Agil und intelligent – Raptoren gelten als die Königsklasse der Dinosaurier.  Nicht zuletzt durch das ultimative Dinosaurier-Marketing-„Jurassic Park“, sowohl den Filmen als auch den Romanen von Michael Chrichton, jagen diese Jäger des Erdmittelalters den meisten Menschen einen wohligen Schrecken ein. Vor allem die Vorstellung, dass die intelligenten Echsen geplant und koordiniert als Rudel agieren könnten. Was bei zumindest einigen Arten im Bereich des Vorstellbaren liegt. Paläontologisch nachgewiesen ist, dass auch die Brutpflege zum Verhaltensrepertoire der Raptoren gehörte.

Aber das Leben der Raptoren dürfte noch wesentlich vielfältiger gewesen sein, als Jurassic Park uns so farbig erzählt hat. Eine wichtige Facette fehlte noch. Die soll mit diesem Beitrag nachgestellt werden. Dazu ein kurzes narratives, Jurassic Park-mäßiges Intro:
Ein T. Rex ragt hinter dem Zaun seines Geheges auf. Der Echsenblick scannt das Revier nach Beute, Eindringlingen und anderen Auffälligkeiten aufmerksam ab. Der muskulöse Schwanz hält das riesige Reptil aufrecht auf den Hinterbeinen in einer beeindruckenden Pose. Auf einmal kommt Bewegung in den Dino – er kratzt sich am Kopf. Vielleicht mit einem der kurzen Vorderbeine? Oder, wie die heutigen Vögel es tun, in einer artistischen Einlage mit einem der Hinterbeine? Oder hat er sich lieber an einem Baum geschubbert? Das werden wir wohl nie erfahren. Aber, soviel ist sicher, auch Dinosaurier hatten mit Hautparasiten und sicherlich anderen ungewollten Mitbewohnern zu kämpfen.

A tick grasping a dinosaur feather preserved in a piece of 99 million-year-old Burmese amber. Photograph: Nature Communications (Penalver et al)

Die Dino-Zecke aus dem Bernstein

Ein Team von Paläontologen hatte fossile Zecken untersucht, die vor 99 Millionen Jahren im heutigen Myanmar in Baumharz eingeschlossen wurden. Burmesischer Bernstein enthält immer wieder wichtige Stücke des 99 Millionen Jahre alten Ökosystems und hat schon mehrfach mit exquisit erhaltenen Fossilien für Aufsehen gesorgt.
Private Sammler hatten die Bernsteine mit ihrem kostbaren Inhalt entdeckt und ihren Wert erkannt. Nun steht fest: Auch Dinosaurier wurden schon vor 99 Millionen Jahren von blutsaugenden und an der Haut schmarotzenden Parasiten geplagt, darunter Zecken.

Eines der erdmittelalterlichen Spinnentiere war, auf einer Dinosaurierfeder sitzend, in Baumharz eingeschlossen worden und dann in der goldenen Zeitkapsel des Bernsteins schließlich auf dem Tisch heutiger Paläontologen gelandet. Der Traum eines Paläontologen, a „paleontologist‘s dream“, wie Ricardo Perez-de la Fuente, ein Paläontologe des Oxford University Museum of Natural History, gegenüber der Presse erklärte.

Zwei der Bernsteine sind paläontologisch besonders bedeutsam: Eine Zeckennymphe, also ein noch nicht erwachsenes Tier, das sich noch an eine Feder klammerte. Da Vögel fossil in der Region des heutigen Myanmar erst 25 Millionen Jahre später aufgetreten sind, muss diese Feder von einem gefiederten Dinosaurier stammen. Die Zecke war bereits aus anderen fossilen Stücken beschrieben als Cornupalpatum burmanicum. Aber hier war der erste Nachweis des Zusammenhangs zwischen der Zecke und einem Dinosaurier!

Two Deinocroton draculi ticks preserved together, both adult males. Photograph: Nature Communications (Penalver et al).

