Auf Twitter ist gerade #CephalopodWeek! Eine ganze Woche lang Tintenfisch-Content vom Feinsten (auf Twitter: #CephalopodWeek).
Das Monterey Bay Research Institute (MBARI) liegt beneidenswert günstig an der kalifornischen Küste, wo die Küstenlinie knapp hinter dem Strand in die Tiefe abfällt. Im submarinen Hinterhof des Instituts fischen die MBARI-WissenschaftlerInnen und GastforscherInnen aus aller Welt gern im Trüben, ohne lange Anfahrt und mit modernster Ausrüstung.
Den Kameras des ROV (Remotely Operated Vehicle) “Doc Ricketts”, benannt nach dem berühmten Meeresbiologen, Philosphen und Freund John Steinbecks Dr. Ed Ricketts, gelang 2014 ein ganz besonderer Fang: “The law of beak and claw”. Das Video zeigt den Tiefsee-Kalmar Gonatus onyx (Onyx squid, Schwarzaugen-Kalmar) im tödlichen Ringkampf mit dem Eulenfisch Pseudobathylagus milleri.
Der Eulenfisch hat seinen Namen von seinen extrem großen Augen erhalten, als Tiefseefisch muss er sich an die Dunkelheit seines Lebensraums anpassen. Solche besonders großen Augen können auch sehr schwaches Restlicht, das bis in diese fast lichtlose Tiefe eindringt, auffangen oder die Biolumniszenz anderer Tiere lokalisieren. Der Lebensraum des nur 5 Zentimeter kelinen Fischleins liegt unter 550 Meter. Meist gleitet er langsam durch die Tiefsee, auf der Suche nach der kargen Beute dieser Meeresschichten.
Oder bis er selbst zur Beute wird!
In diesem Fall ist er in die Tentakel eines hungrigen Schwarzaugen-Kalmars geschwommen, der sofort zugegriffen hat. Der Kalmar ist kleiner als der Fisch, aber wild entschlossen. Zunächst langt er mit den beiden keulenbewehrten Tentakeln zu und zieht den Fisch in die Reichweite seiner kurzen, dünnen Arme. Die Tentakelkeulen haben gezähnte Saugnäpfe, die mit Unterdruck und Klauen alles sehr festhalten. Schließlich hängt der Fisch fest im Griff der klauenbewehrten Saugnäpfe und der kleine Kalmar versucht, mit seinem Schnabel das Rückenmark des Wirbeltiers zu durchbeißen.
Der Fisch hingegen versucht immer wieder, sich mit kräftigen Schlägen der Schwanzflosse aus der tödlichen Umarmung zu befreien. Ein anderer Überlebenstrick des schuppigen Flossenträgers ist, einige seiner großen Schuppen abzuwerfen. Dann würde der Kalmar nur noch die Schuppen festhalten und der Fisch könnte sich entkommen.
Die letzten Sekunden des Videos zeigen, dass der Fisch ein Loch im Rücken hat, durch das das Muskelfleisch rötlich schimmert. Er hat den Kampf also verloren. (Den Ausgang des Kampfes musste ich korrigieren – ich hatte nicht zweifelsfrei gesehen, dass der Kalmar den Fisch getötet hat. Auf dem Blog des Scientific American steht, dass der Fisch unterlegen ist: “Owlfish dies with a gaping, red, meaty hole in its back and the drinks are on black-eyed squid because he’s feeling pretty great right now.” – 19.06.2018)
Allerdings frage ich mich, wie der Kalmar diesen wesentlich größeren Fisch hätte fressen wollen. Vielleicht hätte er mit seinem scharfen Schnabel nur ein paar Filetstücke herausgebissen? Oder den Fisch nach und nach verdrückt?
Das werden wir nie erfahren.
Fest steht: In der kalten Tiefe des Meeres toben heiße Kämpfe. Und die Tiefseecanyons der Monterey Bay sind immer wieder für eine Überraschung gut.
Gonatus onyx war auf meertext schon einige Male zu Gast, von der Kalmar-Kinderstube bis zum Kalmar-Friedhof (Squid Fall) und seiner ökologischen Bedeutung.
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