Heute heißt das schlangenartige eozäne Waltier wieder Basilosaurus, denn nach den Vorgaben der Nomenklaturkommission gilt der erste Name. Die Gattung Basilosaurus umfasst heute drei Arten: Basilosaurus cetoides (Nordamerika), Basilosaurus isis (Ägypten, Jordanien) und Basilosaurus drazindai (Pakistan).
Der zweite häufig gefundene Urwal der Fayoum-Oase ist Dorudon atrox, ein bis zu 5 Meter langer Meeresbewohner. Er war eher kompakt gebaut, aber ebenfalls ein Jäger. Von der Gattung Dorudon sind heute zwei Arten bekannt: D. atrox aus Nordafrika und D. serratus aus South Carolina.
Die ägyptischen Urwale waren schon voll aquatisch, hatten aber noch kleine Hinterbeine und das typische Urwal-Gebiss.
Bei beiden fossilen Walen sind die Schwanzwirbel so geformt, dass die Wal-Paläontologen davon ausgehen, dass die Tiere bereits eine Fluke wie heutige Wale hatten: „As whales began to swim by undulating the whole body, other changes in the skeleton allowed their limbs to be used more for steering than for paddling. Because the sequence of these whales’ tail vertebrae matches those of living dolphins and whales, it suggests that early whales, like Dorudon and Basilosaurus, did have tailfins. Such skeletal changes that accommodate an aquatic lifestyle are especially pronounced in basilosaurids, such as Dorudon.”
Urwale (Archaeoceti) haben zwei unterschiedliche Zahnformen: Im hinteren Teil des Gebisses sind sie mehrspitzig und kammartig gezähnt. Solche Zähne haben heute etwa Krabbenfresser-Robben, sie sind also schon gut angepasst an das Fangen glitschiger Beute im Wasser. Im vorderen Teil des Gebisses stehen kegelförmige Zähne, sehr ähnlich den reptilienartig anmutenden Zähne heutiger Zahnwale.
Alle Urwale waren Jäger! Erst mit dem Aufstieg der modernen Wale entwickelten sich seit ca. 30 Millionen Jahren Plankton fressende Bartenwale (Mysticeti).
Wadi al Hitan: Von der Wal-Kinderstube zum Wal-Friedhof
Die bedeutendsten Fossilfundstellen für Wale liegen in heutigen Wüsten, scheinbar fernab der Meere. Sie sind ehemalige Küstenbereiche und enthalten neben Walen auch andere Meeresfossilien. In Wüsten fehlt störende Vegetation, so sind paläontologische Schätze offen gelegt.
Die spektakuläre ägyptische Fayoum-Fundstelle liegt 140 km südwestlich von Kairo in der Sahara. Das heutige Tal der Wale war vor Urzeiten eine seichte Lagune der Tethys. Im späten Eozän, vor etwa 41 bis 35 Millionen Jahren, tummelten sich hier viele Wale und andere Meerestiere im lauwarmen Wasser. Aufgrund der vielen jungen Dorudons vermuten die Paläontologen schon lange, dass die Lagune eine Art Kinderstube für diese Wale war. Die einstige Kinderstube ist heute einer der bedeutendsten Wal-Friedhöfe der Welt!
Wadi Al Hitan ist eine Konzentrat-Lagerstätte mit einer außergewöhnlichen Dichte an Fossilien in hoher Qualität. Darunter sind Hunderte von Basilosaurus isis und Dorudon atrox-Fossilien. Als Begleitfauna kommen einige weniger häufige Urwale, drei Arten von Seekühen, zwei Krokodil-Arten, Seeschlangen, Meeresschildkröten, Knochenfische und viele Haie vor. Viele der Fossilien sind vollständig, oft sind die Knochen noch im Verband. Dazu gibt es natürlich die übliche Begleitfauna an kleineren Wirbeltieren und Wirbellosen sowie reichlich Plankton. Die Analyse des Nanoplanktons und der Foraminiferen-Zonen zeigen, dass WH 10001 etwa 37,5 Millionen Jahre alt ist, das entspricht der Bartonium–Priabonium- Grenze am Übergang vom Mittleren zum Oberen Eozän.
(Weiter geht es in Teil 2)
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