Dass dieser Gasriese ein äußerst stürmischer Ort ist, haben Planetologen schon lange gewusst. Aber seitdem die neueste NASA-Sonde den größten Planeten des Sonnensystems erreicht hat, wissen sie: Der aufgeblähte Riesenplanet ist noch wesentlich stürmischer, als sie sich hatten vorstellen können. Der allererste detaillierte „Blick“ in die Polarregionen des Jupiter hat chaotische Zyklone gezeigt, mit einem Durchmesser von bis zu 1400 Kilometern. Die Sonde erforscht diese fremdartige Gasatmosphäre mit Hilfe von Mikrowellen.
Am Äquator des Gasriesen steigt Ammoniak aus der tiefen Atmosphäre großflächig nach oben auf – auch das war für die Forscher unerwartet.
Außerdem ist das Magnetfeld des Jupiter 50 % stärker, als bisher angenommen. Ein Hinweis darauf, dass elektrisch geladene Teilchen tief aus der Atmosphäre viel höher, bis an die Spitzen der Wolken, aufgestiegen sein könnten, als bisher angenommen. Andere elektrisch geladene Teilchen verursachen Polarlichter – anders als auf der Erde, wo geladene Teilchen von außen in die Atmosphäre strömen und dann die Aurora hervorruft, werden die Jupiter-Auroran durch Ströme elektrisch geladener Teilchen tief aus der eigenen Atmosphäre hervorgerufen!
Nächster Haltepunkt der kleinen Planetensonde beim nahen Vorbeiflug im Juni: Jupiters ikonenhafter Großer Roter Fleck.
Dies ist eine sinngemäße Übersetzung eines Textes, den ich am Wochenende über einen Tweet des genialen US-amerikanischen Science Fiction-Autoren David Brin in meine Timeline gespült bekam. Er hatte nicht etwa einige Zeilen seines neuesten Romans gepostet, sondern lediglich einen Text des ScienceMagazine verlinkt, der sich auf eine NASA-Publikation in Science bezieht. Es geht nicht um ein fernes Sonnensystem, sondern um Jupiter, den Gasriesen in unserem eigenen System Sol.
Hier der Originaltext – reine Planeten-Poesie:
„Scientists have long known that Jupiter is a stormy place. But since NASA’s Juno probe reached the solar system’s largest planet last July, they’ve found it to be a far more tempestuous place than they realized. The first-ever detailed look at Jupiter’s polar regions—captured during Juno’s first orbit last August—reveals chaotic swirls of storms, some measuring up to 1400 kilometers across, researchers report today in Science. The study also shows that Jupiter’s equator is home to a broad plume of ammonia rising from deep layers of the atmosphere, a “striking and unexpected” feature found by beaming microwaves into the jovian atmosphere, the researchers say. Other data indicate that Jupiter’s magnetic field is nearly 50% stronger than previously suspected in some places, hinting that the movement of electrically charged particles deep in the planet’s atmosphere may rise closer to the cloudtops than previously presumed. Other electrically charged particles power Jupiter’s polar auroras. But unlike those on Earth—which are fueled by particles streaming in from space—Jupiter’s polar auroras are powered by streams of electrons rising from deep within the planet’s atmosphere, reports another study published today in Science. One of Juno’s next targets: Jupiter’s iconic Great Red Spot, scheduled to get its close flyby in July.”
Und die NASA-Sonde Juno ist schon wieder weiter unterwegs, zu neuen spektakulären Entdeckungen.
In was für phantastischen Zeiten leben wir, dass wir auf der ganzen Welt solche Einblicke in unsere und andere Welten lesen können?
Noch für Stanley Kubricks “2001” musste sich das Filmteam vor nur 50 Jahren die Bilder der Planeten und ihrer Oberflächen praktisch selbst gestalten. Und heute kann jede/r sich per Internet in die Kamera eines Roboters auf dem Mars dazuschalten (Die Ausstellung im Deutschen Filmmuseum lauft noch).
In Europa kann man sich Vorträge von Frauen und Männern anhören, die selbst schon ins All geflogen sind und es gibt viele Möglichkeiten für jedermann/jederfrau, sich die Daten und Bilder aus dem Weltraum selbst anzuschauen. Die friedliche Erforschung des Weltraums passiert heute jeden Tag, auch wenn Star Trek-Fans vielleicht auf noch unendlichere Weiten hoffen mögen, als den flachen Erdorbit, den Mond oder den Mars.
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