Die Fragen, wer nach der Erstanschaffung für Pflege und Update des „Maschinenparks“ zuständig ist und woher die Mittel dafür kommen sollen, sind sicherlich opportun. Sie sollten aber nicht dorthin führen, dass das Projekt dann einfach nicht angenommen wird, sondern sie sollte vielmehr dazu führen, MEHR zu fordern und die Politik und Entscheiden in die Pflicht zu nehmen, neben dem existierenden „Fuhrpark“ an Lernmaterialien ZUSÄTZLICH auch Neue Medien anzuschaffen.
Oder Mittel für die Renovierung der Schule einzufordern, da die derzeitige Infrastruktur die Nutzung zeitgemäßer Technologien leider nicht in vollem Umfang zulasse.
Die Beherrschung des Werkzeugs oder besser Werkzeugkastens „Computer“ wird bei jeder Lehre und erst recht in jedem Studiengang vorausgesetzt. Kenntnisse i n Textverarbeitung und Tabellenkalkulation, Organisation und Recherche, die grundsätzliche Orientierung im WordWideWeb und die Beschaffung sowie Bewertung von Informationen sind heute Grundkenntnisse wie das Schreiben mit der Hand.
Wichtig dabei ist, Kinder und Jugendliche zu lehren, dass diese Neuen Medien nicht nur Freizeitgestaltung sondern auch Arbeitsmittel sind. Welche Möglichkeiten das WWW bietet und welche Grenzen es hat, ja sogar welche Gefahren dort lauern. Ein grundsätzliches Verständnis dafür, wie Daten entstehen und Problemlösungen erstellt werden können, ist ein Basiswissen.
Zu oft habe ich erlebt, wie Lernende einfach nur „googeln“ oder bei Wikipedia nachschlagen, weil sie meinen, dass dort alle Antworten stünden. Wir Lehrenden müssen ihnen beibringen, woher Daten ursprünglich kommen. Wie sie eigene Daten erstellen oder fremde Daten auf ihre Glaubwürdigkeit und Gültigkeit hin überprüfen müssen und können. Kinder aus allen gesellschaftlichen Schichten müssen ein Verständnis dafür bekommen, woher Daten und Informationen kommen und wie man sie überprüft und einordnet. Nur so können sie in einer zunehmend komplexer werdenden Welt mit immer verwirrenderen Informationsströmen bewusste und sinnvolle Entscheidungen treffen.
Umsetzung; Neue Medien im Unterricht
In diesem Fall wird, wie auch sonst gern, mal wieder Technik von Inhalt getrennt. Das ist aber nicht zielführend.
Natürlich ist es für einen konzentrierten Unterricht sinnvoll, dass Schüler nicht mit ihrem Handy beschäftigt sind. Und natürlich ist es in den Pausen sinnvoller, dass die Kinder und Jugendlichen sich bewegen und miteinander sprechen oder spielen, als dass alle nur aufs Handy starren. Darum gibt es an vielen Schulen Handy-Verordnungen, die sicherlich ihre Berechtigung haben. Schließlich gehört zur Medienkompetenz auch die Fähigkeit, ein Gerät abzuschalten.
https://www.medien-sicher.de/2015/05/handyregelung-an-schulen-hessen-was-geht/
Die grundsätzliche Ablehnung von neuen Medien hat eine lange Tradition.
Im 19. Jahrhundert war es Frauen oft nicht erlaubt, Romane oder Zeitungen zu lesen, weil sie durch die schlechten Inhalte verdorben werden könnten. Stattdessen las das Familienoberhaupt ausgewählte Zeitungsartikel vor, die er als erbaulich und nicht zu aufregend für die Damen einschätzte. Mit dem Aufkommen des Fernsehens in den 60-er Jahren wurde dann wieder der Untergang des Abendlandes eingeläutet. Sendungen aus einem US-amerikanischen Slum erschienen Erziehungsexperten als vollkommen ungeeignet für deutsche Kinder, heute gilt die „Sesamstraße“ geradezu als Bildungsfernsehen. Das WWW und e-Mails, von Wissenschaftlern des CERN für die schnelle Kommunikation zwischen Wissenschaftlern auf der ganzen Welt erdacht, gerieten genauso in den Ruf des Teuflischen wie alle anderen medialen Innovationen, sowie sie die Welt der Intellektuellen und Universitäten verlassen hatten.
Dabei kann ja sogar ein Smartphone schon sehr nützliche Seiten haben: Es kann für eine gezielte Informationsrecherche eingesetzt werden. Mit Text und Bild ein Projekt dokumentieren. Oder bei einem Outdoor-Projekt als Karte fungieren. Genauso kann man auf einem Computer Computerspiele spielen oder über Facebook „chatten“. Aber man kann darauf auch seine Doktorarbeit schreiben und über ResearchGate mit anderen Forschern in aller Welt verknüpft sein.
Die Neuen Medien, egal ob über Laptop oder Smartphone empfangen, bieten eine Fülle von hochkarätigen Inhalten, von exquisiten Fach- und Science-Blogs wissenschaftlicher Institutionen bis zu den Inhalten ganzer Bibliotheken und noch 1001 anderer Informationen. Die interaktive Teilhabe an Wissenschaft, Forschung, Politik oder Kunst ist eine Bereicherung und sollte frühzeitig geübt werden.
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