Alle Bewegungen des Landers sind dokumentiert und alle Daten sind an den TGO übertragen worden. “The landing test gives us some open questions”.
    Andrea Accomazzo: Alle Daten vom Lander sind dokumentiert und übertragen worden. Der TGO mit den wissenschaftlichen Instrumenten ist in sicherem Orbit und sendet. “The TGO part is very, very successful.”
    Der Lander ist wie geplant in die Atmosphäre abgestiegen, der Hitzeschild hat funktioniert. Die Landung des Test-Landers auf der Mars-Oberfläche ist dann im letzten Abschnitt nicht ganz wie erwartet abgelaufen. Die Ingenieure haben jetzt die Gelegenheit, die ganze Landungssequenz zu analysieren.
    (Sehr kurz zusammengefaßt)

  3. #3 RPGNo1
    20. Oktober 2016

    Es gibt also noch einen Hoffnung…

  4. #4 Spritkopf
    20. Oktober 2016

    Das heißt, man hat mindestens die Daten der Landung (oder des Crashs, je nachdem) sichern können. Das wäre immerhin die gute Nachricht in der schlechten Nachricht.

  5. #5 RPGNo1
    20. Oktober 2016

    Bah. Soll heißen “Es gibt also noch einen Funken Hoffnung…”

  6. #6 RPGNo1
    20. Oktober 2016

    @Spritkopf
    Seh ich auch so. Aus Fehlern kann man lernen, und es dann beim nächsten Mal besser machen. Wie viele weitaus kostspieligere Landungen, bei denen mehr auf dem Spiel stand, sind auf dem Mars schon in die Hose gegangen.

  7. #7 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    Hier ist die offizielle Pressemitteilung der ESA:

    “Pressemitteilung
    Nr. 36-2016

    Paris, den 20. Oktober 2016

    Analyse der Abstiegsdaten von Schiaparelli ist im Gang

    Die essentiellen Daten, die das ExoMars-Landegerät Schiaparelli gestern während seines Abstiegs zur Oberfläche des Roten Planeten an sein Mutterschiff, den Spurengasorbiter (TGO), gefunkt hat, wurden per Datenrelais zur Erde gesendet und werden gegenwärtig von Experten analysiert.

    Frühe Hinweise aus den Funksignalen, die sowohl von der weltweit größten Radioteleskop-Anlage für Wellenlängen im Meterbereich, dem Giant Metrewave Radio Telescope (GMRT) beim indischen Pune, als auch von der ESA-Sonde Mars Express aus dem Orbit empfangen wurden, lassen darauf schließen, dass das Landemodul die meisten Etappen seines sechsminütigen Abstiegs durch die Marsatmosphäre erfolgreich absolviert hat. Hierzu zählen unter anderem die Atmosphärenbremsung, die Entfaltung des Fallschirms und die Abtrennung des Hitzeschilds.

    Der Datenempfang durch das GMRT und Mars Express brach jedoch kurz vor der erwarteten Landung des Moduls auf der Marsoberfläche ab. Die Diskrepanzen zwischen den beiden Datensätzen werden gegenwärtig von Experten im Raumflugkontrollzentrum der ESA in Darmstadt analysiert.

    Um die Lage besser beurteilen zu können, mussten zunächst die ausführlichen Telemetriedaten des Spurengasorbiters untersucht werden, der zeitgleich mit dem Abstiegsflug von Schiaparelli ein entscheidendes, erfolgreich verlaufenes Manöver zur Einbringung in die Marsumlaufbahn durchgeführt hat. Die wichtigen Daten von Schiaparelli konnten aufgenommen und in den frühen Morgenstunden des heutigen Tages zur Erde gefunkt werden.

    Diese Daten wurden nun zum Teil analysiert. Sie bestätigen, dass die Phasen des Eintritts und des Abstiegs in die Atmosphäre wie erwartet verlaufen sind, die Ereignisse nach dem Abwurf des hinteren Hitzeschilds und des Fallschirms jedoch auf einen nicht planmäßigen Verlauf hindeuten. So scheint der Abwurf früher als geplant erfolgt zu sein, die Auswertung der Daten ist allerdings noch nicht abgeschlossen.

    Was die Triebwerke anbetrifft, kann zwar mit Sicherheit gesagt werden, dass sie für eine kurze Zeit gezündet wurden, es aber danach aussieht, dass sie ihren Betrieb früher als erwartet eingestellt haben – in welcher Höhe dies geschah, muss ebenfalls noch analysiert werden.

    “Nach den gestrigen Ereignissen haben wir jetzt einen eindrucksvollen Orbiter in der Marsumlaufbahn, der sich wissenschaftlichen Aufgaben widmen kann und als Relaisunterstützung für die im Jahr 2020 zu startende ExoMars-Rovermission dienen wird”, so ESA-Generaldirektor Jan Wörner. “Schiaparellis wichtigste Aufgabe lag in der Erprobung europäischer Landetechnologien. Dazu gehörte auch die Aufzeichnung von Daten beim Abstieg und es ist unerlässlich, dass wir nun herausfinden, was passiert ist, um für die Zukunft gerüstet zu sein.”

