Das Jurassic Park-Szenario – der Traum vom Dino-Klon aus der Bernstein-Konserve
James Zigras und Scott Anderson hatten die Stücke fossilen Baumharzes mit den besonders wertvollen Inklusen von lokalen Bernsteinhändlern online gekauft. Anderson hatte die Zecke erkannt und den prall gefüllten Achtbeinigen Parasiten auf einer paläontologischen Tagung vorgestellt. Er hatte gehofft, aus dem Blut noch Dinosaurier-DNA gewinnen zu können. Genauso, wie Chrichton es in Jurassic Park beschrieben hatte. Leider war Chrichtons Szenario eher hypothetisch, in der Realität ist aus so altem Blut oder anderem Gewebe keine DNA mehr erhalten. Die Erbinformation zerfällt in so langen Zeiträumen und lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Stattdessen tat sich Anderson dann mit dem Team um Perez-de la Fuentes zusammen, um der Zecke ihre sonstigen paläontologischen Geheimnisse zu entreißen. Letztendlich gelangten die Bernsteine mit ihren wissenschaftlich bedeutsamen Inhalten in Museumssammlungen – so führte die Aufmerksamkeit privater Sammler und ihre Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern mal wieder zu großartigen Entdeckungen.
(Quellenangaben und Publikation s. u.)
Homestory: Sonnenfinsternis und Dinosaurier
Einer der zitierten Beiträge stammt von Nicholas St Fleur – einem vielseitig interessierten jungen Wissenschaftsjournalisten der New York Times. Ich traf ihn im vergangenen Jahr beim großen Sonnenfinsternis-Event in Carbondale bei universitären Sonnenfinsternis-Symposium. Dabei kam er mit unserer Amateur-Astronomen-Clique ins Gespräch und machte mit unserer Freundin Hillary noch direkt nach der Finsternis ein Telefon-Interview aus Darwins Garten. Nicholas selbst hatte im Stadion der Southern Illinois University, gemeinsam mit anderen hochkarätigen Wissenschaftsjournalisten, NASA-Experten und vielen anderen Eclipsis-Begeisterten, die Sonne bis zum Diamant-Moment beobachtet, konnte dann fasziniert eine Wolke betrachten, und beim nächsten Diamant-Moment wieder die Sonne anschauen. Hillary gab ihm dann einen begeisterten Bericht von unserem Standpunkt – wir hatten ALLES gesehen. Anschließend bekam sie jede Menge begeisterter Mails von ihren Kolleginnen, die ihren Namen in der New York Times gelesen hatten.
Die Welt ist eben doch nur ein Dorf, man trifft regelmäßig die gleichen Leute wieder.
Ein Plagegeist geht baden
Auch marine Säugetiere wie Wale und Robben haben ihre ganz persönliche Ektoparasiten-Fracht. Und natürlich auch eine erlesene Auswahl an Endoparasiten, aber um die soll es hier nicht gehen.
Wale haben Walläuse. Der Trivialname Wallaus bildet zwar die Ökologie des Parasiten ab, ist systematisch jedoch irreführend. Der kleine Arthropode ist abgeplattet wie eine Laus und verankert sich mit hakenförmigen Endgliedern der Beine fest am Wirt. Die vermeintliche Laus ist aber ein hoch angepasster und umgeformter Flohkrebs der Gattung Cyamus. Insekten wären mit den langen Tauchgängen der Wale überfordert. So haben die Waltiere im Laufe ihrer fast 60 Millionen Jahre langen Evolution ihre Milben- und Insektenfracht ertränkt. In die frei gewordenen ökologischen Nischen sind andere vielbeinige und hochseetaugliche Plagegeister eingezogen: Die große Gruppe der Krebse mit ihrer Formenvielfalt hat für jede ökologische Nische und jede Aufgabe das passende Artenspetrum mit dem passenden Mundwerkzeugsatz. Die MacGyvers unter den Meerestieren. Seitdem plagen Wale sich mit Walläusen, die sich an superglatter Haut bei starker Strömung festhalten können und Seepocken, die sich an rauen Stellen wie den hornschwieligen Mützen oder Berets der Glattwale und den Pedunkeln der Buckelwalfliper ansiedeln. 58 Millionen Jahre sind eben eine Menge Zeit für die Entstehung ausgefeilter Wirts-Parasiten-Beziehungen.
Robben oder Flossenfüsser hingegen haben sich erst vor etwa 30 Millionen Jahren aus den Carnivoren heraus entwickelt. So sind sie wesentlich weniger perfekt an die aquatische Lebensweise angepasst, gehen noch regelmäßig an Land und strecken beim Atmen immerhin noch die an der Schnauzenspitze liegende Nasenöffnung aus dem Wasser. So haben sie bisher auch die treuesten äußeren Plagegeister der Säugetiere mit ins Wasser genommen: Flöhe, Läuse und Milben. Die Plagegeister sammeln sich gern an der Schnauzenspitze der Robbe, so dass sie beim Luftschnappen auch ihr Quantum Atemluft abbekommen. Danach heißt es für Floh und Robbe wieder: Luft anhalten. In der nicht sehr langen Spanne der Robben-Evolution ist es noch nicht zur Ausbildung spezifisch angepasster Krebse als Ekto-Parasiten gekommen, durch den nicht nicht vollständigen Übergang zum aquatischen Leben können Insekten mit der Situation noch zurechtkommen.
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