Die ISA ist eine internationale Montanbehörde, ökologische Befindlichkeiten stehen dort nicht zwangsläufig an erster Stelle. Wegen ihrer industriefreundlichen Entscheidungen steht die ISA immer wieder in der Kritik. NGOs die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, wie Catapa, werfen der ISA vor, wegen der schnellen Gewinne Ökosysteme zu zerstören, anstatt durch sparsamen Einsatz und Recycling leichter zugängliche oder verfügbare Ressourcen besser zu nutzen. Eine Forderung, die ich teile.
WissenschaftlerInnen wie Diva Amon setzen pragmatisch auf die Kooperation mit den Minengesellschaften, sie hofft, etwa bei Fossilienfunden informiert zu werden und an Proben und Daten zu kommen. Darüber hinaus fordert sie, die Zuständigkeit der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) auf die Ozeane bis in die Tiefsee auszudehnen. Eine nicht nur industriefreundliche Lobby hätte der Ozean mit seinen Bewohnern dringend nötig.

Quellen:
Große Teile des Artikels basieren auf diesem Bericht:

n. n.: “Discovery of vibrant deep-sea life prompts new worries over seabed mining” Nature NEWS; 21 September 2018; Nature 561, 443-444 (2018); doi: 10.1038/d41586-018-06771-w

Zum Weiterlesen:
Einen guten Überblick bietet die Seite der NOAA: “DeepCCZ: A Mission Overview”

zur rechtlichen Situation des Tiefseebergbaus in internationalen Gewässern:
Henning Jessen: “Staatenverantwortlichkeit und seevölkerrechtliche Haftungsgrundsätze für Umweltschäden durch Tiefseebodenbergbau.” Zeitschrift für Umweltrecht (ZUR) 02/2012, 71 (PDF)

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Kommentare (16)

  1. #1 Joseph Kuhn
    28. September 2018

    Danke für den wie so oft informativen Beitrag. Ich fürchte, der Rohstoffabbau wird Vorrang vor Naturschutz haben, der Kompromiss werden “Kooperationen” bei Fossilienfunden usw. sein. Warum sollte man ausgerechnet auf dem Meeresboden, wo niemand so genau hinsieht, der Geldgier einen Riegel vorschieben, wenn man es oben vor unserer Hautür nicht schafft?

  2. #2 Joseph Kuhn
    28. September 2018

    Hau(s)tür

  3. #3 Bettina Wurche
    28. September 2018

    @Joseph Kuhn: Selbstverständlich hat der Rohstoffabbau Vorrang! Deutschland richtet sogar seinen Forschungsschiffbau auf die Bedürfnisse der submarinen Exploration aus. Ich wollte den Artikel aber nicht zu düster gestalten, außerdem hätte es sich mit dem Eigenmarketing der Tiefseebergbau-Fraktion widersprochen, die den deutschen Wikipedia-Beitrag zu diesem Thema geschrieben haben : )

  4. #4 Dampier
    29. September 2018

    Danke für diesen wichtigen & wertvollen Bericht. Es ist ein Jammer, dass in Ozeanografie und Meeresbiologie (anders als zB. in der Astronomie) der Anteil an schlechten Nachrichten so enorm hoch ist.

    Egal. Meertext rulez :))

  5. #5 Bettina Wurche
    29. September 2018

    @Dampier: Danke, das geht runter wie Butter : ) Ohne Euch meerbegeisterte Lesende würde ich das ja gar nicht machen können! Die Zerstörung der marinen Lebensräume schreitet schnell voran und ist manchmal nur schwer auszuhalten. Darum gibt es zwischendurch immer mal wieder Raumfahrt, sonst hält man das ja nicht aus.

  6. #6 Herb
    30. September 2018

    Da es für uns wichtiger ist jedes Jahr ein neues Smartphone zu besitzen, wird sich an der Nachfrage an seltenen Erden in absehbarer Zeit nichts ändern. Die Folgen für diese einzigartigen und offensichtlich auch für das gesamte marine System wichtigen Lebensgemeinschaften werden die Allgemeinheit wenig interessieren. Seegurken und Tiefseewürmer sind für Disney’s Sympathiefilme eher nicht geeignet. Es geht wieder mal um den kurzfristigen Gewinn mit Langzeitfolgen für Natur und Mensch.
    Vielen Dank Frau Wurche für diesen sehr gut gemachten und informativen Beitrag.

  7. #7 tomtoo
    30. September 2018

    @Bettina
    Vielen Dank für den Artikel! Als das mit den Manganknollen angefangen hat, ist ja schon lange her, dachte ich coole Sache. Aber die Beleuchtung aus Meeresbiologischer Sicht (dank deiner) lässt mich schon schlucken.