Das andere besonders wichtige Stück Bernstein enthielt eine neue Zeckenart: Zwei Exemplare von Deinocroton  draculi, Draculas schreckliche Zecke. Dieser Zecke hafteten Haare eines wohlbekannten Käfers an. Die Larven dieser Käfer leben in heutigenVogelnestern und ernähren sich von Haut- und Federresten. Sie kommen dort in so großer Anzahl vor, dass ihre verloren Haare in Nestern regelrechte Matten bilden können, wie Perez-de la Fuente in einem ausführlichen Interview erklärte. Zu welchem Raptoren diese Zecken gehörten, dazu könnte er nur vage Vermutungen anstellen.

David Grimaldi, ein Entomologe des American Museum of Natural History und ebenfalls an der Studie beteiligt, lieferte neben dem Zitat „Holy Moly this is cool“ auch noch Überlegungen, dass die Zecke ja, um in Bernstein eingeschlossen zu werden, am ehesten auch in einem Baum gelebt haben müsse. Und da im gleichen Bernsteinklumpen gleich zwei Parasiten versteinert sind, weist das auf eine gewisse Parasitendichte hin – das lässt sich am besten durch ein Nest erklären. Er vermutete, dass die noch nicht nicht ausgewachsene Zecke am ehesten an einem Dinosaurier-Küken gesaugt haben müsse. An einem geschlüpften Dinosaurierlein von der Größe eines Kolibris – ein Küken einer kleinen Raptorenart. Die haben in Bäumen gelebt und sind manchmal in größere Klumpen (O-Ton: Blobs) von Baumharz gefallen. Wenn die nur vogelgroßen Raptoren sich nicht aus der zähen Substanz befreien konnten, sind sie darin verendet oder haben zumindest Teile ihres Körpers verloren. In ihrem goldenen Schneewittchen-Sarg sind die Raptörchen – oder eben ihr Schwanz – dann perfekt erhalten geblieben, wie auch andere kleine Tiere oder Pflanzen. Der Myanmar-Bernstein gewährt uns einen Blick in den Mikrokosmos des Lebens in den Bäumen  vor 99 Millionen Jahren, so Grimaldi.

Das Jurassic Park-Szenario – der Traum vom Dino-Klon aus der Bernstein-Konserve

James Zigras und Scott Anderson hatten die Stücke fossilen Baumharzes mit den besonders wertvollen Inklusen von lokalen Bernsteinhändlern online gekauft. Anderson hatte die Zecke erkannt und den prall gefüllten Achtbeinigen Parasiten auf einer paläontologischen Tagung vorgestellt. Er hatte gehofft, aus dem Blut noch  Dinosaurier-DNA gewinnen zu können. Genauso, wie Chrichton es in Jurassic Park beschrieben hatte. Leider war Chrichtons Szenario eher hypothetisch, in der Realität ist aus so altem Blut oder anderem Gewebe keine DNA mehr erhalten. Die Erbinformation zerfällt in so langen Zeiträumen und lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Stattdessen tat sich Anderson dann mit dem Team um Perez-de la Fuentes zusammen, um der Zecke ihre sonstigen paläontologischen Geheimnisse zu entreißen. Letztendlich gelangten die Bernsteine mit ihren wissenschaftlich bedeutsamen Inhalten in Museumssammlungen – so führte die Aufmerksamkeit privater Sammler und ihre Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern mal wieder zu großartigen Entdeckungen.
(Quellenangaben und Publikation s. u.)


Homestory
: Sonnenfinsternis und Dinosaurier

Einer der zitierten Beiträge stammt von Nicholas St Fleur – einem vielseitig interessierten jungen Wissenschaftsjournalisten der New York Times. Ich traf ihn im vergangenen Jahr beim großen Sonnenfinsternis-Event in Carbondale bei universitären Sonnenfinsternis-Symposium. Dabei kam er mit unserer Amateur-Astronomen-Clique ins Gespräch und machte mit unserer Freundin Hillary noch direkt nach der Finsternis ein Telefon-Interview aus Darwins Garten. Nicholas selbst hatte im Stadion der Southern Illinois University, gemeinsam mit anderen hochkarätigen Wissenschaftsjournalisten, NASA-Experten und vielen anderen Eclipsis-Begeisterten, die Sonne bis zum Diamant-Moment beobachtet, konnte dann fasziniert eine Wolke betrachten, und beim nächsten Diamant-Moment wieder die Sonne anschauen. Hillary gab ihm dann einen begeisterten Bericht von unserem Standpunkt – wir hatten ALLES gesehen. Anschließend bekam sie jede Menge begeisterter Mails von ihren Kolleginnen, die ihren Namen in der New York Times gelesen hatten.
Die Welt ist eben doch nur ein Dorf, man trifft regelmäßig die gleichen Leute wieder.

