So haben Sørensen et al sich einen Versuchsaufbau überlegt, um diese Datenlücke zu schießen: Mit digitalen akustischen und Bewegungssensoren (DTAGs) wollten die Biologen messen, wie und welche Klick-Serien zur Kommunikation die Schweinswale im Meer abgeben und ob und in welchem Maß sie akustisch mit anderen Individuen in Kontakt stehen.
Insgesamt haben sie 6 Tiere mit DTAGs versehen – die Sender werden mit Saugnäpfen auf der glatten Walhaut platziert und lösen sich dann wieder von allein – und so eine ganze Reihe von Klickserien erhalten, die sich von den Ortungslauten (lautmalerisch „Buzz“ genannt) signifikant unterscheiden, stattdessen aber den Kommunikations-Klicks der Aquariums-Schweinswale ähneln.
Das bedeutet, dass soziale Interaktionen für diese Walart wesentlich wichtiger sein müssen, als ihr limitiert erscheinendes Repertoire an sozialen Interaktionen vermuten ließ. Außerdem werden viele dieser sozialen Interaktionen offenbar akustisch durch die wiederholte Folgen von NBHF Klicks übermittelt – ein akustisches Muster, das sich von den reinen Buzz-Lauten signifikant unterscheidet, die Biologen nennen diese Laute „Calls“ – Rufe.
Die 6 Tiere waren überraschend schwatzhaft – bei dem schweigsamsten Wal nahmen die Biologen 90 „Unterhaltungen“ auf, bei den anderen deutlich mehr.
Die Schweinswal-belauschenden Biologen waren sehr überrascht, dass diese sozialen Laute bei den Schweinswalen so häufig zu hören waren, bisher war nicht bekannt, dass die kleinen Wale so viele Sozialkontakte haben. Bis zu 27-mal pro Minute wiederholten die Wale ihre sozialen Calls. Das würde bedeuten, dass die Kleinwale einen erheblichen Zeit- und Energieaufwand betreiben, um mit anderen Artgenossen akustisch in Kontakt zu bleiben. Dieser akustische Aufwand war nicht nur bei Mutter-Kalb-Gruppen zu hören, sondern auch bei scheinbar einzelnen Tieren. Der allerplauderwilligste Wal war ein Einzeltier!
Neben den Calls waren auch Echolokations-Buzzes sehr häufig, besonders bei Mutter-Kind-Paaren. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie so in dem trüben Wasser in engem Kontakt bleiben, auch wenn sie sich nicht sehen können.
Schweinswale sind also, entgegen der bisherigen Lehrmeinung, gesellige Tiere, die in Hörreichweite ihrer Artgenossen rege soziale akustische Beziehungen haben. Ihre Soziallaute sind vielfach wiederholte schnelle Klick-Folgen.
Obwohl diese Art der wenig diversen Lautgebung vielleicht nicht optimal für soziale Informationen ist, haben die Schweinswale diese Form der Akustik gewählt. Ein offensichtlicher Vorteil dieser reduzierten akustischen Breite ist, dass sie in einem für große Delphinartige nicht hörbaren Frequenzbereich sind. Die Schweinswale klönen akustisch getarnt!
Schweinswal-Klönschnack mit Klick
Die Erforschung des Verhaltens und der Kommunikation von Schweinswalen basiert vor allem auf Beobachtungen in Aquarien – in Kerteminde leben seit mehr als 20 Jahren einige verunglückte Tiere und deren Nachwuchs.
Magnus Wahlberg und seine Kollegen haben ihre Forschungsergebnisse in einem wunderbar zu lesenden Beitrag im Scientific American beschrieben. Anschaulich erklären sie die Umwelt eines Wals, seine Konzentration auf die Akustik. Schweinswale scheinen nahezu andauernd kurze, starke, sehr hochfrequente Klicks abzugeben, wie Nikolai Dubrovskiy et al schon 1971 erstmals beschrieben haben. Die einzelnen Klicks sind nur 50 bis 100 Mikrosekunden lang und haben Frequenzen um 130 Kilohertz. Sie sind damit für Menschen normalerweise unhörbar. Ein Glück, denn sie sind so stark, dass sie unter Wasser ein menschliches Gehör noch im Abstand von einigen Metern beschädigen können.
Schweinswale können Frequenzen zwischen 100 Hertz und 150 Kilohertz wahrnehmen. Die höheren Frequenzen mit den kurzen Wellenlängen brauchen sie für das Aufspüren sehr kleiner Beute wie etwa Grundeln von nur wenigen Zentimetern Körperlänge.
Bei der Nahrungssuche geben die Kleinwale 20-mal pro Sekunde Klicks ab. In der Annäherung an die Beute, steigt die Klickrate zu mehreren 100 Klicks pro Minute an – bis hin zum terminal buzz beim Zuschnappen. Dieses akustische Muster ist übrigens bei fast allen Zahnwalen und auch insektivoren Fledermäusen nahezu identisch.
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