Hier ist zu sehen, dass eine ganze Gruppe von Menschen nötig ist, um auch nur einen Wale an Land zu ziehen:
Am 23.06. waren es dann sechs tote Nordkaper und ein toter Finnwal.
Mittlerweile hatten die Tierärzte, Biologen und andere Walforscher die Körper von drei Glattwalen untersucht und zahlreiche Proben entnommen. Mindestens zwei der Kadaver zeigten deutliche Anzeichen von Zusammenstößen mit Schiffen, ein anderer war offensichtlich in Fischereinetzen verendet.
Am 06. und 19. Juli gab es zwei weitere tote Glattwale, bis zum 01.08. waren es zehn, die DFO bietet eine detaillierte Übersicht.
Am 06.07.2017 konnten Helfer einen Nordkaper aus einem Netz befreien – sie brauchten sechs Stunden dafür!
Was lockt die Nordkaper in die St-Lorenz-Bucht?
Bis jetzt gibt es keine besonderen Schutzbestimmungen für die Glattwale in der St. Lorenz-Bucht, weil die Tiere hier erst vor drei Jahren häufiger sind.
Glattwale gehören zu den wandernden Arten (migratory species) und ziehen regelmäßig auch in küstennahe Gewässer. In die kanadischen Atlantik-Areale kommen sie auf der Suche nach Nahrung, im Frühling, Sommer und Herbst gedeiht das Zooplankton dort besonders gut. Weibliche Glattwale halten sich auch oft in den Küstengewässern vor Florida und Georgia auf, hier liegen die wichtigsten „Kinderstuben“ der Nordkaper.
Die Glattwale filtern mit ihren langen, feinen Barten sehr kleines Plankton aus dem Meer.
Ein besonders wichtiges Habitat (critical habitat) für die Nordkaper lag bisher im Grand Manan Basin (Bay of Fundy) und Roseway Basin (südwestlich vor Nova Scotia). „Critical habitat” nennen Wissenschaftler so einen Lebensraum, den eine Spezies zum Überleben oder zur Erholung braucht. Ein solcher Lebensraum muss für Glattwale folgende Funktionen erfüllen: Jagen, Fressen, Kälber aufziehen und säugen, Ruhen und “socializing“ – ein typischer Wal-Begriff, der für das Pflegen der Sozialkontakte steht. Einige andere Anforderungen an kritische Habitate sind Menge und Qualität der Nahrungsressourcen, die Akustik sowie die Qualität von Wasser und Luft.
Nun haben die Tiere ihre Wanderrouten oder Nahrungsgründe offenbar verlagert, auf der Suche nach fetterer Beute. Leider direkt in die viel befahrenen Schifffahrtsrouten und die Fanggebiete der Schneekrabben-Fischerei hinein. Schneekrabben (Chionoecetes opilio, Snowcrabs, Nordische Eismeerkrabbe oder Arktische Seespinne) sind bis zu 1,5 Kilogramm schwere Seespinnen, die eine Menge Geld einbringen.
Wissenschaftler denken, dass die hohe Anzahl der Glattwale in der St. Lorenz-Bucht mit dem zur Zeit extrem großen Planktonansammlung in diesem Gebiet zu tun hat: Am 14. April hatten sie einen Rekord von 72.000 Organismen pro Kubikmeter Meerwasser gemessen – die höchste Zooplankton-Konzentration seit 32 Jahren!
Mittlerweile haben die Wal-Experten 90 Glattwale in der St. Lorenz-Bucht individuell identifiziert. Sie gehen davon aus, dass noch viele weitere der gemächlich schwimmenden Meeresriesen in diesem Gebiet mit dem dichten Schiffsverkehr und der Küstenfischerei unterwegs sind. Dass sich Wale, Schiffe und Fischerei in die Quere kommen, ist dabei leider programmiert.
Tragisch ist, dass ein Walretter ums Leben kam: Der Fischer Joe Howlett.
Diese Nähe zu einem Meeresriesen in Angst und Aufregung war nun sein Verderben. Nachdem das Team einen völlig verhedderten Wal befreit hatte, bewegte der Meeressäuger sich völlig überraschend und erwischte dabei seinen Befreier. “They got the whale totally disentangled, and then some kind of freak thing happened and the whale made a big flip,” erzählte Mackie Green der Presse. Green und Howlett hatten 2002 das Campobello Whale Rescue Team gegründet, als Fischer kennen sie sich mit den Gefahren von laufenden Leinen auf See aus.
Um nicht noch weitere Menschenleben zu gefährden, wird es bis auf Weiteres nun keine Walrettungen mehr geben: „As with any disentanglement operation, there are serious risks involved. Each situation is unique and these whales can be unpredictable. In light of this, DFO has paused its responses to entangled North Atlantic Right whales.”
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