Ein Plagegeist geht baden

Cyamus boopis (dorsal).jpg

Dorsal view of a female Humpback louse, taken with a Leica DFC 490 camera mounted on a Leica M205C binocular microscope. Collected from a stranded Megaptera novaeangliae (Humpback whale) on 2006-03-05 at Lombardsijde at the Belgian coast (51°9′18″N 2°43′33.6″E). Picture was taken in the lab. Length = ~10 mm Focus stacking of 36 pictures. © Hans Hillewaert

Auch marine Säugetiere wie Wale und Robben haben ihre ganz persönliche Ektoparasiten-Fracht. Und natürlich auch eine erlesene Auswahl an Endoparasiten, aber um die soll es hier nicht gehen.
Wale haben Walläuse. Der Trivialname Wallaus bildet zwar die Ökologie des Parasiten ab, ist systematisch jedoch irreführend. Der kleine Arthropode ist abgeplattet wie eine Laus und verankert sich mit hakenförmigen Endgliedern der Beine fest am Wirt. Die vermeintliche Laus ist aber ein hoch angepasster und umgeformter Flohkrebs der Gattung Cyamus. Insekten wären mit den langen Tauchgängen der Wale überfordert. So haben die Waltiere im Laufe ihrer fast 60 Millionen Jahre langen Evolution ihre Milben- und Insektenfracht ertränkt. In die frei gewordenen ökologischen Nischen sind andere vielbeinige und hochseetaugliche Plagegeister eingezogen: Die große Gruppe der Krebse mit ihrer Formenvielfalt hat für jede ökologische Nische und jede Aufgabe das passende Artenspetrum mit dem passenden Mundwerkzeugsatz. Die MacGyvers unter den Meerestieren. Seitdem plagen Wale sich mit Walläusen, die sich an superglatter Haut bei starker Strömung festhalten können und Seepocken, die sich an rauen Stellen wie den hornschwieligen Mützen oder Berets der Glattwale und den Pedunkeln der Buckelwalfliper ansiedeln. 58 Millionen Jahre sind eben eine Menge Zeit für die Entstehung ausgefeilter Wirts-Parasiten-Beziehungen.

Robben oder Flossenfüsser hingegen haben sich erst vor etwa 30 Millionen Jahren aus den Carnivoren heraus entwickelt. So sind sie wesentlich weniger perfekt an die aquatische Lebensweise angepasst, gehen noch regelmäßig an Land und strecken beim Atmen immerhin noch die an der Schnauzenspitze liegende Nasenöffnung aus dem Wasser. So haben sie bisher auch die treuesten äußeren Plagegeister der Säugetiere mit ins Wasser genommen: Flöhe, Läuse und Milben. Die Plagegeister sammeln sich gern an der Schnauzenspitze der Robbe, so dass sie beim Luftschnappen auch ihr Quantum Atemluft abbekommen. Danach heißt es für Floh und Robbe wieder: Luft anhalten. In der nicht sehr langen Spanne der Robben-Evolution ist es noch nicht zur Ausbildung spezifisch angepasster Krebse als Ekto-Parasiten gekommen, durch den nicht nicht vollständigen Übergang zum aquatischen Leben können Insekten mit der Situation noch zurechtkommen.

Einige Milbenarten sind gleich in den Nasenraum der Südlichen See-Elefanten und Weddell-Robben umgezogen, wo sie gegen Wasser und Kälte gut geschützt und mit ausreichend Luftvorrat selbst die langen See-Elefanten-Tauchgänge locker aussitzen können. Dieser Parasiten-Befall führt zu einer erheblichen Schleimabsonderung in der FlossenfüßerNase und die geplagten  Robbe versucht, sich mit kapitalen Niesern davon zu befreien. Darum ist es eine gute Idee, sich keinesfalls vor die Nase eine Südlichen See-Elefanten oder einer Weddell-Robbe zu stellen, denn solch eine Schleimfontäne möchte niemand auf seinem Schneeanzug haben. Meiner Kenntnis nach sind diese Milben die einzigen Spinnentiere, die in der Antarktis heute leben.