    “In Bezug auf das Testmodul Schiaparelli haben uns Daten erreicht, mit denen wir den gesamten Ablauf nachvollziehen können und die uns Hinweise darauf liefern werden, warum keine sanfte Landung erfolgte”, erklärt David Parker, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und robotische Exploration. “Ingenieurtechnisch gesehen ist es das, was wir von einem Test erwarten, und wir verfügen nun über äußerst wertvolle Daten, die wir auswerten können. Eine Untersuchungskommission wird sich näher mit diesen Daten befassen, zum jetzigen Zeitpunkt können wir keine weiteren Spekulationen anstellen.””

  8. #8 Michael
    20. Oktober 2016

    ” Das wäre immerhin die gute Nachricht in der schlechten Nachricht.”

    Es ist doch vollkommen unwichtig, ob die Landung erfolgreich war oder nicht. Mit Wissenschaft oder gar mit Fortschritt hat ExoMars so oder so nichts am Hut.

  9. #9 RPGNo1
    20. Oktober 2016

    Ok, Ingenieure der ESA, macht euch an die Arbeit und analysiert die Daten. Ich bin gespannt, welche Ergebnisse eure Auswertungen bringen werden.
    Und dem Orbiter wünsche ich eine lange erfolgreiche Karriere 🙂

  10. #10 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    @Michael: Bitte? Der Testländer bereitet auf die Landung des Rovers vor. Und TGO wird wissenschaftliche Daten sammeln und als Relais fungieren. Da sehe ich schon einen gewissen Ansatz zu zu Wissenschaft und Forschung.

  11. #11 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    @RPGNo1: TGO läuft wie “Schmidts Katze”. Interessant fand ich, wie viele Generationen von NASA- u ESA-Satelliten bei der Suche nach dem Funkkontakt involviert waren. Und wie tadellos die funktionieren. Dat löpt : )

  12. #12 Sascha
    20. Oktober 2016

    Kann Opportunity den Schiaparelli-Lander erreichen und die Unfallstelle untersuchen?

  13. #13 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    @Sascha: Nein. Das ist nicht möglich – Opportunity bräuchte bis zu Schiaparelli wohl 11 Jahre. Die DLR schreibt dazu: “Kein Treffen von Schiaparelli mit Opportunity
    Trotz der nahe beieinander gelegenen Landestellen wird es zu keiner – theoretisch vorstellbaren – Begegnung der beiden irdischen Mars-Kundschafter kommen (die auch wissenschaftlich kaum einen Sinn ergäbe): Schiaparelli ist eine unbewegliche Landesonde und Opportunity befindet sich mehrere Kilometer außerhalb der Landeellipse der ESA-Sonde am Krater Endeavour. Für die Marathon-Distanz von inzwischen über 42 Kilometer benötigte das NASA-Forschungsfahrzeug über elf Jahre. Hinzu kommt, dass der Rover unter technischen Aspekten betrachtet “nicht mehr der Jüngste” ist. Allerdings ist Opportunity das Landegerät mit der längsten Lebensdauer in der Geschichte der Planetenforschung. Ursprünglich für eine Forschungsfahrt von 90 Tagen entwickelt, hat Opportunity seine geplante Missionsdauer inzwischen um das 48-fache überdauert.”
    https://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10333/623_read-18751#/gallery/22371

  14. #14 RPGNo1
    20. Oktober 2016

    @Sascha
    Der Gedanke hat was für sich (auch wenn er nie erfüllt werden wird). Hand shakes zwischen Opportunity and Schiaparelli! DAS Foto würde ich mir gerne in die Wohnung hängen.

  15. #15 Sascha
    20. Oktober 2016

    @Bettina: danke für die schnelle Info.
    P.S.: neben dem Post-date noch die Post-zeit zu sehen, wäre manches mal ganz nett.

  16. #16 Sascha
    20. Oktober 2016

    Es scheint Gründe gegeben zu haben, das erfolgreiche Landeverfahren der Nasa für den Curiosity-Rover nur teilweise aufzugreifen. Mehrere funktionierende Verfahren sind natürlich an sich schon ein Gewinn. Aber wäre eine Übernahme der Nasa Landestrategie nicht vielleicht kostengünstiger und erfolgsversprechender gewesen?

  17. #17 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    @Sascha: Du darfst davon ausgehen, dass die ESA-Experten sich ihre Projekte verdammt gut überlegen und viele Alternativen theoretisch durchspielen und verwerfen. Vielleicht kann Dir Michael Khan (Go for launch”) antworten. Ich empfehle Dir allerdings, Dir vorher eine solide Sachkenntnis zuzulegen.

