Die angeklebten Sender lösen sich i. d. R. von selbst, steigen dann zur Meeresoberfläche auf, geben ein Radiosignal ab und können eingesammelt werden. Dann erst werden die aufgenommenen Daten ausgelesen und können ausgewertet werden. Für eine direkte Datenübertragung wäre mehr Sendeleistung nötig, das würde die Sender zu groß machen.
Die Daten zeigen dann, wie schnell sich die Nesseltiere bewegen. Geschwindigkeit, Temperatur und Tiefe zeigen, in welchen Wasserkörpern und Strömungen sie mitschwimmen. Das Steigen und Sinken zwischen verschiedenen Schichten der Wassersäule gibt Auskunft über ihren Tagesrhythmus. Accerelometer sind Beschleunigungsmesser, die etwa Drehbewegungen aufzeichnen.
Außerdem geben die Quallensender auch noch Auskunft über wichtige ozeanographische Parameter der Umgebung der Tiere.
Das Monterey Bay Aquarium hat übrigens eine “Jelly Cam” – dort läuft das aufregende Leben der Medusen im Livestream. Stars der Sendung sind Verwandte unserer nordatlantischen Kompaßqualle, ein Schwarm Chrysaora sp.
Medusen werden mehr und ökologisch wichtiger
Quallen sind erstmals im 19. Jahrhundert in den Fokus der Meeresforscher geraten, als Haeckel die Ästhetik und Symmetrie ausgewählter Medusen in seinen wunderschönen Zeichnungen erstmals einem größeren Publikum vorstellte. Dennoch hat sich die Forschung lange nicht sehr intensiv mit diesen Mitgliedern des Planktons beschäftigt.
Zum Ende des 20. Jahrhunderts hat sich das dann allmählich geändert und ihre wichtige Rolle im marinen Ökosystem wurde immer deutlicher. Viele Fische und Meeresschildkröten fressen bevorzugt Quallen, als Teil des gelatinösen Planktons sind sie eine wichtige Nahrungsressource. Ihre Erforschung ist allerdings nicht einfach: “Es ist für Wissenschaftler schwierig, sie lebendig ins Boot zu holen oder in ein Aquarium zu setzen.” erklärt der MBARI-Aquarianer Tommy Knowles.
Die durchsichtigen Tiere sind die frei schwimmende Generation von Nesseltieren (Cnidaria). Es gibt männliche und weibliche Medusen, die sich geschlechtlich fortpflanzen. Diese sexuell aktive Generation wechselt sich mit einer Generation Polypen ab, die nicht freischwimmen und sich ungeschlechtlich vermehren, oft durch Abschnürung. Nesseltiere sind eine Tiergruppe mit Generationswechsel. Ihr gemeinsames Merkmal ist das Gift in den Nesselzellen.
Quallen sind Jäger und töten mit Nesselgift – viele Fischlarven und Jungfische auch kommerziell bedeutsamer Fischarten gehören zu ihrem Nahrungsspektrum, sie haben also eine wirtschaftlichen Impact.
Weiterhin können Massenaufkommen von Quallen auch dem Tourismus schaden – manche Medusen haben so starkes Nesselgift, dass sie Menschen verletzen können.
Heute, wo sich die Ökosysteme im Zuge des Klimawandels, der Überfischung und der Meeresverschmutzung großflächig verändern, wird die Rolle der Quallen zunehmend wichtiger. Ihre Rolle im Ökosystem ist aber immer noch wenig verstanden.
Das ändert sich nun gerade – die Sender helfen dabei.
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