Solche Parasiten-Wirts-Beziehungen sind beeindruckende Beispiele für Ko-Evolution. Wer dann immer noch nicht an Evolution „glaubt“, möge sich in die Situation eines Flohs auf einem Wal versetzen und einfach mal 137,5 Minuten Minuten die Luft anhalten. Danach können wir dann gern weiterdiskutieren.

Hier ist noch ein Video über die Walläuse eine gestrandeten Buckelwals:

Zum Weiterlesen zu den Myanmar-Bernstein-Funden:

Enrique Peñalver et al: “Ticks parasitised feathered dinosaurs as revealed by Cretaceous amber assemblages”; Nature Communications volume 8, 12 December 2017; Article number: 1924 (2017);doi:10.1038/s41467-017-01550-z

NY Times; Nicholas St. Fleur: “Ticks Trapped in Amber Were Likely Sucking Dinosaur Blood”

Guardian; Ian Sample: Meet Dracula, the bloodsucking tick which feasted on dinosaurs 99m years ago

Science Mag; Gretchen Vogel: “Science 99 Million year old Ticks sucked Blood of Dinosaurs”

Kommentare (32)

  1. #1 rolak
    5. März 2018

    Humpback louse

    Heiteres NamenRaten: Gehe ich recht in der Annahme, daß das weder Name noch Andeutung einer engen Spezialisierung ist, sondern nur den Fundort ‘Buckelwal’ bezeichnet?

    Ok, das mit der Nymphe hat schon was – – doch was für eine schöne DinoFeder^^

  2. #2 RPGNo1
    5. März 2018

    Ein T. Rex ragt hinter dem Zaun seines Geheges auf. Der Echsenblick scannt das Revier nach Beute, Eindringlingen und anderen Auffälligkeiten aufmerksam ab. Der muskulöse Schwanz hält das riesige Reptil aufrecht auf den Hinterbeinen in einer beeindruckenden Pose. Auf einmal kommt Bewegung in den Dino – er kratzt sich am Kopf.

    Als ich diesen Text gelesen habe, spulte sich ein entsprechender Film in meinem Kopf ab … Und sorgte für ein herzhaftes Auflachen! Die Szene ist einfach zu komisch. Gewaltiger T-Rex versucht, sich mit seinen Stummelarmen zu kratzen. 😀

  3. #3 rolak
    5. März 2018

    Auflachen

    Ohne Grinsen gings hier auch nicht, RPGNo1 – jedoch wards eher als Verbeugung vor der laaaangen Geschichte krzr Arme empfunden.

  4. #4 tomtoo
    5. März 2018

    OT
    @RPGNo1
    Das lachen würde dir vergehen, wenn er mit den Stummelärmchen einen Ast als Zahnstocher nutzt, und sich gleichzeitig, wie ein Wellensittich mit einem Bein am Ohr kratzt.

    : ) Sry aber die Vorstellung hat mich gerade amüsiert.

    @Bettina
    Entschuldige, aber alleine bei dem Wort Dinosaurierzecke, geht meine Phantasie mit mir durch. : )

  5. #5 tomtoo
    5. März 2018

    Übrigens finde ich das sehr spannend, auch mit den Parasiten auf Meerestieren, und Evolution.

    Aber das Schmunzeln bekomme ich gerade echt nicht aus dem Gesicht. : )

  6. #6 Bettina Wurche
    5. März 2018

    @tomtoo: Genau diesen Welli-Vergleich hatte ich dabei im Kopf : )))

  7. #7 Bettina Wurche
    5. März 2018

    @rolak: Ja, klar, es wird doch in der Bildunterschrift noch extra erklärt.

  8. #8 Gerhard
    5. März 2018

    Es gibt offenbar extrem erfolgreiche Gattungen. Schmarotzer zu sein, ist sicher eine gute Strategie.

    Man stellt sich Dinosaurierhaut als extrem dick und undurchdringlich vor. Offenbar war dies nicht der Fall.
    Oder es gab Schwachstellen, wo das leichter möglich war.