  18. #18 Spritkopf
    20. Oktober 2016

    Das Landeverfahren für Curiosity hat man deswegen machen müssen, weil Curiosity schon das Gewicht eines Kleinwagens aufwies (aus dem Gedächtnis: knapp unter 1000 kg). Ansonsten ist so ein mehrstufiges Verfahren ja sehr kompliziert und fehleranfällig.

  19. #19 Alderamin
    20. Oktober 2016

    Neuesten Twitter-Meldungen entnehme ich, dass der Hitzeschild schon 50 s vor der Landung (statt 30 s) abgeworfen wurde und die Landetriebwerke nur 3 s feuerten. 19 Sekunden später verstummte Schiaparelli. Klingt für mich so, als ob sie aus einer Höhe, für die sie 19 s Fallzeit benötigte, abgestürzt sei. Bei einer Mars-Schwerebeschleunigung von 3,69 m/s² komme ich auf eine Mindest-Fallhöhe von 666 Metern. Ups, schon die Zahl alleine lässt nichts Gutes vermuten… 😉

  20. #20 Alderamin
    20. Oktober 2016

    @Sascha

    Hat man doch gemacht. War nur eine andere Sonde, deren Technik man verwendet hat (die ironischerweise auch erst beim zweiten Anlauf funktionierte). Die Vikings wurden auch so gelandet. Die Abseilungstechnik von Curiosity war auf jeden Fall wesentlich komplexer und fehleranfälliger.

    Ein einfacheres Verfahren wurde bei der Pathfinder-Mission verwendet, mit Airbags statt Landetriebwerken. Da die ESA 2020 allerdings einen größeren Rover auf dem Mars landen will, kommt diese Technik möglicherweise aus Gewichtsgründen nicht in Frage (persönliche Mutmaßung). Und die Curiosity-Technik ist zu fehleranfällig.

  21. #21 RPGNo1
    20. Oktober 2016

    Oh je, wenn man den Spiegel Online Artikel liest, könnte man glauben, dass die gesamte Mission mehr Fehlschlag als Erfolg ist (Zitat: Bei der Raumfahrtorganisation bemüht man sich auf jeden Fall, “Schiaparelli” trotz der Funkstille auf dem Mars nicht als Fehlschlag erscheinen zu lassen. Man habe viel gelernt für zukünftige Missionen, viele Daten gesammelt. “Ja, ich bin glücklich”, sagt Esa-Chef Jan Wörner. “Das ist ein großer Erfolg.” Das kann man so oder so sehen…)
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/exomars-schiaparelli-schweigt-wahrscheinlich-fuer-immer-a-1117513.html
    Jemand sollte Herrn Seidler mal ordentlich auf die Finger klopfen. Ganz ehrlich, es wundert mich nicht, dass viele Leute inzwischen mehr den Blogs vertrauen als den Online-Auftritten großer Medien.
    Danke, Bettina, für deine wohltuend sachliche Berichterstattung, die sich positiv dagegen abhebt.

  22. #22 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    @RPGNo1: Ich bin nicht sicher, ob ich eine neutrale Berichterstattung mache : ) Es gibt da unterschiedliche Perspektiven. Christoph Seidl saß im gleichen Raum wie ich, hat die gleichen Statements gehört und die gleichen Leute fragen können. Ich halte es tatsächlich für nicht sehr durchdacht, wegen der letzten fehlenden 50 Sekunden, nachdem alles andere geklappt hatte, bei einer Mission, die für mich eine unglaubliche Leitung an die andere reiht, das Ganze so negativ zu beurteilen. Aber ich habe bereits gestern erwartet, dass medial ausgeschlachtet würde, dass letztendlich die Landung nicht erfolgreich war. Das sind eben mediale voraussehbare mediale Mechanismen, die von allein auf der Klaviatur der massenmedialen Katastrophengeilheit ertönen. Schließlich gilt “Good news are no news”. Ich denke, dass die Science-Blogs und andere solide Fach-Blogs einfach noch andere Perspektiven und mehr Hintergrundinfos bieten können. Und deswegen werde ich auch von ESOC zu solchen Events eingeladen und mache mir sehr gern selbst ein unabhängiges Bild von der Situation. Und durch die zusätzlichen privaten Gespräche bekomme ich noch mehr Infos als die normale Presse. Etwa in dem sehr guten Vortrag von Michael Khan am letzten Dienstag auf der Starkenburg-Sternwarte. Den er übrigens am Freitag noch einmal in Darmstadt hält:
    https://www.aaw-darmstadt.de/websystem/_main.php?page=termine.php

  23. #23 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    @Alderamin: Das habe ich auch so verstanden, dass die Bremsdüsen zu früh zu feuern aufgehört haben. An das zu frühe Abwerfen des Hitzeschildes erinnere ich mich nicht, ich habe verstanden, dass er korrekt abgeworfen wurde und Schiaparelli danach noch gesendet hat. Ich werde nochmal nachfragen..

