So hatte Mexiko vor dem Treffen des Washingtoner Artenschutzabkommen CITES in Genf 2015 China formal um Unterstützung gebeten, um endlich effektive Schutzmaßnahmen für die letzten einhundert Vaquitas zu treffen. Vergeblich. “Als Reaktion auf das Gesuch kam eine pampige Antwort zurück. Während des Meetings hat China zwar zugegeben, dass Totoaba gehandelt wird, aber nicht anerkannt, dass die beiden Arten deshalb zurückgehen”, erzählt Clare Perry von der Environmental Investigation Agency.
“Das ist enttäuschend, denn ohne die Nachfrage zu mindern, lässt sich das Problem nicht lösen.” Dieser Meinung ist auch Rojas-Bracho, ein mexikanische Vaquita-Experte: “Das Problem ist nicht der einzelne Fischer, der sich über das Zusatzeinkommen freut. Wir haben es mit der Mafia zu tun. Und die Mafia gibt ein lohnendes Geschäft nicht einfach auf.”
Die Biologen entwickelten also Ideen, den Fischern weiterhin den Fischfang zu ermöglichen, dabei allerdings die Meeressäuger zu verschonen. Eine Arbeitsgruppe um Barbara Taylor (NOAA) entwickelte also anderes Fanggerät: Kleine Trawls für den benthopelagischen Einsatz, also dicht am Meeresgrund, statt großer Kiemennetze könnten den Beifang deutlich reduzieren.
2016 kam der Vaquita wegen seines immer noch rapide abnehmenden Bestandes wieder in die Schlagzeilen: Im Mai 2016 waren es nur noch 63 Wale, davon 25 Weibchen.
Daraufhin verstärkte die mexikanische Regierung die Schutzmaßnahmen: Sie verhängte im Lebensraum der kalifornischen Schweinswale ein vollständiges Fischereiverbot. Gleichzeitig hat Mexiko mit internationaler Hilfe ein über 74 Millionen US Dollar schweres Programm aufgelegt, das die Fischer entschädigen soll.
Die mexikanische Küstenwache ging nun hart gegen Fischwilderer vor, allein zwischen dem 10.10.2016 und dem 07.12.2016 soll sie 103 Stellnetze konfisziert haben.
Daneben wurde das Schutzgebiet auch mit Drohnen überwacht.
Im Oktober 2016 stand der kleine Wal auch wieder auf der Agenda des Treffens der International Whaling Commission (IWC).
Nichts hat geholfen: Es werden immer weniger Schweinswale. Die mexikanischen Fischer sind vollständig uneinsichtig, sie gehen aggressiv und gewalttätig gegen alle Bemühungen der Umweltschützer vor. Und den chinesischen Händlern ist der Bestand der kleinen Wale erst recht egal.
Die Wissenschaftler halten den Kampf gegen die Totoaba-Fisch-Mafia mittlerweile für so aussichtslos, dass sie jetzt zu extremen Maßnahmen greifen: Zum Fang der letzten Vaquitas, um sie in ein Reservat zu setzen und dort zumindest die Art zu erhalten. In einem Totoaba-freien Gewässer. Dafür soll eine kleine Bucht abgetrennt und unter extrem strengen Schutz gestellt werden.
Überlebende Wale in einem Reservat wären keine gute Lösung, zumal auch durch die Fangaktion selbst wieder Verluste oder Verletzungen auftreten könnten. Außerdem würden die außerhalb des Reservats verbleibenden Kleinwale aufgegeben. Aber im Moment ist die wohl die einzige Möglichkeit, um das Überleben dieser Art überhaupt zu ermöglichen.
Nach dem 2006 vermeldeten mutmaßlichen Aussterben der Chinesischen Flussdelfine ist der Kalifornische Schweinswal heute als der am stärksten vom Aussterben bedrohte Kleinwal. Die IUCN listet ihn als vom Aussterben bedroht („critically endangered“).
Beim Chinesischen Flußdelphin kam jede Hilfe zu spät.
Hoffen wir, dass der Vaquita überlebt.
Mafia und Geltungssucht gegen Artenschutz
Es liegt mir fern, wilde Beschuldigungen gegenüber anderen Menschen oder gar Bevölkerungsgruppen auszustoßen.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Deutsche mit dem Arten- und Umweltschutz gefälligst in Deutschland beginnen sollten, anstatt sich über Missstände in anderen Ländern zu ereifern.
Wenn ich mir allerdings so anschaue, wo die meisten Wilderer ihre Absatzmärkte haben, führt diese Spur allzu oft nach Asien, oft nach China.
Da frage ich mich schon, was uns unsere moderne Medizin und Technik hilft, wenn ein gar nicht unbeträchtlicher Teil der Weltbevölkerung seinem/ihrem traditionellen Humbug und Hokus Pokus weiterhin anhängen möchte. Immerhin gibt es gegen Hautkrankheiten heute andere Gegenmittel als Fischblasen. Insbesondere der Verlust der Potenz scheint in Asien eine immense Bedeutung zu haben. Vielleicht könnte man zum Schutz der Wale, Tiger, Nashörner, Seekühe, Bären etc … flächendeckend VIAGRA vermarkten?
Gleichzeitig könnte man chinesische Köche im Gebrauch von Mondamin, Rotalgenextrakt (Agar) oder Kartoffeln zum Andicken von Suppen unterweisen. Eine Mondamin-Hilfslieferung erscheint mir für die Rettung der letzten Vaquitas nicht zu teuer.
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