Prototaxites hat eine abenteuerliche Erforschungsgeschichte hinter sich: Er ist so oft systematisch umsortiert und umetikettiert worden, dass er schon ein paläontologischer Mythos ist.
Der Geologe Dawson fand 1859 in Kanada ein über 2 Meter langes, und fast einen Meter dickes Fossil, das er in die Verwandtschaft der Eibengewächse (Taxaceae) einordnete; der Name Prototaxites bedeutet so viel wie „Vor-Eibe“. Spätere Paläontologen interpretierten das Riesenwesen dann als Grünalge und 1979 als Tang. 2001 wurde aus der Alge wieder ein Pilz und kurze Zeit später eine Flechte, also eine Lebensgemeinschaft aus Pilz und Alge.
2007 fanden Boyce und seine Arbeitsgruppe neue Argumente für die Pilzhypothese.
Das Problem bei diesen Fossilfunden ist, dass durch die Versteinerung zwar die Größe des Lebewesen erhalten blieb, dessen Strukturen aber dabei nur teilweise erhalten bleiben und sich mit anderen Fossilien, etwa Pflanzenteilen, teilweise überlagern. So kam es immer wieder zu Diskussionen, ob die fossilen Pilzhyphen ein elementarer Bestandteil des Fossils oder eher eine Verunreinigung waren.
Boyce und sein Team haben nun nicht nur einfach die versteinerten Zellverbände interpretiert, sondern zusätzlich auch eine Isotopenanalyse durchgeführt. Das Verhältnis der stabilen Kohlenstoff-Isotope 12C und 13C zueinander gibt Auskunft über die Aufnahme dieser Isotope über Atmung und Nahrung sowie letztendlich zur Herkunft eines Organismus.
Pflanzen nehmen Kohlenstoff nur über das Kohlendioxid aus ihrer Umgebung auf. So bleibt Ihr Isotopenverhältnis von 12C zu 13C ihr ganzes Leben über gleich und entspricht dem der Atmosphäre – je nach Lebensweise, tagsüber oder nächtens. Bei Tieren bildet das Isotopenverhältnis ihre Lebensweise, die Nahrungsaufnahme und ihren Lebensraum ab, das terrestrisch und marin lebender Tiere unterscheidet sich.
Pilze nehmen als Nahrung organische tote Stoffe auf. Dabei sind sie nicht wählerisch, sondern verdauen viele verschiedene tote Lebewesen. Diese unterschiedlichen Nahrungsquellen haben unterschiedliche Isotopenverhältnisse. Werden sie gefressen oder chemisch verdaut, bleiben die Isotopenverhältnisse erhalten. Die unterschiedlichen Isotopenverhältnisse aus den Prototaxites-Fossilien weisen also auf eine andere Lebensweise als die der Pflanzen hin, erklärt Boyce.
Paul Stamets – ein Astromykologe und ein echter Mykologe
Lieutenant Paul Stamets ist ein Astromykologe. Gemeinsam mit seinem Kollegen Straal experimentierte der Wissenschaftler mit einem neuartigen Raumschiff-Antrieb auf der Basis von Pilzen. Als 2256 der Krieg zwischen der Föderation und den Klingonen ausbricht, nutzte die Sternenflotte diese neue Technologie für militärische Zwecke: Stamets soll den neuen Antrieb auf der USS Discovery weiterentwickeln und erproben, Straal auf der USS Glenn.
Dr. Paul Stamets ist ein echter Mykologe mit viel mykologischer Leidenschaft. Sein TEDx-Talk (s. u.) über Pilze ist ein Potpourri von Ideen zur Anwendung von Pilzen und unbedingt sehenswert. Der Pilzforscher hält eine ganze Reihe von Pilz-Patenten, etwa zur effektiven biologischen Schädlingsbekämpfung und für medizinische Anwendungen. Pilze hält er für eine Lösung für die Energieprobleme: Mycelien verwandeln Cellulose in Pilzzucker um, woraus wiederum Alkohol als Treibstoff produziert werden kann. “Econol” nennt Stamets diesen Pilzfusel.
Beeindruckend ist auch die Effektivität der haardünnen Geflechte als ökologische Aufräumtruppe: Ein Pilzmyzel kann etwa nach Ölkatastrophen die organischen Verbindungen des Öls aufbrechen und in unschädliche Substanzen umwandeln, auf denen schnell wieder alles wächst und gedeiht. Diese Fähigkeit der Pilze, Gestein, Schweröl und andere Substanzen schnell in fruchtbaren Boden umzuwandeln, macht sie zu Wegbereitern für ganze Ökosysteme. Stamets hat mehrere Systeme entwickelt, Pilzkulturen in Sporenform global zu versenden, die an jedem Ort der Welt schnell ein neues Ökosystem induzieren können.
Stamets´ Pilz-Begeisterung ist der Sporenantrieb der USS „Discovery“ zu verdanken und wohl auch einige der Charakterzüge des Sternenflotten-Astromykologen. Etwa dessen Begeisterung für seine Forschungsobjekte und sein schnelles Rezitieren seiner Forschungsergebnisse. Zum Dank haben die Star Trek Discovery-Schöpfer ihren Film-Astromykologen nach ihm benannt und ihm so ein Denkmal unter den Nerds verschafft.
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