  24. #24 Dampier
    20. Oktober 2016

    @Sascha #15

    P.S.: neben dem Post-date noch die Post-zeit zu sehen, wäre manches mal ganz nett.

    Ja das fehlt mir hier auch manchmal. Ist aber auf allen Scienceblogs so. Wenn du “Kommentare als RSS” anklickst (rechte Spalte über dem blauen Logo unter “Meta”), findest du eine Kommentarliste mit Uhrzeiten. Leider sind da immer nur wenige Einträge drin.

    @Bettina, ich verfolge dein Blog in den letzten Tagen mit eben der RSS-Anzeige. Leider werden immer nur die letzten 10 Kommentare angezeigt. Kannst du da einen höheren Wert einstellen? (Bei Florian sind es sehr viel mehr, das kann also offenbar jeder Blogger selbst einstellen). Das wäre sehr schön für den schnellen Überblick, oder zum live Mitlesen bei so Aktionen wie dieser. Danke :))

  25. #25 tomtoo
    20. Oktober 2016

    War ja von Anfang an klar das Schiaparelli ein Testballon für die Ingenieure ist. Die Wissenschaftliche Nutzlast war ja absichtlich minimal.
    Also mal die Daten auswerten und gut ist.
    @Bettina Danke für die “live” Berichterstattung. Diese “standart medien berieselung” ist, nach dem mann von dir verwöhnt ist, leider nur schwer zu ertragen

  26. #26 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    @Dampier, Sascha: Eine Möglichkeit, die Zeit einzustellen, habe ich nicht gefunden. Beim nächsten Live-Bericht sollte ich einfach eine Timeline in den Beitrag schreiben. Ich hab´s echt vergessen, das war seit gestern alles etwas multitasking, weil ich gleichzeit noch auf Twitter und FB unterwegs war.
    @Dampier: Ich habe das RRS-Feed jetzt höhergeschraubt. Sollte klappen.

  27. #27 Bettina Wurche
    20. Oktober 2016

    @Tomtoo: Ein Science-Blogger schreibt halt für ein anderes Publikum. Das andere Faktenlagen und andere Syntax gewohnt ist. Wir haben alle recht unterschiedliche Ansprüche. Es freut mich natürlich, dass es Dir/Euch gefällt, ich werde natürlich auch gern gelesen.

  28. #28 Dampier
    20. Oktober 2016

    Jo, das sieht doch gut aus. Danke 🙂

  29. #29 RPGNo1
    20. Oktober 2016

    @Bettina

    @RPGNo1: Ich bin nicht sicher, ob ich eine neutrale Berichterstattung mache : )

    Du bist begeistert bei der Sache, und diese Begeisterung nehme ich dir ohne weiteres ab. Trotzdem weist du auch immer in ausgeglichener Weise auf Schwierigkeiten, Möglichkeiten, Probleme oder Erfolge hin, wie in deinen Artikeln zum ExoMars-Mission oder auch zu Rosetta und Philae.
    Diese Neutralität fehlt schlicht beim Spiegel Online-Artikel. Das vermeintlich Negative, der Crash von Schiaparelli, wird herausgestellt, ohne richtig auf die Chancen einzugehen, die eine Auswertung der Landerdaten bietet, nämlich beim nächsten Mal eine gute Landung hizubekommen. Ebenso wird nur oberflächlich auf den bisherigen Erfolg des TGO eingegangen.

  30. #30 Spritkopf
    20. Oktober 2016

    Manchmal habe ich den Eindruck, dass Journalisten, die wie der Herr Seidler keinen naturwissenschaftlichen oder wenigstens technischen Hintergrund haben, die Schwierigkeit einer solchen Aufgabe grob unterschätzen. Und wenn dann ein Testballon wie ExoMars den letzten Teil nicht erfolgreich absolviert, muss es sich zwangsläufig um einen schweren Fehlschlag handeln, der das Nachfolgeprojekt grundsätzlich in Frage stellt.

    Verdammt, das ist der Mars. Dorthin zu fliegen und erfolgreich zu landen ist immer noch kein Kinderprogramm. Das JPL hat mit Curiosity ein Meisterstück abgeliefert, vor dem ich meinen Hut ganz tief ziehe. Aber auch das hätte schiefgehen können. Und auch in diesem Fall hätten sich die ganzen Kritikaster und Besserwisser eingestellt und “schon vorher gewusst, dass das nix werden kann”.

  31. #31 Bert
    20. Oktober 2016

    @Spritkopf: Ursächlich für “Meisterstücke” sind sicher die vorlaufenden Entwicklungs-, Produktions- und Testumgebungen. Der Zufall eher weniger. Ob die ESA ihre Projekt-Entstehungsketten entsprechend hinterfragt und optimiert?

  32. #32 Bert
    20. Oktober 2016

    @Spritkopf: zum “Meisterstück” Curiosity fällt mir noch ein, daß ich von der ständigen begleitenden öffentlichen Darstellung der Entwicklung des MSL auf den Nasaseiten sehr angetan war.

