Im Dezember 2017 unterzeichnete der derzeit regierende POTUS die White House Space Policy Directive 1 – unter der Führung der USA soll mit privaten Investoren ein Programm aufgelegt werden, um wieder Menschen zum Mond zu bringen, „[…] to bring back to earth new knowledge and opportunities.“
Nun, im März 2018, hat The White House Office of Science and Technology Policy (OSTP) einen neuen Bericht dazu publiziert: Protecting & Preserving Apollo Program Lunar Landing Sites & Artifacts.
Wissenschaftliche Bedeutung der lunaren Stätten und Artefakte
Die historische Bedeutung der lunaren Stätten und Artefakte steht außer Frage. Die Raumfahrt mit ihren komplexen technologischen und logistischen Abläufen in großen, internationalen Arbeitsgruppen mit ihrer ausgeklügelten Kommunikation und Interaktion ist zweifelsohne eine außergewöhnliche kulturelle Leistung der Menschen.
Daneben haben diese Hinterlassenschaften auch noch genauso große naturwissenschaftliche Bedeutung: Die zurückgelassenen Spuren, Vehikel und Gegenstände aus verschiedenen Materialien sind das beste Langzeitexperiment, wie das Mondklima sich auf diese Materialien auswirkt: „Three Apollo sites remain scientifically active and all the landing sites provide the opportunity to learn about the changes associated with long-term exposure of human-created systems in the harsh lunar environment. These sites offer rich opportunities for biological, physical and material sciences.”
Es geht um ein einzigartiges Langzeit-Experiment außerhalb der Erde – der Mond hat keine Atmosphäre, weniger Schwerkraft, kein Klima mit wechselhafter Witterung wie Regen, Wind und Eis. Stattdessen gibt es Regolith, dessen kantige, nicht rund geschliffene Körner vollständig andere Materialeigenschaften und abrasive Wirkung haben als irdischer Sand. Extreme Temperaturgänge zwischen 130 (Tagseite) und – 160 (Nachtseite) ° C. Keine Atmosphäre filtert und mildert die Sonnenstrahlen, so dass ungehemmtes Licht aller Spektren das menschengemachte Material ausbleichen und zermürben kann.
Auf dem Mond liegen irdische Materialien und Verbundstoffe, die in den 60-er und 70-er Jahren topaktuell waren, teils extra für den Mondflug entwickelt – Metalle, Gummi, Nylon, Farben. Welche Metalle, welche Kunststoffe, welche Verbundstoffe haben sich bewährt? Wie haben sich Temperaturunterschiede, Strahlung und Meteoritenbeschuss auf die Alterung und den Zerfall der Stoffe ausgewirkt?
Dieses Life-Experiment enthält wirklich wertvolle Erkenntnisse nicht nur für die Raumfahrt, allein deswegen sollten die Areale unbedingt geschützt werden.
Das nächste Raumschiff, bemannt oder unbemannt, könnte zu dicht an den Landestellen landen und so Regolith aufwirbeln, der die Spuren zerstört oder Artefakte abschmirgelt. Welche weiteren Auswirkungen wären möglich und wie kann einen Impact möglichst vermeiden? Darüber gilt es noch intensiv zu diskutieren.
NASA-Empfehlungen, freiwillige Selbstverpflichtungen und Weltraumrecht
Das Weltraumrecht bietet bereits einige internationale juristische Vorgaben für den Schutz lunarer Stätten und Artefakte. Mehrere Artikel des Outer Space Treaty (OST) von 1967 ergeben die Grundlage für die Verpflichtung eines Staates, sowohl die eigenen (staatlichen) Aktivitäten als auch die Aktivitäten privater Akteure zu kontrollieren.
Das NASA-Team hatte auf der Basis einer Bestandsaufnahme einen Katalog von Empfehlungen an raumfahrende Institutionen erarbeitet und 2011 veröffentlicht: „NASA Recommendations to Space-Faring entities: How to protect and preserve the historic and scientific value of U.S. Government Lunar Artifacts“. Eine unverbindliche Interims-Empfehlung als Überbrückung bis zur Erarbeitung einer detaillierten, möglicherweise sogar multilateralen Empfehlung.
Die US-amerikanischen Firmen Moon Express und Astrobiotic sowie das deutsche Unternehmen PTScientists hatten bereits signalisiert, dass sie sich an diese NASA-Richtlinie halten werden.
Die Mondlandestelle – ein extraterritoriales Nationalheiligtum der USA?
Dieser Vorstoß zum Schutz der Mondlandstellen ist sicherlich eine wichtige und richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt.
2010/2011 von Obama in die Wege geleitet, hat Trump nun im Dezember 2017 mit seiner Unterzeichnung der White House Space Policy Directive 1 einen entscheidenden weiteren Schritt gemacht.
Dass ausgerechnet Trump den lunaren Denkmalschutz vorantreibt, ist schon etwas verwunderlich. Schließlich hat doch gerade die Trump-Clique dafür gesorgt, das Erbe der Nation, nämlich die zahlreichen Nationalparks mit ihren vielfältigen und kostbaren Natur- und Kulturerbestätten zu zerstören, ihr öffentliches Land an private Interessenten zu verkaufen und den Schutzstatus zu lockern, um die Ausbeutung dieser Ländereien zu erleichtern. Jagdlizenzen und Jagdmethoden, die jeglichem Anspruch auf Hege, Pflege und Waidgerechtigkeit höhnisch ins Gesicht lachen. Ob es um die Bärenjagd per Helikopter oder die Vergasung von Wolfsjungen im Bau geht. Die Aufhebung von schützenden Gesetzen und Verordnungen, um selbst in empfindlichen arktischen Regionen mehr Bohrlizenzen zu erteilen.
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