    Eine Frage ergibt eine andere: War Co-Evolution schon immer so intelligent, daß sich auch sehr früh schon raffinierte Methoden entwickelten, an Nahrungsstoffe zu kommen? Gibt es einen Hinweis, daß Methoden über die Jahrmillionen insgesamt raffinierter und zahlreicher/vielseitiger wurden?
    Ich denke, nein. Meiner Vorstellung nach war die Natur von Anfang an sehr komplex.

  9. #9 Bettina Wurche
    5. März 2018

    @Gerhard: Sowie das erste mehrzellige Vieh über die Erde schwamm oder latschte und die erste Pflanze ihrer Blätter ausstreckte, evoluierte der erste Parasit fröhlich vor sich hin. Ko-Evolution ist ein super-interessantes Thema. Ein klassisches Gebiet für die Hypothese der Roten Königin – ein stetiges Wettrüsten.
    https://scienceblogs.de/meertext/2017/10/16/evolution-die-hypothese-der-roten-koenigin-red-queen-hypothesis/
    Biologen würden so etwas eher nicht als intelligent bezeichnen, sondern als Anpassung.

  10. #10 Bettina Wurche
    5. März 2018

    @tomtoo: Vor allem, wenn man bedenkt, dass dabei ab und an auch mal ein Welli von der Stange gefallen ist. Dar ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten für Gary Larson-Comics : )

  11. #11 tomtoo
    6. März 2018

    Hoffe hier gibts nicht alzuviele Mitleser vom rechten Rand. Als linke Zecke beschimpft werden geht ja. Aber als linke Dinosaurierzecke ? Da müsste ich an den sich am Ohr kratzenden T-Rex denken, und wäre sofort kampfunfähig. ; )

  12. #12 schorsch
    6. März 2018

    Die Formulierung “Haare eines wohl bekannten Käfers” irritiert. Ist womöglich ein wohlbekannter Käfer gemeint?

  13. #13 rolak
    6. März 2018

    wird doch .. extra erklärt

    Also so eindeutig festlegend finde ich den Untertext “Collected from a stranded Megaptera novaeangliae” nicht, Bettina, jedenfalls wenn es nicht um den Fundort des abgebildeten Exemplares, sondern den Lebensraum aller geht.
    Als Gegenbeispiel ist im Tatortbericht “Menschenlaus, gesammelt von einer Wasserleiche gestern morgen, Köln, Rhein, Höhe Hohenzollernbrücke” die Laus möglicherweise eine Filzlaus und wäre somit auf den Menschen spezialisiert / fixiert.

  14. #14 Alderamin
    6. März 2018

    @Bettina

    Danke für den Einblick in die marinen Plagegeister. Dass Robben Läuse und Milben haben, die an der Nasenspitze Luft holen, hätte ich nicht gedacht.

    Wie sieht’s denn mit diesen Seepocken aus, saugen die Blut oder leben die von Hautresten? Gibt’s die nur bei Walen oder auch bei großen Fischen? Ich meine nicht, dass ich sie im Film schon mal an Haien oder Rochen gesehen hätte. Aber die haben ja auch Schiffshalter, halten die vielleicht die Tiere von den Parasiten frei? Die sieht man bei Walen wiederum weniger bis gar nicht, ist mein Eindruck.

    Raptoren gelten als die Königsklasse der Dinosaurier. Nicht zuletzt durch das ultimative Dinosaurier-Marketing-„Jurassic Park“, sowohl den Filmen als auch den Romanen von Michael Chrichton, jagen diese Jäger des Erdmittelalters den meisten Menschen einen wohligen Schrecken ein.

    Da wurden die Raptoren aber mit fremden Federn geschmückt. Der echte Velociraptor hätte keinem Angst gemacht, der war so groß wie ein Truthahn und sah auch so ähnlich aus. Was da durch Spielbergs Film huschte, war eher ein gerupfter Deinonychus. Zugegeben, ein eng Verwandter, aber eben nicht der Velociraptor.

  15. #15 RPGNo1
    6. März 2018

    @Alderamin
    Das ist ein Missverständnis. Spielberg hat sich bei der Darstellung der Raptoren in Jurassic Park am Utahraptor orientiert (Länge ca. 7 m) und nicht an den Velociraptoren.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Utahraptor

  16. #16 tomtoo
    6. März 2018

    Utharaptor ? Alter Falter, mir würde ja schon eins dieser Viecher reichen, um ein Abo Pampers zu bestellen. Von einer Gruppe ganz zu schweigen.