  33. #33 anderer Michael
    20. Oktober 2016

    Nun, ich verstehe nicht viel von der Raumfahrt. Gesetzt den Fall Schiaparelli ist tatsächlich am Boden zerschellt, dann lass ich mir gerne sagen, dass es trotzdem ein Erfolg sei. Nur die anderen haben schon vor Jahren einige Sonden erfolgreich auf den Marsboden gebracht.
    Eigentlich ist der Abstand doch riesig. Denn letztlich Erfolg ist nur dann, wenn etwas Funktionierendes auf den Marsboden landet. Und selbst wenn die kompliziertesten Manöver und Berechnungen bis 10 m vor Landung erfolgreich sind, falls doch bloß “Schrott” rauskommt, das Endergebnis ist negativ. Bei allem Respekt , dass fast alles geklappt hat, bis auf die Bremsung oder den Abwurf des Hitzeschildes.Besteht denn eine Chance , dass sich morgen Schiaparelli meldet?

  34. #34 Spritkopf
    21. Oktober 2016

    @Alderamin

    Neuesten Twitter-Meldungen entnehme ich, dass der Hitzeschild schon 50 s vor der Landung (statt 30 s) abgeworfen wurde und die Landetriebwerke nur 3 s feuerten.

    Du meintest sicher nicht den Hitzeschild (der wurde schon früher abgesprengt), sondern den Fallschirm und die hintere Abdeckung. Und wenn diese ~30 s vor der Landung abgesprengt wurden, dann war das zum korrekten Zeitpunkt, zumindest wenn ich nach diesem ESA-Video gehe.

    19 Sekunden später verstummte Schiaparelli. Klingt für mich so, als ob sie aus einer Höhe, für die sie 19 s Fallzeit benötigte, abgestürzt sei. Bei einer Mars-Schwerebeschleunigung von 3,69 m/s² komme ich auf eine Mindest-Fallhöhe von 666 Metern.

    Laut Video befand sich Schiaparelli nach drei Sekunden Triebwerksbrennzeit auf 900 m Höhe.

    Ich spekuliere jetzt mal, warum die Triebwerke nur drei Sekunden gefeuert haben. So richtig kann ich mir nicht vorstellen, dass man einfach nur falsche Werte für die Brenndauer einprogrammiert hatte. Auch glaube ich nicht, dass die Triebwerke, nachdem sie erstmal gezündet hatten, wieder ausgefallen sind.

    Ich vermute eher, dass nicht alle Triebwerke gezündet haben und Schiaparelli sich dadurch in Richtung einer Kopfüber-Position zu drehen begann. Die anderen Triebwerke haben erfolglos versucht, das durch Schubwegnahme auszugleichen und abgestellt, als sie nicht mehr in Richtung Boden zeigten.

  35. #35 RPGNo1
    21. Oktober 2016

    @anderer Michael
    Du musst es differenziert sehen.
    Zum einen ist Schiaparelli nur ein Nebenprodukt des gesamten Projekts. Hauptaufgabe war es, den Orbiter in die Marsumlaufbahn zu bringen, und das ist tadellos gelungen.

    Mit Schiaparelli sollte ein Landemanöver getestet und die Daten dann für zukünftige Missionen verwendet werden. Das Landemanöver ist ohne Frage misslungen. Aber es wurden trotzdem während des Abstiegs jede Menge Daten gesammelt, die jetzt ausgewertet werden. Wenn die Ingenieure und Techniker die Fehler entdecken und korrigieren können, dann fließen diese Daten wiederum in zukünftige Missionen, und man kann die Möglichkeit eines weiteren Fehlschlags reduzieren (100%ige Sicherheit wird es in der Raumfahrt nie geben).

    Vielleicht wird man in ein paar Monaten/Jahren von einem erfolgreichen Fehlschlag des Schiaparelli-Landers sprechen.

  36. #36 Alderamin
    21. Oktober 2016

    @Spritkopf

    Du meintest sicher nicht den Hitzeschild (der wurde schon früher abgesprengt), sondern den Fallschirm und die hintere Abdeckung.

    Ja, natürlich, tschuldigung. Wie komme ich auf “Heat Shield” wenn da “Parachute Jettison” steht?

    Und wenn diese ~30 s vor der Landung abgesprengt wurden, dann war das zum korrekten Zeitpunkt, zumindest wenn ich nach diesem ESA-Video gehe.

    Waren aber 50s vor der Landung.

    Laut Video befand sich Schiaparelli nach drei Sekunden Triebwerksbrennzeit auf 900 m Höhe.

    Mit einer zusätzichen Anfangs-Fallgeschwindigkeit kommen die 19 s Zeit bis zum Einschlag auch bei mehr als 666 m noch hin. Das wäre die Mindestfallhöhe ausgehend vom Stillstand (im Vakuum, aber viel Luft gibt es da ja nicht).

