Reptilien – der totale Landgang
Bei den Reptilien ist das Hörorgan vollständig an das Hören in der Luft angepasst: „Ein langgestreckter Anhang des unteren Säckchens enthält mehrere Sinnesendstellen. Das Innenohr wird vom ovalen Fenster, das mit einem Gehörknöchelchen verbunden ist, und dem runden Fenster, das dem Druckausgleich dient, begrenzt. Die lufthaltige Paukenhöhle wird vom Trommelfell begrenzt und steht über eine kurze eustachische Röhre mit dem Rachenraum in Verbindung.” Das Reptilien-Hörorgan ist äußerlich klar sichtbar.
(Der ursprünglich hier gesetzte Link zu David Peters Blog ist entfernt, s. Kommentare #3 und #4).
Vögel haben das Reptilienohr perfektioniert, moderne Federviecher hören ausgezeichnet. Nicht nur in dieser Hinsicht zeigen die Erben der Dinosaurier konvergente Entwicklungen zu denen der modernen Säuger:
„Der Feinbau des schallaufnehmenden Apparates zeigt Ähnlichkeit mit dem der Säuger. Die Ohröffnungen liegen am Hinterkopf. In der Paukenhöhle ist wie bei Amphibien und Reptilien nur ein Gehörknöchelchen ausgebildet. Mit diesem Knöchelchen werden die Schwingungen des Trommelfells in das Gehörorgan übertragen. Das Gehörorgan wird hier zwar schon Schnecke (Cochlea) genannt, weist jedoch lediglich eine leichte Spiralkrümmung – noch keine echte Schneckenform – auf. Vögel können Töne bis zu einem Halbton voneinander unterscheiden. Einige Arten können Frequenzen bis zu 30 000 Hz wahrnehmen. Der südamerikanische Fettschwalm zeigt eine Echoorientierung.”
Säugetiere haben sich aus Tiergruppen entwickelt, die sich schon sehr früh von der Reptilien-Verwandtschaft abgesetzt haben: Zunächst als säugerähnliche Reptilien, später als reptilartige Säugetiere (Eine Sammlung prachtvoller Therapsiden, säugetierähnlicher Reptilien, hatte ich im New Yorker American Museum of Natural History bewundert).
„Die Evolution der Säugetiere ist ein graduell verlaufender Prozess, der mit der Trennung der Sauropsiden– und Synapsiden-Linie irgendwann im Oberkarbon vor mehr als 300 Millionen Jahren begann und bis heute andauert. Bereits in der mittleren Trias existierten Vertreter, die Säugetieren sehr ähnlich sahen. Die ersten „echten“ Säugetiere traten jedoch erst in der Oberen Trias oder im Unteren Jura auf.“ steht in dem ausgzeichneten Wikipedia-Beitrag Evolution der Säugetiere.
Die Anfänge der Säugetiere gehen also mindestens bis in den Unteren Jura zurück und sind somit deutlich älter, als gemeinhin bekannt ist.
Ihre auffallendsten äußerlichen Merkmale wie ihr Fell und die Brustdrüsen sind im Fossilbefund oder auch am rezenten Skelett unsichtbar. Darum ist eines der wichtigsten Säugermerkmale für Paläontologen das sekundäre Kiefergelenk, das die gesamte Form des Säugerschädels maßgeblich prägt. Und natürlich das namengebende große Schläfenfenster, das im direkten Kontext mit der Kieferentwicklung steht. Das synapside Schläfenfenster hat uns unseren Namen gegeben: Wir sind Synapsida.
Auch die Zähne dieser uralten säugetierähnlichen Reptilien mit ihren oft sehr großen Eckzähnen sehen schon klar anders aus als die gleichförmige Bezahnung der Sauriersippe.
Was Kiefer und Ohr mit einem Kiemenboge zu tun haben und woran unser innerer Fisch heute noch gut erkennbar ist, erzähle ich im 2. Teil dieses Beitrags.
Zum Weiterlesen sei unbedingt Neil Shubins “Der Fisch in uns” empfohlen, als Buch oder verfilmt.
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