Mitarbeiter des isländischen Marine & Freshwater Research Institute of Iceland nehmen von jedem Wal, den Hvalur hf geschossen hat, Proben. Der Meeresbiologe und Wal-Experte Gísli Arnór Víkingsson, ein Mitarbeiter des Instituts, erklärte der isländischen Zeitung Morgunblaðið , dass es Berichte über einen der seltenen Blauwal-/Finnwal-Hybriden gegeben habe. Den Bildern nach sind er und seine Kollegen nahezu sicher, dass es sich bei dem jetzt getöteten Tier um diesen Hybriden handelt. Allerdings wird erst die genetische Untersuchung die absolute Bestätigung bringen. Diese Proben werden nach Abschluß der Saison im Herbst analysiert. Ob in diesem besonderen Fall die DNA-Probe vorher analysiert wird, sei noch nicht entschieden. Während Blauwale geschützt sind, so Gisli, gilt dieser Schutzstatus nicht für Hybriden.
Diese letzte Bemerkung bedarf genauerer Analyse. Ist der Abkömmling eines streng geschützten Blauwals geschützt, auch wenn er nur ein halber Blauwal ist?
Diese Diskussion dürfte gerade erst anfangen.
Ist Walfang verboten?
Die IWC (International Whaling Commission) managt den Walfang und legt Quoten fest. Das war 1946 notwendig geworden, weil die Walbestände stark überfischt waren. Ende der 60-er Jahre wandelte sich die Einstellung vieler Menschen zu Walen: Die Walschutzbewegung formierte sich. In den 70-er Jahren wandelte sich auch die Einstellung innerhalb der IWC – immer mehr Staaten wollten keine Wale mehr töten, sondern schützen. So kam es 1982 zu einem Moratorium, einer Übereinkunft zum Aussetzen des kommerziellen Walfangs von Bartenwalen und Pottwalen. Alle Quoten wurden auf Null gesetzt.
Dennoch gab und gibt es weiterhin legalen Walfang:
Japan, Russland, Norwegen und Island sowie einige andere Länder opponierten gegen das Moratorium. Japan hat sich in den sogenannten wissenschaftlichen Walfang geflüchtet. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse daraus sind meist dürftig und letale Forschungsmethoden werden heute in breiten Kreisen (nicht nur) der Wal-Forschung geächtet. Der Internationale Gerichtshof hat die japanische Jagd auf Zwergwale in der Antarktis für illegal erklärt.
Norwegen führt offiziell und unter allen Auflagen der IWC einen kleinskaligen kommerziellen Walfang in norwegischen Hoheitsgewässern fort. Sie schießen jährlich eine kleine Quote Zwergwale und müssen stetig nachweisen, dass der Nordatlantikbestand dadurch nicht gefährdet ist. Liefern sie keine Nachweise, schrumpft die Quote automatisch – die Revised Management Procedure (RMP) heißt das.
Aboriginal Whaling bedeutet, dass einige Volksgruppen wie Inuit, First Nations-Stämme und andere ihre Tradition weiterführen dürfen.
Island ist 1992 aus der IWC ausgetreten und führt offen Walfang durch, der von keiner Stelle kontrolliert wird. Da sie sich den internationalen Beschlüssen der zuständigen Stelle – der IWC – widersetzen, ist das Piratenwalfang. Allerdings verstoßen sie gegen keine Gesetze, da ein Beschluss keinen Gesetzesstatus hat.
Russland hat auch nach dem Moratorium weiterhin Wale geschossen, vollständig unkontrolliert und viele, auch strengstens geschützte, Arten.
Aber das sei hier nur am Rande erwähnt, dazu könnte man ein Buch schreiben.
Die Jagd auf Kleinwale, also alle Zahnwale, die kleiner als Pottwale sind, ist nie international verboten worden. Viele Staaten weltweit jagen weiterhin Schnabelwale und Delphinartige. In der EU ist sie allerdings verboten.
Der Weg des Walfleischs
Viele Isländer stehen dem Walfang mittlerweile recht kritisch gegenüber, nur noch 34 % der Bevölkerung unterstützen dies.
Hvalur hf fängt wesentlich mehr Zwerg- und Finnwale, als in Island gegessen werden.
Den größten Teil des Fleisches, vor allem der Finnwale, und den Blubber exportiert Kristján Loftsson nach Japan.
Auch in Japan stockt der Absatz von Walfleisch. Dafür scheint er in Südkorea stabil zu sein, das scheint allerdings niemanden zu interessieren.
Dabei ist das Essen von Walfleisch eine wirklich schlechte Idee: „In Walprodukten werden Grenzwerte für Quecksilber, PCB oder DDT weit überschritten. Auf den dänischen Färöer-Inseln forderte die oberste Gesundheitsbehörde im vergangenen August die Regierung auf, Walfleisch nicht länger als Nahrungsmittel zu nutzen. Das ist eine deutliche Ansage!
Der Grund für die hohe Schadstoffbelastung: Wale sind Top-Prädatoren, sie stehen am Ende der Nahrungskette. Langlebig und jagend reichern sie Schadstoffe in erschreckend hoher Menge an.“ hatte ich 2014 in „7 gute Gründe, keinen Wal zu essen“ geschrieben.
Daran hat sich nichts geändert.
Ganz nebenbei: Es tut mir weh, zu sehen, wie so ein Meereswesen in einen Haufen Schlachtfleisch verwandelt wird.
Kommentare (34)