Für die Beschreibung der lieblich-sanft schmeckende Frucht erschien den ersten Europäern nur der Vergleich mit den im Paradies vermuteten Früchten angemessen: Musa paradisiaca, benannte Carl von Linné den eigenwillig geformten Exoten. Paradiesfeige nannten die Europäer das leckere Obst, die mediterrane Feige war der einzig angemessene Vergleich für die mild-aromatischen Frucht mit der ungewöhnlich weichen Konsistenz.
Bananen gehören zu den Ingwergewächsen, stammen ursprünglich aus Südostasien und kommen heute weltweit in über 400 Arten vor. In Europa wird sie meist als Obst und ungekocht verzehrt, in den Tropen sind Kochbananen eher eine ganze Mahlzeit, sie müssen gekocht werden. Heute werden etwa 20 Arten gehandelt, die bekannteste Banane für den Verzehr ist heute die Cavendish-Banane. Es gibt sogar Textil-Bananen: ihre faserigen Blätter werden zu Geweben verarbeitet.
Mit ihrer Länge, der Biegung und der Druckempfindlichkeit ist die Banane das unangepaßteste Obst im Obstkorb und in den Supermärkten. Leider haben die Bananenzüchter bei der Zuchtauswahl nach Größe, Ertrag und Druckfestigkeit das Aroma vergessen. Die allgegenwärtige Cavendish-Banane ist derzeit die wichtigstes „Industrie-Banane“ und nicht sehr aroma-intensiv. Die kleinen kanarischen Bananen schmecken gegen die supermarkt-konforme Riesenfrucht wie Pralinen.
Eine geschmacksintensivere Bananensorte würde die Verbraucher sicherlich erfreuen.
Die Tage der Vorherrschaft der Cavendish-Banane sind vielleicht gezählt: Eine aggressive Pilzerkrankung sorgt in den gigantischen Monokulturen für verheerende Schäden. Der Pilz Fusarium oxysporum f. sp. cubense oder Tropical Race 4 (TR 4) befällt die Stauden und blockiert deren Gefäßsystem, die Pflanze wird zunächst bräunlich, dann siecht sie dahin. Früchte bilden können die verpilzten Gewächse nicht mehr. Die tropische Plage befällt flächendeckend die Cavendish-Bananen-Pflanzungen und lässt sie absterben, bisher gibt es kein effektives Gegenmittel. Da die Sorte Cavendish 95 % des Welthandels ausmacht, sehen Experten die weltweite Versorgung bedroht.
Das ist nichts Neues, in den 50-er Jahren gab es schon einmal einen ernsthaften Engpass in der Bananen-Produktion: Die damals wichtigste Obstbanane Gros Michel, größer, süßer und aromatischer als Cavendish und in dünnerer Schale steckend, wurde ebenfalls durch einen Pilz bedroht, Tropical Race 1. Gros Michel ist heute vom Markt nahezu verschwunden, Cavendish könnte die nächste bedrohte Banane sein. Der Pilz breitet sich schnell aus, über Pflanzenteile oder sogar die Schuhsohlen der Farmer, und ist offenbar nicht zu stoppen.
Für den europäischen oder nordamerikanischen Endverbraucher ist das ärgerlich, aber es nur eine Frage der Zeit, bis die Multikonzerne einen Cavendish-Nachfolger gezüchtet haben. Anders sieht es in den tropischen und subtropischen Anbaugebieten in Mittel- und Südamerika, Südostasien und Afrika aus: Ein auch nur vorübergehender Bananen-Engpass wird sich fatal auf die Versorgung der Bevölkerung auswirken: Bananen sind in manchen Gegenden ein Grundnahrungsmittel wie bei uns Getreide und Kartoffeln, zudem verdienen viele Menschen ihren Lebensunterhalt auf den Plantagen.
Es bleibt zu hoffen, dass die anderen Bananensorten resistenter sind als Cavendish.
Auch viele Tiere haben Bananen gern, und nicht nur zum Fressen. So gibt es gleich zwei Bananen-Fledermäuse, von denen keine Bananen frisst.
Die afrikanische Bananen-Fledermaus (Neoromicia nanus) nutzt die großen Blätter der Bananen-Stauden als Camping-Equipment: Die kleinen Fledermäuse (Chiroptera) verschlafen darunter den Tag, die Blätter sind Sicht- und Regenschutz wie eine Zeltplane. Bei Bedarf nutzen sie auch andere große Blätter oder Hausdächer und nachts jagen sie Insekten.
Die südamerikanische Bananen-Fledermaus (Musonycteris harrisoni) gehört zu den Blumen-Fledermäusen. Auch sie frisst keine Bananen, stattdessen nascht sie an Blüten. Um in den großen Blütenkelchen an den Blütennektar zu gelangen, ist der Schädel dieser Fledermaus teleskopartig langgezogen. Sie verdankt ihren Namen dem Ort, an dem sie zum ersten Mal gefangen wurde: Zwischen Bananenpflanzen, wo sie offenbar in den Bananenblüten nach Nektar, Pollen und Insekten suchte.
Fledermäuse und Flughunde sind die wichtigsten Bestäuber der Bananen, die Fledertiere und die derb gebauten Blüten sind ein Parade-Beispiel der Ko-Evolution. Der Fachbegriff dafür ist Chiropterophilie – fledermausliebend.
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