  8. #8 rolak
    30. September 2018

    dachte ich coole Sache

    Liegt da einfach rum, bloß aufsammeln. Ja, tomtoo, trifft bei mir ebenfalls zu, doch langfristig halte ich es mit des Alten “Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern?” Zumal bei MeinungsNeigungen, die sich auf Unwissenheiten bilden, Dazulernen allemal hilft. Wenn ich hingegen ein ‘Raus damit und zwar ejal wat!” propagiert hätte, dann müßte ich jetzt mit Eselskappe in die Ecke. Auch aushaltbar, erfreulicherweise jedoch nicht nötig.

  9. #9 Bettina Wurche
    30. September 2018

    @tomtoo: Ja, die Jagd nach Manganknollen ist gar nicht neu – ich hatte Mitte der 90-er Jahre eine Tiefsee-Ökologie-Vorlesung, in der das schon ein heißes Thema war. Und da waren schon genau diese Vorbehalte so formuliert worden, die sind auch nicht neu. Aber wie gesagt, es ist für die Öffentlichkeit offenbar uninteressant : (

  10. #10 Bettina Wurche
    30. September 2018

    @Herb: Kann schon schein, dass es für Disney uninteressant ist. Aber die scheinbar unauffälligen Wirbellosen des Ozeans sind dennoch Filmstars geworden: In SpongeBob! Die sind ganz schön bekannt geworden. Allerdings weniger unter Erwachsenen. Dabei hatte ein Meeresbiologe mit Trickfilmleidenschaft sie zu edukativen Zwecken entworfen.

  11. #11 tomtoo
    30. September 2018

    @Bettina
    Hey ich bin auch Öffentlichkeit! ; )
    Aber ist ja klar, die Dinge da weit drausen und unter dem Meer sind halt wie sagt man so schön “Aus dem Auge aus dem Sinn”. Im Wald die Aktivisten haben halt Öffentlichkeit, unter dem Meer? Wird es schwer. Reimt sich sogar ; )

  12. #12 tomtoo
    30. September 2018

    @Bettina
    Oder anders rum. Im dunkeln lässt sich gut munkeln. : (

  13. #13 Bettina Wurche
    30. September 2018

    @tomtoo: Und ob Du Öffentlichkeit bist : ) Nur, wir paar Wissens- und Wissenschaftsinteressierte sind ein kleiner Haufen neben zu vielen geistlosen Extrem-Konsumenten. Dumpfbacken, die an ihren Drinks in Plastikbechern nuckelnd ihre Billig-Ketten-Klamottentüten durch die Gegend tragen, ohne von ihren Smartphones der neuesten Generation aufzuschauen. An solche Leute kommt man kaum ´ran. Habe vor Kurzem ernsthaft darüber nachgedacht, auf ein paar Mode- und Make-up-Influencer-Blogs was über Arbeitsbedingungen in Drittweltländern und Mikroplastik in Kosmetik zu posten. Habe mich dagegen entschieden, ich fürchte, dass es Null bringt.

  14. #14 tomtoo
    30. September 2018

    @Bettina
    Bzgl. Mikroplastik fand ich das aktuelle WRINT ganz spannend. Man macht sich ja gar keine Gedanken wo das alles herkommt. Reifenabrieb, Schuhabrieb, Strassenstreifenabrieb usw. Plus was noch alles dazukommt von Autopolitur bis Zahnpasta.

  15. #15 Aginor
    1. Oktober 2018

    Danke für den Artikel, wieder sehr informativ!
    Was dem Meertext-Blog an Quantität der Artikel fehlt macht es durch Qualität derselben wieder wett. 🙂

    Gruß
    Aginor

  16. #16 gedankenknick
    2. Oktober 2018

    Ich schließe mich erst einmal Aginor an und betone, dass ich qualitative Artikel quantitativen immer vorziehe, und da wird man als Leser dieses Blogs immer positiv überrascht.

    Das mit dem Ökonomie vor Ökologie sehe ich leider genau so schwierig und schwarz. In den seltensten Fällen wurde die Ökologie über die Ökonomie gestellt, mit allen Folgen, die wir heute schon erleben und begreifen (auch im Sinne von “anfassen”) können, so wir es denn nur wollen. Aber Geschichte scheint halt dazu da zu sein, wiederholt zu werden.

    Also das mit dem Mangan-Knollen-Abbau und der “Glomar Explorer”, rückdatierbar auf 1972, war ja eine doch etwas andere Geschichte. Die CIA wollte ja damals eher weniger Manganknollen als gesunke russische nuklear bewaffnete Atom-U-Boote …. schürfen. Das klappte dann allerdings nur teilweise, hat später dafür aber für internationale Verwicklung(en) gesorgt – wie ja auch nicht anders zu erwarten war.

    Mich hat die seltsame Form irgendwie eher an einen unanständigen Gummiartikel erinnert…
    Also ich hab da als ersten einen Schuhlöffel assoziiiert.