    Ich vermute eher, dass nicht alle Triebwerke gezündet haben und Schiaparelli sich dadurch in Richtung einer Kopfüber-Position zu drehen begann. Die anderen Triebwerke haben erfolglos versucht, das durch Schubwegnahme auszugleichen und abgestellt, als sie nicht mehr in Richtung Boden zeigten.

    Irgendwer hat irgendwo vermutet, dass das Abstandsradar vielleicht die Abdeckung des Fallschirms als Boden misinterpretiert hat (eher unwahrscheinlich). Könnte alles mögliche sein, auch ein Softwarefehler. Ist schon merkwürdig, dass der Fallschirm 20 Sekunden zu früh abgeworfen wurde. Danach stimmte definitiv die geplante Abfolge nicht mehr.

    Tja, die Landung auf dem Mars ist schwer. Irgendwo las ich mal, dass die bisherige Erfolgsquote nur bei ca. 50% lag, und die gelungenen Landungen waren alle amerikanisch.

  37. #37 Alderamin
    21. Oktober 2016

    @anderer Michael

    Elon Musk hat neulich mal erzählt, dass man Fortschritt nur durch aggressives Vorgehen erzielte. Und wenn nie etwas schief gehe, dann gehe man nicht aggressiv genug vor.

    Die Bedeutung von Schiaparelli kann man schon daran ermessen, dass die Nutzlast zu großen Teilen aus Betongewichten bestand. Eben als Simulator für den Rover. Und die Landung besteht aus mehr als der letzten Phase, der erste Teil schien ja gelungen zu sein, das hat man schon einmal verifziert. Gelernt hat man auf jeden Fall etwas.
    Wie heißt es doch so schön: eine misslungene Generalprobe wird meist gefolgt von einer grandiosen Premiere.

  38. #38 Bettina Wurche (meertext)
    21. Oktober 2016

    @alle: Erst mal vielen Dank für Eure interessierten und konstruktiven Kommentare!

    @spritkopf: Da hattest Du früher als ich aktuellere Info!

    Für absolute Aktualität aus erster Hand kann ich nur nochmal den Microblogging-Dienst Twitter empfehlen.
    Wenn man dann Leute wie den Astrophysiker und ESA-Projektwissenschaftler Mark McCaughrean folgt, oder Leaving Orbit (auch Sciencbloggerin), Jonathan Amos (BBC) udn so einigen anderen echten Kennern ist man besser informiert als über die normale Tagespresse, die für ein größeres Publikum (mit hoher Bereitschaft zum Nörgeln und wirklich dämlichen Kommentaren bei vollständig fehlender Sachkenntnis). Mark hatte auf “Guardian” gerade eine Reihe von Kommentren beantwortet, die wirklich dumpf waren, was wirklich verdienstvoll ist.

    Also, sowie ich mitbekomme, dass die Daten ausgewertet sind, schreibe ich dazu mehr. Ich werde mich aber nicht an Spekulationen beteiligen.

  39. #39 Alex
    21. Oktober 2016

    Sehr interessant das ganze.
    Danke für den interessanten Artikel.

  40. #41 tomtoo
    22. Oktober 2016

    @Alderamin
    Na hoffentlich kein Einheitenfehler 😉

  41. #42 Spritkopf
    22. Oktober 2016

    @Alderamin
    Wobei eine Passage von ‘Abenteuer Astronomie’ anscheinend falsch übersetzt wurde.

    Sie schreiben: “Der Verdacht fällt daher auf die Software des Bordrechners, die offenbar korrekte Daten falsch bewertete und die selbstzerstörerischen Kommandos gab.”

    Auf der italienischen Webseite, von der sie diese Info haben, heißt es dagegen: “Attention now focuses on the on-board computer Schiaparelli, from the moment they took control in the descent phase and decided to turn off the thrusters. “The computer has definitely received inaccurate data, but it is early to say what the problem is,” said Ferri yet.”

    Sprich, der Computer hat “definitiv inkorrekte Daten” erhalten.

    (Ich habe es mit Google Translate auf Englisch übersetzen lassen, da meiner Erfahrung nach die englischen Übersetzungen am besten funktionieren.)

  42. #43 RPGNo1
    22. Oktober 2016

    @Spritkopf
    D.h., der Daten-Input (aus Sensoren etc.) war fehlerhaft, so dass der Bordcomputer Befehle auslöste, die den Lander letztendlich zum Absturz brachten.
    Ist die Interpretation in etwa korrekt? Mein technisches Verständnis in Bezug auf Computer ist ziemlich eingeschränkt.