  17. #17 Alderamin
    6. März 2018

    @RPGNo1

    Meinst Du? Der kommt mir aber noch eine Nummer größer vor, als die Raptoren im Film. 500 kg, 7 m lang. Schluck.

  18. #18 rolak
    6. März 2018

    500 kg, 7 m lang. Schluck

    Allerdings, insbesondere wenn man bedenkt, wie agil, kräftig und fies schon 5kgTierchen sein/werden können. Aber die Größe paßt doch – insbesondere perfekt zum filmstimmungsfördernden sich-gegenseitig-in-die-Augen-starren ;·)

  19. #19 RPGNo1
    6. März 2018

    @Alderamin
    Der Velociraptor eignet sich aufgrund seiner geringen Größe schlecht als Bösewicht, wie du richtig angemerkt hast. Ich meine vor langer Zeit gelesen zu haben, dass sich Spielberg bei der Gestaltung der Filmraptoren von Deinonychus und auch Utahraptor hat inspirieren lassen, der erst kurz zuvor entdeckt worden war.
    https://www.smithsonianmag.com/science-nature/what-do-we-really-know-about-utahraptor-95334335/

  20. #20 Bettina Wurche
    6. März 2018

    @rolak: okeee, okeee… Ich nehme immer ganz gern die Originalbildunterschriften, um korrekt zu zitieren. In diesem Fall war sie dann wohl nicht eindeutig genug.

  21. #21 Bettina Wurche
    6. März 2018

    @schorsch: Korrekt. Danke, ist korrigiert.

  22. #22 Bettina Wurche
    6. März 2018

    @RPGNo1: DAS war mir jetzt auch neu – danke!

  23. #23 gedankenknick
    7. März 2018

    Also man mag mich ja schlagen, aber ich habe 1994(?) das Buch gelesen statt ins Kino zu gehen, damals noch unter dem Titel “Dino Park”. In dem wurden – so ich mich korrekt errinnere – die Velociraptoren wesentlich kleiner beschrieben als später im Film zu sehen, aber nichts desto trotz als sehr effektive und erfolgreiche “Gruppenjäger” mit einer Art Arbeitsteilung bei der Jagd. Außerdem waren es zum Zeitpunkt des Buches >100St. im fraglichen Zoo, da es genau jene Art war, wo die Fortpflanzungsbegrenzung nicht funktionierte (und bei der Ian Malcolm die systematischen Fehler der Anlagenplanung feststellte). Und es war jene Art, von der am Ende angedeutet wird, dass ein paar Exemplare mittels des Tankschiffs aufs Festland entkommen und da im Regenwald Mittelamerikas verschwinden… (was im Film gar keine Erwähnung findet.)

  24. #24 rolak
    7. März 2018

    Das war keine Beschwerde, Bettina, sondern zuerst ein Nachfragen (immerhin bin ich mir bei weitem nicht sicher, englische Formulierungen vollumfänglich korrekt zu interpretieren) und dann ein Versuch der Erklärung, warum ich mir nicht sicher war.

  25. #25 Trottelreiner
    8. März 2018

    @RPGNo1:
    Naja, laut

    https://en.wikipedia.org/wiki/Utahraptor#Discovery

    datiert die erste Veröffentlichung mit dem Namen “Utahraptor” auf den Juni 1993, und “Jurassic Park” kam ungefähr zeitgleich heraus, laut

    https://en.wikipedia.org/wiki/Jurassic_Park_(film)#Filming

    begannen die Dreharbeiten im August 1992.

    Dürfte natürlich schon vor 1993 Infos über Utahraptor gegeben haben, aber ist trotzdem knapp; von der Größe her passt eh Deinonychus besser:

    https://en.wikipedia.org/wiki/File:Dromie_scale.png

    @Bettina:
    He, “Parasiten” gibt es schon bei Einzellern, wobei sich wohl schon der erste Hyperzyklus

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperzyklus

    mit parasitischen Komponenten herumschlagen durfte, obwohl man das dann wohl eher Nebenreaktion nennen könnte. “Egoistischer DNA” wir Transposons, F-Plasmiden und Viren/Phagen sind dann ein Spezialfall.

