Der neu ernannte ESA-Astronaut Dr. Matthias Maurer war am 09.02.2017 als Gast der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim und hatte einen wunderbaren Vortrag im Gepäck. Ich fand den Vortrag interessant genug, um darüber einen Beitrag zu schreiben. Keine wörtliche Mitschrift, sondern eher Notizen in meinen eigenen Worten.
Dr. Matthias Maurer hat Physik und Chemie studiert, in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und in Spanien, seine Schwerpunkte sind Materialwissenschaften und Werkstofftechnik.
Bei der Auswahl für die neuen Astronauten 2008/2009 war er unter den besten zehn Kandidaten. Von denen wurden aber nur sechs auch offiziell zu Astronauten ernannt, da die ESA nur so vielen Personen einen Raumflug garantieren konnte. Dennoch ist Matthias Maurer ins ESA-Team gekommen, schließlich brauchen die Kameraden im Weltall kompetente Unterstützung auf der Erde – so wurde er zunächst Support-Ingenieur. Als EuroCom war er für die Kommunikation mit der Besatzung der ISS verantwortlich und hat dabei natürlich den besten Einblick in die Arbeit der Kollegen im Weltraum bekommen.
Mit der neuen Planung für die nächsten Jahre änderte sich alles! Und Matthias Maurer konnte ins aktive Astronauten-Korps nachrücken und trainiert jetzt offiziell für einen Raumflug.
„Was ist ESA?“ – „Wir sind die europäische NASA“, so erklärt Matthias Maurer zurzeit vielen Menschen seinen Arbeitgeber.
Das findet er schade.
Ich auch.
Schließlich führt die ESA mit 8 Standorten in Europa, etwa 2.200 Mitarbeitern und einem Etat von 5,2 Milliarden € (Stand: 2016) ein erstklassiges und umfangreiches Raumfahrtprogramm durch.
Raumfahrt kann nur in Kooperation funktionieren, darum arbeitet ESA eng mit NASA, Roskosmos, JAXA und CSA (Canadian Space Agency bzw. Agence spatiale canadienne) zusammen, vor allem in der bemannten Raumfahrt wie dem Betrieb der Internationalen Raumstation ISS. Schließlich ist keine europäische Rakete für den Transport von Astronauten zertifizierte, nur die NASA und Roskosmos können Astronauten zur ISS bringen und abholen.
Zurzeit geht es in der bemannten Raumfahrt um Einsätze auf der ISS. Die ISS ist eine multinationale Space Community, mit einem „Westlichen Abschnitt“, einem „Östlichen Abschnitt“, dem europäischen Columbus-Labormodul und einigen weiteren Sektionen.
Für mich eine der wichtigsten News des Abends: Die ISS-Besatzung wird demnächst von sechs auf sieben Astronauten aufgestockt.
Diese Aufstockung wird dank kommerzieller Kapseln wie SpaceX Dragon und Boeing Spaceliner möglich (Korrektur dieses Abschnitts am 26.02.2017 – meertext).
Die neue NASA Schwerlastrakete Space Launch System – SLS – soll voraussichtlich 2018 ihren ersten Flug absolvieren, natürlich noch unbemannt. Sie wird eine ähnliche Schubkraft haben wie die gewaltige Saturn V, die einst die Apollo-Astronauten ins Weltall brachte.
Genügend Schubkraft, um das neue Orion-Raumschiff in den Orbit bringen, das vier Astronauten Platz bietet. Die Orion besteht aus zwei Komponenten, einem Mannschaftsmodul und dem Servicemodul. Das Mannschaftsmodul (Crew module) ist eine NASA-Entwicklung, die ESA steuert das Servicemodul bei. Das basiert übrigens auf dem bewährten ATV, dem europäischen ISS-Versorger. Sie ist nicht für Transporte zur ISS vorgesehen, sondern für Deepa Space Missionen . Dabei sind Missionen zum Mond oder zu einem Asteroiden (Asteroid Redirect Mission) angedacht, allerdings nicht vor 2023 bzw. 2026 (Korrektur dieses Abschnitts am 26.02.2017 – meertext).
Auch wenn ab 2018 erste Probeflüge stattfinden und der erste bemannte Flug nach derzeitiger Planung nicht vor 2020 geplant ist, wird auf jeden Fall demnächst ein größerer Bedarf an Astronauten für die ISS bestehen – und Matthias Maurer trainiert dafür.
(Anmerkung: Die Orion ist nicht nach dem gleichnamigen schnellen Raumkreuzer der deutschen SF-Legende benannt, sondern nach dem Sternbild, das über Jahrhunderte von Seeleuten zur Navigation benutzt wurde).
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