  43. #44 Bettina Wurche
    22. Oktober 2016

    @spritkopf: Danke. Paolo Ferris “The computer has definitely received inaccurate data, but it is early to say what the problem is,” said Ferri yet.” trifft es eben. ExoMars ist gefunden, bis auf die lezten 50 Sekunden hat alles klasse geklappt, alle Daten sind gesichert. Mein ESOC-Kontakt sagt genau das gleiche, er ergänzte noch, dass Schiaparelli das getestet hat, was nur aufm Mars möglich war. Alles weitere kann jetzt, nach der Auswertung von Tausenden von Daten auf der Erde weiter vervollkommnet, überdacht und perfektioniert werden.
    Mark McCaughrean empfiehlt zum derzeitigen Stand diesen BBC-Artikel von Jonathan Amos:
    https://www.bbc.com/news/science-environment-37731671
    Wenn man bedenkt, wie der ESA-Direktor eine Frage der BBC-Journalisten danach, was jetzt genau schief gegangen ist, abgebügelt hat (“I do not understand this question”), dann ist der Artikel noch echt nett.

  44. #45 Spritkopf
    22. Oktober 2016

    @RPGNo1
    Das könnte es bedeuten, aber muss es nicht. Falls nämlich vom Computer irgendeine Vorverarbeitung der von den Sensoren erhaltenen Daten durchgeführt wurde (z. B. eine Normierung) und diese normierten Daten übertragen wurden, dann gibt es schon zwei mögliche Fehlerquellen: Entweder der Sensor selbst oder die Vorverarbeitung.

  45. #46 Spritkopf
    22. Oktober 2016

    @RPGNo1
    Nachtrag: Wobei ich annehme, dass man in einem solchen Fall beide Werte übertragen würde, sowohl die Rohdaten als auch die konvertierten Werte.

  46. #47 Spritkopf
    22. Oktober 2016

    @Bettina
    Yepp, letzten Endes bleibt nur, sich für die eigentliche Fehlerursache durch sämtliche Daten zu wühlen, die man hat. Spekulieren macht zwar Spaß, wenn man nicht unmittelbar betroffen ist (ich nehme mich da nicht aus), aber letztlich kann nur die genaue Datenanalyse die Absturzursache klären.

  47. #48 Bettina Wurche
    22. Oktober 2016

    @Bert: (Sorry für die späte Freischaltung). Ja selbstverständlich wird stetig kritisch hinterfragt und optimiert. Nur eine detaillierte Fehlerananlyse ermöglicht solche komplexen Projekte.

  48. #49 RPGNo1
    22. Oktober 2016

    @Spritkopf
    Danke für die Erläuterung.

  49. #50 Spritkopf
    22. Oktober 2016

    Hier noch ein ausführlicher Bericht zum Absturz von Schiaparelli. Laut diesem hat zumindest der Radar-Höhenmesser korrekt gearbeitet.

    Allerdings ist mir aufgefallen, dass die Landesequenz ungefähr zu dem Zeitpunkt aus den Fugen geraten sein muss, an dem der Radar-Höhenmesser eingeschaltet wurde. Dieser sollte erst ab einer Höhe über Grund von ~3.000 m zum Einsatz kommen. Kann natürlich sein, dass diese beiden Dinge nichts miteinander zu tun haben.

    Auf der gleichen Webseite gibt es auch eine eingehende Beschreibung der Sensorik von Schiaparelli, die den Landevorgang steuern sollte.

  50. #51 Spritkopf
    23. Oktober 2016

    Hallo Bettina, ich habe seit gestern noch einen Kommentar in der Mod stecken. Könntest du bitte…? 🙂

  51. #52 Bettina Wurche
    23. Oktober 2016

    @Spritkopf: Das lag wohl an gleich zwei links, dass der Kommentar in die Mod-Spalte gerutscht ist. Und ich war gestern nachmittag/abend tatsächlich mal offline : ). Aber ich möchte die Anzahl der unmoderiert erlaubten links nicht hearufsetzen, weil dann zu viel SPAM mit ´reinkäme.

  52. #53 Bettina Wurche
    24. Oktober 2016

    @Spritkopf et al: Michael Khan hat jetzt seine Sicht auf die Schiaparelli-Landung aufgeschrieben, sehr detailliert:
    https://scilogs.spektrum.de/go-for-launch/schiaparelli-landung-fehlschlag-auf-der-zielgeraden/

  53. #54 Spritkopf
    24. Oktober 2016

    @Bettina
    Danke für den zusätzlichen Link.

    Wegen der zwei Links… ich dachte mir schon, dass die den Kommentar in die Moderation befördern würden. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob du ihn vielleicht übersehen hattest. Passiert ja manchmal. Es lag mir fern, dich aus dem verdienten Wochenende herauszureißen, bloß um einen Kommentar freizuschalten, der auch noch bis heute hätte warten können. 🙂

  54. #56 Alderamin
    25. Oktober 2016

    Bei Daniel Fischer gibt’s eine Bestätigung für den Software-Bug, zitiert aus einem Radio-Interview des ESOC-Chefs mit dem Deutschlandfunk:

    “Soweit wir das bisher rekonstruieren können, hat die Software aus einem Radar-Höhenmessgerät mit der allgemeinen Navigations-Software nicht richtig gesprochen. Es hat einen Timeout gegeben, der dazu geführt hat, dass der Fallschirm etwas zu früh abgesprengt wurde, und der dazu geführt hat, dass das Gerät in dem Glauben war, es wäre bereits auf der Oberfläche, so dass es die Bremsraketen abgeschaltet hat. Und jetzt gehen wir davon aus, dass die Sonde aus ca. 2 bis 4 km im freien Fall abgestürzt ist. Wir hätten gerne gesehen, dass die Bremstriebwerke, dass die 60 Sekunden etwa gezündet hätten, tatsächlich haben sie aber nur drei Sekunden gezündet. Also das Bild fügt sich eigentlich nahtlos ineinander; es ist noch ein kleines bisschen spekulativ, wir erwarten aber in den nächsten zwei Wochen sehr genaue Aufschlüsse und Klarheit darüber, was passiert ist.”

    Soweit ich gehört habe, ist das Radar-Gerät von der ESA, die restliche Landetechnik von Roskosmos. So eine übergreifende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen birgt stets die Gefahr, dass etwas schief geht, man braucht zum Test immer Experten beider Seiten. Genau diesen Teil der Landung hätte man auf der Erde aber ganz gut testen können (hat man vermutlich auch, bin da nicht im Bilde, aber offensichtlich nicht gut genug).

    Ich denke mal, beim nächsten Versuch wird man sehr viel mehr testen und besser vorbereitet sein. Zusammen mit dem gelungenen ersten Teil des Anflugs bin ich ganz zuversichtlich, dass die Landung des Rovers klappen wird. Jedenfalls wesentlich zuversichtlicher, als wenn man Schiaparelli nicht vorgeschickt hätte.

  55. #57 RPGNo1
    25. Oktober 2016

    Also frei übersetzt, in der Sonde hat beim Landeanflug vermutlich babylonisches Sprachgewirr geherrscht. Ein Problem, dass in der Industrie öfters auftritt, wenn die Systeme zweier unterschiedlicher Hersteller kommunizieren müssen, allerdings dann nicht zu solch fatalen Konsequenzen wie in diesem Fall führt.
    Es ist aber schön zu hören, dass die Experten dem Problem nach so kurzer Zeit schon dicht auf der Spur sind. Das lässt mich den nächsten Marsflug von ESA/Roskosmos hoffen, da schließe ich mich Alderamin an.

  56. #58 Bettina Wurche
    25. Oktober 2016

    @RPGNo1: Das babylonische Sprachgewirr hat es sicherlich nicht gegeben. Mündlich hatte Micahel Khan bei seinem Vortrag auf der Starkenburg-Sternwarte die Zusmamenarbeit mit RosKosmos als sehr professionell und angenehm bezeichnet. Und bitte vergiß nicht, dass es hier eher um Mathematik und Programmiersprachen geht und die Russen das metrische System sicher benutzen.
    Soweit ich es mitbekommen habe, waren während der Landung sehr viele Industrievertreter anwesend, ich bin sicher, dass die Fehleranalyse sofort anliefen, sowie die Daten da waren.

  57. #59 RPGNo1
    25. Oktober 2016

    @Bettina
    Mein Satz zum babylonischen Sprachgewirr war als Übersspitzung von Alderamins Kommentar gedacht und sollte keinesfalls eine Kritik an der Arbeit von ESA und Roskosmos ausdrücken, sondern bezog sich lediglich auf die Programmiersprachen. Ich habe es in meiner Arbeit erlebt, dass SAP und Windows sich manchmal auch nicht so recht abkönnen und den User damit ärgern. 🙂
    Aber grundsätzlich hast du Recht, ich hätte wohl einfach sagen sollen, zwei unterschiedliche Software haben nicht so perfekt miteinander kommuniziert, wie es hätte sein sollen, um eine erfolgreiche Landung zu Stande zu bringen.

  58. #60 Alderamin
    25. Oktober 2016

    Wir bauen bei uns in der Firma Software, und alles, was nicht getestet wird, geht garantiert schief, wenn es drauf ankommt. Wenn zwei Teams ihre Systeme miteinander kommunizieren lassen, kann durchaus mal die eine oder andere Fehlersituation entstehen, bei der beide Seiten eine etwas unterschiedliche Auffassung haben, wie damit umzugehen ist. Im Test sollten solche Situationen spätestens gefunden werden, aber manche Dinge sind zeitkritisch und schwer zu testen. Ein timeout spricht für so eine Situation.

  59. #61 Bettina Wurche
    25. Oktober 2016

    @RPGNo1: Sorry, es ging nicht ums Rechthaben, aber das konnte ich so nicht stehen lassen : )

  60. #62 RPGNo1
    25. Oktober 2016

    @Alderamin
    Danke schön für deine zusätzliche Erläuterung.

  61. #63 Bettina Wurche
    25. Oktober 2016

    @Alderamin: Danke für die Ergänzung.