    Das ich hier “Parasiten” in Anführungszeichen setze hängt damit zusammen das die Abgrenzung Parasitismus und Symbiose schwierig ist. Gut möglich daß sich die ersten Protomitochondrien als Parasiten in den Eukaryoten einnisteten. Und ob die ersten Protochloroplasten die Endozytose als Symbiose “betrachteten” kann man auch bezweifeln.

  26. #26 Trottelreiner
    8. März 2018

    @gedankenknick:
    Naja, nur sagt Crichton[1] etwas anderes:

    https://en.wikipedia.org/wiki/Deinonychus#In_popular_culture

    Crichton had met with John Ostrom several times during the writing process to discuss details of the possible range of behaviors and life appearance of Deinonychus. Crichton at one point apologetically told Ostrom that he had decided to use the name Velociraptor in place of Deinonychus for his book, because he felt the former name was “more dramatic”. Despite this, according to Ostrom, Crichton stated that the Velociraptor of the novel was based on Deinonychus in almost every detail, and that only the name had been changed.

    Wobei ich es schon lustig finde das Google mir gleich RPG-Statistiken für Deinonychus anbietet: 😉

    https://www.d20pfsrd.com/bestiary/monster-listings/animals/dinosaur/deinonychus/

    [1] Popkulturelle Osmose, wieso muß ich bei dem Nachnamen immer an Farscape denken?

  27. #27 Bettina Wurche
    8. März 2018

    @trottelreiner, @rolak, @gedankenknick, @RPGNo1: Bisher wusste ich nur, dass Spielberg Deinonychus als Velociraptor laufen liess. Dass auch Ostrom Spielberg beraten hatte, war mir neu, mir war bislang nur der Ostrom-Schüler Jack Horner als Spielberg-Berater untergekommen.

    Interview mit John Ostom:
    “While the vicious raptor of the novel is strikingly similar to Deinonychus, Crichton renamed it. “Crichton, in an apologetic way, explained that in the novel he decided to use the name Velociraptor, that I had said was the closest relative to the animal that I had found,” Ostrom told The Times. “He said, ‘It’s more dramatic.’ And I said I recognize that most people don’t understand Greek. […] Despite the name change, Ostrom wrote that Crichton had confirmed to him that the fictional Velociraptor was modeled after Deinonychus in “almost every detail.” ”
    https://news.yale.edu/2015/06/18/yale-s-legacy-jurassic-world

    In diesem Kontext auch interessant: Ostrom hat Deinonychus wissenschaftlich beschrieben und u. a. darauf seine Vorstellung der schnellen und intelligenten Raptoren begründet, die zum Dino-Revival in den 70-ern führte. Was weniger bekannt ist: Der kleine Raptor war von Barnum Browne entdeckt aber nicht mehr beschrieben worden. Barnum Browne war einer der erfolgreichsten, wenn nicht der erfolgreichste “Dino-Jäger” seiner Zeit, er hat die meisten wichtigen Dino-Fundstellen in den USA und Kanada mit entdeckt und den Grundstein für die heute noch existierenden Dinosauriersäle des American Museum of Natural History begründet.Sein berühmtester Fund: T. rex.

  28. #28 RPGNo1
    9. März 2018

    @Trottelreiner
    Ich habe meine Aussage zu Utahraptor/Deinonychus/Velociraptor auf den Film beschränkt und dann auch extra vorsichtig formuliert.
    Der Film “Jurassic Park” ist 25 Jahre alt, I-Net war damals noch ziemlich unbekannt und kam verbreitet, und die Quellenlage ist entsprechend mager.

  29. #29 rolak
    9. März 2018

    @rolak

    ..kommentierte nur Alderamins Maßangaben, Bettina. Nur für den Fall, daß Lob (leider) oder Tadel (zum Glück) unpassend verteilt wurde ;·)
    Damals™ reichte mir auch schon mein Gekichere über den IT-Kram.

  30. #30 Trottelreiner
    9. März 2018

    @RPGNo1:
    He, ich bezog mich durchaus auf den Film, und es ist auch durchaus möglich das Spielberg et al. auch den Utahraptor als Vorbild gewählt haben, ich halte es nur aus chronologische Gründen für schwierig bzw. unwahrscheinlich, da die wissenschaftliche Erstbeschreibung eben erst herauskam als Jurassic Park schon im Kino lief. Wobei das AFAIK in der Berichterstattung als nachträgliche Bestätigung von JP gesehen wurde.

    Das Problem für mich ist nicht so sehr das damals das WWW in den Kinderschuhen steckte (eventuell ist eine Suche nach entsprechenden Diskussionen im USENET da eine Alternative), sondern daß das verf**kte 24 Jahre her ist und ich z.B. nicht einmal weiß ob ich Jurassic Park damals mit 16 überhaupt im Kino gesehen habe; ich meine mich wage zu erinnern das ich JP mit meinem Vater und meinem Bruder in einem kleinen bayrischen Dorfkino gesehen habe (waren Herbstferien) und die Unschärfe am Anfang dem.Projektor und nicht meiner schon damals immer wiederkehrenden atypischen Depression zu verdanken war, aber wenn sich herausstellt das ich das mit JP II verwechsle und ich JP dann erst im Fernsehen oder auf Video sah wäre ich nur begrenzt überrascht. Nicht das ich unbedingt annehme das die Erinnerungen meines Vaters oder meines Bruders da deutlicher sind. Interessanterweise kann ich mich ziemlich deutlich daran erinnern das ich “Überleben!” im Kino sah, der kam ungefähr zeitgleich heraus, aber naja, lassen wir es, wäre grundsätzlich mal interessant diese Zeit aufzuarbeiten[1], aber ich denke daß das jetzt unpassend ist.

    Kurzum, bitte meine Erinnerungen an diese Zeit mit einer gewissen Skepsis betrachten, langsam überlege ich immer mehr das ich mal eine Grafik meiner Schulnoten im Verlauf der Jahre als Proxy für meinen psychologischen Zustand machen sollte.

    Zurück zu Utahraptor, wahrscheinlich war das Paper schon während der Dreharbeiten eingereicht, aber es ist eben fraglich inwiefern es außerhalb der Paläontologenszene zirkulierte. Wobei die einzige Spezies von Utahraptor u.a. nach Ostrom benannt ist, der aber als Autor nicht beteiligt war. Peer review steckte damals AFAIK in den Kinderschuhen, ist aber durchaus möglich das ein paar Vorabdrucke an Ostrom (wg. dem Namen), Bakker und Horner gingen und diese es in ihren Gesprächen mit der Filmcrew erwähnten

    Um das noch einmal klarzustellen, durchaus möglich das du recht hast, ich halte es eben nur für unwahrscheinlich, hoffe du nimmst mir das nicht krumm.

    [1] “It’s good to be young, but let’s not kid ourselves, It’s better to pass on through those years and come out the other side With our hearts still beating, Having stared down demons, Come back breathing”

  31. #31 tomtoo
    10. März 2018

    Also wenn mein Daten so einigermasen stimmen kam JP1 93 ins Kino und der NCSA Mosaic kam gerade raus. Alte Zeiten. : )

  32. #32 RPGNo1
    10. März 2018

    @Trottelreiner
    Ne, ich nehme dir nichts krumm. 🙂
    Ich kann die ganze Geschichte zu JP und den Raptoren auch nur aus meinem Gedächtnis rekonstruieren. Mir wäre es weitaus lieber, ich könnte einen echten Beweis bringen. Aber so kann ich auch nicht ausschließen, dass ich eventuell etwas durcheinander gebracht habe.

    Den Film habe ich damals allerdings tatsächlich im Kino gesehen und war von den Tricks und der Darstellung der Dinos schwer begeistert, auch wenn sich der Regisseur natürlich künstlerische Freiheiten genommen hat. Meine einzige kleine Enttäuschung war nur, dass mein Lieblingsdino, der Triceratops nur einen so kleinen Auftritt hatte. JP II und III habe ich allerdings nicht mehr im Kino gesehen, da mich die Vorabkritiken zu skeptisch hatten werden lassen. Und meine Skepsis war gerechfertigt, nachdem ich dann beide Filme im Free-TV gesehen habe.